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Machen mächtig Dampf: Elena und Lorenzo Zanetti in Biasca: Bild: Holzenergie Schweiz/Rutschmann

Holzfachleute im Bleniotal: Roland David, Kantonsoberförster, Henrik Bang, Federlegno, Danilo Piccioli, ehem. Federlegno, Fabrizio Conceprio, Studio d’ingegneria Lucchini- Mariotta, Biomassa Blenio, Ivan Guglielmetti, Technoswiss (v.l.n.r.)

Optimiert, wirtschaftlich, effizient: Heizzentrale der Biomassa Blenio SA, Acquarossa. Bild: Holzenergie Schweiz/RutschmannOptimiert, wirtschaftlich, effizient: Heizzentrale der Biomassa Blenio SA, Acquarossa. Bild: Holzenergie Schweiz/Rutschmann

Wärme und Prozessdampf aus Tessiner Holz: Heizzentrale der Nuova Energia Ticino SA, Biasca. Bild: Holzenergie Schweiz/Rutschmann

Holzenergie Schweiz: Vorzeigebeispiele der Tessiner Holzenergienutzung – Verdreissigfachung in 30 Jahren!

(Holzenergie Schweiz) Der Tessiner Wald gehört über 30'000 Eigentümern und bestockt eine Fläche von fast 145'000 Hektaren. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Kantonsfläche. Damit gehört die Schweizer Sonnenstube zu den waldreichsten Kantonen der Schweiz. Holz spielt als Baustoff und Energieträger seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle. Vom Prozessdampf über die Pelletproduktion bis zu den Fernwärmeverbünden, ein Überblick über spannende Holzenergie-Anlagen in der Sonnenstube der Schweiz. (Texte en français >>)


«Wir haben nicht nur viel Sonne, sondern auch viel Wald hier im Tessin», sagt Claudio Caccia und ergänzt: «Die Waldfläche nimmt jedes Jahr um mehr als 100 Hektaren zu, da die Landwirtschaft schwierig zu bewirtschaftende Gebiete in den Alpen aufgibt.». Der Wald liefert zuverlässig Holz und war schon immer eine wichtige Rohstoffquelle. Caccia ist seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Geschäftsführer der AELSI, Associazione per l'energia del legno della Svizzera italiana. Die Organisation – die von Anfang an eine enge Zusammenarbeit mit Holzenergie Schweiz pflegte – bündelt die Kräfte aller Akteure, die in der italienischsprachigen Schweiz die Holzenergie fördern.

In die Deutschschweiz und Italien
Caccia blickt auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurück und lächelt beim Gedanken an die Anfänge vor fast 30 Jahren: «Die moderne Nutzung der Holzenergie, vor allem in Form von Hackschnitzeln in automatischen Holzfeuerungen, stand praktisch bei Null. In dreissig Jahren hat sich die genutzte Energieholzmenge verdreissigfacht! Heute produzieren wir jedes Jahr aus rund 130'000 Kubikmetern Holzschnitzeln einheimische, CO2-neutrale Energie.» Mit dieser Menge ersetzt man im Tessin jedes Jahr 8750 Tonnen Heizöl und verbessert die CO2-Bilanz um 27’000 Tonnen. Und noch immer wächst viel mehr Holz nach als genutzt wird. Jedes Jahr exportiert das Tessin etwa 60'000 Kubikmeter (Festmeter) Holz in die Deutschschweiz oder nach Italien. Würde man dieses Holz hacken, ergäben sich daraus etwa 170'000 Kubikmeter Schnitzel.

«Wir sind ein Schlüsselfaktor der Energiewende», bilanziert Caccia. «Auch Pellets und Stückholzfeuerungen spielen eine gewisse Rolle. Bei Letzteren lag der Schwerpunkt in jüngerer Zeit erfolgreich auf der Reduktion der Schadstoffemissionen.»

Wachstumstreiber Schnitzelheizungen
Das Wachstum der Holzenergienutzung im Tessin ist grösstenteils den Schnitzelheizungen zu verdanken. Sie ermöglichen einen rationellen, automatisierten Betrieb grösserer Heizzentralen mit Energienetzen. Eine besonders interessante Anlage befindet sich in Biasca. Der Forstunternehmer Lorenzo Zanetti und seine drei Töchter betreiben sie mit Herzblut und grösster Kompetenz. Die Begrüssung auf dem Firmengelände ist herzlich, und schnell ist man mitten in einem engagierten Gespräch über Technik und Waldpolitik. Soeben liefert ein für die Forstbetriebe Bleniotal verkehrender LKW eine Ladung Hackschnitzel an. In kaum zwei Minuten sind die 40 Kubikmeter Schnitzel in einen der verschiedenen Bunker gekippt.

