Der Photovoltaikpark Cestas im Südwesten Frankreich ist rund 260 Hektaren gross und besteht aus fast einer Millionen Solarmodulen. Er ist der grösste Europas. Bild: Aventron AG

«Ca. 90% unseres Umsatzes ist über Einspeisevergütungen abgesichert. Unsere Abhängigkeit von Marktpreisen ist gering», so Cédric Christmann und Antoine Millioud. ©Bild: T. Rütti

«Dank der Ausrichtung nach Osten und Westen ergeben sich mehr Energie in den Morgen- und Abendstunden, was netzdienlicher ist», so Ingenieur Antoine Sacré, Neoen (Paris). ©Bild: T. Rütti

Vonnöten waren für die Anlage 16‘500 Modul-Auflagetische, 204‘000 Fundamentschrauben, 3‘800 Anschlussdosen, 200 PV-Box-Umspannstationen, zwei Transformatoren und 800 km unterirdisch verlegte Kabel. ©Bild: T. Rütti

Gerade mal eine Handvoll Mitarbeiter reicht heute, um den Unterhalt der Anlage zu bewerkstelligen. Abgebildet ist die Solarmodul-Reinigungsmaschine. ©Bild: T. Rütti

Die Aventron AG kommt zügig voran, wie die bisherigen Ergebnisse zeigen. Grund genug, um auf dem von Media Reisen (Basel) durchgeführten Presseflug nach Bordeaux noch ein kleines Weinseminar abzuhalten. ©Bild: T. Rütti

Photovoltaikpark Cestas: Die drittgrösste Solaranlage weltweit

(©TR) Das Solarkraftwerk im südwestfranzösischen Cestas verfügt über eine Leistung von 300 MW. Die Schweizer Aventron AG – ehemals Kleinkraftwerk Birseck – ist an diesem Kraftwerk beteiligt. Die Gesamtanlage ist rund 260 Hektaren gross und besteht aus fast einer Millionen Solarmodulen. Das für 2016 errechnete Regelarbeitsvermögen liegt bei 350 GWh.


Damit gehört die Beteiligungsgesellschaft der EBM gesamtschweizerisch zu den Grossen unter den Solarstromproduzenten. Installiert sind die Module in Europas grösstem Photovoltaikpark in Cestas nahe Bordeaux.

983‘500 Solarmodule auf 260 Hektaren oder umgerechnet 365
Fussballfeldern
So viel Staunen muss sein: Sage und schreibe 365 Fussballfelder hätten auf dem neuen Solarpark Platz. Von den Dimensionen her stellt die Anlage tatsächlich alles Bisherige in Europa in den Schatten. Nur in China und in den USA gibt es noch grössere Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Der Anteil Solarenergie an der Stromproduktion Frankreichs soll dank der neuen Anlage in Caestas von 1,4 auf 1,7 Prozent gestiegen sein. Auf rund 260 Hektaren wurden 983‘500 in China hergestellte Solarmodule mit einer Leistung unter Standard-Testbedingungen von 300 MW installiert. Das für 2016 errechnete Regelarbeitsvermögen liegt bei 350 GWh, was dem Jahresstromverbrauch einer 300‘000-Einwohner-Stadt entspricht. Der Photovoltaik-Park im südwestfranzösischen Cestas speist den produzierten Strom direkt ins RTE-Netz (Réseau de transport d’électricité) ein. Vonnöten waren 16'500 Modul-Auflagetische, 204'000 Fundamentverankerungen, 3'800 Anschlussdosen, 200 PV-Box-Umspannstationen, zwei Transformatoren und 800 km unterirdisch verlegte Kabel. Auch beeindruckend: Dank einer schier unvorstellbar grossen logistischen Vorarbeit konnte die Anlage in nur 10 Monaten Bauzeit fertiggestellt werden. Zu irgendwelchen «bösen Überraschungen» soll es nicht gekommen sein. Gerade mal eine Handvoll Mitarbeiter reicht heute, um die Anlage in Schuss zu halten.

Höherer Flächenertrag dank Ost-West-Ausrichtung
Ausgerichtet sind die Module nach Osten und Westen. «Diese ermöglicht eine engere Aufständerung und damit übers Ganze gesehen eine höhere Flächenerträge als bei der klassischen Südausrichtung. Zudem produzieren die Module bei dieser Ausrichtung mehr Energie in den Morgen- und Abendstunden, was netzdienlicher ist.» Dies erklärte Ingenieur Antoine Sacré vom Anlagenbetreiberunternehmen Neoen (Paris) einer kleinen Gruppe von Schweizer Journalisten in Cestas im Département Gironde, Region Aquitanien. Die Besichtigung vor Ort fand exakt 5 Monate nach der offiziellen Einweihung statt, die als geschichtsträchtiges Ereignis während der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 abgehalten wurde. Die Baukosten betrugen 360 Millionen Euro. Der Betreiber erhält eine Einspeisevergütung in Höhe von 10.5 ct/kWh über 20 Jahre, womit die Vergütung niedriger ist als die Stromgestehungskosten des in Bau befindlichen Kernkraftwerks «Flamanville 3» mit 11,4 ct/kWh.

