Produktionsanlage für Radox Solar Anschlussdosen von Huber+Suhner: Pro Stunde spukt jede Anlage durchschnittlich 250 Solardosen aus. Bild: Huber+Suhner

Die mit Knetzähnen ausgerüstete 250 cm lange Schnecke des Mischwerks. Jede fünf Zentimeter der Schnecke, die sich auch axial bewegt, kann auf eine genaue Temperaturführung konfigurieren werde. Bild: Huber+Suhner

Die Kabelproduktion in Pfäffikon ZH: In einem Arbeitsgang werden die je nach Kundenwünschen und Leiterquerschnitt aus bis zu 800 Kupferdrähten gewobenen Litzen isoliert und mit einem Mantel versehen und danach im Wasserbad abgekühlt. Bild: Huber+Suhner

Huber+Suhner: Nach streng geheimen Rezepturen

(©AN) Im April 2011 ging’s in Betrieb, das neue Mischwerk der Huber+Suhner AG im zürcherischen Witzberg, einen Steinwurf von Pfäffikon entfernt. Jährlich werden hier 4‘000 Tonnen Kunststoff gemischt, nach streng geheimen Rezepturen. Sie sind die Grundlangen für verschiedene Kabelummantelungen. und vieles mehr. Zwei Mitarbeiter arbeiten pro Schicht im hochautomatisierten Betrieb.


Angeliefert werden die Ausgangsmaterialien je nach Konsistenz und Menge in Tankwagen, auf Paletten, Fässern oder in Bigbag. Nur was auf Paletten angeliefert wird, muss von Menschenhand für die Vormischung bereitgestellt werden, ansonsten wird alles automatisch per Computer entweder aus den Silos oder aus dem Hochlager direkt für die Vormischung bestellt. So wie der Bäcker seine Produkte fast ausschliesslich auf der Basis von Mehl bäckt, stellt Huber+Suhner ein Teil seiner Erzeugnisse aus künstlich hergestelltem Kautschuk her. Diese sehr zähe, dem Naturprodukt ähnliche Masse, die in viereckigen Ballen angeliefert wird, wird unter Beigabe eines Trennmehls gemahlen und für die Weiterverarbeitung vorbereitet. „Als Brandhemmer wird ein halogenfreies Flammschutzmittel, auf Aluminium oder Magnesiumbasis beigesetzt, denn unsere Produkte müssen ja hitzebeständig sein, und falls es brennt, sollen sie keine toxischen Dämpfe verbreiten“, erklärte Martin Kaspar, Inselleiter Halbfabrikate Mischungbei Huber+Suhner. Mehr verrät der Fachmann nicht, denn die Kunststoffmischungen sind die Grundlage für den Erfolg des weltweit tätigen Schweizer Unternehmens.

Mixen und kochen

In einem ersten Schritt werden die Rohstoffe aus den Säcken und BigBag in Dositainer umgearbeitet. Dann geht‘s ins Hochregallager, von wo aus die Rohstoffe direkt per computergesteuertem Stapler, an den richtigen Platz der vollautoamatisierten Vor – Verwiegung gebracht werden.
Bereits die Vormischungen haben es in sich, denn hier gilt es, zum Beispiel 150 Kilogramm eines Materials 300 Gramm eines anderen so gut wie möglich beizumischen. Die Rezepturen müssen aufs Gramm genau eingehalten werden. Was beim Bäcker in Form von Mehl oder Flüssigkeit relativ gut gewogen werden kann, ist bei Huber+Suhner eine ziemlich komplexe Geschichte: Denn die angelieferten Materialien können rasch verklumpen oder sind auch mal klebrig, wodurch eine gute Förderung und Durchmischung verhindert werden kann. Deswegen sind die Dositainer und Waagen mit Vibratoren ausgerüstet. Nach dem Wägen gelangen die vermischten Rohstoffe direkt in die volumetrischen Waagen und von dort in das eigentliche Herzstück der Produktionsanlage, die mit Knetzähnen ausgerüstete 250 cm lange Schnecke: „Wir können jede fünf Zentimeter der Schnecke, die sich auch axial bewegt, auf eine genaue Temperaturführung konfigurieren“, erklärt Martin Kaspar. An einzelnen Knetzähnen können zudem noch flüssige Additive beigefügt werden. Die Temperatur, die am Anfang der Schnecke rund 140 bis 170 °C beträgt, steigt am Ende der Schnecke bis auf fast 200 °C. Das Endprodukt wird schliesslich durch mehrere Siebe gedrückt. Nach dem Compoundieren wird das fertige Granulat in zwei Schritten getrocknet und gekühlt und über ein Klassiersieb das Gutmaterial ausgefiltert In einer eigenen Forschungsabteilung wird, wen wundert‘s, ständig an neuen Mischungen für noch bessere Produkte getüftelt.