220 Grad heissen Prozessdampf
«Von den Holzschnitzeln brauchen wir jedes Jahr rund 30'000 Kubikmeter. Sie stammen fast ausschliesslich aus dem regionalen Wald des Bleniotals, der Leventina sowie der Riviera. Sägerestholz macht nur einen kleinen Teil aus. Aber das Besondere an unserer Anlage ist einer der beiden grossen Kessel. Er erzeugt nicht nur Wärme, sondern auch 220 Grad heissen Prozessdampf. Eine 1000 Meter lange Dampfleitung mit etwa 20 Bar Druck führt zu zwei Abnehmern.» Ein Pharmaunternehmern nutzt den Dampf für die Medikamentenproduktion und eine kantonale Wäscherei reinigt damit eindrückliche Mengen an Spitalwäsche. Der grosse Vorteil solcher Abnehmer ist die Kontinuität des Energiebedarfs praktisch während des ganzen Jahres.

Betriebsunterbrüche liegen überhaupt nicht drin
«Diese Kunden sind anspruchsvoll. Betriebsunterbrüche liegen überhaupt nicht drin. Deshalb haben wir als Rückfallebene für den Notfall sowie für die kurze Zeit der Wartung der Holzkessel einen Ölkessel installiert. Letztes Jahr haben wir weniger als 20'000 Liter Heizöl gebraucht. Das ist weniger als ein Prozent der gesamten Energieproduktion. Oder anders gesagt: Gut 99 Prozent unserer Energie stammt aus einheimischem Holz. Darauf bin ich besonders stolz.», schmunzelt Lorenzo Zanetti. Erfreulich entwickelte sich in den letzten Jahren zudem das Bewusstsein der Kunden für klimaneutrale und erneuerbare Energie.

4000 Tonnen Pellet
Dies strahlt in die Gemeinde und über deren Grenzen hinaus. Vor dem Abschiednehmen werfen wir noch einen Blick auf das jüngste Projekt der Familie Zanetti. Handwerker arbeiten emsig am Aufbau einer Pelletproduktionsanlage, die Ende April 2024 ihren Probebetrieb aufnehmen wird. Hier sollen dereinst jährlich etwa 4000 Tonnen Tessiner Pellets aus der Presse kommen.

Biomassa Blenio
Schauplatzwechsel: Eine Viertelstunde mit dem Bus ab Biasca in nördlicher Richtung liegt die Gemeinde Acquarossa, Hauptort des Bezirks Blenio. Hier steht seit 2019 eine der Heizzentralen von Biomassa Blenio. Die Aktiengesellschaft wurde 2012 gegründet, gehört zu je einem Drittel der Gemeinde Blenio, der Gemeinde Acquarossa sowie den regionalen Bürgergemeinden und betreibt eine zweite Anlage in Olivone. Die Architektur der Heizzentrale in Acquarossa fällt durch ihre durchdacht optimierte Konstruktion auf. Fabrizio Conceprio, Präsident der Biomassa Blenio SA, erläutert die Philosophie, die dahintersteckt: «Wir haben zuerst die Anlage in Olivone realisiert. Dabei hat uns das Qualitätsmanagement Holzheizwerke von Holzenergie Schweiz bezüglich technischer und wirtschaftlicher Optimierung sehr geholfen. Die guten Erfahrungen liessen wir in den Businessplan für das Projekt Acquarossa einfliessen. Dadurch erfreuen wir uns heute einer sehr gut funktionierenden und kostenmässig optimierten Anlage.»

30 Gebäude, vom Spital bis zur Schule
Tatsächlich weist die Anlage sehr gute Eckwerte auf: Der Anteil des Holzes an der jährlichen Energieproduktion liegt bei über 95 Prozent. Roland David, Tessiner Kantonsoberförster, bezeichnet die Anlage Acquarossa als vorbildlich und ergänzt: «Damit ein Projekt finanzielle Unterstützung des Kantons bekommt, muss es zwei Hürden meistern. Erstens muss der Anteil der Holzenergie an der gesamten Energieproduktion bei mindestens 80 Prozent liegen. Zweitens muss die gesamte benötigte Holzmenge aus dem Wald stammen. Acquarossa erfüllt beide Bedingungen problemlos.» Der installierte Ölkessel dient der Spitzenlastabdeckung sowie als Notreserve. Ein grosser Speicher mit 100'000 Litern Fassungsvermögen hilft bei der effizienten Bewirtschaftung des Energienetzes, das über 30 Gebäude, darunter das Spital, das Altersheim sowie die Schulen mit klimaneutraler Energie aus den regionalen Wäldern versorgt. Die Betreiber der Anlage weisen auf das sehr gute Einvernehmen mit der Bevölkerung hin. Dank guter und offener Kommunikation haben von Anfang an auch genügend Privatpersonen ihre Liegenschaften ans Wärmenetz angeschlossen. «Wir haben in der Heizzentrale Platz für einen zweiten Holzkessel vorgesehen und werden diesen schon bald für eine namhafte Netzerweiterung einbauen können.», ergänzt Fabrizio Conceprio.

