Stirling-BHKW der Frauscher Motors GmbH mit Schwachgas-Brenner, aufgebaut auf einem Trailer, wie es auf einer Biogasanlage getestet wurde. ©Bild: Frauscher Motors GmbH

Neue Kombination: Stückholzkessel des slowenischen Herstellers Waltis mit dem Microgen Stirlingmotor (vorne unten). ©Bild: Microgen Engine Corporation

Mit der Kombination Pelletskessel und Stirlingmotor steht der Hersteller Ökofen allein auf weiter Flur. Bild: Ökofen

Daniel Zeitler (links) und Fritz Epple Pelletsheizung mit Stirlingmotor. Bild: Dany

Schwachgas-Stirling-BHKW der Frauscher Motors GmbH am Prüfstand. ©Bild: Frauscher Motors GmbH

Der Stirling ist tot: Es lebe der Stirling!

(CD) Ein Motor, bei dem keine Abgase rauskommen und der nur von Wärme angetrieben wird? Diese sensationelle Erfindung ist schon über 200 Jahre alt: Das Prinzip des Stirlingmotors wurde bereits im Jahr 1816 von dem schottischen Pfarrer Robert Stirling patentiert, der eine Maschine zur Grubenentwässerung erfand. Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der „Heissluftmotor“ eine Blütezeit. Er war für damalige Verhältnisse ein Massenprodukt, wurde vor allem zum Antrieb von Wasserpumpen oder Kleingeräten, wie zum Beispiel Nähmaschinen, benutzt. Mit der flächendeckenden Elektrifizierung im 20. Jahrhundert wurden diese Einsatzbereiche dann praktisch ausschliesslich von Elektromotoren übernommen. Vor dem Hintergrund von Klimawandel und effizienter Energienutzung erlebte der Stirlingmotor etwa zwischen 2005 und 2015 eine Renaissance: Überall auf der Welt wurden Stirlingmotoren entwickelt zum Einsatz in stromerzeugenden Heizungen für Einfamilienhäuser.


Auch in Deutschland gab es ambitionierte Entwicklungen: Die Solo Stirling GmbH, Schwesterfirma des bekannten Rasenmäher- und Kleinmotoren-Herstellers Solo, baute eine V2-Zylinder-Maschine mit 9 kWel. Nach dem Verkauf an die schwedische Cleanergy AB im Jahr 2008 verschwand der Solo Stirling vom deutschen Markt. Der Cleanergy-Nachfolger Azelio hat nun ein System vorgestellt, das einen Hochtemperaturspeicher mit einem Stirlingmotor kombiniert: Volatiler Wind- oder Solarstrom schmelzt recyceltes Aluminium bei 600 °C. Die Wärme kann längere Zeit gespeichert und an den Stirlingmotor weitergeleitet werden, der bedarfsgerecht sauberen Strom und Wärme liefert. Das System soll einen geringeren ökologischen Fussabdruck als Lithium-Ionen-Batterien haben und im Laufe der Zeit keinen Kapazitätsverlust erleiden.

Sunmachine
Hauptsächlich für Solarwärme und Pellets ist die „Sunmachine“ konzipiert worden – eine Erfindung des Nürnberger Physikers Eckart Weber. Ein Sturzbrenner erhitzte einen Zylinder des V2-Stirlings mit 3 kWel. Im Sommer hätte der Stirlingmotor aus dem Keller geholt und unter einem Solarspiegel im Garten platziert werden können, um dann aus Sonnenenergie Strom zu produzieren. Bei der vielfach verkauften, aber noch nicht ausgereiften Maschine führten technische zu finanziellen Problemen und schliesslich zur Pleite im Jahr 2010. Sunmachines hätten in Wildpoldsried im Allgäu produziert werden sollen – genau auf dem Gelände, auf dem heute der zum Ölkonzern Shell gehörende Solarspeicher-Hersteller Sonnen seinen Sitz hat. In Neuseeland wurde der Vierzylinder-Stirling Whisper-Gen entwickelt. Das Gerät sollte einen Siegeszug über Europa starten. Kurz nachdem in Spanien eine Serienproduktion aufgebaut wurde, ging das Unternehmen pleite.

Freikolben-Stirlingmotor
Eine recht clevere Version ist der 1964 von dem US-Professor William Beale erfundene Freikolben-Stirlingmotor. Bei diesem Einzylinder-Typ kann auf Kurbeltrieb und Wechselrichter verzichtet werden, weil direkt Wechselstrom erzeugt wird. Die Technologie eröffnete neue Nischen und 1995 startete British Gas ein Freikolben-Stirling-Projekt, das zum Microgen Engine führte. Das Gerät bewährte sich in Feldtests und Bestrebungen nach Energieeffizienz und -unabhängigkeit riefen einige europäische „Heizungsriesen“ auf den Plan: So bauten etwa ab 2010 Viessmann, Brötje, Remeha und Baxi sowie der Mini-BHKW-Marktführer Senertec den Microgen-Stirling in stromerzeugende Gasheizungen ein.