Solarkabel für China
Auch am Standort Witzberg produziert Huber+Suhner Kabel, darunter auch Solarkabel für das chinesische Unternehmen Suntec oder Kabel für neuste Zugtechnik. „Wir produzieren einerseits unsere Standardprodukte, die auf Eigenentwicklungen basieren, oder aber Produkte, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln.“ Vor der Werkshalle stehen Kupferspulen, 11 Kilometer Kupferdraht pro Rolle. Rund 600 Euro kosten zur Zeit 100 kg Kupfer. In einem ersten Schritt werden die zu einer Endlosrolle verlöteten Kupferdrähte von 6 mm auf 2 mm Durchmesser gezogen, nachgeholfen wird dabei mit Kunstdiamanten, so werden aus den ursprünglichen 11 Kilometern 60 Kilometer Kupferdraht. In weiteren Schritten kann so der Durchmesser, diesmal mithilfe von echten Diamanten, auf bis maximal 0.13 mm reduziert werden. Der Grossteil wird in einem weiteren Schritt verzinkt. In einem Arbeitsgang werden die je nach Kundenwünschen und Leiterquerschnitt aus bis zu 800 Kupferdrähten gewobenen Litzen isoliert und mit einem Mantel versehen und danach im Wasserbad abgekühlt. Danach folgt die eigentliche Spezialität von Huber+Suhner: Die fertigen Kabel werden mit Elektrodenkanonen beschossen. Dadurch werden die Moleküle der Isolation und der Ummantelung so verbunden, dass sie bis zu 25 Jahre lang auch Hitze und Kälte trotzen. Die günstigere Variante, die sogenannte chemische Vernetzung, kommt bei Huber+Suhner nicht zum Einsatz. „Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass die Isolation und die Ummantelung mit der Elektronenstrahlvernetzung um ein Vielfaches besser ist. Die Mehrkosten in der Herstellung zahlen sich also über die Jahre aus“, erklärt Markus Gasser, Produkt Manager Industry.

Vorbereitung für China

Anfangs 2013 ist es soweit, Huber+Suhner wird eine neue Produktionsstätte für Kabel und Solarboxen in Changzhou in Betrieb nehmen. Höchste Zeit, denn bis anhin mussten die hochwertigen Kabel für die Zug- und Solartechnik, die in der Schweiz produziert wurden, nach der Fertigstellung auf eine rund achtwöchige Schiffsreise gesandt werden. „Die Kabelproduktion für Europa bleibt aber hier am Standort Witzberg“, erklärt Markus Gasser.

In Pfäffikon werden nun die zwei neusten Solarbox-Produktionslinien, die in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Maschinenbauer entwickelt wurden, für den Testbetrieb aufgebaut. Nach dem sie auf Herz und Nieren geprüft wurden, werden sie demontiert, verschifft und in China in den neuen Produktionshallen wieder aufgebaut. Gegenüber den letzten Modellen wurde die Produktion in der neuen Linie noch einmal um einen Schritt automatisiert. Pro Stunde spukt jede Anlage durchschnittlich 250 Solardosen aus. „Die Entwicklung einer solchen Produktionslinie kostet bis zu einer Million Schweizer Franken“, erklärt Kurt Rusch, Prozessingenieur bei HUBER+SUHNER, der an der Entwicklung mitgearbeitet hat.

