Normale Pfanne, Dampfkochtopf, Isolierpfanne: Die Thermoaufnahme zeigt, wo am meisten Wärme abstrahlt (rote, gelb-orange Flächen) (Bild: Toni Venzin)

Unschlagbar effizient ist der Eierkocher: Für dasselbe Resultat benötigt er mit 77 Wh nur rund einen Viertel des Stroms benötigt wird. Grafik: AB

Zum Garen von 500 Gramm Kartoffeln testete das Kochteam insgesamt fünfzehn verschiedene Zubereitungs-arten – darunter auch im Backofen mit und ohne Steamerfunktion. Grafik: AB

Kann man beim Spaghetti-Kochen in der Pfanne auf dem Herd Energie sparen, wenn das Wasser zuerst mit dem Wasserkocher zum Sieden gebracht wird? Grafik: AB

Kochen: Einfach viel Strom sparen

(AB) Wie viel Strom brauchen unterschiedliche Kochmethoden? Ein Messprojekt* liefert aufschlussreiche und überraschende Ergebnisse. Fazit: Viel Energie sparen lässt sich vor allem durch den Umgang mit Töpfen, Herd und Küchen-Spezialgeräten. Anette Michel ist Projektleiterin bei der Stromspar-Website www.topten.ch (siehe Box). Sie kennt sich bestens aus mit effizienten Haushaltgeräten. Im Auftrag der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) und des WWF Schweiz reiste sie mehrmals ins Testlabor S.A.L.T an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur.


Zusammen mit dem S.A.L.T-Experten Toni Venzin baute sie ein Messprojekt der besonderen Art auf: Es sollte Aufschluss darüber geben, wie gross die Unterschiede des Stromverbrauchs bei verschiedenen Kochmethoden sind. Das Mess-Duo kochte also mit den unterschiedlichsten Methoden Eier hart oder Teigwaren und Kartoffeln weich. Sie brauten auf elf verschiedene Arten Kaffee und sie schoben tiefgekühlte sowie gekühlte Fertigpizzas in den Backofen. Dabei registrierten präzise Messinstrumente jeweils den Stromverbrauch.

Beim Hartkochen von zwei Eiern hielt sich das Kochteam genau an die Anweisungen des Schulkochbuchs „Tiptopf“. Gemäss dem Millionenseller müssen die Eier von siedendem Wasser bedeckt in der offenen Pfanne während zehn Minuten auf mittlerer Kochstufe hart gekocht werden. Das Messergebnis war alles andere als schulbuchmässig: Von den getesteten sechs Methoden braucht die Zubereitung nach „Tiptopf“ mit Abstand am meisten Strom (siehe Grafik). Erstaunlich ist, dass auf dem effizienten Induktions-Kochfeld ab (307 Wattstunden, Wh) noch mehr Energie verbraucht wird als auf der Gusseisenplatte. Der Grund: Die mittlere Stufe entspricht beim Induktionsfeld einer höheren Leistung als bei Gusseisen- und Glaskeramikkochfeld. Nötig wäre diese hohe Stufe nicht.



Dreimal mehr Strom als Ogi-Methode
Unschlagbar effizient ist der Eierkocher: Für dasselbe Resultat benötigt er mit 77 Wh nur rund einen Viertel des Stroms wie er mit der Tiptopf-Methode auf Glaskeramik-, Gusseisen- oder Induktionsplatte benötigt wird. Anette Michel erklärt, warum das so ist: „In der Pfanne werden 1,1 Liter Wasser erhitzt und teilweise nutzlos verdampft. Beim Eierkocher mit Deckel reicht ein knapper Deziliter Wasser, die Eier werden im Dampf gegart.“

Nach wie vor gut im Rennen ist die Eier-Kochmethode, wie sie von Alt Bundesrat Adolf Ogi propagiert wurde: Einen Fingerbreit Wasser in der Pfanne mit Deckel zum Sieden bringen, danach die Herdplatte ausschalten und die Restwärme nutzen. Stromverbrauch: 101 Wh. Im Vergleich dazu braucht die Tiptopf-Methode auf allen drei Kochfeldtypen mit 270 bis 307 Wh rund dreimal mehr Energie. Auf dem Induktions-Kochfeld musste die ‚Ogi-Methode‘ allerdings angepasst werden, da dieses Kochfeld nach dem Abschalten praktisch keine Restwärme abgibt. Die Eier werden so nicht hart. Sie müssen auf dem Induktionsfeld auf der tiefsten Kochstufe fertiggekocht werden. Dann ist das Resultat überzeugend. Der Stromverbrauch liegt bei dieser zweitbesten Methode mit 88 Wh nur um 14 Prozent höher als beim Eierkocher.

