Im Sprühturm wird der flüssige Kaffeeextrakt zu Instantpulver getrocknet. ©Bild: HACO AG

Ursprünglich als Pharmaunternehmen gegründet, stellt die HACO AG in Gümligen heute Nahrungsmittel für Grossverteiler her. ©Bild: HACO AG

EnAW: Haco – 16.6 Mio. kWh Strom und Wärme eingespart

(EnAW) Erfunden hat sie das Energiesparen zwar nicht, von Anfang an mitgemacht hat die Haco AG in Gümligen aber schon. Seit 2005 arbeiten die Energieverantwortlichen der Haco AG mit der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) zusammen. Die Produktionsanlagen wurden analysiert und jedes Jahr weiter optimiert. Dank diesen Massnahmen spart der Betrieb nun jährlich 16.6 Mio. Kilowattstunden Energie ein, was in etwa dem Verbrauch von 3500 Haushalten entspricht.


Die Farmerriegel und löslichen Kaffees der Migros, Volg-Bouillonwürfel und das Mirador – sie alle kommen aus den Fabriken der Haco AG. Ursprünglich als Pharmaunternehmen gegründet, produziert das Schweizer Privatunternehmen seit 1965 ausschliesslich Nahrungsmittel. Am Standort Gümligen werden vor allem Kaffee verarbeitet und trockene Rohstoffe nach Rezeptur vermengt und verpackt. Die rund 370 Mitarbeitenden stellen eine breite Palette an löslichem Kaffee, Suppen, Saucen und Schnellgerichten her. Kunden sind fast alle einheimischen Detailhändler und die Gastronomie. Der Schwerpunkt liegt in der Schweiz und in Europa bis nach Russland. Die Produkte werden aber auch nach Nordamerika und Asien exportiert.

Kleinigkeiten machen Unterschied
Seit 2005 ist die Haco AG bereits Teilnehmerin der EnAW. Die Mitarbeitenden haben Erfahrung im ökonomischen Umgang mit Ressourcen, allen voran Stefan Gertsch. Der Verantwortliche für den Bereich Energie in Gümligen hat in den letzten Jahren ein neues, energiesparendes Bewusstsein entwickelt: «Das fängt schon bei ganz kleinen Dingen an», meint er. Zum Beispiel beim Toilettenfenster. Wenn er sehe, wie ein Fenster oberhalb eines meterlangen Radiators im Winter auf Kippstellung stehe, könne er nicht ruhig bleiben. Überzeugt haben den Elektroingenieur aber vor allem die wirtschaftlichen Vorteile einer Teilnahme bei der EnAW. Bereits zu Beginn der Energiedebatte habe man sich dafür entschieden: «Es war klar, dass wir als Grossverbraucher mitmachen und so unsere Verantwortung wahrnehmen», so Gertsch. Durch den Abschluss einer Zielvereinbarung mit der EnAW wurde die Haco AG dann auch von der CO2-Abgabe befreit.

Zu Beginn wurden einfach umsetzbare Massnahmen ergriffen. Die Ingenieure haben bestehende Prozesse technisch und verfahrensmässig optimiert, vor allem die energieintensive Kaffeeproduktion. Ein Dampfkessel wurde ersetzt und die Röstanlage erneuert. Wärmeübertrager werden öfters kontrolliert, um allfällige Energieeinbussen in der Produktion schneller zu erkennen. Mit mehr als 30 kleineren und grösseren Massnahmen konnte die mit der EnAW bis 2012 abgeschlossene Zielvereinbarung sogar übertroffen werden: Jährlich werden 16.6 Mio. Kilowattstunden an Wärmeenergie und Strom eingespart. Dies entspricht circa 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfs vor der Umsetzung der Massnahmen. Mit diesen Massnahmen waren die verhältnismässig einfach umsetzbaren Projekte realisiert. Deshalb liess man das Unternehmen mithilfe einer Pinch-Analyse anlagenübergreifend untersuchen. «Der neutrale Blick von aussenstehenden Experten hat uns geholfen, sämtliche Abläufe neu zu hinterfragen», sagt Gertsch.