Solarboxen-Know-how

Die Solarboxen von Huber+Suhner sind in der Photovoltaikbranche für ihre hohe Effizienz und Langlebigkeit bekannt. Das Unternehmen hat als eines der ersten Unternehmen überhaupt Solarkabel produziert und forscht auch im Bereich der Solarboxen stetig weiter: Diese müssen, hinten auf das Modul geklebt, auch über 25 Jahre lang Wetter und Temperaturen von weit unter Null bis gegen 100 Grad trotzen. Zudem sind sie dafür verantwortlich, dass der Strom aus den verschiedenen Strings eines Moduls zuverlässig abgeführt wird, auch wenn ein String beschattet wird. Eine Überhitzung in der Box hat hohe Stromeinbussen zur Folge. Die Boxen von Huber+Suhner sind so konzipiert, dass sie – anders als bei den Mitbewerbern - nicht direkt auf dem Modul aufliegen und die Luft daher sehr gut zwischen Dose und Modul zirkulieren kann und entsprechend Modul und Solarbox kühlt. Für das Aufkleben der Box auf das Modul empfiehlt das Unternehmen nur bestimmte Kleber, denn auch hier gilt die Prämisse, dass der Klebstoff mehr als 25 Jahre halten muss. In der kleinen Box und drumherum steckt also nebst den beiden Solarkabeln mit den Steckern noch einmal viel Know-how, das es zu schützen und weiter zu entwickeln gibt.

Schweizer Produkte für den Weltmarkt
Huber+Suhner ist innovativ, kompetent und lösungsorientiert. Neben hochwertigen Standardkomponenten entwickeln die Ingenieure des Unternehmens technologieübergreifende, massgeschneiderte Systemlösungen – oft in enger Zusammenarbeit mit den Kunden, denen sie so einen echten Mehrwert bieten. Für die drei Geschäftsbereiche Hochfrequenz, Fiberoptik und Niederfrequenz werden Kabel, Verbinder und konfektionierte Kabel hergestellt. Darüber hinaus umfasst die Produktpalette im Hochfrequenzbereich noch Antennen, Blitzschutz- und andere passive Komponenten. Im Bereich Fiberoptik werden zudem Verteil- und Verkabelungssysteme sowie Fibermanagementsysteme angeboten. Das Produktsortiment im Niederfrequenzbereich schliesst auch Einzeladern, Hybridkabel und Kabelsysteme ein. Nach eigenen Angaben sind zurzeit die Bereiche Breitband-Kommunikation, Elektromobilität, erneuerbare Energien und Hightech-Nischen (High Speed Digital Testing, Space, Medical) die Wachstumstreiber.

Huber
+Suhner
Die Huber+Suhner Gruppe ist ein führender internationaler Hersteller von Komponenten und Systemen der elektrischen und optischen Verbindungstechnik, die vor allem in den Bereichen Kommunikation, Transport und Industrie zum Einsatz kommen. Die Gruppe vereint unter einem Dach technologische Kompetenz in den drei Kerngebieten Hochfrequenz, Fiberoptik und Niederfrequenz. Diese ausgewogene Diversifizierung verleiht Huber+Suhner kontinuierlich wirtschaftliche Stabilität. Die Produkte sind innovativ und an den Bedürfnissen der Kunden in der ganzen Welt ausgerichtet. Zu den Kernleistungen von Huber+Suhner zählen einerseits ein breites Produktsortiment, andererseits eine konstant hohe Qualität sowie ein schneller, flexibler und zuverlässiger weltweiter Service. Das Unternehmen ist fokussiert auf anspruchsvolle Anwendungen und hebt sich vom Mitbewebern durch wertvolle Zusatzleistungen wie spezielle Produktfunktionalitäten, kundenspezifische Innovationen oder Engineering ab. Huber+Suhner ist mit 25 Gesellschaften und zahlreichen Vertretungen in über 60 Ländern weltweit präsent.

©Text: Anita Niederhäusern

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