Buchenwald bei Rehungen (Thüringen) mit einem Holzzuwachs an 12 Festmetern pro Hektar. ©Bild: ED Schulze

Waldnutzung: Artenvielfalt in Wäldern erhöht Produktivität

(MPI/BGC) In einer weltweit durchgeführten Studie, die im Fachjournal Science veröffentlicht wurde, haben Wissenschaftler den Einfluss der Artenvielfalt auf die Produktivität von Naturwäldern untersucht. Dafür sind Daten von mehr als 770‘000 Probeflächen aus 44 Ländern ausgewertet worden. Die Studie erfasst 8737 Baumarten aus den unterschiedlichsten Waldökosystemen.


Diese reichen von Mangroven über tropische Feuchtwälder, nord- und mitteleuropäische Nadel- und Laubwälder, Tundren und Trockensavannen bis hin zu mediterranen Naturwäldern. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Artenrückgang zu massiven Einschnitten bei der Produktivität der Wälder führt. Nachhaltig bewirtschaftete Wälder haben aber auch bei geringer Artenzahl eine höhere Produktivität als Naturwälder.

Einzigartige Erhebung
Das Wissenschaftlerteam aus 90 Institutionen aus der ganzen Welt, koordiniert von Jingjing Liang (Erstautor), Peter B. Reich, und Thomas W. Crowther, haben dazu Dauerbeobachtungsflächen analysiert und die Anzahl der Baumarten dem Holzzuwachs gegenübergestellt. „Die Ergebnisse stimmen mit solchen überein, welche in unterschiedlichen Ökosystemen, z. B. Wiesen, als auch mit unterschiedlichen Herangehensweisen erzielt wurden, z. B. in kleinflächigen Experimenten. Eine so umfassende Erhebung in Wäldern aus verschiedensten Regionen der Erde ist einzigartig.“ sagt Mitautor Professor Michael Scherer-Lorenzen von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der den Biodiversitätsversuch mit Bäumen in Thüringen betreut (Biotree).

„Es scheint also generell einen positiven Zusammenhang zwischen pflanzlicher Artenvielfalt und Biomassezuwachs zu geben. Für diese Arbeit bedeutet das, dass zum Beispiel bei einem Rückgang der Baumarten um die Hälfte auch der Holzertrag um zehn bis 15 Prozent einbricht“, erklärt Scherer-Lorenzen. Zusammen mit Kollegen eines europäischen Verbundprojektes, welches von ihm koordiniert wurde, hat er einen umfassenden Datensatz von Beobachtungsflächen aus Finnland, Polen, Rumänien, Deutschland, Italien und Spanien beigesteuert.

Holzzuwachs abhängig von Bewirtschaftung
Die Ergebnisse machen zwar die Konsequenzen eines Verlustes von Artenvielfalt in Naturwäldern deutlich. „Bei aller Begeisterung über die Bedeutung der Biodiversität, berücksichtigt die Studie nicht den Einfluss von sachkundiger Waldbewirtschaftung“, stellt Co-Autor Professor Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie heraus. „Eine Fortführung der Studie wird sich deshalb eingehender mit der Produktivität in unterschiedlich bewirtschafteten Wäldern beschäftigen.“ Seine eigenen Studien belegen als Teil des vorliegenden Artikels (siehe Supplement Abb. S3), dass der Holzzuwachs in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern bei gleicher und niedriger Artenzahl höher ist als in Naturwäldern bei hoher Artenzahl. Dieser Befund ist bedeutsam in Hinblick auf den steigenden Bedarf an Holz.

Die in Science veröffentlichte Arbeit ist das erste Ergebnis der in diesem Jahr entstandenen Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI), ein internationaler und interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlern, welcher zum Ziel hat, die grossräumigen Muster und Prozesse der vier Millionen Hektar Wald der Erde besser zu verstehen.

Text: Max-Planck-Institut für Biogeochemie

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