Jan Remund: "Etwa einen Drittel unseres Umsatzes machen wir mittlerweile mit diesen Plugins der Meteonorm-Familie. Sie spielen in unserem Geschäft eine immer grössere Rolle." Bild: Meteotest

Solar Web Services umfasst Solar Sat, die Solarstrahlung der letzten 24 Stunden, Cloud Move, präzise Prognosen für die nächsten 6 Stunden und Solar Forcast für die nächsten 72 Stunden. Bild: Meteotest

Cloud Move erstellt Strahlungsvorhersagen für die nächsten sechs Stunden. Mit einem Satellit werden die Wolken erfasst und mit den Wettermodellen abgeglichen und die Bewegungen der Wolken für die nächsten sechs Stunden simuliert. ©Bild: Meteotest

Meteotest: „Wir konnten in England und China zulegen“

(©AN) „Die Strahlungsdaten von Meteonorm stecken in vielen Simulationstools, deren Hersteller auch hier an der Messe ausstellen“, erklärt Jan Remund,Leiter Geschäftsbereich Sonne & Klima von Meteotest aus Bern. Cloud Move, die neuste Entwicklung von Meteotest, ermöglicht genauste Produktionsprognosen für die nächsten sechs Stunden. Ein Standgespräch am dritten Messetagder Intersolar Europe.


Anita Niederhäusern:
Einmal mehr an der Intersolar…?
Jan Remund: Genau, wir haben die Intersolar wachsen und jetzt wieder ein bisschen schrumpfen sehen!

Welche Jahre waren für Meteotest die besten Intersolar-Jahre?
Die Jahre 2008 bis 2010, als der Markt ein sehr starkes Wachstum aufwies, wobei wir nicht gleich schnell wie die Branche gewachsen sind, daher haben wir den Abschwung jetzt auch nicht so stark verspürt. Die Branche ist wohl etwas zu schnell gewachsen, vor allem in Deutschland, da befindet sich der Markt mittlerweile wieder auf einem etwas stabileren Niveau.

Können Sie beziffern, wie gross der Rückgang bei den deutschen Kunden war?
Diese genau zu beziffern ist schwer, aber ich denke, es sind schon an die 30 bis 40 Prozent.

Können Sie die Verluste mit Kunden aus neuen Ländern wettmachen?
Doch, wir konnten wachsen, vor allem in China und in England. Über unsere Hotline spüren wir sehr rasch, welches Land aufgrund von Einspeisevergütungen zulegt. Unsere Meteonorm-Strahlungsdaten von China sind sehr genau, daher zeigen die Chinesen Interesse daran. Wir hatten auch Chinesen hier an unserem Stand. Die Kommunikation ist jedoch ziemlich schwierig. Deshalb ist es nicht so leicht, mit ihnen Geschäfte abzuschliessen.

Gibt es denn die Software Meteonorm auch auf Chinesisch?
Nein, die Chinesen, die unsere Software nutzen, können Englisch. Wir haben uns auch schon überlegt, die Software übersetzen zu lassen, das wäre eine nicht so grosse Hürde, aber anschliessend müssten wir auch den Service auf Chinesisch anbieten. Den könnten wir zwar einkaufen, aber die Kontrolle wäre doch etwas schwierig.

In wie vielen Sprachen gibt es denn Meteonorm?
In fünf Sprachen, das sind Spanisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Italienisch, wobei Englisch die Sprache ist, die am meisten nachgefragt wird.

Sind deutsche Kunden immer noch die häufigsten Besucher an Ihrem Messestand?
Es haben uns deutlich weniger Deutsche besucht, aber doch noch etliche, die jetzt versuchen, in anderen Ländern Projekte zu realisieren. Insgesamt war die Messe deutlich internationaler. Wir hatten Gespräche mit Fachleuten aus den ehemaligen Ostblockländern Rumänien und Bulgarien, wo im Rahmen der Einspeisevergütung doch noch Projekte realisiert werden. Nur wenige Engländer und Österreicher hatten wir am Stand und gar keine Franzosen. Dagegen hatten wir spannende Gespräche mit Indern und auch mit Jordaniern. Es kamen auch Besucher aus den USA zu uns.

Aus Jordanien?
Genau, die meisten kennen uns, weil unsere Meteonorm-Strahlungsdaten in vielen Simulationstools stecken: PVSyst, Polysun, PVSol und andere. Fast in allen Tools, deren Hersteller hier an der Messe vertreten sind.

Welche Meteotest-Produkte verkaufen sich am besten?
Das ist die Wetterdaten-Software Meteonorm, für die haben wir rund 4000 Kunden. Dann verkaufen wir noch den Kern der Datenbank, die Wetterdaten, aus denen typische Wetterprognosen für jeden Standort auf der Welt erstellt werden. Diesen Kern bieten wir den Herstellern der oben genannten Simulationstools als Plugin an. Etwa einen Drittel unseres Umsatzes machen wir mittlerweile mit diesen Plugins der Meteonorm-Familie. Sie spielen in unserem Geschäft eine immer grössere Rolle. Dank ihnen konnten wir bei Meteonorm den Umsatz halten, während der Direktverkauf der Software um rund 30 % zurückging. Wir haben aber auch bemerkt, dass unsere Plugin-Kunden weniger verdient haben, denn bei diesen Stand-alone-Produkten sind wir pro verkaufte Lizenz indirekt beteiligt. Da unsere Kundenzahl aber kontinuierlich wächst, ist unser Umsatz stabil geblieben. Ab Herbst werden wir zudem einen Online-Service anbieten, den Meteotest-Webservice, der schliesst eine Lücke in unserem Angebot.

