Eladio Caamano, Leiter der Trocknerei in Churwalden, bei der Qualitätskontrolle. ©Bild:Albert Spiess AG

Vom Hauptsitz in Schiers beliefert die Albert Spiess AG Grossverteiler in der ganzen Schweiz. ©Bild:Albert Spiess AG

EnAW: Engagement der Albert Spiess AG zahlt sich aus

(ENaW) Die würzigen Fleischspezialitäten aus dem Hause Albert Spiess glänzen nicht nur durch ihre hohe Qualität. Jahr für Jahr werden sie mit weniger Energie hergestellt. Das frühe Engagement bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) zahlt sich doppelt aus: Die Auflagen des neuen Bündner Grossverbraucherartikels (GVA) erfüllt die Albert Spiess AG bereits heute.


Beheimatet im bündnerischen Schiers, produziert und beliefert Albert Spiess mit einer breiten Palette an Rohpökelwaren, Rohwürsten, Convenience Produkten wie Hirschpfeffer sowie Frischwaren die gesamte Schweiz und das nahe Ausland. In zwei Trocknereien in Churwalden und Frauenkirch, im Hauptsitz in Schiers sowie in zwei Depots für den regionalen Gastrobedarf sind rund 220 Mitarbeitende tätig. Sie sorgen dafür, dass wöchentlich alleine 150 bis 170 Tonnen Rohpökelwaren, wie Bündnerfleisch, Bündner Rohschinken oder Coppa produziert und distribuiert werden.

Viele kleine Schritte
Seit 2008 gehört das Unternehmen zur Orior-Gruppe, die auch Rapelli und Fredag in ihren Reihen weiss. Alle Unternehmen der Gruppe engagieren sich mit der EnAW für die Senkung ihrer Energieverbräuche und einen aktiven Klimaschutz. Die Resultate, welche Albert Spiess Ende 2012 vorweisen kann, sind beeindruckend: Alleine der CO2-Ausstoss konnte um jährlich 430 Tonnen reduziert werden. Nebst grösseren Projekten, wie dem Ersatz des alten Heizkessels am Hauptsitz in Schiers, ist für Holger Schröder, den CFO des Betriebs, die Firmenkultur entscheidend: «Energie sparen beginnt bei der täglichen Arbeit. Das fängt damit an, dass Mitarbeiter konsequent das Licht löschen und am Abend die EDV-Geräte, die an Stromsparleisten angeschlossen sind, sauber abstellen. Zugleich optimieren wir fortwährend alle Ebenen unseres Betriebs, so beispielsweise die Dämmung der Gebäudehüllen oder aktuell durch den Einsatz neuer Fenster im Verwaltungsgebäude. Alle diese kleinen Massnahmen summieren sich am Ende.»

Massgeblich am Erfolg beteiligt ist Edi Ziegler. Der Leiter des technischen Dienstes von Albert Spiess ist Herr über die Produktionsanlagen und verantwortet die Energieeinsparungs- und Sanierungsprojekte an den diversen Standorten. Für ihn ist der fachliche Austausch ein entscheidender Faktor für den Erfolg: «Wir haben den grossen Vorteil, dass wir uns einerseits mit den Spezialisten im Bereich Unterhalt und Technik innerhalb der Orior-Gruppe über die neuesten Projekte austauschen können. Andererseits können wir mit unserem EnAW-Moderator Thomas Pesenti, der uns regelmässig besucht, Rücksprache halten».

Check-up-Tool der EnAW
Pesenti findet denn auch nur lobende Worte für die Orior-Gruppe und ihre Teilnehmer. Die regelmässige Teilnahme von Vertretern der Albert Spiess AG an Fachveranstaltungen der EnAW, vor allem aber die Eigeninitiative des Werkstattchefs Ziegler streicht er besonders hervor: «Herr Ziegler hat früh Gefallen gefunden am Check-up-Tool der EnAW und hat dieses im Alleingang eingesetzt, was das jährliche Monitoring der Massnahmen sehr erleichterte.»