Ofenkartoffeln: 10 x mehr Strom!
Zum Garen von 500 Gramm Kartoffeln testete das Kochteam insgesamt fünfzehn verschiedene Zubereitungs-arten – darunter auch im Backofen mit und ohne Steamerfunktion. Die Verbrauchsunterschiede, welche die Messgeräte registrierten, sind enorm: Die effizienteste Kochmethode ist das Garen mit sehr wenig Wasser in der Isolierpfanne auf dem Induktionsfeld. Der Stromverbrauch beträgt lediglich 95 Wh. Fürs Garen im Backofen mit Steamerfunktion liegt der Energieverbrauch mit 745 Wh achtmal so hoch. Ofenkartoffeln aus dem Backofen benötigen gar zehnmal so viel Strom (967 Wh, siehe auch Box 3).

Im Vergleich zur sehr effizienten Isolierpfanne auf dem Induktionsfeld (95 Wh) liegt der Stromverbrauch des Dampfkochtopfs mit 154 Wh zwar höher – dafür sind die Kartoffeln bereits nach fünfzehn Minuten auf dem Tisch. Die Garzeiten dauern bei den anderen Kochmethoden mindestens doppelt so lange. Darum ist der Energieverbrauch deutlich höher.

In der Pfanne mit viel Wasser und Deckel liegt der Stromverbrauch je nach Kochfeldtechnik im Vergleich zum Dampfkochtopf um 25 bis 50 Prozent höher (222 Wh bis 278 Wh). „Ob mit oder ohne Siebeinsatz ist dabei unerheblich“, hat Anette Michel festgestellt. Mehr als doppelt so viel Energie benötigt das Garen von Kartoffeln im separaten Steamer (401 Wh) und auf der Glaskeramik- und Gusseisenplatte, wenn viel Wasser in der offenen Pfanne verdampft (rund 430 Wh). Im Vergleich zum Garen von Kartoffeln im Backofen mit Steamerfunktion oder zu Ofenkartoffeln sind diese ineffizienten Kochmethoden mit der Hälfte des Stromverbrauchs zwar geradezu ‚sparsam‘. Doch das ist relativ: Gegenüber dem Garen in der Isolierpfanne benötigt man viermal so viel Energie.

Umluft spart 15 Prozent Strom
Eine interessante Erkenntnis brachte das Zubereiten von Tiefkühl- und Kühlpizza im Backofen. Es konnte dabei die Frage geklärt werden, wieviel der Verzicht aufs Vorheizen energetisch bringt: Die Stromeinsparung beträgt lediglich fünf bis acht Prozent. „Dieser kleine Spareffekt kann jedoch schnell zunichte gemacht sein“, erklärt Anette Michel. Ohne Vorheizen sei es schwieriger zu beurteilen, wann die Pizza fertiggebacken ist. Das könne dazu führen, dass der Backofen länger eingeschaltet bleibt, als wirklich nötig.
Tendenziell etwas weniger Energie ist für das Backen von Kühl- statt Tiefkühlpizza nötig. Entscheidend ist hier allerdings die Backdauer: Im Test war die Kühlpizza bereits nach sieben Minuten fertig, bei der Tiefkühlpizza dauerte es zwölf Minuten. Doch das kann nicht verallgemeinert werden. „Ich habe bei meiner Recherche festgestellt, dass die angegebene Backdauer für tiefgekühlte Pizzas nicht systematisch höher ist als bei gekühlten“, sagt Anette Michel.

Aus energetischer Sicht am meisten bringt das Backen mit Umluft statt mit Ober- und Unterhitze. Weil die Temperatur fürs gleiche Backergebnis rund 20 Grad tiefer eingestellt werden kann, lassen sich so je nach Backofenmodell und Backdauer rund 15 Prozent Strom einsparen. Doch auch das ist relativ: Backen ist die mit Abstand energieaufwändigste Kochmethode.

Mokka-Pot: Effizient, aber…
Untersucht haben Anette Michel und S.A.L.T.-Experte Toni Venzin auch verschiedene Arten der Kaffeezubereitung. Dabei wurden jeweils 3 Deziliter Kaffee gebraut und der Stromverbrauch auf jährlich 2190 Tassen hochgerechnet, was sechs Tassen pro Tag entspricht. Klarer Sieger ist der mit dem Wasserkocher gebraute Filterkaffee (25 Kilowattstunden pro Jahr; kWh/a), den man idealerweise in einen Thermoskrug füllt. Die Filterkaffeemaschine erreicht mit 33 kWh/a Rang zwei – vorausgesetzt man schaltet sie nach 20 Minuten Warmhalten ab. Es folgt die Portionenmaschine mit automatischer Abschaltfunktion, wie sie von www.topten.ch gelistet werden (35 kWh/a). Knapp neben dem Podest landet der sympathische Mokka-Pot: Wenn Durchmesser von Kochplatte und Pot überreinstimmen, begnügt er sich mit lediglich 36 kWh/a. Allerdings: Stellt man den Mokka-Pot auf eine fünf Zentimeter zu grosse Kochplatte, verdoppelt sich der Stromverbrauch fast auf 60 kWh/a. So viel Energie braucht auch der Filterkaffee, wenn das Wasser in der Pfanne auf der Glaskeramikplatte aufgekocht wird. Steht der Mokka-Pot auf einer Platte, die gar 15 Zentimeter zu gross ist, erhöht sich der Verbrauch rasch auf 81 kWh/a (Glaskeramik), beziehungsweise 92 kWh/a (Gussplatte).

