EEX: energiepolitisches Eckpunktepapier - Erfolgsfaktoren für die Energiewende

(PM) Die Energiewende und die Energiepolitik in Deutschland verändern die Energiemärkte fundamental. Neben der damit verbundenen Unsicherheit über den zukünftigen Rechtsrahmen bringt es vor allem der steigende Anteil erneuerbarer Energien mit sich, dass die Marktteilnehmer kurzfristiger planen und handeln.


Ausserdem ist trotz einer weit fortgeschrittenen europäischen Integration der Energiemärkte wieder ein Trend zur verstärkten nationalen Energiepolitik erkennbar. Im Fokus der Debatte steht vor allem die Frage, wie der Strommarkt der Zukunft gestaltet sein sollte.

„Markt“ und „Europa“
Politische Veränderungen im Energiemarkt spiegeln sich stets auch unmittelbar an der Börse wider – sowohl im Handelsverhalten der Marktakteure als auch in den ermittelten Preisen. Daher formuliert die European Energy Exchange (EEX) im vorliegenden Papier acht energiepolitische Eckpunkte, die aus Börsensicht für ein zukünftiges Strommarktdesign unter Einbeziehung des Europäischen Emissionshandels unabhängig von der detaillierten Ausgestaltung gelten sollten. Die Eckpunkte beziehen sich dabei alle auf die beiden Dimensionen „Markt“ und „Europa“, die aus Sicht der EEX den Bezugsrahmen für ein zukünftiges Marktdesign darstellen sollten. Denn die Energiewende ist zu komplex, um sie durch zentrale Vorgaben und nur auf die nationale Ebene begrenzt zu steuern. Stattdessen sollten sowohl Wettbewerb und Marktmechanismen als auch die Potentiale des europäischen Energiebinnenmarkts genutzt werden, um die Umsetzung gesamtwirtschaftlich effizient zu gestalten.


Zusammenfassung – energiepolitische Eckpunkte der EEX

  1. Energiemärkte brauchen einen verlässlichen politischen Ordnungsrahmen
    Die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen müssen klar und langfristig verlässlich sein. Das Marktpreissignal – der Börsenpreis – als Entscheidungskriterium ist umso stärker, je klarer und verlässlicher der politische Ordnungsrahmen ist.

  2. Bekenntnis zu freien, wettbewerblichen, beaufsichtigten und transparenten Märkten
    Ein politischer Ordnungsrahmen ist kein Selbstzweck, sondern sollte auch tatsächlich Markt und Wettbewerb möglich machen, die wiederum für Chancengleichheit, Fairness und Transparenz stehen. Faire Marktpreise basieren auf Angebot und Nachfrage – dazu gehören auch Preisspitzen.

  3. Weiterer Ausbau Erneuerbarer Energien sollte marktbasiert erfolgen
    Ein marktbasierter Ansatz ist eine Direktvermarktung unter der Formel „Integration der Erneuerbaren Energien = Börsenpreis + x“. Zwar wird weiterhin eine Förderung für Erneuerbare Energien nötig sein, diese sollte aber nur einen Teil der Kosten decken. Die Differenz kann dann durch Marktteilnahme und entsprechende Erlöse ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden. Das Marktpreissignal wird zur Entscheidungsgrundlage für das Verhalten der Betreiber Erneuerbarer Energien-Anlagen und führt zu einer stärkeren Bedarfsorientierung.

  4. Herkunftsnachweise schaffen Transparenz und zeigen Zahlungsbereitschaft für Ökostrom
    Herkunftsnachweise zeigen die Zahlungsbereitschaft für die grüne Eigenschaft von Erneuerbaren Energien. Durch ihre separate Vermarktung lassen sich Erlöse erzielen, die die EEG-Umlage reduzieren können. Es sollte die Möglichkeit eröffnet werden, die grüne Eigenschaft von über das EEG geförderten Anlagen separat über Herkunftsnachweise zu vermarkten.

