Im Rahmen der allgemein geführten Diskussion um protektionistische Massnahmen in den USA und den entsprechenden Vergeltungsmassnahmen von Europa und China wäre eine Fortführung der Marktbeschränkungen für asiatische Solarprodukte auch ein ganz schlechtes Zeichen gewesen.
PV-Markt um Jahre zurückgeworfen
Ein Kapitel, welches im Jahre 2013 aufgeklappt wurde und zu wesentlichen Turbulenzen und Umwälzungen in der PV-Branche geführt hat, wird Ende 2018 nun endlich geschlossen. Wenn die sehr kontrovers diskutierten Strafzölle und Schutzmechanismen jedoch eines nicht erreicht haben, dann ist das die Rettung der europäischen Zell- und Modulproduktionsstätten. So gesehen war es eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen und Möglichkeiten, welche den europäischen PV-Markt um Jahre zurückgeworfen hat. Längst sind weltweit zahlreiche andere Regionen bezüglich der Installationszahlen an den einstigen Leitmärkten wie Italien, Spanien und natürlich Deutschland vorbeigezogen, europäische Märkte waren viele Jahre nur eine Randnotiz der Solargeschichte.
Aber was bedeutet der Wegfall der Marktregulierungsmassnahmen für die heimischen Märkte und den weiteren Ausbau der Solarenergie?
Abwarten und lauern
Noch sind nicht alle Akteure aus der Sommerpause zurück, sowohl auf der Anbieter-, als auch auf der Abnehmerseite. Nach verhaltener Nachfrage innerhalb der vergangenen vier bis sechs Wochen, in denen sich die Preise weitestgehend auf stabilem Niveau hielten, muss die Maschinerie nun erst wieder anlaufen, viele Projekte gegebenenfalls neu berechnet werden. Dazu wartet man auf wesentliche Preissignale aus dem Markt. Diese kommen momentan noch sehr spärlich, denn offenbar möchte keiner der grossen Hersteller den ersten Schritt machen. Man wartet ab und lauert, wann die Konkurrenz reagiert oder aber beruft sich auf gut gefüllte Auftragsbücher. Bei fast allen bekannten Marken werden Preiskorrekturen in Lieferverträgen nicht vor Ende September in Aussicht gestellt, wenn die aktuellen Turbulenzen sich gelegt haben.
Preislawine kommt ins Rutschen
Zunehmend grätschen jedoch bereits kleinere (Tier-2-)Hersteller dazwischen und werfen Module zu Preisen im unteren 20-Cent-Bereich in die Runde. Auch einige Tier-1-Produkte werden bereits zu Tarifen deutlich unter geltendem Mindestimportpreis angeboten, obwohl die Informationen aus Brüssel gerade einmal wenige Tage alt sind. So müssen die Indexpreise beinahe wöchentlich um ein bis zwei Cent pro Wattpeak nach unten korrigiert werden. Insbesondere monokristalline Module wurden hier bisher noch deutlich über Weltmarktpreisen gehandelt und haben gehörigen Nachholbedarf. So haben die Preise für High Efficiency und All Black Module in den vergangenen drei Wochen um bis zu drei Cent nachgegeben, während der Mainstream-Modulpreis nur zwei Cent unter dem Vormonatswert liegt. Prozentual entspricht das einer Ermässigung von 5.3 bis maximal 7.5 Prozent – die Preislawine kommt langsam aber sicher ins Rutschen.
Jetzt schon nahe an Produktionskosten
Man fragt sich natürlich, wie es nun weitergeht und wann die ersten in China gefertigten Module in den europäischen Häfen eintreffen. Diese durften nämlich bis zum offiziellen Ende der Marktbeschränkung noch nicht in die EU eingeführt werden, ohne dass hohe Strafzölle fällig geworden wären. Es ist jedoch zu erwarten, dass in den nächsten Tagen und Wochen einige Container in den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Hamburg gelöscht und dann ohne Aufschläge vom Zoll durchgewunken werden. Welches Preisniveau sich dann etabliert, darüber kann spekuliert werden. Angeblich sind die Modulpreise schon jetzt nahe an den Produktionskosten. Andererseits gilt es, hohe Lagerbestände abzubauen, und da gilt dann bekanntlich das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Da das Ende der Preisspirale noch nicht absehbar ist, wird jetzt hektisch Lagerbereinigung betrieben und die Ware notfalls auch unterhalb der Produktionskosten abgestossen, nur um eine noch grössere Abwertung zu vermeiden.
Zu Ungunsten der Qualität
Für Investoren und Errichter zeichnet sich indes eine sehr positive Entwicklung ab, da sich durch die niedrigeren Preise viele Projekte – insbesondere aus den vergangenen Ausschreibungen – nun leichter realisieren und gleichzeitig auch höhere Renditen erzielen lassen. Limitierender Faktor werden dann allenfalls noch die knappen Montagekapazitäten sein, die sich bereits jetzt schon abzeichnen. Freilich muss man auch ein paar Gedanken darüber verlieren, welchen Einfluss die niedrigen Preise auf die Modulqualität haben. Vermutlich werden etliche Hersteller gezwungen sein, an allen Ecken und Enden Kosten einzusparen, was zwangsläufig zu Lasten der Güte und Langzeitstabilität ihrer Produkte gehen wird. Hier ist also Wachsamkeit gefragt und etwas gesunder Menschenverstand, um nicht auf jedes Billigstangebot reinzufallen, welches einem vor die Nase gehalten wird.
Text: Martin Schachinger, pvXchange.com
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