The Big Picture nennt Trends, Ziele und Massnahmen für die zweite Phase der Transformation des Energiesystems. ©Bild: Agora

Zukünftig ist die Energiewende nicht wie bisher als Stromwende zu betrachten, sondern es müssen auch die Wärme- und Verkehrswende angegangen werden.

Energiewende, die zweite: Ziele und Strategien für 2030

(PM) Agora Energiewende hat konkrete Ziele und Strategien für die zweite Phase der Energiewende veröffentlicht. Unter dem Titel „Energiewende 2030 – The Big Picture“ beschreibt der Think Tank, wie Deutschland sein Klimaschutzziel für 2030 (Minderung der Treibhausgase um 55 Prozent gegenüber 1990) erreicht – und gleichzeitig die Versorgungssicherheit mit Energie gewahrt wird.


Zudem bleibt die Energie sowohl für Verbraucher als auch für die Industrie bezahlbar. Dabei werden erstmals konkrete energiepolitische Zielvorgaben für Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit, Erneuerbare Energien und Effizienz für alle drei Energiesektoren – Strom, Wärme, Verkehr – für 2030 vorgeschlagen.

Sieben zentrale Energie-Megatrends
Das rund 80-seitige Papier beschreibt die sieben zentralen Energie-Megatrends, die jegliche Energiepolitik beachten muss, definiert ein Zielsystem für 2030, diskutiert die zentralen Strategien und Kosten-Nutzen-Abwägungen auf dem Weg dahin und schlägt zehn konkrete Agenda-Punkte für die weitere Gestaltung der Energiewende vor – so etwa die Empfehlung für ein Energiewenderahmengesetz, mit dem die Energiewende erstmals auf ein umfassendes legislatives Fundament gestellt würde.

Umfassende Transformation steht an
Konkret rechnet Agora Energiewende vor, was die Energiewende im Jahr 2030 bedeutet: den Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 30 Prozent und am Stromverbrauch auf 60 Prozent zu verdoppeln, die Nutzung von Kohle und Erdöl zu halbieren, den Verbrauch von Erdgas um 20 Prozent zu reduzieren und den Energieverbrauch insgesamt um 30 Prozent im Vergleich zu heute zu reduzieren. „Das Jahr 2030 ist eine wichtige Wegmarke, denn bis dahin muss die Energiewende zur Hälfte absolviert sein, will man bis 2050 die im Klimaschutzabkommen von Paris verabredete Dekarbonisierung erreichen“, betont Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Die gute Nachricht lautet: Die notwendigen Technologien für den Schritt bis 2030 sind alle kostengünstig vorhanden. Die herausfordernde Botschaft ist aber auch: Jetzt geht es nicht mehr um die Integration von ein paar Wind- und Solaranlagen, sondern es steht die umfassende Transformation der Energiesektoren Strom, Wärme, Verkehr an.“

Wärme- und Verkehrswende erforderlich
Mit der Agenda Energiewende 2030 macht sich Agora Energiewende dafür stark, die Energiewende nicht wie bisher als Stromwende zu betrachten, sondern auch die Wärme- und Verkehrswende anzugehen. „Während Deutschland bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht hat und damit die Grundlage für die Dekarbonisierung in diesem Sektor gelegt sind, stehen wir bei Wärme und Verkehr noch ganz am Anfang. Denn die Biomasse-Strategie, mit der die Bundesregierung ursprünglich Wärme und Verkehr klimafreundlicher machen wollte, ist nicht aufgegangen. Jetzt werden bei Wärme und Verkehr Energieeffizienz und die Nutzung von Wind- und Solarstrom über Elektromobilität und Wärmepumpen im Zentrum stehen – und nach und nach auch strombasierte Heiz- und Kraftstoffe.“

Efficiency First
In der zweiten Phase der Energiewende wird Energieeffizienz einen ganz anderen Stellenwert bekommen müssen als bisher. Unter dem Leitprinzip Efficiency First soll jede Planung und Investition bei Strom, Wärme und Verkehr zunächst daraufhin überprüft werden, ob nicht Energieeffizienz die kostengünstigste Lösung ist. „Wenn Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit gelingen sollen, muss Energieeffizienz eine ganz andere Bedeutung bekommen als bisher. Soviel Erneuerbare Energien und Netze, wie wir ohne Effizienz bräuchten, können wir gar nicht bauen“, betont Graichen.

Illustriert wird das Big Picture mit Karten, die zeigen, wie sich die Stromerzeugung und der Energieverbrauch in den deutschen Bundesländern bis 2030 im Vergleich zu 2015 ändern sowie mit Grafiken, die beispielhaft zeigen, welche Auswirkungen die Transformation auf dem Land, in der Stadt, für die Industrie und in Braunkohlerevieren haben könnte. „Zu sehen ist darauf, dass wir 2030 noch voll im Wandel stecken: Wir werden neben neuen Wind- und Solaranlagen weiterhin fossile Kraftwerke betreiben, die Versorgungssicherheit herstellen, aber immer seltener laufen. Wir werden 10 bis 12 Millionen Elektroautos haben, vor allem in der Stadt, doch der Verbrennungsmotor wird ebenfalls noch sehr verbreitet sein – vor allem auf dem Land. Die Hälfte der Häuser ist saniert, viele Häuser werden ihre Heizwärme aus hocheffizienten Wärmepumpen und aus Wärmenetzen beziehen – aber ebenso viele werden noch mit Gas oder sogar teilweise noch mit Öl heizen“, sagt Graichen.

Wettbewerb zwischen Volkswirtschaften
„Die Energiewende ist aufgrund der stark gesunkenen Kosten für Erneuerbare Energien und Batterien inzwischen auch zu einem Wettbewerbsthema zwischen den Volkswirtschaften geworden“, sagt Patrick Graichen. „Viele Regionen der Welt ziehen beim Wind- und Solarausbau gerade massiv nach, manche – wie China und Kalifornien – sind dabei, Deutschland zu überholen. Wir dürfen jetzt daher nicht nachlassen, sondern sollten die Energiewende mit einer Industriepolitik flankieren, damit Deutschland von dem rasant wachsenden globalen Markt der Energiewende-Technologien profitiert.“

Impulspapier „Energiewende 2030 – The Big Picture“ >>

Text: Agora Energiewende



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