Das Ringhotel Teutoburger Wald in Tecklenburg-Brochterbeck hält 90 Betten für Gäste bereit. ©Bild: Ringhotel Teutoburger Wald

Zwei BHKW mit je 33 kWel erzeugen 460.000 kWh Strom pro Jahr. ©Bild: Ringhotel Teutoburger Wald

Auf dem Hauptdach des Hotelgebäudes wurde eine weitere Photovoltaik-Anlage installiert. ©Bild: Ringhotel Teutoburger Wald

Auf den Garagen befindet sich ein Teil der Photovoltaik-Anlage. ©Bild: Ringhotel Teutoburger

Nachhaltige Versorgung: Wellness-Hotel auf dem Weg zur Energieautarkie

(PM) Wellness inmitten der Natur: Mit Klangliege, Salzgrotte, Yoga-Kursen und anderen Annehmlichkeiten können es sich die Gäste im Ringhotel Teutoburger Wald in Tecklenburg-Brochterbeck gut gehen lassen. Dank BHKW, Wärmepumpe, Photovoltaik und LED-Licht geschieht das Ganze auf umweltfreundliche und effiziente Weise. Schon seit Jahren setzt man im Wellness-Hotel bei der Energieversorgung auf den Einsatz zukunftsweisender Technik.


Rund 90 Betten, rund 19‘000 Übernachtungen im Jahr, vier Saunen, ein Schwimmbad, Whirlpool, Fitnessbereich dazu Küche und Gastronomie – alles zusammen klingt das nach einer hohen Strom- und Energierechnung. Aber die Inhaber, Olaf und Rainer Kerssen, wollten es anders. Seit der Übernahme des elterlichen Betriebes im Jahre 2006 sank der externe Strombezug von ca. 650‘000 kWh jährlich auf den heutigen Wert von 45‘000 kWh/a – also um mehr als das Zehnfache. Grossen Anteil daran haben die beiden Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer elektrischen Leistung von je 33 kW.

Strom sparen und BHKW besser auslasten
Nach Installation des ersten Erdgas-BHKW mit einer elektrischen Leistung von 33 kW waren die nächsten Schritte die Umstellung der Heizungs- und Warmwasser- sowie die Schwimmbadpumpen auf Energiesparpumpen und die Umstellung der Beleuchtung auf LED. Anschliessend wurde der Wasserzufluss für die Spülmaschinen auf Warmwasser umgestellt, was wiederum Strom spart und das BHKW besser auslastet. Durch diese Massnahmen wurde der Strombedarf des Hotels auf 520‘000 kWh im Jahr 2017 reduziert, davon schon 200‘000 kWh selbst erzeugt.

Lastenmanagement optimiert Stromverbrauch
Auch was gut ist, kann noch verbessert werden: Optimiert wird der Stromverbrauch mit Hilfe eines Lastenmanagements. Damit werden teure Stromlastspitzen vermieden und der Stromverbrauch ist kontinuierlicher, was auch wieder zur besseren Auslastung des BHKW führt. Waschmaschinen und Trockner beispielsweise beginnen erst mit ihrer Arbeit, wenn die Summe des Verbrauchs der laufenden Stromabnehmer unter der Marke von 90 kW bleibt. Darüber hinaus werden Küchengeräte weggeschaltet, sobald das System eine Stromabnahme von über 90 kW in den 15-Minuten-Taktungen erkennt.

Ebenfalls mit in das System integriert sind die Heizungen der Saunen, die mit jeweils zwei Heizstäben à 9 kW betrieben werden. Da die volle Leistung meist nur für das Aufheizen benötigt wird, kann während des Betriebs einer der beiden Heizstäbe weggeschaltet werden.

Wäsche trocknen mit Abwärme
In den Jahren 2018 und 2019 liessen die Brüder Kerssen ein weiteres Erdgas-BHKW mit 33 kWel installieren, nahmen eine Photovoltaikanlage mit 20 kWpeak (mit einer jährlichen Stromerzeugung von ca. 18.000 kWh zur Eigennutzung) in Betrieb und stellten die zwei Wäschetrockner von Strombeheizung auf die Abwärmenutzung der BHKW um. Mit den beiden BHKW werden ca. 460‘000 kWh Strom pro Jahr erzeugt. Davon werden derzeit ca. 60‘000 kWh im Jahr noch in das Netz des Energieversorgers eingespeist. Gleichzeitig müssen aber noch ca. 60‘000 kWh pro Jahr vom Energieversorger eingekauft werden.

Durch Anschaffung neuer Wäschetrockner konnte der Stromverbrauch um rund 27‘400 kWh pro Jahr gesenkt werden. Die alten Trockner hatten einen elektrischen Anschlusswert von jeweils 14 kW mit einem Jahresverbrauch von ca. 30‘000 kWh. Die neuen Geräte hingegen haben nur noch einen elektrischen Anschlusswert von jeweils 1.2 kW; der Jahresverbrauch wird nur noch bei rund 2600 kWh liegen. Durch die Abwärmenutzung der Wäschetrockner wurden die Betriebsstunden der BHKW und damit auch die Stromproduktion erhöht.

16600 € pro Jahr an Kosten gespart
All diese Massnahmen setzen natürlich auch enorme Investitionskosten voraus. Allein für das zweite BHKW, die PV-Anlage und die beiden Wäschetrockner sind 2019 rund 150‘000 Euro investiert worden. Dabei macht der aufwendige Anschluss des zweiten BHKW und der beiden Wäschetrockner schon 50‘000 Euro aus – diese Kosten fallen bei einer späteren Ersatzinvestition in ein BHKW natürlich nicht mehr an. Zu berücksichtigen sind aber auch noch die Gasmehrkosten (BHKW haben einen schlechteren thermischen Wirkungsgrad als Heizkessel) von ca. 27‘600 €/a, die Abschreibung (AfA) in Höhe von 15‘000 €/a sowie die Kosten für Wartung, Reparatur und Instandhaltung von ca. 8800 €/a. Die Investition hat sich aber dennoch gerechnet, denn die Stromkosteneinsparungen liegen bei rund 68‘000 €/a. In der Summe ergibt sich so eine Kosteneinsparung von rund 16‘600 € pro Jahr.

Abgesehen von der finanziellen Ersparnis kann sich auch die CO2-Bilanz der Massnahmen sehen lassen. Durch die Einsparungen und Eigenerzeugung hat sich die CO2-Bilanz des Hotels verbessert. Im Jahr 2006 lag der Verbrauch bei rund 440 t CO2. Dieser hat sich im Jahr 2019 auf 365 t CO2 verbessert. Für das Jahr 2020 wird ein Verbrauch von 357 t CO2 erwartet.

Weiterer Schritt in Richtung Stromautarkie
Das Ringhotel muss zwar einerseits noch Energie vom Stromlieferanten beziehen, andererseits kann in Zeiten, wo zwar Wärme, aber nur wenig Strom gebraucht wird, selbst erzeugter Strom in das Netz des Energieversorgers eingespeist werden. Daher denken die Inhaber darüber nach, eine Batterieanlage zu installieren, die den Überschuss bis zum nächsten Bedarf zwischenspeichern könnte. Das wäre ein weiterer Schritt in Richtung Stromautarkie, d. h. der Bedarf an Strom würde immer durch die Eigenerzeugung inklusive der Batteriespeicher abgedeckt. Damit bestünde die Möglichkeit, sich vom Netzbetreiber abzukoppeln und einen eigenständigen Inselbetrieb durchzuführen - wenn denn die Stromerzeugung störungsfrei läuft.

Ein weiteres Element des energieeffizienten Hotels ist eine Wärmepumpe, welche die Fussbodenheizung des Hotel-Schwimmbades mit umweltfreundlicher Wärme aus dem Grundwasser versorgt. Da Wärme in einem Wellness-Hotel ein kostbares Gut ist, setzen die Inhaber konsequent auf Wärmerückgewinnung von den Kälteanlagen der Kühlhäuser und bei der Küchenabluft. Diese Wärme wird für die Beheizung der Räume eingesetzt.

Text: Energieagentur NRW

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1 Kommentare

Max Blatter

Ohne das Konzept im Detail angeschaut zu haben, gebe ich zu bedenken: "Nachhaltigkeit" und "Autarkie" gehen nicht immer Hand in Hand!

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