Brennstoffzelle statt Stirling!?
Mit Erdgasbrenner kam der Microgen-Stirling auf eine Leistung von 1 kWel und 6 kWth. Von den Mikro-KWK-Systemen wurden einige tausend Stück in Europa verkauft. Technische Probleme (Steuerung, Dichtigkeit, nicht exakt gerade hängende Wandgeräte) und der geringe elektrische Wirkungsgrad verhinderten aber einen durchschlagenden Erfolg. Als die Brennstoffzelle als Klimaschutz-Zukunftstechnologie aufkam mit viel höherer Stromausbeute und der Aussicht, sie irgendwann direkt mit Wasserstoff betreiben zu können, zogen sich die Heizungshersteller zwischen 2015 und 2019 wieder aus der Stirlingtechnologie zurück.

Last man standing
„Grundsätzlich finde ich das schade“, sagt Bernd Thomas von der Hochschule Reutlingen, einer der renommiertesten KWK-Technikexperten Deutschlands: „Die technischen Probleme hätte man in den Griff kriegen können, aber ich kann es nachvollziehen, dass die Heizungshersteller der Brennstoffzelle den Vorzug gaben.“ Jedoch freue er sich, dass Ökofen an ihrer 2015 eingeführten Pelletskessel-Stirling-Kombination festhalte. Heute sind die Österreicher der „last man standing“ mit dem Microgen-Stirling in einem KWK-Gerät. Ökofen hatte ausserdem daran gearbeitet, einen Freikolben-Stirling des US-Herstellers Qnergy mit 5,6 kWel auf seinen Pelletskessel mit 64 kWth aufzusetzen, legte diese Entwicklung aber wegen der ungünstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Eis. Generell werden Stirlings heute mehr in Nischen angewendet, wie der Verwertung von Industrieabwärme oder Schwachgasen, vor allem Deponiegas.


Pelletkessel und Sterlinmotor
Der Allgäuer Daniel Zeitler versorgt sich nicht nur selbst mit Wärme sondern auch mit Strom: Hierfür hat er ein vielseitiges Photovoltaiksystem und eine Strom erzeugende Pelletsheizung angeschafft. Mit der Kombination Pelletskessel und Stirlingmotor steht der Hersteller Ökofen allein auf weiter Flur, denn die Stirling-Technologie hat es schwer, sich zu behaupten. (siehe pelletpreis.ch 11.9.23 >>)


Alphagamma-Stirling
„Aus Holz auch Strom im kleinen Leistungssegment zu erzeugen ist ein interessantes Feld“, meint jedoch Thomas und siehe da: Vor kurzem hat die Microgen Engine Corporation bekannt gegeben, an der Kombination ihres Stirlings mit einem Stückholzkessel des slowenischen Herstellers Waltis zu arbeiten. Das Holzscheit-Mikro-KWK-System habe im Februar ein Konformitätszertifikat nach der Euronorm EN 303-5 erhalten. Eine interessante Neuheit kommt wiederum aus Österreich: Die Frauscher Motors GmbH hat eine Stufenkolben-Technik (Alphagamma-Stirling) entwickelt, die innermotorische Verluste reduzieren soll. Versuche des 7,5 kWel Alphagamma-Motors mit Biogas ergaben elektrische Wirkungsgrade von über 28 %. „Die Effizienz ist auf dem Niveau des Ottomotors“, bekräftigt Inhaber Josef Frauscher, „wir haben uns auch schon eingehend mit der Verstromung fester Biomasse beschäftigt.“ Ein Frauscher-Stirling sei sowohl schon mit einem Pelletskessel als auch mit einem Prototypen einer Mikro-Wirbelschichtfeuerung getestet worden. Bei weiteren Entwicklungen möchte Frauscher auch Massnahmen gegen Blackout-Szenarien im Blick haben.

©Text: Christian Dany

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2 Kommentare

FRS

Auch der Abshnitt zur Sunmachine ist nicht ganz korrekt. Die Produktion fand in Kaufbeuren statt, nicht in Wildpoldsried. In WiPo war der Vertrieb und später auch die Firmenleitung beheimatet. Zudem holt man natürlich keinen Stirling aus dem Keller um im Sommer zu kühlen. Die Pellet Maschinen sollten in "Kellern" stehen wohinghegen ein GAS-Dish-Stirling als Anlage mit Parabolspiegel auf dem freien Feld landen sollte.

luk

mit überschussstrom aluminium zu schmelzen und dann wieder zu verstromen ist ja an dummheit kaum zu überbieten, der wirkungsgrad dürfte bei bei 25% liegen und das ganze aluminium fehlt auf dem markt.
es ist ja nicht grün nur weil es rezykliert ist.

zu whisper gen sollte man erwähnen: die maschinen gingen nach kurzer zeit kaputt weil in der entwicklung nur langzeitversuche aber keine temperaturzyklen getestet wurden, das unternehmen ging nicht einfach so pleite.

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