Neuinstallationen von PV-Kleinanlagen bis 10 kW, Szenarienvergleich 2020 und 2021. ©Bild: EUPD Research

Investitionen in PV-Kleinanalgen und Heimspeicher, Szenarienvergleich 2020 und 2021. ©Bild: EUPD Research

Minus eine Milliarde Euro im Jahr 2021: Solardeckel zerstört deutschen Markt für Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher

(ee-news.ch) Nach Berechnungen von EUPD Research werden Photovoltaik-Neuinstallationen in Deutschland nach Erreichen des 52-GW-Solardeckels dramatisch einbrechen. Der damit verbundene Wegfall der Einspeisevergütungen verhindert den wirtschaftlichen Betrieb für neu installierte Photovoltaikanlagen. Während die Corona-Krise die Nachfrage bislang kaum beeinträchtigt hat, könnten aufgrund des Solardeckels allein 2021 Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher im Marktwert von einer Milliarde Euro nicht installiert werden.


Die fundamentalen Einschränkungen durch die Corona-Krise sind bereits seit Wochen in verschiedensten Wirtschaftsdaten und Befragungsergebnissen deutlich sichtbar. Auf die Photovoltaik (PV)-Nachfrage in Deutschland wirkte sich die Pandemie bislang kaum aus (siehe ee-news.ch vom 21.4.2020 >>). Im Marktsegment der Photovoltaik-Kleinanlagen bis 10 kW (i. d. R. Eigenheime) wuchs die installierte Leistung im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal sogar um gut ein Viertel. Insgesamt erreichte der PV-Markt in den ersten Monaten dieses Jahres nahezu das Niveau des Vorjahreszeitraums.

Einbruch von 83 Prozent befürchtet
Durch den nahenden Förderdeckel für neue Solardächer drohe dieser vergleichsweise positiven Entwicklung nun jedoch bereits in wenigen Wochen ein jäher Abbruch, schreibt EUPD Research. Nach einer aktuellen Analyse sei nach Erreichen der Förderbeschränkung im Sommer mit einem Einbruch der Photovoltaik-Nachfrage bei Eigenheimbesitzern in Höhe von 83 Prozent zu rechnen. Auch für den Absatz neuer Solarstromspeicher prognostiziert EUPD einen massiven Einbruch.

EUPD Research vergleicht zwei mögliche Entwicklungspfade für das Segment der PV-Kleinanlagen: ein Basis-Szenario mit den Auswirkungen der Corona-Krise sowie ein Szenario zum Solardeckel. Die Analyse der quartalsweisen Installationszahlen zeigt im Basis-Szenario einen dämpfenden Effekt der Corona-bedingten Wirtschaftskrise im zweiten und dritten Quartal 2020. Ab dem ersten Quartal 2021 wird hier mit einem Nachholeffekt gerechnet. Dementgegen verzeichnen die Neuinstallationen an solaren Kleinanlagen bei Fortbestand des Solardeckels zunächst einen deutlichen Vorzieheffekt, der mit Erreichen des Deckels im August 2020 dann abrupt endet. Vom dritten auf das vierte Quartal 2020 wird ein Markteinbruch um 83 Prozent prognostiziert.

Auch Heimspeicher betroffen
Die Photovoltaik-Anlage ist gerade bei privaten Haushalten zumeist mit der Installation weiterer Komponenten wie Stromspeicher, aber auch einer Wallbox zum Laden für das Elektrofahrzeug verbunden. Mit Erreichen des Solardeckels und dem damit einhergehenden Aussetzen der Einspeisevergütung für Neuinstallationen ist ein wirtschaftlicher Betrieb der Photovoltaik-Anlagen kaum noch zu realisieren. Aus Sicht der privaten Haushalte wird es im Falle eines Fortbestands der Förderbeschränkung zu zwei Entwicklungen kommen: Einerseits wird aufgrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit ein Grossteil der Solaranlagen nicht mehr gebaut. Andererseits werden die noch realisierten Photovoltaik-Anlagen mit geringerer Leistung gebaut, da mit einer verminderten Stromerzeugung ein höherer Eigenverbrauch erreicht werden kann. Dies minimiert die Netzeinspeisung und damit den Verlust des Anlagenbetreibers. Für Heimspeicher als ergänzende Komponente zur Solaranlage bedeutet diese Entwicklung einen noch stärkeren Absatzeinbruch als für die Photovoltaik.

Da die Installation von Heimspeichern in knapp 90 Prozent der Anwendungen gemeinsam mit einer Photovoltaik-Neuinstallation erfolgt, trifft der Markteinbruch für Solaranlagen die Heimspeicher besonders stark. Zudem wirkt sich der Trend zu kleineren Photovoltaik-Anlagen überdies negativ auf die Nachfrage nach Heimspeichern aus. Während die Neuinstallationen an Photovoltaik-Kleinanlagen im Szenario mit Solardeckel gegenüber dem Basis Szenario um zwei Drittel zurückgehen, bricht der Umsatz von Heimspeichern in Deutschland gar um 73 Prozent ein. Insgesamt zeigen die Berechnungen von EUPD Research für 2021 einen Rückgang der Investitionen in Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher beim Fortbestand des Solardeckels von einer Milliarde Euro. Umsatzeinbussen mindestens der gleichen Grössenordnung sind im PV-Marktsegment grosser Gewerbeanlagen zu erwarten. Investoren rechnen hier mit besonders spitzem Bleistift.

Text: ee-news.ch, Quelle: EUPD Research



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2 Kommentare

Andreas Stämpfli

@Kurt Ernst Spörri: Städte haben Wohnblöcke. Viele davon gehören Investoren wie Pensionskassen.
Warum nicht verpflichten, dass der Energieverbrauch wenigstens teilweise mit Photovoltaik gedeckt wird?
Die Hochspannungsnetze werden dadurch ebenfalls entlastet, da die Produktion lokal ist.

Kurt Ernst Spörri

Solar-, Kleinwind und Wellentechnologie sind ein gute Ideen für ländliche Gebiete.
Der Solardeckel ist o.k., da sonst immer die allgemeinen SteuerzahlerInnen zahlen müssen und nur der Eigenheimbesitzer profitiert ! Solarparks sind o.k., aber wo ist die Stromautobahn um diesen zum Verbraucher zu liefern ?

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