Primärenergieverbrauch in Deutschland nach Energieträgern. ©Bild: AGEB/Deutscher Wetterdienst

Deutschland: Dank milder Witterung kräftiger Rückgang von Energieverbrauch 2014

(AGEB) Der Energieverbrauch in Deutschland lag 2014 nach ersten Berechnungen der deutschen Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) bei knapp 13’080 Petajoule (PJ) beziehungsweise 446.2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das waren 4.7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit erreichte der Primärenergieverbrauch im Jahr 2014 den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung.


Den stärksten Einfluss auf den deutlich zurückgegangenen Energieverbrauch hatte die im Vergleich zu 2013 erheblich mildere Witterung. Wie die AGEB berechnete, hätte der Energieverbrauch ohne Berücksichtigung des Witterungseinflusses um etwa ein Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Die für sich genommen verbrauchserhöhenden Wirkungen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums, das nach der ersten Berechnung des Statistischen Bundesamtes preisbereinigt 1.6 % betragen hat, blieben dagegen begrenzt. Gemessen an den Ursprungswerten hat sich damit die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität im Jahr 2014 – anders als im Jahr zuvor (minus 2 %) – mit einem Plus von nahezu 7 % sprunghaft erhöht. Auch temperaturbereinigt war die Steigerung der Energieproduktivität mit fast 3 % beachtlich. Der langfristige Trend der temperaturbereinigten Werte von 1990 bis 2013 (1.8 %) wurde dadurch leicht nach oben gedrückt (von 1990 bis 2014 auf 1.9 %).

Unterschiedlicher Rückgang
Mit Ausnahme der erneuerbaren Energien ging der Verbrauch aller übrigen Energieträger mehr oder weniger kräftig zurück. Von allen fossilen Energieträgern nahm der Verbrauch von Erdgas weitgehend witterungsbedingt mit beinahe 13 % am stärksten ab. Aber auch der von Steinkohle ging um rund 8 % kräftig zurück. Es folgten die Braunkohle mit einem Minus von annähernd 4 % und das Mineralöl mit einem Minus von reichlich einem Prozent. Dabei entwickelte sich der Verbrauch der wichtigsten Mineralölprodukte sehr unterschiedlich: Während der Verbrauch von leichtem Heizöl temperaturbedingt drastisch sank (-13.6 %), stieg der Einsatz von Rohbenzin um rund 5 %, und sämtliche Kraftstoffe legten gegenüber dem Vorjahr spürbar zu (Diesel: +4.1 %, Ottokraftstoff: +2 % und Flugkraftstoffe: +0.3 %). Das Mineralöl war mit einem Anteil von rund 35 % am gesamten Energieverbrauch nach wie vor der mit Abstand wichtigste Energieträger.

Die Nutzung erneuerbarer Energien erhöhte sich 2014 insgesamt leicht um 0.5 %, rangiert aber mit einem Verbrauchsanteil von rund 11 % nur wenig hinter der Stein- und Braunkohle. Dieser im Vergleich zu den Vorjahren geringe Anstieg ist in erster Linie mit dem Rückgang bei der Wasserkraft (-10.9 %) und bei den biogenen Festbrennstoffen (-9.1 %) zu erklären. Demgegenüber nahmen die Photovoltaik mit einem Plus von fast 13 %, die Windenergie mit reichlich 8 %, das Biogas mit etwa 6 % sowie der biogene Siedlungsabfall mit 5 % deutlich zu. Ebenso wie der Primärenergieverbrauch ist der Bruttostromverbrauch kräftig gesunken: Mit knapp 580 Mrd. kWh war dieser im Jahr 2014 um 3.5 % geringer als im Vorjahr. Dies war der niedrigste Wert seit 2000; selbst der tiefe Wert im Krisenjahr 2009 wurde noch unterboten. Die gesamtwirtschaftliche Stromproduktivität, die sich in den Jahren von 1990 bis 2013 im jährlichen Mittel um rund 1 % verbessert hatte, übertraf 2014 das Vorjahresniveau um mehr als 5 %, wodurch sich der längerfristige Trend auf 1.2 % erhöhte.