  5. Kapazitätsmechanismen nur als Ultima Ratio – kein weiterer Subventionsmechanismus
    Kapazitätsmechanismen sollten nur nach äusserst gründlicher Abwägung aller Folgen und erst dann eingeführt werden, wenn marktwirtschaftliche Mechanismen mit geringerer Eingriffsintensität nicht zu den erforderlichen Ergebnissen führen. Eine blosse Ergänzung des EEG um einen weiteren Subventionsmechanismus ist abzulehnen, da der Markt dadurch weiter verdrängt wird. Stattdessen sollten die Potenziale des Energy-Only-Marktes – insbesondere die Flexibilisierung der Nachfrage (Stichwort: Demand-Side Management) und die Europäische Integration – vollständig erschlossen und ausgeschöpft werden.

  6. Stärkere Nachfragesteuerung schafft mehr Flexibilität im Markt
    Der Energiemarkt von morgen braucht Flexibilität. Dazu gehört auch, dass die Verbraucher zukünftig verstärkt die Möglichkeit haben, in Abhängigkeit vom Börsenpreis ihre Nachfrage anzupassen und damit zur Flexibilisierung des Strommarktes beizutragen. Dafür sind wettbewerbliche und marktbasierte Preise nötig, die den Wert für Flexibilität zeigen und Innovationen für neue Lösungen wie im Bereich der Nachfragesteuerung (Demand-Side-Management) ermöglichen.

  7. Energiepolitik europäisch denken
    Netzausbau und Versorgungssicherheit sollten europäisch gedacht werden. Vor allem grosse europäische Marktgebiete sind eine wesentliche Voraussetzung zur Markt- und Systemintegration Erneuerbarer Energien, da sie einen weiträumigen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch ermöglichen. Eine nationale „Energieautarkie“ ist dagegen ineffizient und für die Versorgungssicherheit nicht zwingend notwendig.

  8. Europäischen Emissionshandel als Klimaschutzinstrument mit 2030-Ziel stärken
    Für die Zukunft des Emissionshandels als akzeptiertes Klimaschutzinstrument sind eindeutige Rahmenbedingungen, ambitionierte Reduktionsziele und die Beteiligung möglichst vieler Staaten und Branchen notwendig. Es braucht ambitionierte Emissionsreduktionsziele für den Zeithorizont bis 2030 mindestens auf europäischer Ebene.

Mit der begonnenen Energiewende sind zwar die energiepolitischen Zielvorgaben bekannt, aber der politische Rahmen für das wirtschaftliche Agieren der Akteure zum Erreichen dieser Ziele konnte bisher nicht Schritt halten. Im Gegenteil, die letzten beiden Jahre waren in zunehmendem Masse von politischen und teils regulatorischen Einzelentscheidungen geprägt. Die Konsequenz ist Unsicherheit in weiten Teilen des Energiemarkts. „Auf Sicht fahren“ heisst oft die Devise. Dieses Bild zeigt sich deutlich im Handelsverhalten am Grosshandelsmarkt. So lässt sich zum Beispiel am Terminmarkt für Strom der EEX seit der Atomkatastrophe von Fukushima und den Energiewendebeschlüssen in Deutschland eine Tendenz zum kurzfristigeren Handel beobachten. Während in den mittel- und langfristigen Quartals- und Jahreskontrakten weniger Geschäfte getätigt werden, verlagert sich die Handelstätigkeit zunehmend in die kurzfristigeren Monats- und Wochen-Laufzeiten. Im Ergebnis bedeutet das mehr getätigte Handelsabschlüsse bei gleichzeitig geringerem Handelsvolumen.


2) Bekenntnis zu freien, wettbewerblichen, beaufsichtigten und transparenten Märkten

Ein politischer Ordnungsrahmen ist kein Selbstzweck, sondern muss derart gestaltet sein, dass im Sinne der bestehenden Wirtschaftsordnung auch tatsächlich Markt und Wettbewerb möglich sind. Markt und Wettbewerb basierend auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage stehen für Chancengleichheit, Fairness und Transparenz. Das ist die Aufgabe von beaufsichtigten Marktplätzen in einem verlässlichen politischen Ordnungsrahmen. Dazu gehören auch Preisspitzen, sowohl nach oben als auch nach unten, und Preisvolatilität. Das sind keine Zeichen von Marktversagen, im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines funktionierenden Markts.

