Auch der Ausbau von intelligenten Stromübertragungs- und Verteilungsnetzen müsse dringend vorangetrieben werden, um Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Derzeit lässt sich der elektrische Strom nur aufwendig und vergleichsweise teuer speichern, die Volatilität der immer grösser werdenden Leistungen fluktuierender erneuerbarer Energien muss aber dringend ausgeglichen werden. Die Diagnose der VDE-Experten: Solange ausreichende Speicher- und Netzkapazitäten nicht zur Verfügung stehen, sind Parallelsysteme erforderlich: aus fluktuierenden erneuerbaren Energien, und aus konventionellen (thermischen) Kraftwerken sowie nicht fluktuierenden erneuerbaren Energien (zum Beispiel Wasserkraft).
Bedeutung thermischer Kraftwerke unterschätzt
Die VDE-Experten kritisieren, dass im Energiekonzept der Bundesregierung die wachsende Bedeutung thermischer Kraftwerke stark unterschätzt wird. Zwar sehe das derzeitige Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Subventionierung der erneuerbaren Energien vor, die thermischen Kraftwerke befänden sich jedoch im freien Elektrizitätsmarkt. Zur Sicherung der notwendigen Kapazitäten müssen daher laut VDE neue Marktmechanismen für den flexiblen Weiterbetrieb bestehender Anlagen und Investitionen in modernisierte und neue thermische Anlagen zur Überbrückung der Transformationsphase geschaffen werden. Hierzu müssen geeignete Regulierungs- und Geschäftsmodelle entwickelt werden, um eine thermische Mindestkapazität auch bei niedrigen Volllaststunden wirtschaftlich darstellen zu können.
Hoher Handlungsbedarf bei Netzausbau, Speichern und Kraftwerkspark
Auch abgesehen von dem wirtschaftlichen Betrieb flexibler thermischer Kraftwerke ist die Agenda der nötigen Massnahmen für eine erfolgreiche Energiewende lang. An erster Stelle stehen die Netzverstärkung und der Netzausbau entsprechend dem dynamischen Ausbau der erneuerbaren Energien. Hierzu ist laut VDE-Studie die beschleunigte Umsetzung von Masterplänen für die Entwicklung der Übertragungsnetze und der Verteilungsnetze in Regionen mit hoher Einspeisung dezentraler erneuerbarer Energien notwendig. Weitere Aufgaben liegen im Bereich der Speichertechnologien. Hier gilt es, die Forschung und Entwicklung zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Speichertechnologien zu intensivieren. Darüber hinaus müssen die Kurzzeit- und Tages-Speicherkapazitäten sowohl zentral (Pumpspeicher) als auch dezentral (stationäre und mobile Batterien) rasch ausgebaut sowie wirtschaftliche Anreize unter Berücksichtigung gesamtwirtschaftlicher Optimierungskriterien geschaffen werden. Des Weiteren sollten Forschungs-und-Entwicklungs-Initiativen zum mittelfristigen Ausbau der Langzeitspeicher mit Wasserstoffelektrolyse und Herstellung von Ökomethan einschliesslich dessen Integration und Speicherung im vorhandenen Gasversorgungssystem ergriffen werden.
Energiewende als Risiko und Chance für Deutschland
Die Transformation der Elektrizitätswirtschaft stellt eine grosse Herausforderung mit nicht zu unterschätzenden Risiken für die Energieversorgung und die Volkswirtschaft dar. Zugleich bietet sie nach Ansicht der VDE-Energieexperten aber auch eine einzigartige Chance für die deutsche Forschung und Industrie. Indem sie bei der „grossen Transformation“ Neuland betritt, kann sie einen beachtlichen Wissens- und Wettbewerbsvorsprung erarbeiten, eine Pionierrolle im strategisch wichtigen Sektor Energietechnik übernehmen und die Erfolgsgeschichte der deutschen Technologie und Exportwirtschaft fortschreiben.
Die VDE-Studie „Erneuerbare Energie braucht flexible Kraftwerke“ wurde von Experten der Energietechnischen Gesellschaft im VDE verfasst.
Die Studie ist im InfoCenter auf der Website des VDE für 250 Euro erhältlich >>.Text: VDE
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