Urs Wolfer, Programmleiter Solarenergie beim Bundesamt für Solarenergie stand uns am Schluss der heutigen Tagung noch für ein kurzes Interview zur Verfügung.

Grossansturm an der ersten Photovoltaik-Tagung

(AN) Heute fand er erste Tag der Photovoltaik-Tagung (PV) von Swissolar im Rahmen der Energissima in Freiburg statt. David Stickelberger, Geschäftsführer von Swissolar: „Unsere Tagung – das Programm von heute richtete sich in erster Linie an die PV-Fachleute – stiess auf ein überwältigendes Echo. Knapp 400 Personen lauschten den Vorträgen. Vor einer Woche zählten wir erst 300 Anmeldungen.“

In einem ersten Referat stellte David Stickelberger das Ziel und die dazu gehörenden Massnahmen von Swissolar vor, wie bis 2025 auch in der Schweiz 20 % der Stromversorgung mittels Sonnenenergie bereit gestellt werden kann. Dabei kann man auf Studien zurückgreifen, die von der IEA PVSP erstellt wurde. Bereits beim Gebäudebestand von 2002 und mit damaliger Technologie rechnete die Studie vor, dass wir in der Schweiz auf den bestehenden Gebäuden jährlich 18,4 Milliarden Kilowattstunden bereitstellen könnten. Rechnet man diese Studie auf den heutigen Gebäudestand und den heutigen Modulwirkungsgrad hoch, könnten in der Schweiz, wenn das Potenzial der Gebäude genutzt würde, jährlich 25 Milliarden Kilowattstunde Solarstrom produziert werden. Zum Vergleich: Die Schweizer AKW produzieren jährlich rund 26 Milliarden Kilowattstunden Strom, der gesamte Stromverbrauch beträgt rund 58 Milliarden Kilowattstunden.

Auch PV-Anlagen brauchen Pflege
In einem weiteren Referat von Urs Wolfer, Programmleiter Solarenergie beim BFE, ging es um die anstehenden Änderungen und Anpassungen im Bereich der KEV (siehe Interview am Artikelschluss). Thomas Hostettler, Mitglied des Vorstands von Swissolar, verantworltich für Bildung QS, informierte in seinem Referat über die wichtigsten Fehler und Mängel, die beim Bau und Betrieb von Solaranlagen vermieden, respektive beachtet werden sollten. „Auch eine PV-Anlage braucht Hege und Pflege, damit sie über viele Jahre höchste Erträge bringt", mahnte der Fachmann. Heinrich Häberlin, Professor an der Berner Fachhochschule, Technik und Informatik, PV-Labor Burgdorf, ging näher auf den Blitzschutz von Photovoltaikanlagen ein. Im technisch vielleicht für dieses Publikum zu hochstehende Referat erklärte er, wie man die Anlagen so planen kann, dass einerseits ein Blitzeinschlag möglichst vermieden werden kann, und falls andererseits trotzdem einer eintrifft, der Schaden so klein wie möglich gehalten werden kann. Sein Referat zeigte auch eindrücklich, dass das Planen und Installieren von Photovoltaikanlagen in die Hände von Fachleuten gehört.

Aus der Sicht der SUVA
Aus Sicht der Suva informierte Roland Richli, Bereich Bau und Sicherheit. In der schnell wachsenden Photovolatik-Branche sind die Installateure, die die Module montieren oder für den Unterhalt zuständig sind, zum Teil noch zu wenig ausgebildet. Überproportional häufige sind daher zum Teil schwere Unfälle zu verzeichnen. Darunter Dachdurchbrüche oder Abstürze von Dächern. Vorsicht sei auch bei der Installation auf Dächer geboten, die mit Aspest-haltigen Dachabdeckungen eingedeckt seien. Der Suva-Fachmann ruft die Fachleute und die Anwesenden auf: „Sorgen Sie mit einer guten Planung dafür, dass Ihre Mitarbeiter nicht in die Tiefe fallen.“

Sieben Empfehlungen
Christian Meier, vom energiebüro®, führte sieben Empfehlungen auf, „denn es soll uns nicht ergehen wie im Zimmermansspruch, der heisst: „zweimal abgeschnitten und immer noch zu lang“. Folgende sieben Regeln stellt er auf: Ersten vorher überlegen, damit bei der Planung an alles gedacht wird; zweitens, Schnittstellen prüfen; drittens, nicht am falschen Ort sparen; viertens sichern, sprich Protokoll führen und Verträge ausarbeiten; fünftens koordinieren, koordinieren und noch einmal koordinieren; sechstens Reden ist Gold; siebtens am Anfang schon ans Ende denken, denn die Anlagen müssten so gebaut werden, dass sie dereinst einmal die silberne Hochzeit feiern könnten! Der Solarfachmann erwähnt weiter unter anderem den UV-Schutz aller Anlageteile, also auch von Kabeln oder Abdeckungen, der eminent wichtig sei. Zudem müsse auch beachtet werden, das zum Bespiel Dachfolie Weichmacher enthielten, die von andere eingesetzten Materialien aufgelöst werden könnten. Er erinnert daran, dass beim Anordnen der Module an die Dilatation gedacht werden müsse, da sich die Anlagen ausdehnten, je höher die Temperatur sei. Für Christian Meier ist es auch wichtig, dass alle Herstellervorschriften betreffend der Montage eingehalten werden müssten, da sonst keine Haftung übernommen werde.

