Fukushima: Schutzhülle von Plutonium-Reaktor vermutlich nicht mehr dicht

(ee-news.ch) Gemäss SF DRS habe Japans Atomaufsicht mit neuen Erkenntnissen zur Situation in Fukushima geschockt: Brennstäbe in drei der sechs AKW-Reaktoren seien beschädigt. Auch die Schutzhülle des Plutonium-Reaktors halte vermutlich nicht mehr dicht.


Gemäss SR DRS seien die betroffenen Blöcke 1, 2 und 3 - und mit letzterem also auch jener Reaktor, in dem Plutonium Teil des verwendeten Brennstoffmixes ist. Zuvor hätten Funde des extrem giftigen und krebserregenden Schwermetalls im Bereich der Kraftwerksruine Ängste über das wahre Ausmass der bereits jetzt schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor einem Vierteljahrhundert geschürt.

Millionstel Gramm kann Lungenkrebs auslösen
Greenpeace Schweiz berichtete, im Umkreis der havarierten Atomkraftwerke von Fukushima sei Plutonium gefunden worden. Auf dem Gelände der AKW selbst sei es bereits vergangene Woche nachgewiesen worden. Das Plutonium stamme aus den beschädigten Reaktorblöcken 1 - 3 und sei extrem gesundheitsgefährdend. Schon ein Millionstel Gramm könne Lungenkrebs auslösen. Plutonium ist ein sogenannter Alpha-Strahler, das heisst, seine Gefährlichkeit besteht in der Aufnahme über die Nahrung oder die Atemwege.

Weiter erklärt Greenpeace: „Die Freisetzung von Plutonium kann verheerende Folgen haben. Stark kontaminierte Gebiete müssen für Jahrtausende gesperrt bleiben. Weil es sich im Gegensatz zum sehr mobilen Jod um ein Schwermetall handelt, wurde bislang vermutet, dass Plutonium nicht über weite Strecken transportiert wird. Dass es sich in Fukushima offenbar über einen weiteren Radius verbreitet hat, belegt dass in einem oder mehreren Reaktoren eine Kernschmelze stattgefunden hat. Ausserdem weisen die Plutonium-Funde auf eine stärkere Freisetzung von radioaktiven Stoffen hin, als dies bisher in Japan kommuniziert wurde. Es ist davon auszugehen, dass der freigesetzte Strahlencocktail weitere Isotope wie etwa das gefährliche Strontium-90 enthält.“

Zum Artikel über Plutonium von Greenpeace Schweiz >>

Wohin mit kontaminiertem Wasser?
Gemäss SR DRS besteht die Hauptaufgaben der Einsatzkräfte derzeit darin, das verstrahlten Wassers aus den Gebäuden abzupumpen. Erst wenn das Wasser beseitigt ist, können die Männer versuchen, die dringend nötigen Kühlsysteme wieder in Gang zu bringen. Greenpeace Deutschland berichtet, Arbeiter der Betreiberfirma Tepco pumpten die hochgiftige Flüssigkeit aus den Turbinenhäusern, wissen aber nicht, wo sie sie entsorgen sollen. Für das kontaminierte Wasser aus Reaktorblock 1 gebe es einen Tankbehälter, für das Wasser aus den Blocks 2 und 3 fehle es an Speicher, so Kyodo.

Opposition verlangt zusätzliche Evakuierungen
Gemäss SR DRS wurden in der Opposition am Dienstag die Forderung an die Regierung von Ministerpräsident Naoto Kan laut, die Evakuierungszone rund um Fukushima auszuweiten. Damit müssten zusätzlich zu den bereits in Sicherheit gebrachten 70'000 Bewohnern weitere 130'000 Menschen ihre Wohnorte verlassen. Fehlende Informationen und widersprüchliche Daten machen Experten zufolge die Einschätzung der Geschehnisse in Fukushima schwer. Die Regierung hatte am Montag eingeräumt, dass es in dem Reaktorkomplex vermutlich zu einer Kernschmelze gekommen sei.

Newsticker von Greenpeace Deutschland:

  • 17:30 Uhr: Regierungschef Naoto Kan will angesichts der nuklearen Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima umsteuern und den Ausbau erneuerbarer Energien in Japan forcieren. Derzeit deckt das Land ein Drittel seines Energiebedarfs aus Atomstrom und ist stark von Ölimporten aus dem Nahen Osten abhängig - obwohl die kilometerlangen Küsten ideale Bedingungen für Erneuerbare Energien wie Windkraft und Solaranlangen bieten. (n-tv)
  • 14.58 Uhr: Mittwochabend ändert der Wind voraussichtlich seine Richtung und weht dann auf Tokio zu. Vorerst werden die radioaktiven Partikel noch weg von der Millionenmetropole aufs Meer hinausgeblasen. (ftd)
  • 14:41 Uhr: In einer der fünf untersuchten Bodenproben (s.u.) war Plutonium-238 mit einer Dichte von 0.54 Becquerel pro Kilogramm Erde nachgewiesen worden, während eine andere Probe 0.18 Becquerel aufwies. Laut Tepco können Bodenproben in Japan durchschnittlich bis zu 0,15 Becquerel aufweisen.
  • Plutonium wird freigesetzt, wenn die Temperatur im Reaktor sehr hoch ist. Das zeige, wie stark die Brennstäbe beschädigt sein müssen, sagte laut Japan Times Hidehiko Nishiyama von der japanischen Atomsicherheitsbehörde. Die Lage sei sehr ernst, jedoch sei Plutonium in dieser Konzentration nicht gesundheitsschädlich. (Japan Times)
  • 13:31 Uhr: Nach Angabe der japanischen Atomaufsicht sind die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 beschädigt. (n-tv/Japan Times)
  • 13:10 Uhr: Wieder hat ein Nachbeben der Stärke 6,4 die Katastrophenregion im Nordosten Japans erschüttert. (n-tv)
  • Nach Angaben des staatlichen Nachrichtensenders NHK sagte Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa, es sei zwar Tepcos Aufgabe, das Wasser zu beseitigen; die Armee würde jedoch helfen, falls es eine entsprechende Anfrage gäbe.
  • 10:30: Radioaktive Teilchen aus Fukushima haben die mehr als 3000 Kilometer entferneten Philippinen erreicht.
  • Wie das philippinische Kernforschungsinstitut PNRI mitteilte sei die Strahlenbelastung jedoch sehr gering und nicht gesundheitsschädlich. (n-tv)
  • 05:13 Uhr: Auf den Betreiber der Atomruine von Fukushima werden wahrscheinlich gewaltige Entschädigungszahlungen an die Opfer der Katastrophe zukommen. Aus diesem Grund wird in japanischen Regierungskreisen anscheinend eine Verstaatlichung Tepcos erwogen. (dpa)
  • 02:41 Uhr: Angesichts der Lage im Atomkraftwerk Fukushima bezeichnet der japanische Ministerpräsident Naoto Kan die Lage als weiterhin extrem gefährlich und unvorhersehbar.
  • 01:39 Uhr: Unter Hochdruck versuchen Arbeiter weiter das radioaktiv verseuchte Wasser aus den Turbinengebäuden Unglücksreaktoren 1-3 abzupumpen.

Text: ee-news.ch, Quellen: SR DRS, Greenpeace Schweiz und Deutschland

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