Photovoltaikanlage
Um das Ganze perfekt abzurunden, hat Biomassa Blenio gerade eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Heizzentrale installiert. Damit lässt sich künftig der gesamte Eigenstromverbrauch der Anlage produzieren. «Damit beweisen wir, dass einheimische, erneuerbare Energien nicht nur ein Beitrag gegen die Klimaerhitzung, sondern auch ein wichtiger Faktor für die lokale und regionale Wirtschaft sind. Wir werden in den nächsten Jahren im Tessin weitere Projekte realisieren und bestehende Anlagen vergrössern und optimieren. Unser Ziel ist es, die Ressource Holz nachhaltig und zum Nutzen Aller effizient zu nutzen.», zieht Claudio Caccia als positives Fazit. Die Anlagen in Biasca und Acquarossa sind Zeugen dafür, dass die Promotoren der Holzenergie in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand und innovativen Unternehmen die Nase im Wind haben und immer wieder vorbildliche Projekte realisieren.

Technische Daten des Wärmeverbundes Biasca

Besitzer und Betreiber Heizzentrale

Nuova Energia Ticino SA, Biasca, Forstunternehmen Fratelli Zanetti
Nuova Energia Ticino SA - chi siamo

Umfang des Energienetzes

Pharmaindustrie (Dampf), Kantonswäscherei (für Spitäler), öffentliche und private Gebäude

Heizkesselfabrikat / Baujahre

Schmid AG energy solutions/ 2017/19

Nennwärmeleistung

Kessel 1 und 2: je 3'200 kW

Wärmeleistungsbereich der Kessel

Kessel 1: 1'000 – 3’200 kW;
Kessel 2: 960 – 3'200 kW

Brennstoffbedarf (Schätzung)

ca. 30'000 m3 Holzschnitzel pro Jahr

Herkunft Brennstoff

fast 100% Waldholz, wenig Sägereirestholz

Jährliche Energieproduktion Holz

Wärme ca. 16'000 – 17'000 MWh

Dampf: ca. 7'000 – 8’000 MWh
(Annahme: 1 Schnitzelkubikmeter Sm3 = 800 kWh)

Substitution fossile Energie

ca. 2’000 Tonnen Heizöläquivalent pro Jahr

CO2-Einsparung

ca. 6'300 Tonnen pro Jahr

Potential für zusätzliche Anschlüsse

In unmittelbarer Nachbarschaft diverse leerstehende Industrie- und Gewerbebauten

 

Technische Daten des Wärmeverbundes Acquarossa

Besitzer und Betreiber der Heizzentrale

Biomassa Blenio SA, Acquarossa
Gemeinden und Bürgerschaften im Bleniotal

Umfang des Wärmenetzes

3 km, 30 öffentliche (Spital, Altersheim, Schulen) und private Gebäude

Heizkesselfabrikat / Baujahr

Schmid AG energy solutions/ 2019

Nennwärmeleistung

Kessel 1: 700 kW

Wärmeleistungsbereich des Kessels

210 – 700 kW

Brennstoffbedarf (Schätzung)

ca. 5'000 m3 Holzschnitzel pro Jahr

Jährliche Energieproduktion Holz

ca. 3'500 MWh

Herkunft/Lieferanten des Brennstoffs

100% Waldholz aus der Region

Substitution fossile Energie

ca. 300 Tonnen Heizöläquivalent pro Jahr

CO2-Einsparung

ca. 950 Tonnen pro Jahr

Potential für zusätzliche Anschlüsse

Bestehender Kessel sehr gut ausgelastet

Zentrale hat Platz für zweiten Kessel. Konkretes Projekt besteht (500 kW Leistung, 700 MWh Energieabnahme)

Besonderes

PV auf Zentralendach. Vollständige Abdeckung des Eigenstrombedarfs möglich.

Text und Bilder: Christoph Rutschmann für Holzenergie Schweiz

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