Wettbewerbsmarkt
Der Energiemarkt hat sich mit der Liberalisierung zu einem Wettbewerbsmarkt entwickelt, auf dem Preise nicht staatlich reguliert, sondern durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage gebildet werden. Statt einer zentralen Steuerung des Marktes durch einen oder wenige Akteure führen dezentrale Entscheidungen vieler zu einer effizienten Allokation der Ressourcen.

Markt im Allgemeinen und Börsen im Besonderen können beim Umbau des Energiesystems und zur Erreichung der Ziele der Energiewende Lösungen finden und bereitstellen. Wettbewerblich ausgestaltete Märkte sorgen nicht nur für eine kostenoptimale und transparente Verteilung der Ressourcen, sondern sind auch Treiber für Innovationen. Momentan jedoch wird der Strommarkt immer weiter reguliert, so dass Marktkräfte nicht mehr vollumfänglich wirken können. So entfielen im letzten Jahr nur rund 25 Prozent des Haushaltsstrompreises auf die tatsächliche Energiebeschaffung über den Grosshandelsmarkt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass drei Viertel des Endkundenpreises nicht-wettbewerbliche Anteile wie Netzentgelte, Abgaben und Steuern darstellen.

3) Weiterer Ausbau Erneuerbarer Energien sollte marktbasiert erfolgen

Angesichts der ambitionierten Ausbauziele und der mittlerweile stark gestiegenen Kosten ist es dringend geboten, die Förderung sowie die Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren Energien auf ein langfristig tragfestes Fundament zu stellen. Ein denkbarer Ansatz wäre eine Direktvermarktung der Erneuerbaren Energien unter der Formel „Integration der Erneuerbaren = Börsenpreis + x“ – denn eine Förderung für Erneuerbare Energien wird weiterhin nötig sein, sollte aber nur einen Teil der Kosten decken. Die Differenz zwischen Kosten und Förderung kann dann durch Marktteilnahme und entsprechende Erlöse ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden. Mit diesem Modell sind zwei weitere Überlegungen verbunden: Erstens sorgt es dafür, dass das Marktpreissignal wirken kann und es zu einer stärkeren Bedarfsorientierung seitens der Erzeuger kommt, die bisher nachfrageunabhängig und nahezu risikolos Strom erzeugen und einspeisen konnten. Zweitens liessen sich durch zusätzliche Vermarktungsoptionen, wie zum Beispiel den Verkauf der grünen Eigenschaft, weitere Erlösquellen erschliessen.

Mittlerweile übersteigt die Höhe der EEG-Umlage den Grosshandelspreis für elektrische Energie. Daher stellt sich die Frage, wie der künftige Ausbau der Erneuerbaren Energien kostengünstiger geschehen kann. Wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der EEG-Umlage haben der starke Zubau von vergleichsweise kostenintensiven Technologien wie Photovoltaik oder Offshore-Wind.

Gleichzeitig gibt es nur begrenztes Potential für eine Reduktion der EEG-Umlage, da Bestandsanlagen weiterhin Anspruch auf Vergütung haben. Zwar wird ein Teil der Förderkosten – über 20 Milliarden Euro allein in 2012 – durch die Vermarktung der Erneuerbaren Energien an der Börse finanziert. Grundsätzlich aber ist die absolute Höhe der Kosten, die vom Verbraucher zu tragen sind, unabhängig von der Höhe des Börsenpreises.

