Das ENSI erwartet nun von der Axpo eine Bewertung dieser Befunde. Der Betrieb von Beznau 1 dürfe erst wieder aufgenommen werden, wenn die Sicherheit des Reaktordruckbehälters nachgewiesen ist. Bild: Ensi

AKW Beznau: Verzögerungen bei Revisionen von Block 1 und 2

(ee-news.ch) Die Wiederinbetriebnahme von Block 1 des AKW Beznau, der sich gegenwärtig in der jährlichen Revision befindet, verschiebt sich voraussichtlich auf Ende Oktober 2015. Neben den Verzögerungen beim Austausch des letzte Woche aufgesetzten, neuen Reaktordruckbehälterdeckels sind umfangreiche Messungen am Reaktordruckbehälter nötig.


Die Untersuchungen und die Analyse der Messergebnisse sowie der Freigabeprozess des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI für das Wiederanfahren des Blockes werden deutlich mehr Zeit beanspruchen, als das AKW Beznau bei der Planung der Revision erwartet hatte. Das AKW Beznau möchte zudem bei Block 2 die bereits geplanten vergleichbaren Messungen wie bei Block 1 möglichst zeitnah vornehmen. Aus diesem Grund werden die Vorbereitungen für die Revisionsabstellung an Block 2 bereits in den nächsten Tagen eingeleitet.

Beim ersten Aufsetzen des neuen Deckels auf den Reaktordruckbehälter (RDB) musste das AKW Beznau aufgrund einer Fertigungsungenauigkeit bei den Thermoelementführungsstangen eine zeitliche Verzögerung gegenüber der ursprünglichen Revisionsplanung gewärtigen. Mittlerweile wurde der neue Deckel nachbearbeitet und konnte erfolgreich auf den Reaktordruckbehälter aufgesetzt werden.

Minimale Unregelmässigkeiten
Im Rahmen der geplanten, umfangreichen Prüfungen wurden im Grundmaterial des Reaktordruckbehälters von Block 1 dank Ultraschallmessungen an einigen Stellen Anzeigen registriert, die auf minimale Unregelmässigkeiten aus dem Herstellungsprozess hinweisen. Um diese gemäss den massgebenden Regelwerken bewerten zu können, hat das AKW Beznau weitere zusätzliche Messungen und Analysen durchgeführt. Die Ergebnisse liegen heute in Form eines vorläufigen Messberichtes vor, welcher der Aufsichtsbehörde eingereicht worden ist.

Aufgrund der bisher vorliegenden Erkenntnisse bestehen aus Sicht des AKW Beznau keine Vorbehalte für einen weiteren sicheren Betrieb von Block 1. Dies ist nun in den nächsten Wochen auf der Basis der Messwertauswertungen mit detaillierten Berechnungen und Nachweisen zu verifizieren.

Aus heutiger Sicht Ende Oktober
Nach der Beurteilung der Nachweise durch das ENSI und dem Abschluss aller Revisionsarbeiten werden die Voraussetzungen für das Wiederbeladen des Reaktors und die Freigabe für das Wiederanfahren der Anlage gegeben sein. Dieser Prozess wird sorgfältig und schrittweise erfolgen, was mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Das AKW Beznau geht daher aus heutiger Sicht davon aus, dass die Anlage Ende Oktober wieder in Betrieb genommen werden kann.

Im Block 2 sind in der bevorstehenden Revisionsabstellung vergleichbare Messungen zur Prüfung des Reaktordruckbehälters geplant. Auf Grund der Erkenntnisse aus den Prüfungen im Block 1 sollen diese im Block 2 möglichst zeitnah erfolgen. Um die dazu notwendige Flexibilität zu schaffen, hat das AKW Beznau beschlossen, den Prozess für die Revisionsabstellung bereits in den nächsten Tagen einzuleiten. Die übrigen, detailliert geplanten Revisionsarbeiten und die Umsetzung der Grossprojekte – die Integration der neuen, autarken erdbeben- und überflutungssicheren Notstromversorgung, der Austausch des Reaktordruckbehälterdeckels und die Inbetriebsetzung des neuen Anlageinformationssystems – werden gemäss bisheriger Zeitplanung erfolgen.

Finanziellem und logistischem Aufwand
Die zusätzlichen Messungen und Auswertungen bei Block 1 und die vorzeitig eingeleitete Revisions-abstellung bei Block 2 werden zu einem beträchtlichen Mehraufwand führen. Die Sicherheit der Anlagen – und damit die Durchführung der umfangreichen Messungen und Berechnungen – hat für das AKW Beznau Priorität vor finanziellem und logistischem Aufwand.

Stellungnahme ENSI
„Bei Ultraschallmessungen am Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Beznau 1 hat die Betreiberin bewertungspflichtige Anzeigen festgestellt. Sie hat dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI heute einen entsprechenden Bericht eingereicht. Beznau 1 steht zurzeit wegen der Jahreshauptrevision still,“ schreibt das ENSI in seiner Stellungnahme. Das ENSI erwartet nun von der Axpo eine Bewertung dieser Befunde. Der Betrieb von Beznau 1 dürfe erst wieder aufgenommen werden, wenn die Sicherheit des Reaktordruckbehälters nachgewiesen ist.

„Aus sicherheitstechnischer Sicht besteht bei Beznau 1 kein zeitlicher Druck“, erklärt Georg Schwarz, stellvertretender ENSI-Direktor und Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke, denn das Kernkraftwerk ist derzeit für die Jahresrevision abgeschaltet und der Reaktorkern ist entladen. „Selbstverständlich werden wir Beznau 1 die Freigabe zum Wiederanfahren erst erteilen, wenn wir sicher sind, dass die Befunde keine Beeinträchtigung der Sicherheit darstellen“, betont er weiter.

Dazu erwartet das ENSI nun vom Betreiber, dass die Ultraschallanzeigen weiter untersucht und bewertet werden.

Text: ee-news.ch, Quellen: Axpo Holding AG + ENSI

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Partner

  • Agentur Erneuerbare Energien und Energieeffizienz

Ist Ihr Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien oder Energieeffizienz tätig? Dann senden sie ein e-Mail an info@ee-news.ch mit Name, Adresse, Tätigkeitsfeld und Mail, dann nehmen wir Sie gerne ins Firmenverzeichnis auf.

Top

Gelesen
|
Kommentiert