Rechnen, rechnen, rechnen
Angesprochen auf den Erfolg, gibt sich Ziegler bescheiden: «Die Strom- und CO2- Reduktionen gingen Hand in Hand. Bin ich auf eine gute Idee gestossen, habe ich sie im Check-up-Tool der EnAW durchgerechnet und geprüft, ob sie sich wirtschaftlich lohnt.» Fündig geworden ist Ziegler bei den Druckluftkompressoren: «Druckluft ist ein sehr wichtiges Thema in der Lebensmittelverarbeitung. Durch die Installation einer übergeordneten Kompressorsteuerung am Standort Schiers sparen wir jährlich 40’000 Kilowattstunden. Die Kompressoren selbst produzieren als Nebenprodukt Wärme. Darum hängt bei uns jeder Kompressor an einer Wärmerückgewinnung, die zum Aufheizen des Warmwassers genutzt wird. Diese Investition ist auch für kleinere Betriebe interessant und rechnet sich in sehr kurzer Zeit.»

Kantonal bestens gerüstet
Grosse Energiekonsumenten des Kantons Graubünden werden im aktuellen Jahr durch die Umsetzung des GVA zur Erhöhung ihrer Energieeffizienz verpflichtet. Auch die Albert Spiess AG fällt unter besagten Artikel. Als Teilnehmerin der EnAW, die ihre Hausaufgaben nicht erst seit gestern erledigt, sind die neuen Pflichten für sie mit keinem Mehraufwand verbunden. Schröder bilanziert: «Der Kanton hat von Anfang an kommuniziert, dass die Teilnahme bei der EnAW einen Weg für die Erfüllung des GVA darstellt. Als Bündner Unternehmen, das bereits eine Zielvereinbarung abgeschlossen hat, gilt der GVA für uns somit als erfüllt. Wir müssen keine zusätzlichen Massnahmen ergreifen, sondern den bereits eingeschlagenen, erfolgreichen Weg weitergehen.»



Interview mit: Holger Schröder, CFO Albert Spiess AG und Edi Ziegler, Leiter Technischer Dienst Albert Spiess AG

Was macht die Besonderheit von Bündnerfleisch aus?

Schröder: Bündnerfleisch ist eine Spezialität, die es in vielen Ländern nicht gibt. Dies im Vergleich zum Rohschinken, den man auch als Schwarzwald-, Parma- oder Serrano-Schinken kennt. Darum ist Bünderfleisch auch eine geschützte geographische Angabe. Beim Bundesamt für Landwirtschaft ist ein Pflichtenheft hinterlegt, das Kriterien auflistet, die man erfüllen muss, um seine Produkte Bündnerfleisch nennen zu dürfen. Nebst der Zusammensetzung ist ein Kriterium, dass das Fleisch im Kanton Graubünden in einer Höhe von mindestens 800 Metern über dem Meeresspiegel getrocknet wird.

Ist Bündnerfleisch darum eine verhältnismässig teure Delikatesse?
Schröder: Nicht nur. Das Schlachtgewicht einer Kuh beträgt durchschnittlich 250 Kilogramm. Für unser Bündnerfleisch können wir nur den Stotzen verwenden. Das sind 80 Kilogramm. Von Fett und Knochen befreit und geschnitten sind wir bei 40 Kilogramm. Während des Trocknungsprozesses wiederum verlieren wir über die Hälfte des Gewichts in Form von Wasser, so dass schlussendlich 18 Kilogramm auf dem Teller des Kunden landen. Das spiegelt sich ebenfalls im Preis wieder.