4) Herkunftsnachweise schaffen Transparenz und zeigen die Zahlungsbereitschaft für Ökostrom

Durch die separate Vermarktung der grünen Eigenschaft liessen sich Erlöse erzielen, die die Förderkosten für Erneuerbare Energien reduzieren und die EEG-Umlage verringern können. Aufgrund des Doppelvermarktungsverbots im EEG ist das Potential zur Vermarktung der grünen Eigenschaft bisher aber beschränkt. Stattdessen sollte die Möglichkeit eröffnet werden, auch die grüne Eigenschaft von über das EEG geförderten Anlagen separat über Herkunftsnachweise zu vermarkten. Damit könnte die EEG-Umlage um die Höhe des Preises der Herkunftsnachweise reduziert werden. Zudem könnten die Verbraucher, die bereit sind, für Erneuerbare Energien einen Aufpreis zu bezahlen, ihrer Zahlungsbereitschaft entsprechend einen erhöhten Anteil der Kosten der Förderung Erneuerbarer Energien tragen.

Es gibt eine wachsende Nachfrage nach Ökostromtarifen und damit verbunden eine Zahlungsbereitschaft für die grüne Eigenschaft Erneuerbarer Energien. Allerdings können die unter der Einspeisevergütung und dem derzeitigen Marktprämienmodell erzeugten Strommengen ihre grüne Eigenschaft nicht vermarkten, da dies durch das Doppelvermarktungsverbot im EEG ausgeschlossen ist.

Grünstromeigenschaft vermarkten
Dürfte die Grünstromeigenschaft von EEG-Strom hingegen vermarktet werden und als zusätzliche Erlösquelle für die Erzeuger erschlossen werden, etwa über Herkunftsnachweise, könnte damit auch die EEG-Umlage gesenkt werden. Bislang bleiben zur Deckung der Nachfrage nach Grünstromtarifen häufig nur regenerative Energien aus dem Ausland sowie eine bislang sehr geringe Grünstrommenge, die in Deutschland ausserhalb der Förderung des EEG erzeugt wird. Hinzu kommt, dass aufgrund des bisher ausschliesslich ausserbörslichen Handels von Herkunftsnachweisen keine Transparenz über das Marktgeschehen herrschte. Seit Juni 2013 bietet die EEX den Handel von Herkunftsnachweisen an. Durch die Bündelung der Liquidität, die Überwachung des Handels und den diskriminierungsfreien Zugang zum Markt wird die Transparenz für den Handel von Herkunftsnachweisen erhöht. Damit wird erstmals ein transparenter Marktpreis für die grüne Eigenschaft ermittelt.

5) Kapazitätsmechanismen nur als Ultima Ratio

Für die EEX stellen Kapazitätsmechanismen die Ultima Ratio dar. Sie sollten nur nach äusserst gründlicher Abwägung aller Folgen und erst dann eingeführt werden, wenn andere, marktwirtschaftliche Mechanismen mit geringerer Eingriffsintensität nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen. Zuerst sollten die Potentiale des Energy-Only-Marktes durch die Flexibilisierung der Nachfrage, die Integration der Erneuerbaren Energien und die Vollendung des Europäischen Strombinnenmarkts vollständig erschlossen und ausgeschöpft werden.

Auch flexible konventionelle Erzeugungskapazitäten nötig
Die Energiewende erfordert einen Umbau des Energiesystems hin zu einer überwiegend auf Erneuerbaren Energiequellen basierenden Elektrizitätsversorgung. Dennoch werden auf absehbare Zeit auch flexible konventionelle Erzeugungskapazitäten als Ausgleich für die fluktuierend produzierenden Erneuerbaren – zum Beispiel in Zeiten einer so genannten dunklen Flaute – notwendig sein. Teilweise wird infrage gestellt, ob der heutige Energy-Only-Markt in der Lage sein wird, Signale für Investitionen in neue flexible Kraftwerke zu senden. Damit verbunden wird eine neue Form von Anreizen für die Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten – so genannte Kapazitätsmechanismen – gefordert. Andererseits sollte zunächst die Frage nach dem konkreten Bedarf zusätzlicher Kraftwerke beantwortet werden. Gegebenenfalls notwendige Anreize für Kraftwerksinvestitionen sind marktbasiert auszugestalten.

