79 Prozent des auf Teneriffa verbrauchten Stroms stammt aus fossilen Quellen, das soll sich ändern. Die Energiegemeinschaft Adeje Verde soll demonstrieren, wie auch der Rest der Region nachhaltige Energie produzieren und verbrauchen kann. ©Bild: Eon

Eon und Gemeinde Adeje: Gründen erste Energiegemeinschaft auf Teneriffa – 200 Verbraucher an Photovoltaikanlage auf auf Dach der Musikschule angeschlossen

(ee-news.ch) Eon und Adeje, eine Gemeinde im Südwesten Teneriffas, gründen eine Energiegemeinschaft – Adeje Verde. Es ist die erste ihrer Art in Europa, so Eon, und bislang der grösste ‚Solar Circle‘ in Spanien: In einem 500-Meter Radius sind rund 200 Verbraucher an eine Photovoltaikanlage angeschlossen. Die Lösung soll es den Bewohnern sowie umliegenden Einrichtungen ermöglichen, Strom aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, zu teilen und gemeinsam zu nutzen. Ziel ist es, den Energiebedarf bis zu 100 Prozent aus lokalen, erneuerbaren Quellen zu decken.


Mit dem Pilotprojekt soll die erste Selbstverbraucher-Energiegemeinschaft in Europa mit einem innovativen Ansatz der Bürgerbeteiligung umgesetzt werden. Das Vorhaben basiert auf der neuen Strommarktrichtlinie (Artikel 16) des EU-Pakets für saubere Energie aus dem Jahr 2019. Die Richtlinie besagt, dass überschüssige Energie aus Photovoltaik (PV) nicht mehr vollständig in das Netz eingespeist werden muss, sondern auch Nachbarn vergünstigt zur Verfügung gestellt werden kann. Diese regulatorische Anpassung bildet die Grundlage für die erste Energiegemeinschaft auf den Kanarischen Inseln Spaniens. Hier will Eon bewährte Verfahren aus Projekten in Deutschland (Stadtwerke-Modell), den Niederlanden und Schweden anwenden, um das Projekt aufzubauen.

PV-Anlage auf Musikschule versorgt 200 Haushalte
Die Energiegemeinschaft besteht zukünftig aus einer Vielzahl lokaler, kreisförmig angeordneter Gebiete (Solar Circles), die jeweils mit einer PV-Dachanlage im Zentrum ausgestattet sind, welche von einem Prosumer (Energieerzeuger und -verbraucher) betrieben wird. Jede dieser PV-Anlagen liefert Solarenergie für eine Reihe von Verbrauchern in der unmittelbaren Nachbarschaft innerhalb eines Umkreises von 500 Metern. Die erste PV-Anlage wurde auf dem Dach der Musikschule von Adeje installiert. Ab August 2022 werden rund 200 Haushalte gemeinsam mit Energie aus der Anlage versorgt, das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent im ersten Solar Circle. Die PV-Anlage der Schule wird schätzungsweise 149‘200 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr erzeugen, was die CO2-Emissionen um rund 116 Tonnen pro Jahr verringert. Das Potential solcher Solar Circles ist enorm. Wenn sich rund 20 Prozent der europäischen Bürger an einer lokalen Energiegemeinschaft wie in Adeje beteiligten, könnten rund 6.4 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jährlich eingespart werden. Dies käme der Abschaffung von mehr als 25 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor auf europäischen Strassen gleich.

Am schnellsten wachsende Energiegemeinschaft in Europa
Parallel dazu will Eon daran arbeiten, die Verfügbarkeit neuer PV-Anlagen in Adeje auszubauen, sodass weitere Solar Circles angeschlossen werden können, um die Gemeinschaft zu vergrössern. So profitieren auch Menschen, die keinen Platz für eine eigene PV-Anlage haben, von den Vorteilen der Solarenergie. Das übergeordnete Ziel des Pilotprojekts ist, dass alle Bürger von Adeje die Möglichkeit haben, auf lokale Solarenergie in ihrer Nachbarschaft zuzugreifen. Auf diese Weise soll die Region die am schnellsten wachsende Energiegemeinschaft in Europa werden.

Bis 2040 Versorgung der Kanarischen Inseln mit 100 Prozent erneuerbaren Energien
Viele Inseln im EU-Raum bieten hervorragende Bedingungen für die Energieerzeugung aus Sonne, Wind und Wellen. Allerdings fehlt es ihnen häufig an der nötigen Infrastruktur, um diese Energiequellen in vollem Umfang zu nutzen. Die Energiespeicherung sowie geringe Netzkapazitäten stellen grosse Herausforderungen dar, sodass die meisten Inseln aus fossilen Brennstoffen erzeugte Energie vom Festland importieren müssen. Aus diesem Grund sind Inseln ein ideales Testgebiet für zukünftige Energiesysteme. Teneriffa ist da keine Ausnahme – 79 Prozent des auf der Insel verbrauchten Stroms stammt aus fossilen Quellen. Das ist nicht nachhaltig und ausserdem teuer – auf den Inseln können die Strompreise bis zu zehnmal höher sein als auf dem Festland. Die Regierung der Kanarischen Inseln versucht, diesen Zustand zu ändern und strebt bis 2040 eine Versorgung der Inseln mit 100 Prozent erneuerbaren Energien an. Die neue Energiegemeinschaft Adeje Verde soll als Pilot dienen und demonstrieren, wie der Rest der Region nachhaltige Energie produzieren und verbrauchen kann. Ausserdem könnte hierdurch eine europaweite Blaupause für die Erzeugung und den Verbrauch erneuerbarer Energien entstehen.

Text: ee-news.ch, Quelle Eon SE

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