Am Ende der Skala steht abgeschlagen ein Kaffeevollautomat , der zwölf Stunden pro Tag im Warmhaltemodus steht. Mit 196 kWh pro Jahr liegt sein Verbrauch achtmal höher als bei der sparsamsten Braumethode und fünfmal über der effizientesten Zubereitung mit Mokka-Pot.

Box 1: Wenn der Wasserkocher nichts spart
Kann man beim Spaghetti-Kochen in der Pfanne auf dem Herd Energie sparen, wenn das Wasser zuerst mit dem Wasserkocher zum Sieden gebracht wird? Anette Michel hat darauf eine kurze und klare Antwort: „Nein.“ Sie hat den Stromverbrauch für die Zubereitung von Spaghetti mit und ohne Hilfe des Wasserkochers gemessen. Das Resultat: Beide Methoden brauchen gleich viel Energie. Der Grund liegt darin, dass bei der Variante mit Wasserkocher neben dem Gerät und dem Wasser auch das Kochfeld und die Pfanne aufgeheizt werden muss. Die Summe dieses Energieverbrauchs entspricht dann praktisch exakt dem Stromverbrauch für das Kochen von Spaghetti in der Pfanne (Deckel drauf bis zu Siedepunkt, danach offen).

Box 2: Einfach Strom sparen beim Kochen
Um beim Kochen viel Energie zu sparen, braucht es nicht unbedingt die neuste Kochfeld-Technologie. Kochmethode und –verhalten sind viel wichtiger. Hier die wichtigsten Tipps zusammengefasst:

Ein Deckel auf der Pfanne spart gegenüber der offenen Pfanne rund 40 Prozent Energie.

Der Dampfkochtopf spart gegenüber der Pfanne mit Deckel 30 Prozent Strom, die Isolierpfanne sogar 60 Prozent.

Den Backofen aufgrund seines hohen Stromverbrauchs sparsam einsetzen. Umluft statt Ober-/Unterhitze spart rund 15 Prozent Energie.

Beim Zubereiten von Tee, Instant-Kaffe oder einer Bouillon braucht ein Wasserkocher im Vergleich zum Erhitzen des Wassers in der Pfanne auf dem Kochfeld nur halb so viel Strom.

Kaffeemaschine nach Gebrauch abschalten. Das reduziert den Stromverbrauch erheblich. Beim Ersatz ein Gerät mit automatischer Abschaltfunktion wählen (siehe www.topten.ch).

Ob Backofen, Kochfeld, Geschirrspüler oder Kühl-/Gefriergerät: Beim Neukauf lohnen sich grundsätzlich die sparsamsten Geräte, wie sie von www.topten.ch gelistet werden. Denn diese Geräte werden rund 15 Jahre praktisch täglich verwendet.

Box 3: Wieviel sind 967 Wattstunden?
Mit dem Stromverbrauch für Ofenkartoffeln kann man…

Mit dem Föhn (2000 Watt) 30 Minuten lang Haare trocknen

Eine 12-Watt-LED-Lampe (entspricht einer 60-Watt-Glühlampe) 80 Stunden lang brennen lassen

Einen sparsamen PC-Monitor (20 Watt) 48 Stunden lang nutzen

Einen sparsamen Luftbefeuchter (8 Watt) 120 Stunden lang betreiben

Mit einem sparsamen Staubsauger (1000 Watt) 1 Stunde lang saugen

Quelle elektrische Leistungen: www.topten.ch

* Messbericht „Energieeffizienz von Kochmethoden, Messungen mit Eiern, Kaffee, Kartoffeln und Teigwaren“; im Auftrag von WWF Schweiz und den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ); 24. April 2012; Download unter www.topten.ch oder www.wwf.ch/kochen.

Text: Armin Braunwalder, Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, www.energieeffizienz.ch

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1 Kommentare

J. Pfleiderer

Huhu!

Ein sehr interessanter Artikel! Zum Teil hab ich völlig neue Fakten erfahren, gerade das mit dem Eierkocher hätte ich nicht gedacht. Das ganze sieht sehr gründlich recherchiert aus, so etwas wäre bestimmt auch super im Bereich Lampen und Heizungsdämmung. Solche krassen und deutlichen Beispiele zeigen wenigstens jedem wie sehr man auch bei scheinbar alltäglichen und normalen Sachen (wie eben Kochen) viel Strom sparen kann. Und Beispiele wie der Unterschied zwischen Umluft und Ober- & Unterhitze sind vielen Köchen sicherlich gar nicht bekannt.

Respekt & danke für die Informationen!

Mit freundlichen Grüßen,
J.P.

PS: Für viele andere Energiespartipps kann ich www.gruenspar.de nur empfehlen!

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