Stärkste Rückgänge bei Mineralöl und Erdgas
Im Vergleich zum Bruttostromverbrauch ist die Bruttostromerzeugung 2014 mit rund 3 % etwas weniger zurückgegangen. Daran waren mit Ausnahme der erneuerbaren Energien alle anderen Einsatzbrennstoffe beteiligt. Die stärksten Rückgänge zeigten sich beim (quantitativ allerdings weniger bedeutsamen) Mineralöl (-16.6 %) sowie beim Erdgas (-13.7 %), bei der Steinkohle (-10.4 %) sowie bei der Braunkohle (-3.2 %). Die Stromerzeugung aus Kernenergie blieb praktisch unverändert. Erstmalig waren die erneuerbaren Energieträger mit einem Erzeugungszuwachs von 5.4 % auf insgesamt knapp 161 Mrd. kWh und einem Erzeugungsanteil von 26.2 % noch vor der Braunkohle der wichtigste Energieträger für die Stromerzeugung. Da die Bruttostromerzeugung nicht so stark gesunken ist wie der Bruttostromverbrauch, haben sich die hohen Überschüsse beim Stromaustausch mit dem Ausland1 im Jahr 2014 abermals erhöht; mit 35.5 Mrd. kWh erreichten sie einen neuen Rekordwert. Besonders hohe Exportüberschüsse waren wieder im Handel mit den Niederlanden (23.8 Mrd. kWh), Österreich (8.8 Mrd. kWh) und der Schweiz (7.1 Mrd. kWh) zu verzeichnen. Überschüsse bei den Stromflüssen aus dem Ausland konzentrieren sich traditionell auf Frankreich und Tschechien. Anders als bei Tschechien, von wo per Saldo im Jahr 2014 mit 3.2 Mrd. kWh weniger importiert wurde als im Vorjahr (7.0 Mrd. kWh), stieg der Einfuhrüberschuss aus Frankreich auf 14.0 Mrd. kWh (Vorjahr 10,6 Mrd. kWh; im Jahr 2011 waren es noch 20.2 Mrd. kWh). In Bezug auf Dänemark kehrten sich die Stromflüsse sogar um: Einem Ausfuhrüberschuss von 2.5 Mrd. kWh im Jahr 2013 stand ein leichter Einfuhrüberschuss von 0.6 Mrd. kWh im Jahr 2014 gegenüber.

Umfassende Ermittlung
Eine umfassendere Ermittlung der Entwicklung der Treibhausgasemissionen insgesamt im Jahr 2014 ist gegenwärtig noch nicht möglich. Es kann aber eine grobe Abschätzung der energiebedingten CO2Emissionen auf Grundlage der Veränderungen des Primärenergieverbrauchs nach emissionshaltigen und emissionsfreien Energieträgern vorgenommen werden. Da der Rückgang des Primärenergieverbrauchs sämtliche fossilen Energieträger betraf, während die erneuerbaren Energieträger noch zulegten, dürften – gemessen an den Ursprungswerten – die energiebedingten CO2Emissionen im Jahr 2014 in einer Grössenordnung von reichlich 5 % (also etwas stärker als der Primärenergieverbrauch) um etwa 40 Mio. t CO2 gesunken sein. Unter Berücksichtigung des Temperatureinflusses wäre noch immer mit einer Abnahme um etwa 1.5 bis 2 % oder um vielleicht 15 Mio. t CO2 zu rechnen. Sofern sich bei den prozessbedingten CO2-Emissionen wie bei den übrigen Treibhausgasemissionen keine grundlegend anderen Entwicklungen vollzogen haben und die Treibhausgasemissionen insgesamt im Jahr 2014 in der genannten Grössenordnung zurückgegangen sind, dürfte Deutschland gemessen an den temperaturbereinigten Werten wiederum den angestrebten Pfad rückläufiger Emissionen verfehlt haben. Zur Erreichung des Ziels einer Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % im Vergleich zu 1990 wäre nämlich bezogen auf die Emissionswerte im Jahr 2013 bis 2020 eine jahresdurchschnittliche Minderung um 3.3 % erforderlich.

Bericht „Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2014 - Dank milder Witterung kräftiger Rückgang des Energieverbrauchs“ >>

Text: Deutsche Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB)

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Partner

  • Agentur Erneuerbare Energien und Energieeffizienz

Ist Ihr Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien oder Energieeffizienz tätig? Dann senden sie ein e-Mail an info@ee-news.ch mit Name, Adresse, Tätigkeitsfeld und Mail, dann nehmen wir Sie gerne ins Firmenverzeichnis auf.

Top

Gelesen
|
Kommentiert