Faire Marktpreise
Ein solcher Mechanismus für Kraftwerksinvestitionen stellt grundsätzlich einen regulatorischen Eingriff dar, dessen Auswirkungen heute nicht vollständig absehbar sind. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass durch Wechselwirkung mit anderen Märkten, wie zum Beispiel dem Gasmarkt, regulatorische Kettenreaktionen in Gang gesetzt werden. Die Frage, ob ein Kapazitätsmechanismus benötigt wird, lässt sich nicht abschliessend beantworten. Dennoch sind wir überzeugt, dass vor einer etwaigen Einführung zunächst marktbasierte Massnahmen ausgereizt werden müssen, um den beschriebenen Herausforderungen zu begegnen. Unserer Auffassung nach sollte zunächst der bestehende Energy-Only-Markt weiterentwickelt und dessen Potentiale vollständig erschlossen werden. Dies umfasst insbesondere die Flexibilisierung der Nachfrage unter Einbeziehung neuer Speichertechnologien, die vollständige Integration der Erneuerbaren Energien und die Vollendung des Europäischen Strombinnenmarkts. Darüber hinaus bedarf es eines grundsätzlichen klaren und langfristigen politischen Bekenntnisses zu fairen und transparenten Marktpreisen – unabhängig von deren Höhe und möglicher Schwankungen.

6) Stärkere Nachfragesteuerung schafft mehr Flexibilität im Markt

Der Energiemarkt von morgen braucht Flexibilität und er sollte dem Verbraucher die Wahl lassen, ob er seine Nachfrage den Marktgegebenheiten anpasst. Grundvoraussetzung dafür sind wettbewerbliche und marktbasierte Preise – dazu zählen auch etwaige Preisspitzen. Nur so lässt sich ein Wert für Flexibilität ermitteln und eine Grundlage für Entscheidungen auf der Verbrauchsseite schaffen. Ziel sollte sein, Synergien zwischen fluktuierender Erzeugung, flexibler Nachfrage und Speichertechnologien marktbasiert zu erschliessen, um in Zeiten hoher Einspeisemengen Energie zu speichern und bei Erzeugungsknappheit Verbrauch zeitlich zu verlagern oder über Speicher zusätzliche Energiemengen bereitzustellen.

Potenzial Flexibilisierung der Nachfrage
Ein wesentliches, aber noch nicht erschlossenes Potential des Energy-Only-Markts liegt in einer Flexibilisierung der Nachfrage. Aufgrund der stark begrenzten Speicherbarkeit von Strom und der vorwiegend nicht-variablen Tarife bei den meisten Endkunden ist die Nachfrageseite im Energy-Only-Grosshandelsmarkt bisher weitgehend preisunelastisch: Die Nachfrage nach Strom reagiert kurzfristig kaum auf Preisänderungen. Dennoch zeigen Studien, dass Potential für Lastmanagement bereits heute vorhanden ist, vor allem im Bereich der industriellen Grossverbraucher. Allerdings sind diese Potentiale in erster Linie auf einen temporären Mehrverbrauch in Zeiten hoher Einspeisung von Erneuerbaren Energien gerichtet. Notwendig wird daneben auch die Verschiebung von Nachfrage (Last) weg von Spitzenlastzeiten mit Erzeugungsknappheit sein.

Dadurch ist der Energy-Only-Markt in der Lage, auch im Fall einer „dunklen Flaute“ mit geringer oder keiner Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien Angebot und Nachfrage zusammen zu führen und damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten. Die zu erwartenden Knappheitspreise würden nicht nur ausreichen, um die Deckungsbeiträge aller zum Einsatz kommender Kraftwerke zu decken, sondern zusätzlich ihrer Funktion als Investitionssignal gerecht werden. Wir sind überzeugt, dass sich ein Markt für Flexibilität entwickeln kann, der gleichzeitig zu einer Stärkung des Energy-Only-Markts führt, der seinerseits wiederum zur Flexibilisierung beiträgt.

