Die eingesetzte Technologie der Dampfreformierung ist bekannt aus dem Erdgassektor, nutzt hier aber erneuerbares Biogas – vornehmlich aus Reststoffen – und ist zugeschnitten auf landwirtschaftliche Betriebe. Die Anlage erzeugt hochreinen Wasserstoff direkt auf dem landwirtschaftlichen Hof.
Faire Verteilung der Gewinne auf alle Beteiligten
Umweltpreisträger J.G. Wünning, Initiator des Konzeptes und Investor der Demonstrationsanlage erläutert Motivation und Zielrichtung: „Ich bin der Überzeugung, dass regionale, dezentrale Infrastrukturlösungen das Merkmal von erneuerbaren Energien sind und zur Energiesicherheit entscheidend beitragen. Kernelemente unseres Ansatzes sind die Nutzung organischer Reststoffe, die Schliessung der CO2-Bilanz, und eine faire Verteilung der Gewinne auf alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette. Ich glaube, das lässt sich auf regionaler Ebene am besten realisieren.“
Klar definierte Schnittstellen für die Nachrüstung von Bestandsanlagen
Bevor die Anlage ihren finalen Zielort – einen Milchviehbetrieb in Krefeld, NRW – erreicht, erfolgte die öffentliche Vorstellung am 28.10. auf der fortschrittlichen Biogasanlage der Naturenergie Glemstal (Hemmingen, Baden-Württemberg). Der Betrieb stellt dem Projekt Stellplatz und Gas zur ersten Inbetriebnahme zur Verfügung. Die schlüsselfertige Containeranlage wurde vom Spezialisten für Kleinserienanlagenbau aus dem Verbund, der E-flox GmbH aus Renningen, entwickelt und gebaut. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf einfache und klar definierte Schnittstellen für die Nachrüstung von Bestandsanlagen gelegt. Zum Einsatz kommt die ausgereifte Reformertechnologie des Schwesterunternehmens WS Reformer GmbH. Für den Einsatz mit Biogas fliessen Neuentwicklungen sowohl im Prozess- als auch im Katalysatordesign ein.
Zusammenarbeit mit der H2 Swiss Energy
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Begrüssungsreden von Steffen Bilger Mdb und Ministerialdirigent Martin Eggstein vom Baden-Württembergischen Umweltministerium sowie einer Videobotschaft von Staatssekretär Roland Weigert des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Nach einer kurzen Vorstellung von Projekt und Technologie überraschte Wünning dann die Besucher sowie die Belegschaft der Btx mit der Verkündung der Beschaffung eines eigenen Wasserstoffbusses. Am Nachmittag begrüsste der Verbund ca. 100 interessierte Gäste aus Industrie, Wissenschaft und Forschung zur Besichtigung mit anschliessender Netzwerk und Abendveranstaltung. Transportiert wurden die Gäste stilecht mit einem emissionsfreien Wasserstoffbus der Stuttgarter Strassenbahnen AG, gesponsert durch die freundschaftliche Zusammenarbeit mit der H2 Swiss Energy.
Begleitung von RWTH Aachen
Im Rahmen des öffentlich geförderten Projektes „BioH2Ref“ wird die Btx-Energy GmbH die Anlage betreiben, Wasserstoff für den Verkehrssektor aus reiner Gülle im Alltagsbetrieb erzeugen und in Begleitung der RWTH Aachen wissenschaftlich fundierte Daten zur Effizienz, und Umweltbilanz dieses Verfahrens liefern.
- Rund 80 % der fermentierbaren Reststoffe wie Gülle und Mist in Deutschland sind bisher ungenutzt – dieses Potenzial wird durch die Wasserstofferzeugung lukrativ und könnte schon heute fast ein Drittel des inländischen Schwerlastverkehrs nachhaltig versorgen. Der Einsatz senkt Methan- sowie Geruchsemissionen, während der Gärrest nach wie vor als Dünger dient.
- Biogas als einzige kontinuierlich anfallende erneuerbare Energiequelle kann daher kurzfristig als Kristallisationskeim für den Aufbau einer nachhaltigen, lokalen H2-Infrastruktur dienen, die mittel- und langfristig in ein globales System der Wasserstoffwirtschaft integriert wird.
- Die Wirtschaftlichkeitsrechnung zeigt, dass kurzfristig und bereits bei Kleinserienfertigung von wenigen Stück pro Jahr, grüner Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Kosten erzeugt und für alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette tragfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden können.
Text: Btx Energy
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