Welche weiteren Produkte zeigen Sie am Stand?
Den Horicatcher, der ist eher ein Hobby von uns, der bringt nicht sehr viel Umsatz. Eine Horizontkamera, mit der der Horizont aufgenommen und mit den Daten der Meteonorm abgeglichen werden kann.

Das ist für Meteonorm-Kunden nicht möglich?
Mit der Meteonorm können die Horizonte aller Erhebungen und Berge eingesehen werden, die werden weltweit alle hundert Meter gemessen. Die Höhenlinien der Berge sind so sehr gut ersichtlich, aber natürlich nicht die Bäume des Nachbarn oder die Gebäude in unmittelbarer Nähe einer Photovoltaikanlage, die Schattenwurf verursachen könnten.

Wer kauft sich diesen Horicatcher?
Vor allem Planer, die grössere Anlagen bauen. Für kleine Anlagen sind die Aufnahmen zu teuer. Das Fraunhofer Institut für Solartechnik ISE hat zum Beispiel zwei Horicatcher, aber auch Basler und Hofmann und BE Netz, um nur einige zu nennen. Horicatcher werden nicht gekauft, weil man einmal eine grosse Anlage plant, sondern die lohnen sich erst ab einem gewissen Volumen.

Ihre Kunden sind also in der Regel Planer?
Einerseits die Planer, aber bei den Plugins sind es die Softwareanbieter, sprich die Entwickler und Anbieter von Simulationssoftware. Die treffen wir übrigens auch hier an der Messe – einer der Gründe, warum wir hier mit einem Stand vertreten sind. Wir vereinbaren mit ihnen im Voraus Termine. Das ist sehr praktisch, dass sie alle hier vor Ort sind.

Meteonorm, der Horicatcher, welches Produkt haben Sie noch mitgebracht?
Solar Web Services, unsere neuste Entwicklung, damit machen wir quasi Wettervorhersagen von Maschine zu Maschine. Insbesondere industrielle Kunden fragen mit den Angaben zum Breiten- und Längengrad an, wie das Wetter morgen sein wird. Damit können die Einspeiseprognosen errechnet werden, die auch wichtig sind für den Handel. Solar Web Services hat drei Unterprodukte: Solar Sat errechnet die Solarstrahlung der letzten 24 Stunden und wird zur Überwachung von Solaranlagen genutzt.

Cloud Move ist das zweite Unterprodukt von Solar Web Services, es ist die allerneuste Entwicklung von Meteotest. Es gibt nur zwei, drei Firmen weltweit, die das auch können. Cloud Move erstellt Strahlungsvorhersagen für die nächsten sechs Stunden. Mit einem Satellit werden die Wolken erfasst und mit den Wettermodellen abgeglichen, so dass die Bewegungen der Wolken für die nächsten sechs Stunden simuliert werden können. So kann ziemlich genau vorhergesagt werden, wo Schatten sein wird und wo die Sonne scheinen wird. Die Wettervorhersagen können die Wolkenbewegungen nicht einbeziehen und von daher nicht sagen, auf welchen Koordinaten sie in den nächsten Stunden sein werden.

Solar Forecast ist das dritte Unterprodukt, damit können Strahlungswerte für die nächsten 72 Stunden simuliert werden, aber natürlich weniger genau als mit CloudMove. Das Produkt ist für Betreiber von grösseren Photovoltaikanlagen gedacht sowie für Energieversorger. Für Betreiber grösserer Anlagen in Italien, Bulgarien und Frankreich sind die Strahlungsvorhersagen obligatorisch. In Deutschland ist es auch ein Thema, da wollen die Stadtwerke, die viel Photovoltaikanlagen betreiben, wissen, wie hoch die Produktion sein wird. Aber auch die Netzbetreiber, die den Strom verteilen, – sprich Swissgrid, sind daran interessiert.

Die Vorhersagedaten sind übrigens zudem für ein Forschungsprogramm der HTW Berlin interessant, deren Vertreter haben auch bei uns am Stand vorbeigeschaut. Im Rahmen des Projekts sollen Speicher auch in Bezug auf die Netzeinspeisung und nicht nur auf den Eigenverbrauch optimiert werden. Heute werden die Speicher oft einfach am Morgen geladen und sind bis 11 Uhr voll, danach geht der ganze Strom, der nicht direkt verbraucht wird, ins Netz. Die Forscher haben festgestellt, dass die Batterien kleiner ausgelegt werden könnten, wenn die Wetterdaten einbezogen würden. Daher ist CloudMouve für sie eine spannende Geschichte.

Habe ich das richtig verstanden, die Batterie ist folglich nicht nur auf den Eigenverbrauch ausgelegt, sondern wird um die Komponenten Wettervorhersage und Netzeinspeisung erweitert?
Genau, das ist der Inhalt des Forschungsprojekts. Über dieses Thema machen sich auch die Batterienhersteller Gedanken. Aber das ist noch alles sehr unklar, da braucht es noch viel Forschungsarbeit. Es zeichnet sich aber ab, dass die Reise in diese Richtung gehen könnte.


Intersolar Europe Standgespräche
ee-news.ch führte an der Intersolar Europe vom 4.-6. Juni 2014 in München Standgespräche mit Verantwortlichen von Schweizer Firmen und Interviews mit Verantwortlichen von Unternehmen aus der Schweiz, die als Besucher an der Intersolar waren:

©Interview: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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