Forschungsprojekte sollen in erster Linie dazu beitragen, innovative Ansätze zu fördern, Risiken und Kosten zu reduzieren, Speichermöglichkeiten zu schaffen sowie Bekanntheit und Akzeptanz dieser Form von erneuerbarer Energie zu steigern. Ein einzigartiges Labor auf dem Gebiet der Geothermie ist seit März 2020 in Rijswijk aktiv. In einem kürzlich erschienenen Artikel von Warmtenetwork (Wärmenetz für die Energiewende) in den Niederlanden werden Details zur Arbeit des Labors in einem Interview mit Frank van Bergen, Projektmanager im Labor, erläutert.
Entwicklung der Geothermie beschleunigen
Um die Entwicklung der Geothermie zu beschleunigen, wurde 2020 das Rijswijk-Zentrum für nachhaltige Geo-Energie (RCSG) gegründet. An dem Forschungszentrum sind das Ministerium für Wirtschaft und Klima, das Energiemanagement der Niederlande, die Provinz Südholland, die Gemeinde Rijswijk und die Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung beteiligt. Diese Initiatoren haben sich kürzlich bis 2024 wieder dem Zentrum verschrieben.
Vielseitiges Labor
In der RCSG können Unternehmen, die auf dem Gebiet der Geothermie tätig sind, ein fortschrittliches Labor nutzen. Es beherbergt zwanzig Forschungsbereiche, die alle Aspekte des Untertagebohrens abdecken. Fast alle Bedingungen untertage, wie sie in den Niederlanden üblich sind, können simuliert werden und neue Bohrtechniken und Materialien können getestet werden. In Rijswijk befindet sich eine Bohranlage über einem knapp 400 Meter tiefen Brunnen. Es gibt hydraulische Pressen von 300 und 400 Tonnen, Druckbehälter bis zu 1000 bar und verschiedene Rohrsysteme, in denen die Eigenschaften für Wärmeträger- und Bohrflüssigkeiten erforscht werden können. Aktuell wird das Labor für verschiedene Studien vorbereitet.
„Wir führen hier Bohr-Experimente in grossem, naturgetreuem Massstab durch“, sagt Frank van Bergen, Programmmanager des RCSG. „Und obwohl Geothermie von grösster Bedeutung ist, schauen wir auch weiter. Zum Beispiel untersuchen wir die Möglichkeiten der unterirdischen Speicherung von Wärme, CO2 und Wasserstoff. Ein konkretes Beispiel ist ein Forschungsprojekt, in dem wir untersuchen, ob wir Zement im und um den Brunnen durch natürliche Materialien ersetzen können.“
Nachhaltige Forschung in ehemaligem Shell-Labor
Die RCSG befindet sich im ehemaligen Shell-Forschungslabor im Kessler Park in Rijswijk. Während Shell hauptsächlich die Gewinnung fossiler Mineralien wie Öl und Gas erforschte, betrifft es jetzt hauptsächlich nachhaltige Energiequellen. Eine bedeutende Veränderung, sagt Van Bergen. „Wir möchten bewusst ein offenes Innovationslabor für alle Parteien sein, die sich für die Beschleunigung des Übergangs zu einem nachhaltigen Energiesystem einsetzen. Wir konzentrieren uns stark auf Innovation, auf Lösungen für bestehende und neue Fragen. Wir wollen diese Innovationen auch schneller auf den Markt bringen. Innovationen werden es ermöglichen, die Kosten zu senken und Geothermie in den Niederlanden schneller einzusetzen. “
Internationale Kooperation wird angestrebt
Unternehmen können über die RCSG aufwendige Forschungsarbeiten durchführen, die aufgrund der hohen Investitionen sonst nur schwer oder gar nicht möglich wären. Van Bergen: „Jeder, der mit neuen Bohrtechniken und -materialien experimentieren möchte, kann hierher gehen, möglicherweise in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Wissensinstitutionen.“ Es gebe ähnliche Zentren in Italien, Singapur und den USA, aber Rijswijk sei aufgrund der besonderen Kombination von Einrichtungen einzigartig. RCSG blicke daher ausdrücklich über die niederländische Grenze und konzentriere sich auch auf den internationalen Markt. Die RCSG arbeite derzeit an einem neuen Informations- und Bildungszentrum, das sich teilweise an ein breiteres Publikum richten werde.
Bundesverband Geothermie: Stand der Forschung und Forschungsbedarf in der Geothermie, Dezember 2020 >>
Text: Bundesverband Geothermie e. V. (BVG), Quelle: Warmtenetwerk voor de energietransitie, 29.04.2021
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