Technische Daten

  • 300 MW Leistung (DC) / 272 MVA (AC) auf 260 Hektar Land
  • 983 500 Mouldede 305 Wp (4 SPV Trina, 10 SPV Yingli, 11 SPV Canadian)
  • 204 000 Fundamentverankerungen
  • 16 500 Modultische (60 Module pro Tisch)
  • 800 km Kabel im Boden verlegt (33kV et DC), 3700 km Kabel an der Oberfläche DC
  • 3800 Anschlussboxen DC (SJB)
  • 200 PV Box = 400 Wechselrichter 680 kVA + 200 Transformatoren 1360 kVA (0,4/33 kV)
  • 2 Transformatoren 140 MVA (33/225 kV)
  • Netzanschluss RTE 225 kV via 1700 m Kabel im Boden verlegt mit Anschlusskasten


Geographischer und technologischer Mix

Zurück in die Schweiz: Die aus der Kleinkraftwerk Birseck AG hervorgegangen Firma Aventron AG (Münchenstein) ist Mehrheitsaktionärin an zwei in Cestas agierenden Projektgesellschaften mit Leistungen von je 12 Megawatt. «Aus Diversifikations-, Effizienz- und Grössenüberlegungen hat sich die EBM entschieden, ihre Investitionen im Bereich der erneuerbaren Energien auf die Aventron zu konzentrieren. Sie soll für die EBM zum führenden Vehikel für den Aufbau des Portfolios mit erneuerbaren Energien werden», so Cédric Christmann, Verwaltungsratspräsident Aventron und CFO der EBM. EBM-Ziele seien mehr denn je der Ausbau des Kraftwerkportfolios Wasser, Wind und Solar auf rund 50% der Versorgungsenergie. Dazu passten nebst Heimregionen eben auch beste Standorte im Ausland, wie jener im südwestfranzösichen Cestas. Von einem geographischen und technologischen Mix verspricht sich das Mitglied der EBM-Geschäftsleitung eine Risikosenkung. Die EBM-Geschäftsfelder sind Energie, Netz, Wärme und erneuerbare Energie.

Ziel: Eine Gesamtleistung von 500 MW aufbauen
Die Aventron AG versteht sich als «unabhängige Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien – ein europäischer Grünstromproduzent mit Schweizer Herkunft». Das Unternehmen konzentriert sich auf Akquisition und Betrieb von Kleinkraftwerken in den Bereichen Wasser-, Wind- und Sonnenenergie in der Schweiz und einigen Ländern Europas. «Die dezentrale Produktion mit erneuerbaren Energien wird in Europa das Rückgrat der künftigen Stromversorgung bilden», so Aventron-CEO Antoine Millioud. Bis 2020 wolle die Aventron AG ein «ausgewähltes Portfolio an Produktionsanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 500 MW aufbauen und so zu einer führenden Betreiberin von Kleinkraftwerken in Europa werden». Heutiger Bestand: über 80 Anlagen mit einer installierten Leistung von 200 MW.

Angepeilt: Steigerungen bei Profitabilität und Mittelfluss aus Beteiligungen
Bei ihrer Diversifikationsstrategie setzt die Aventron AG auf die Länder Schweiz, Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen und Spanien. Gleichzeitig angepeilt werden Steigerungen bei der Profitabilität und dem Mittelfluss aus den Beteiligungen. Die Aktienmehrheit an der Aventron AG besitzen die Gründerin und Hauptaktionärin EBM (Genossenschaft Elektra Birseck), gemeinsam mit der zweitgrössten Aktionärin Energie Wasser Bern (ewb) und der drittgrössten Aktionärin Stadtwerke Winterthur. Ein weiterer strategischer Aktionär ist die Luzerner Reichmuth Infrastruktur Schweiz AG.

Kapitalerhöhung per 26. Mai 2016 vorgesehen
Eine wachsende Anzahl unabhängiger, institutioneller sowie privater Finanzinvestoren begleiten die Aventron seit Jahren und beteiligen sich regelmässig an Kapitalerhöhungen. Eine weitere Kapitalerhöhung wird der Generalversammlung vom 26. Mai 2016 zur Genehmigung vorgelegt werden. Das Eigenkapital soll um maximal 135 Mio. CHF erhöht werden, wobei die Hälfte auch in Form von Sacheinlagen – Wind- und Solarkraftwerke – willkommen sind. Gesucht werden auch neue Aktionäre. Die bisherigen Ergebnisse sollen ihnen eine Beteiligung schmackhaft machen; seit der Gründung vor 10 Jahren konnten stets Gewinne geschrieben werden. 2015 resultierte ein EBIT von 7 Mio. CHF (plus 82%) bei einem Umsatz von 24.7 Mio. CHF (plus 61%). Und: «Ca. 90% unseres Umsatzes ist über Einspeisevergütungen abgesichert. Unsere Abhängigkeit von Marktpreisen ist gering», so Cédric Christmann und Antoine Millioud. 2015 wurden Investitionen von immerhin 56.2 Mio. CHF in die Akquisition von bestehenden Kraftwerken und in den Bau von eigenen Produktionsanlagen getätigt.

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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