7) Energiepolitik europäisch denken – der europäische Binnenmarkt als Beitrag zur Lösung aktueller Herausforderungen

Netzausbau und Versorgungssicherheit sollten europäisch gedacht werden. Der Netzausbau ist zentral für den Umbau des Energiesystems. Dabei sollten auch die Tatsache eines in weiten Teilen europäisch integrierten Strommarkts und die Vorteile des grenzüberschreitendenden Handels mit in die Überlegungen einbezogen werden. Vor allem grosse europäische Marktgebiete sind eine wesentliche Voraussetzung zur Markt- und Systemintegration Erneuerbarer Energien, da sie einen weiträumigen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch ermöglichen. Eine nationale „Energieautarkie“ ist dagegen abzulehnen.

Auf europäischer Ebene diversifizierte Kraftwerkspark
Deutschland ist keine energiepolitische Insel, sondern Teil des europäischen Stromverbundsystems. Der grenzüberschreitende Handel Deutschlands mit seinen Nachbarn in einem integrierten europäischen Markt trägt zu einem hohen Niveau an Versorgungssicherheit bei. Dies ermöglicht der auf europäischer Ebene diversifizierte Kraftwerkspark; zudem treten Spitzenlastzeiten nicht in allen europäischen Ländern gleichzeitig auf, nicht einmal in benachbarten Ländern ist dies zwingend der Fall. Im Jahr 2011 nach der Atomkatastrophe in Fukushima war es der europäische Energiebinnenmarkt, der das Einleiten der Energiewende in Deutschland erst ermöglichte, ohne dass es zu einer dauerhaft spürbaren Knappheit und zu hohen Preisen kam.

Dieser Effekt wird durch die Kopplung nationaler Strommärkte – zum Beispiel zwischen Deutschland, Frankreich und den Beneluxländern im Rahmen des CWE Markt Couplings – verstärkt. Dabei wird der Einsatz verfügbarer grenzüberschreitender Übertragungskapazitäten optimiert, indem Energiemengen und Übertragungskapazität gleichzeitig und unabhängig vom nationalen Erzeugungsmix zugeteilt werden. Das Festhalten an Energieautarkie auf nationaler Ebene stellt hingegen eine ineffiziente Verwendung von Ressourcen dar.

8) Emissionshandel als Klimaschutzinstrument mit 2030-Ziel stärken

Der Europäische Emissionshandel ist die einzige Methode mit einer quantitativen Lenkungswirkung und Bereitstellung eines Preissignals im Bereich des Klimaschutzes. Für seine Zukunft als akzeptiertes Klimaschutzinstrument sind verlässliche Rahmenbedingungen, ambitionierte Reduktionsziele und die Beteiligung möglichst vieler Staaten und Branchen notwendig. Dafür braucht es ambitionierte Emissionsreduktionsziele für den Zeithorizont bis 2030 – mindestens auf europäischer Ebene, besser jedoch darüber hinaus. Nationale Eingriffe oder Sonderwege führen dagegen zur Fragmentierung des europäischen Energiemarkts.

CO2-arme Technologien kaum rentabel
Ziel des Europäischen Emissionshandels ist die kosteneffiziente Reduktion von Treibhausgasen auf eine vorgegebene Zielmenge. Beide Ziele werden von dem System erfüllt – insofern funktioniert der Mechanismus wie vorgesehen. Dennoch wird nach mittlerweile mehr als zwei Handelsperioden deutlich, dass sich ein Überhang an Zertifikaten entwickelt hat und Investitionen in CO2-arme Technologien somit kaum rentabel sind. Die Gründe für diese Entwicklung sind geringe Emissionen aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise oder der Import von internationalen Gutschriften. Eine strukturelle Weiterentwicklung – zum Beispiel in Form der Einbeziehung weiterer Sektoren und weiterer Länder oder Regionen – könnte die Bedeutung des Emissionshandels stärken und weitere Investitionen in CO2-arme Technologien herbeiführen.

Text: European Energy Exchange (EEX)

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