Innovation ausreizen
Potenzial ist unter anderem bei der Prozessluft in der Sprühtrocknung vorhanden: Die Luft kommt von aussen und wird auf 200 Grad Celsius erhitzt. «Dabei würde an manchen Tagen, je nach Luftfeuchtigkeit der eingespeisten Frischluft, eine niedrigere Temperatur ausreichen oder es könnten gleichzeitig mehr Produkte getrocknet werden», erklärt Gertsch. Dafür braucht es allerdings Messgeräte, welche die Luftfeuchtigkeit auch bei sehr hohen Temperaturen und in staubiger Umgebung messen können. Bei der Haco AG ist man jetzt daran, das Projekt vertieft zu analysieren – innovativ sind die Ingenieure auf jeden Fall. Mit den ins Auge gefassten Massnahmen wird die Firma genug Energie einsparen, um die Vorgaben der neuen Zielvereinbarungsperiode bis 2020 zu erfüllen. Auch im Hinblick auf den neuen Grossverbraucherartikel, der 2015 im Kanton Bern eingeführt wird, ist das Unternehmen bestens gerüstet. Dank der bestehenden Zielvereinbarung mit der EnAW besteht kein Mehraufwand.

Vermittler auf höchster Stufe
Diesen Innovationsgeist schätzt auch Stefan Krummenacher. Der EnAW-Moderator betreut die Haco AG und bezeichnet die Zusammenarbeit als höchst professionell: «Die haben ihr Engineering voll im Griff und wissen von was sie reden.» Ein bis zweimal ist er vor Ort in Gümligen, Gertsch trifft er mehrmals pro Jahr. Dieser schätzt an der EnAW vor allem deren Vermittlungsfunktion zu den Behörden: «Die EnAW kennt auch unsere praxisorientierte Perspektive und vertritt diese bei den amtlichen Stellen». Auch Krummenacher sieht sich gerne als Mittelsmann: Natürlich helfe er mit, die Unternehmen energietechnisch auf Vordermann zu bringen, «aber ich halte ihnen auch den Rücken bei den Behörden frei». Am Ende profitieren zweifellos beide von der harmonischen Zusammenarbeit.



Interview mit Stefan Gertsch, Energieverantwortlicher Haco AG

Was zeichnet Ihr Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz aus?
Wir beherrschen eine breite Palette von Verfahren zur Herstellung trockener Lebensmittel, inklusive deren Verpackung. Ausserdem können wir bio, koscher oder halal produzieren und besitzen alle internationalen Zertifizierungen. Das macht unsere Produktion sehr flexibel. Deshalb und dank unserer flachen Organisationsstruktur können wir rasch auf veränderte Kundenwünsche reagieren.

Wo verbraucht Ihr Betrieb am meisten Energie?
Das ist ganz klar unsere Kaffeeproduktion, denn wir rösten, extrahieren und trocknen den Kaffee vor Ort. Wir beziehen 80 Prozent unserer Energie aus Erdgas, fast alles davon fliesst in die Kaffeeproduktion. Deshalb liegt dort auch das grösste Sparpotenzial.

Haben Sie für Ihre Investitionen Fördergelder erhalten?
Für die Investitionen im Energiebereich haben wir keine Zuschüsse bekommen. Allerdings hat uns das Bundesamt für Energie (BFE) letztes Jahr finanziell unterstützt, als wir unser Unternehmen einer professionellen Energie-Analyse unterzogen haben. Wir haben schon mehrmals bei Pilotversuchen des Bundes mitgemacht, auch bei der Entwicklung einer Software für die Pinch-Analyse.

Wie wird Energiesparen in Ihrem Betrieb wahrgenommen?
Das erste CO2-Gesetz verlangte von den Unternehmen Einsparungen bis 2012. Im Erfolgsfall sollten die bezahlten Abgaben am Ende dieser Periode rückerstattet werden. Wegen der Finanzkrise hat der Bund diese Gelder aber bereits früher ausbezahlt. Als uns plötzlich jährlich ein sechsstelliger Betrag zustand, wurden sogar die Leute von der Finanzabteilung hellhörig. Das hat uns damals den Lohn für den ganzen Aufwand vor Augen geführt.

Was wird Sie in den nächsten Jahren herausfordern?
Die Regulierungspolitik ist in ständigem Wandel und manchmal sehr schnelllebig. Massnahmen werden gefordert, unterstützt, aber auch wieder gestrichen. Die internationale Situation ist unsicher und damit auch die Entwicklung der Energiepreise. Das alles muss ich bei geplanten Investitionen berücksichtigen. Auch die weitere Liberalisierung des Energiemarkts verfolge ich gespannt.

Setzen Sie Energieeffizienz auch bei Ihren Zulieferern voraus?
Unser Betrieb ist zu klein, um das beeinflussen zu können. Falls die Nachfrage der Kunden da wäre, könnten wir Produkte mit nachhaltig produzierter Energie herstellen. Das haben wir mit unserem Lieferanten abgeklärt. Im Moment ist das aber noch kein Thema.

Text: Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

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