The United States (light tight oil) and Brazil (deepwater) step up until the mid-2020s, but the Middle East is critical to the longer-term oil outlook. ©Bild: World Energy Outlook 2013

ASPO: Neues Zeitalter hoher Ölpreise

(ASPO) Der neueste Jahresbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) enthält einige bemerkenswerte wie überraschende Analysen und Prognosen, die bislang ein erstaunlich schwaches Echo hervorgerufen haben. So stellt der im November veröffentlichte World Energy Outlook (WEO) 2013 die Erkenntnis ins Zentrum, dass die Welt in ein neues Zeitalter hoher Ölpreise ohne historische Parallele eingetreten sei.


Diese hohen Ölpreise seien dauerhaft (prognostiziert wird ein moderater Anstieg des Ölpreises auf 128 Dollar bis 2035) und würden, gemeinsam mit technologischem Fortschritt, neue Ölressourcen erschliessen. Dies bedeute allerdings nicht, dass die Welt an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter des Erdölreichtums stehe.

101 Millionen Fass pro Tag bis 2035
Für die konventionelle Erdölförderung malt der WEO 2013 ein ziemliches düsteres Bild: Die Rate, mit der die Produktion von konventionellen Feldern, die den Peak überschritten haben, abnimmt, wird auf 6% pro Jahr geschätzt. Die Folge davon ist ein Rückgang der konventionellen Förderung aus existierenden Feldern von 40 Millionen Fass pro Tag bis zum Jahr 2035. Gemäss dem WEO 2013 gehe die Produktion konventionellen Erdöls bis dann auf 65 Millionen Fass pro Tag (oder von 80 Prozent auf zwei Drittel der gesamten Erdölförderung) zurück. Der WEO 2013 geht aber davon aus, dass dieser Rückgang der konventionellen Förderung durch eine Zunahme bei den Natural Gas Liquids (im Zuge der Ausweitung der globalen Erdgasproduktion) und beim unkonventionellen Erdöl – Schieferöl in den USA, Ölsande in Kanada, Tiefseeöl in Brasilien – kompensiert und das globale Angebot bis 2035 von 89 Millionen (2012) leicht auf 101 Millionen Fass pro Tag ausgeweitet werden kann.

Der interessanteste Aspekt des WEO 2013 ist gemäss Analyse der ASPO Schweiz, dass nun selbst die chronisch überoptimistische IEA die gegenwärtig in den Massenmedien, in viel diskutierten Berichten von Citi Group und anderen Analysten oder auch noch im WEO 2012 herrschende Euphorie bezüglich des Potenzials von Schieferöl ziemlich stark relativiert. In den nächsten 10 Jahren würden die USA zwar mehr Schieferöl fördern und so massgeblich dazu beitragen, die Rolle der OPEC-Staaten beim Stillen des globalen Erdöldurstes temporär zu reduzieren. Allerdingskönne kein anderes Land den Erfolg der USA mit diesem Kohlenwasserstoff wiederholen. Bereits ab Mitte der 2020er Jahre werde so die globale Schieferölproduktion – und damit die Produktion ausserhalb der OPEC – wieder zurückgehen. Diese Einschätzung ist weitgehend im Einklang mit dem diesjährigen Annual Energy Outlook der U.S. Energy Information Administration, welche einen Peak der amerikanischen Schieferölförderung im Jahr 2020 voraussagt. Eine weitere Ausweitung der globalen Ölförderung müsse gemäss dem WEO 2013 dann weitgehend von den Ländern des Nahen Ostens, der einzigen grösseren Quelle günstigen Erdöls, getragen werden. Bezeichnenderweise hat die internationale Medienberichterstattung diese Prognosen weitgehend ignoriert.

Schieferölfelder stark auf Bohrtätigkeiten angewiesen
Warum gelangt der WEO 2013 etwas überraschend zu einer realistischeren Einschätzung des Potenzials von Schieferöl? Auch die IEA erkennt nun eine zentrale Problematik von Shale Energy, auf welche die Wissenschaftler des ASPO-Netzwerks seit Längerem hinweisen: Schieferölfelder sind stark auf massive und ständige Bohrtätigkeiten angewiesen, um einen raschen Rückgang ihrer Produktion zu verhindern. Der WEO 2013 kommt deshalb zum Schluss, dass die Notwendigkeit, den Förderrückgang bestehender Erdölfelder zu kompensieren, bis 2035 die hauptsächliche Ursache für Investitionen im Upstream-Bereich sein werde. Bereits 2013 erreichen die Ausgaben im Upstream-Sektor der Öl- und Gasindustrie mit mehr als 700 Milliarden Dollar einen neuen Höchstwert. Ausserdem bilanziert die IEA, dass allein die Kompensierung des Produktionsrückgangs mehr als die Hälfte der 790 Milliarden Fässern Erdöl erfordern werde, die zur Deckung der prognostizierten Nachfrage bis 2035 gefördert werden müssten.

Kritische Töne der IEA
Selbst bei der Nachhaltigkeit des amerikanischen Schiefergasbooms schlägt die IEA im WEO 2013 übrigens ungewohnt kritische Töne an. So wird etwa vorausgesagt, dass die Stromproduktion aus Kohle in den Vereinigten Staaten aufgrund steigender Erdgaspreise schon bald wieder an Bedeutung gewinnen und damit die jüngst erfolgte Trendwende von Kohle zu Erdgas als Energiequelle der Stromproduktion rückgängig machen werde.

Text: Newsletter Association for the Study of Peak Oil and Gas ASPO Schweiz

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