Die Biogasanlage zur Vergärung von Pferdemist in Kirkel-Altstadt. Der neue Anlagentyp soll die lokale Feststoffverwertung für Landwirte rentabel machen.

Ökobit: Spatenstich für neuartige Biogasanlage im Saarland zur Verwertung von Pferdemist

(ee-news.ch) Ökobit aus Föhren bei Trier hat eine neuartige kleine Biogasanlage zur Verwertung von Pferdmist, Stroh und Ausputzgetreide entwickelt. Gemeinsam mit Forschungspartnern baut das Unternehmen nun im Rahmen des anwendungsorientierten Projekts Febio eine 80-kW-Feststoff-Biogasanlage zur Vergärung von Festmist in Kirkel-Altstadt (Saarland). Der erste Spatenstich für die Pilot- und Demonstrationsanlage fand am 30. September 2022 statt.


Ziel ist es, mit der Kleinanlage per Trockenfermentation eine wirtschaftliche Lösungsmöglichkeit für diese in herkömmlichen Anlagen schwer zu vergärenden Substrate zu erarbeiten und sie damit stofflich und energetisch nutzbar zu machen. Der Vorteil des neuen Anlagentyps ist eine einfache Bau- und Betriebsweise, die von zukünftigen Betreibern im von Ökobit angebotenen Bauherrn-Modell errichtet werden kann.

Potenzial bisher wenig genutzt
Reststoffe, wie zum Beispiel Pferdemist, Ausputzgetreide oder Landschaftspflegegrün, tragen bislang nur einen geringen Anteil zur gesamten Biogasproduktion bei. Oft lohnt sich der Aufwand nicht, da die Transportkosten zur nächstgelegenen Biogasanlage für die lokal anfallenden Mengen hoch sind und der hohe Strohanteil im Pferdemist zu Problemen in herkömmlichen Biogasanlagen führen kann. Zudem nehmen viele Biogasanlagen aufgrund von Fremdstoffen im Input, wie Halfter oder Hufeisen, und dem damit verbundenen Risiko der Beschädigung von Rührwerken oder Pumpen auch keinen Pferdemist an.

Hier bietet die Trockenfermentation in Fahrsilo-Bauweise einen klaren Vorteil, da im Substrat-Raum keine beweglichen Komponenten vorhanden sind und der Betrieb daher mechanisch sehr robust ist. Damit können landwirtschaftliche Betriebe von der Nutzung ihrer eigenen Reststoffe in einer Biogasanlage profitieren, wie zum Beispiel Reitstall-Betreiber Horst Körner dies mit der projektierten Pilotanlage anstrebt. Und die Ökobit GmbH will sich durch den Einsatz der Trockenfermentation, durch die Pferdemist als Substrat stofflich verfügbar gemacht wird, einen neuen Kundenkreis erschliessen.

Vorteile kleiner Anlagen
Die Vorteile kleiner Biogasanlagen sind bekannt: Das regional produzierte Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk zu elektrischem Strom und Wärme umgewandelt. Die anfallende Wärme lässt sich wiederum für den Biogasprozess und zur Beheizung von Betriebsgebäuden und Wohnräumen einsetzen. Diese Anlagen tragen damit zur dezentralen, CO2-neutralen Energieversorgung bei und ermöglichen eine Rezirkulierung der am Nährstoff-Kreislauf beteiligten Substanzen. Die Nutzung der Gärprodukte stellt eine ökologische Alternative zu mineralischem, gross-industriell hergestelltem Dünger dar und weist eine bessere Klimabilanz auf, wobei auch die Einbringung externer Nitratfrachten, die im Grundwasser zu erheblichen Problemen führen, reduziert werden kann.

Lokale Feststoffverwertung rentabel machen
Die lokale Feststoffverwertung in einer Kleinanlage war bisher für Landwirte nur in wenigen Fällen eine rentable Option. Die Vergütung nach der aktuellen Fassung des deutschen EEG fiel für diese Anlagen einfach zu gering aus, um sie profitabel zu halten. Dies soll sich mit dem neuen Anlagentyp und dem Fokus auf der Vergärung von Reststoffen ändern. Ein Ziel des Projektes ist es, genau an dieser Stelle anzusetzen und Betreibern eine effiziente und wirtschaftliche Lösung anzubieten.

Zum anderen wollen die Verbundpartner durch eine kompakte, einfache Bauweise möglichst hohe Stückzahlen erreichen, damit die Biogasnutzung ihren positiven Effekt im Hinblick auf eine nachhaltige Energieerzeugung voll entfalten kann. Die von Ökobit weiterentwickelte Biogasanlage ist modular aufgebaut, die einzelnen Anlagenteile können im Projektablauf skaliert werden.

Fahrsilo-Bauweise
Die Umsetzung der eigentlichen Gaserzeugungseinheit erfolgt in Fahrsilo-Bauweise: Der Fahrsilo-Fermenter ist vergleichbar mit „einer langen, in den Boden eingelassenen Garage ohne Dach die nach der Befüllung bzw. Entleerung mit einer Planen-Abdeckung versehen wird“, erläutert Eike Ziegler, der bei Ökobit GmbH Projektverantwortlicher im Bereich Business Development ist.

Die Febio-Anlage ist aufgrund ihrer modularen, kompakten Bauweise flexibel und kann an die Bedürfnisse vor Ort angepasst werden. Die Anbindung sei unkompliziert und der Aufwand für die Installation deshalb gering, so Ökobit. Das gelte auch für den Betrieb, denn der Behälter lässt sich mit einem Radlader befüllen und entleeren.

Arbeitsaufwand und Betriebskosten vermutlich gering
Zunächst sollen landwirtschaftliche Reststoffe von Pferdehöfen eingesetzt werden; später soll für die Trockenfermentation gegebenenfalls eine Anpassung des Prozesses auf weitere Abfall- und Reststoff-Ströme erfolgen. Ökobit rechnet damit, dass die inputvariablen Anlagen des neuen Typs nur wenig und gleichzeitig gut planbaren Arbeitsaufwand erfordern und mit geringen Betriebskosten gefahren werden können.

Das Projekt wird vom Projekt-Träger Jülich betreut. Verbundpartner im Febio-Projekt sind die Ökobit GmbH als Anlagenentwickler, die Universität Hohenheim für die Analyse und Beurteilung der Substrate und Gärreste, die Izes gGmbH (Institut für Zukunfts-Energie- und Stoffstromsysteme) für die Koordination des Forschungsvorhabens sowie der Reitstall-Inhaber und Landwirt Horst Körner als Investor und Betreiber. Die Arbeiten zur Innovationsberatung und zum Ergebnistransfer werden unter Begleitung des Biogas-Netzwerkes Ibbk durchgeführt, wobei u. a. auch Workshops für fachlich Interessierte angeboten und auf Fachtagungen Informationen bereitgestellt werden.

Text: ee-news.ch, Quelle: Ökobit GmbH

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