Warum ist die Albert Spiess AG seit 2007 Teilnehmerin der EnAW?
Schröder: Die Produktion nachhaltiger Produkte und damit auch der schonende Umgang mit Ressourcen stehen seit jeher im Zentrum der Bemühungen der Albert Spiess AG. Die EnAW kontaktierte uns 2007 im Rahmen der Einführung der CO2-Abgabe und fragte an, ob wir am Abschluss einer Zielvereinbarung, die die Rückerstattung der CO2-Abgabe ermöglicht, interessiert sind. Seither nehmen wir am Energie-Modell der EnAW teil. Die erste Periode des CO2-Gesetzes ist im vergangenen Jahr abgelaufen.

Sind Sie mit Ihren Ergebnissen zufrieden?
Schröder: Ja, denn wir haben doppelt profitiert. Auf der einen Seite haben wir durch die Einhaltung der Vorgaben unserer Zielvereinbarung die CO2-Abgabe zurückerstattet bekommen. Auf der anderen Seite profitieren wir dank den gemeinsam mit der EnAW erarbeiteten Massnahmen von tieferen Energieverbräuchen.

Welche Bereiche Ihres Betriebs benötigen denn besonders viel Energie?
Ziegler: Einerseits ist das Trocknen der Ware energieintensiv. Wir müssen Kühlen, Heizen und wieder Kühlen, um dem Produkt die Feuchtigkeit zu entziehen. Andererseits benötigt der Autoklav, den wir für das Sterilisieren (Haltbarmachen) von Hirsch- und Rehpfeffer benötigen, viel Energie.

Wo haben Sie den Hebel angesetzt, um diese Energieverbräuche zu drosseln?
Ziegler: Im Jahr 2010 haben wir den Heizkessel an unserem Standort in Schiers ausgewechselt. Alleine diese Massnahme bringt uns pro Jahr eine Einsparung von 130 Tonnen CO2. In unserer Trocknerei in Frauenkirchen wiederum hatten wir das gesamte Wärmepotenzial für die Warmwassergewinnung bereits ausgeschöpft. Hier haben wir eine Heissgas-Abtauung installiert. Die vom Kältekompressor erzeugte Wärme wird jetzt zur Abtauung des Registers über ein Regelventil in den Kältekreislauf geführt. Das Abtauen des Kälteregisters mit Heisswasser oder einer elektrischen Heizung entfällt. Mit dieser Investition von 50 000 Franken sparen wir pro Jahr etwa 300 000 Kilowattstunden Energie und 80 Tonnen CO2 ein – die Massnahme zahlt sich nach drei Jahren auch finanziell aus.



Grossverbrauchermodell des Kantons Graubündens

Grossverbraucher sind Betriebsstätten mit einem jährlichen Wärmebedarf von mehr als 5 Gigawattstunden oder einem Elektrizitätsverbrauch von mehr als 0.5 Gigawattstunden. Gemäss Kantonalem Energiegesetz können Grossverbraucher zu einer Verbrauchsanalyse und zur Realisierung von zumutbaren Massnahmen zur Verbrauchsoptimierung verpflichtet werden. Ist ein Unternehmen im Besitz einer Universalzielvereinbarung (UZV) mit der EnAW, sind die gesetzlichen Anforderungen für Grossverbraucher erfüllt. Die UZV nimmt Rücksicht auf betriebliche Abläufe und ermöglicht es dem Unternehmen, die angestrebten Effizienzziele mit eigens für den Betrieb festgelegten Massnahmen zu erreichen.

Deklaration der gewählten Variante gegenüber dem Kanton Graubünden

  • Wenn eine UZV gewählt wurde: Für KMU- oder Energie-Modell anmelden
  • Zusammentragen der Energiedaten und –potenziale, Erfassung mit EnAW-Zielvereinbarungstool, erarbeiten Zielwerte und Plausibilisierung durch EnAW
  • Auditierung durch unabhängige vom Bund bestimmte Auditoren
  • Erstellen der Endfassung der UZV durch die EnAW
  • Unterzeichnung der UZV durch das Unternehmen und die EnAW
  • Jährliches Monitoring des Energieverbrauchs im Rahmen der vereinbarten Sparziele

Text: Newsletter Schweizerische Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)

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