Ziel des Forschungsprojekts Kom MA-P war auch, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln und an Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen weiterzugeben, hier an Bundestagsabgeordnete in Berlin. ©Bild: FLMH

Fraunhofer ISE: Gesellschaftliche Akzeptanz durch lokale Aktion

(FI/ISE) In Deutschland begrüssen viele Menschen die Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren. Bei Massnahmen in der unmittelbaren Umgebung, dem Bau von Windrädern oder Stromtrassen, verwandelt sich Akzeptanz aber schnell in Ablehnung. Das Forschungsprojekt »Kom MA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« hat untersucht, wie Partizipation die Akzeptanz für die Energiewende erhöhen kann.


Ein interdisziplinäres Team hat verschiedene Energiewendemodelle und Partizipationsformen entwickelt und deren Akzeptanz in einer Umfrage ermittelt. Fazit: Stadtwerke und Kommunen übernehmen eine Vorreiterrolle bei der Beteiligung der Bürgerschaft an der Energiewende.

Technische Lösungen und Teilhabe
Bislang gibt es vor allem finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten an der Energiewende. Bürgerinnen und Bürger können sich z. B. finanziell am Ausbau des Stromnetzes beteiligen oder in Photovoltaikanlagen und Windparks investieren. Ziel des Projekts »Kom MA-P | Akzeptanz der Energiewende stärken« war es, die Rolle von bürgernahen und leicht zugänglichen Beteiligungsangeboten an der Energiewende, die nicht unbedingt monetär motiviert sind, genauer zu beleuchten. Zudem wurden auf die Beteiligungsangebote abgestimmte gesellschaftlich akzeptierte Transformationsszenarien errechnet, um die Machbarkeit einer gesellschaftlich verträglichen Energiewende zu demonstrieren. »Unsere Aufgabe war es, den Zusammenhang zwischen technischen Lösungen auf der einen Seite und Möglichkeiten zur Teilhabe auf der anderen Seite zu untersuchen«, so Sebastian Gölz, Diplom-Psychologe am Fraunhofer ISE und Leiter des Projekts »Kom MA-P«.

Im Gegensatz zu technisch- und kostenoptimierten Energiewendeszenarien lag der Fokus auf Energiewendemodellen, mit denen sich die Menschen stärker identifizieren können. Wie gross das Akzeptanz- und Partizipationspotenzial der verschiedenen technischen Optionen tatsächlich ist, wurde durch sozialwissenschaftliche Methoden – Feldtests, repräsentative Befragungen und Stakeholder-Dialoge – empirisch abgesichert. Die Forschung zeigt: Zielgruppen- und werteorientierte Teilhabemöglichkeiten können die Zustimmung zur politischen und gesellschaftlichen Umsetzung der Energiewende in der Bevölkerung erhalten und ausbauen. Auf Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse wurden Handlungsempfehlungen formuliert, die zeigen, wie die Teilhabe realisiert werden kann. Die wissenschaftlichen Arbeiten und deren Interpretation wurden von Partnern aus der Praxis – Versorgern, Dienstleistern und Interessenvertretern aus dem Energie- und Umweltsektor unterstützt.

Menschen vor Ort einbinden und überzeugen
»Mit den Ergebnissen des Projekts Kom MA-P wollen wir Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft dabei unterstützen, Energiepolitik und Massnahmen zu gestalten, die nicht nur technisch und finanziell sinnvoll sind, sondern auch die Menschen vor Ort einbinden und überzeugen«, sagt Gölz. Eine der Handlungsempfehlungen setzt z. B. auf die Visualisierung der Energiewende im lokalen Umfeld, wie sie im Pilotprojekt »Energieflussvisualisierung« in Kooperation mit den Stadtwerken Wunsiedel und der Energiewende GmbH Nürnberg realisiert wurde und sowohl bei Wunsiedeler Bürgerinnen und Bürgern als auch politischen Vertretern in anderen Regionen grossen Zuspruch erhielt. Indem sichtbar gemacht wurde, wo Energie erzeugt und wie Energie verbraucht wird, konnten Bürgerinnen und Bürger sensibilisiert und zu bewussterem Umgang mit Energie motiviert werden.

Vorreiterrolle Stadtwerke und Kommunen
Die Praxisbeispiele und die Ergebnisse der Umfragen haben gezeigt, dass insbesondere Stadtwerke und Kommunen für die Beteiligung der Bürgerschaft an der Energiewende eine Vorreiterrolle übernehmen können. Um dieses Potenzial nutzen zu können, müssen sie neue Kompetenzen, Strategien und Dienstleistungen entwickeln und umsetzen. Auf einem abschliessenden Symposium am 30. Juni 2016 in Berlin werden die Partner des Projekts »Kom MA-P« Anregungen und Antworten auf die Frage vorstellen, was Stadtwerke und Kommunen, aber auch die Bundespolitik konkret tun können, um die Herausforderungen einer bürgernahen Energiewende zu meistern.

Text: Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert