Das BAFU hat das schweizerische Treibhausgasinventar für die Jahre 1990-2018 am 14. April 2020 beim UNO-Klimasekretariat eingereicht. Das Inventar liefert ein umfassendes Bild über die im Kyoto-Protokoll geregelten Treibhausgasemissionen der Schweiz.
Gebäudesektor: 34% weniger Emissionen als 1990
Die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors betrugen im Jahr 2018 11.2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-eq). Sie lagen damit 2018 um 34 Prozent unter dem Wert im Basisjahr 1990. Die Abnahme von 1.2 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr ist zu einem Viertel auf die verbesserte Energieeffizienz von Gebäuden und den Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen und erneuerbare Energien zurückzuführen. Der Grossteil des Rückgangs ist jedoch dem milden Winter geschuldet. Der starke Einfluss der Wintertemperaturen auf die Emissionen zeigt, dass der Gebäudesektor nach wie vor zu einem bedeutenden Anteil mit fossilen Brennstoffen beheizt wird. Rechnet man den Effekt der Witterung heraus, zeigt sich für den Sektor eine Abnahme der Emissionen um rund 0.3 Mio. Tonnen pro Jahr. Dieser Trend ist zu gering, um das Reduktionsziel von 40 Prozent bis 2020 zu erreichen.
Industriesektor: 14% weniger Emissionen als 1990
Die Industrie stiess im Jahr 2018 11,2 Mio. Tonnen CO2-eq aus und damit 14 Prozent weniger als im Basisjahr 1990. Die Emissionen des Industriesektors wurden rückwirkend um rund 0.5 Mio. Tonnen CO2-eq korrigiert, da eine bisher unbekannte Lachgasquelle aus der Produktion des Chemie- und Pharmaunternehmens Lonza AG in das Treibhausgasinventar aufgenommen wurde. Die Emissionen des Industriesektors gingen gegenüber 2017 um rund 0.2 Mio. Tonnen zurück, sie stagnieren aber in den letzten Jahren. Zur Erreichung des Reduktionsziels für 2020 von 15 Prozent ist eine weitere Verminderung der Emissionen notwendig.
Verkehrssektor: 1% mehr Emissionen als 1990
2018 betrug der Ausstoss des Verkehrssektors, wie bereits 2017, rund 15 Mio. Tonnen CO2-eq. Die Emissionen liegen damit weiterhin 1 Prozent über dem Wert des Basisjahrs 1990. In den vergangenen Jahren hat die Beimischung von Biotreibstoffen markant zugenommen und erreichte 2018 einen Anteil von deutlich über 3 Prozent am gesamten Treibstoffabsatz. Seit 2008 nehmen die Emissionen ‒ vor allem wegen des rückläufigen Tanktourismus vom Ausland in die Schweiz ‒ stetig ab. Auch haben effizientere Fahrzeuge zu sinkenden CO2-Emissionen pro Kilometer geführt. Die Zunahme der zurückgelegten Kilometer machen diese positiven Effekte aber wieder zunichte. Der Verkehrssektor wird das Ziel von minus 10 Prozent bis 2020 nach heutiger Einschätzung klar verfehlen.
Übrige Emissionen: Landwirtschaft und synthetische Treibhausgase
Die Emissionen der Landwirtschaft liegen seit 2000 weitgehend unverändert bei etwa 6.7 Mio. Tonnen CO2-eq und damit rund 10 Prozent tiefer als im Basisjahr 1990. Der Ausstoss synthetischer Treibhausgase, wie zum Beispiel Kältemittel, blieb gegenüber 2017 stabil bei rund 1.7 Mio. Tonnen. Seit dem 1. Januar 2019 regelt das Montrealer Protokoll 18 wichtige synthetische Treibhausgase. Mit der Umsetzung des Protokolls, auch durch die Schweiz, sollte in den nächsten Jahren ein deutlicher Rückgang der Emissionen dieser Gase eintreten. Die vorgesehene Emissionsreduktion in diesem Bereich von rund 10 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 dürfte dennoch verfehlt werden.
Basierend auf dem Treibhausgasinventar 2018 geht das BAFU davon aus, dass die Schweiz, bei gleichbleibendem Trend, ihr Reduktionsziel gemäss CO2-Gesetz von minus 20 Prozent Treibhausgasausstoss bis 2020 gegenüber 1990 insgesamt verfehlen wird.
- Entwicklung der Treibhausgasemissionen der Schweiz seit 1990 (April 2020) >>
- Emissionen von Treibhausgasen nach revidiertem CO2-Gesetz und Kyoto-Protokoll, zweite Verpflichtungsperiode (2013-2020, Version April 2020) >>
- Kenngrössen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der Schweiz (1990-2018) >> Stand April 2020
- BAFU: Treibhausgasinventar >>
- Swiss climate reporting under the UNFCCC (in English) >>
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