Die KEV ist ein gutes Instrument
Pascal Affolter, Mitinhaber von Solstis (siehe ee-news.ch vom 11.4.11>>) erinnert die Zuhörer daran, dass die Schweiz Pionierin im Bereich Solarstrom war. Trotzdem ist die Photovoltaik bis vor kurzem von den Energieversorgern noch nicht erst genommen. Er ist sicher, dass 2011 ein bedeutendes Jahr für die Photovoltaik sein wird, auch wegen den Ereignissen in Japan. Photovoltaik, ist Pascal Affolter überzeugt, hilft auch, Strom zu sparen, weil man sich bewusster ist, wo der Strom produziert wird. Er sieht eine grosse Chance bei den intelligenten Stromnetzen. Er erinnert auch daran, dass die Photovoltaik vielen Branchen Arbeit und Einkünfte bringt. Dadurch sei es wichtig, dass alle Beteiligten wissen, welche Bedingungen bei der Integration einer Photovoltaik-Tagung berücksichtig werden müssen. Pascal Affolter erinnert auch daran, dass die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) im Vergleich zu den Ländern sehr gut ist, weil es das einzige Förderprogramm ist, bei dem mit dem Bau begonnen werden dürfe, bevor man die definitive Zusage der Behörden erhalten habe.

Gebäudehülle als Kraftwerk
Die Vision der Referenten Michael Baur, Baur & Co., Fachmann von Gebäudehülle Schweiz, ist, dass in naher Zukunft ein grosser Teil der Süddächer und Fassaden mit Photovoltaikelementen bedeckt werden. Er ist überzeugt, dass die Gebäudehülle zu einem Kraftwerk wird, wenn wir gemeinsam das Ziel verfolgen, bis 2025 20% des Stroms solar bereitzustellen. Gebäudehülle Schweiz ist überzeugt, dass das Plusenergiehaus eine Chance für die Zukunft der Branche ist.

Die Rentabilität
Markus Kohler, CTO von Edisun Power Europe AG, sprach über die Rentabilität von Photovoltaikanlagen, die in Zukunft noch viel wichtiger sein wird. Leider sind die Banken in der Schweiz nur begrenzt bereit, Photovoltaikanlagen zu finanzieren, weil sie schlicht nicht wüssten, was Photovoltaik sei. Der Photovoltaikexperte ist aber überzeugt, dass da Aufholbedarf besteht, weil wir nur so das Ziel erreichen könnten, 2025 25% Solarstrom zu produzieren. Als weiter Modelle sieht er die Finanzierung über das Leasing oder Fonds oder natürlich die 100-prozentige Eigenfinanzierung. Er zeigt verschiedene Modelle der Fremdfinanzierung eines Investors. Er weiss aus dem Auslandgeschäft von Edisun Power zu berichten, dass im angrenzenden Ausland die Banken standardmässig Photovoltaikanlagen finanzieren. Er berichtet aus einer Studie der HSG St. Gallen, die für private Investoren im Durchschnitt eine Rendite von 4 bis 7% erhob, die von institutionellen Investoren zwischen 7 bis 12%.

Aufruf an die Politiker
Peter Toggweiler, Mitglied des Vorstands von Swissolar erklärt am Schluss der Tagung: „Wir haben 25 Jahre Erfahrung. Und der grösste Teil der Anlagen funktionieren zur vollsten Zufriedenheit der Anlagebetreiber. Das müssen die Politiker wissen. Wir brauchen nicht noch viele Jahre Forschung, wir müssen nur die Anlagen aufs Dach bringen. Aber sicher ist auch, dass wir alle noch besser werden wollen. Auch das werden wir schaffen, und auch die 20% Solarstrom erreichen.“

Urs Wolfer, Programmleiter Solarenergie beim Bundesamt für Solarenergie stand uns am Schluss der heutigen Tagung noch für ein kurzes Interview zur Verfügung.

Urs Wolfer, was bringt die Revision der Energieversorgung der Photovoltaik?

Eigentlich kurzum gesagt mehr Freiheit. Bis jetzt mussten der bei der Eingabe festgelegte Anlagetyp bei Freigabe für die KEV respektiert werden. Neu können die Antragssteller beim Bau auch zum Beispiel von einer Indachanlage zu einer Aufdachanlage wechseln. Die zweite Änderung betrifft die eingegebene Leistung. Der Antragssteller, der die Zusage von Swissgrid erhält, kann jetzt so viel bauen wie er will und jene Module verwenden, die er will. Theoretisch kann er also eine 15-Kilowattanlage eingeben und eine 1.5-Megawattanlage bauen oder umgekehrt. Das wird aber der Ausnahmefall sein. Aber wenn jemand zum Beispiel von amorphen zu Siliziumzellen wechselt und somit für die selbe Anlage einen 100% höheren Ertrag hat, kann er das Projekt trotzdem realisieren. Bis jetzt galt eine Spanne von plus minus 20% oder 2 Kilowatt. Damit haben die Antragsteller also bedeutend mehr Flexibilität.

Wird die Warteliste wie angenommen abgebaut?

Leiter nein. Dafür gibt es zwei Gründe, der Marktpreis ist von 11,75 auf 8 Rappen gesunken, was uns ein Loch von 150 Millionen in den KEV-Fonds frisst. Denn ein Rappen Marktpreissenkung oder Erhöhung bedeutet jährlich ca. 60 Millionen Franken Mindereinnahmen oder Mehreinnahmen im KEV-Fonds. Durch die Erhöhung durch das Parlament von 0,6 auf 0,9 Rappen haben wir zwar jetzt im KEV-Fonds jährlich 500 Millionen Franken, wovon der tiefe Marktpreis aber schon wieder 150 Millionen wegnimmt. So dass wir faktisch auf dem selben Niveau sind wie vor der Erhöhung. Hätte das Parlament die Erhöhung auf 1.2 Rappen angenommen, hätten wir das Problem heute nicht. Aber das war bei der Erhöhung auf 0,9 Rappen nicht voraussehbar.

Ein Bericht zum zweiten Tag der Tagung folgt am Samstag.

Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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