Mit der neuen Studie bringt die Schweizerische Energie-Stiftung SES Klarheit in die Kostenfrage. Interessant ist der Vergleich der Kosten einer Energiewende mit den Kosten einer Nicht-Energiewende. ©Grafik: SES

Studienverfasser Beat Meier und Bernhard Piller, SES-Projektleiter: Auch die Schweiz steht energiepolitisch vor einer Weichenstellung. Wollen wir zufahren wie bis anhin oder wagen wir die Energiewende? ©Bild: T. Rütti

SES-Geschäftsleiter Jürg Buri verwies auf die SES-Fachtagung «Energiewende – Was kostet sie wirklich?» vom 28. Juni 2013 in Zürich hin. Leitsatz: Mehr Power mit weniger Energie. ©Bild: T. Rütti

SES-Studie: Die Energiewende kostet weniger als Nicht-Wende

(©TR) Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hat eine neue Studie zu den Kosten der Energiewende beziehungsweise zu den Kosten einer Nicht-Wende veröffentlicht. Gemäss der Erhebung «Kosten der (Nicht-)Energiewende» ist eine zügig umgesetzte Energiewende spätestens ab 2040 kostengünstiger als die Nicht-Wende, beim Szenario «Hohe Preise fossiler Energien» schon ab 2020.

Die SES hat sich der Kostenfrage der Energiewende angenommen, weil sie den Kern der laufenden und jeder weiteren Diskussion bildet. Und weil sie entscheidend für unsere Energieversorgung ist: Unter welchen Rahmenbedingungen kostet eine konsequente Energiewende wie viel und wie präsentiert sich der Kostenvergleich bei einer so genannten Nicht-Wende? Nachgegangen ist diesem Fragenkomplex in der Studie «Kosten der (Nicht-)Energiewende» der Ökonom Beat Meier; der Studienverfasser ist auch Inhaber der Firma Oekonomische Forschung und Beratung bemepro. Bernhard Piller (SES) wirkte als Projektleiter. Präsentiert wurde die Studie am 19. Juni in Bern.

Keine einseitig von Gewinnern oder Verlierern dominierte Debatte
Beat Meier erklärt die Herangehensweise an die Thematik: «Damit die energiepolitische Debatte nicht einseitig von möglichen Gewinnern und Verlierern dominiert wird, sind zwei Voraussetzungen zu erfüllen: Erstens ist eine möglichst umfassende Sicht auf die Kosten der Energieversorgung erforderlich. Nur so können die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Verwendungen für Verkehr, Wärme oder Strom sowie zwischen Effizienzmassnahmen und der Energiebereitstellung abgebildet werden. Zweitens sind die zu treffenden Annahmen für zukünftige Szenarien zu variieren, um die Bandbreite möglicher Auswirkungen auszuloten. Diese beiden Voraussetzungen bilden die Leitidee der vorliegenden Arbeit.»

Wird die Energiewende schon ab 2020 profitabel?
In Anlehnung an die Szenarien des Bundes «Weiter wie bisher» (WBB) und «Neue Energiepolitik» (NEP) wurden der Zeitraum bis 2050 untersucht und zwei Kostenszenarien errechnet. Die nun vorliegenden Erkenntnisse zeigen: Die Energiewende lohnt sich auf jeden Fall. Bei einer moderaten Ölpreisentwicklung ist die Wende spätestens ab 2040 profitabel, im realistischeren Hochpreisszenario sogar schon ab 2020. Bis zu diesem Zeitpunkt halten sich Mehr- und Minderkosten die Waage.

Haupterkenntnisse aus der SES-Studie

  • Ab spätestens 2040 kostet die Energiewende weniger als die Nicht-Wende. Bei einem moderaten Ölpreisszenario weist die Energiewende gegenüber der Nicht-Wende Mehrkosten von im Mittel 1 % oder Franken 41 pro Person und Jahr auf. Im letzten Jahrzehnt der betrachteten Periode führt die Energiewende sogar zu tieferen Gesamtkosten.
  • Bei höheren Preisen rentiert die Energiewende ab 2020. Ein Hochpreisszenario geht von einem Ölpreis von 210 USD pro Barrel bis im Jahr 2050 aus. Bei diesem sehr wahrscheinlichen Szenario wirkt sich die Energiewende bereits in den ersten Jahren wirtschaftlich vorteilhaft aus und führt zu mittleren jährlichen Minderkosten von 3,3 Mrd. Franken oder einer Einsparung von 374 Franken pro Person und Jahr.
  • Mit mehr Suffizienz rentiert sich die Energiewende noch schneller. Die Annahme einer halbierten Zunahme der Wohnfläche pro Person, 0,5 °C tieferen Raumtemperaturen und von stabilisierten Personenkilometern auf dem Niveau von 2010 führt zu mittleren jährlichen Minderkosten von 0,4 Mrd. Franken pro Jahr. 

Indirekte Positiveffekte
Es liegt auf der Hand, dass die Energiewende die Schweiz unabhängiger vom Ausland macht, denn sie führt zu Einsparungen im Importsektor: Heute fallen fast 40% der Energieversorgungskosten auf Importe, was mit der Nicht-Wende gleich bleibt. Die Energiewende reduziert die Importkosten für Energieträger auf 16% bis 2050. Das bedeutet jährlich mindestens 7 Mrd. Franken weniger Geldabfluss im Jahr 2050. Ein Teil davon wird eingespart, ein Teil fällt als Investitionen im Inland an. Das wiederum bringt grosse Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzpotenziale mit sich. Für Beat Meier und Bernhard Piller gibt es aus energiepolitischer, versorgungstechnischer und volkswirtschaftlicher Optik nur eine Stossrichtung: Wenden, und zwar heute!

Die Versachlichung der Kostendiskussion
SES-Geschäftsleiter Jürg Buri verwies auf die SES-Fachtagung «Energiewende – Was kostet sie wirklich?» vom 28. Juni 2013 im Technopark Zürich. Dabei geht es um die «Versachlichung der Kostendiskussion rund um die Energiewende». Ziel der Fachtagung ist, nach dieser Veranstaltung die kursierenden Kostenschätzungen einordnen und bewerten zu können. Die Sicht auf die Gesamtkosten soll zeigen, dass langes Hin- und Herdiskutieren letztlich teurer kommt, als eine beherzte, zügig umgesetzte Energiewende. Leitsatz: Mehr Power mit weniger Energie.

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Vollständige Studie >>

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle: SES

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