Mikro-Biogasanlagen leisten bis heute wichtige Dienste auf der Karibikinsel. Nach wie vor ist Brennstoff teuer und Methan eine günstige Alternative. ©Bild: Martin Egbert

Die Biogasanlagen werden auch genutzt, um Gülle und Dung umweltgerecht zu entsorgen sowie biologischen Dünger zu gewinnen. ©Bild: Martin Egbert

Stolz zeigt Pedro Espineira eine selbst gefertigte Konstruktionszeichnung seiner Biogasanlage. ©Bild: Martin Egbert

Gerade Schweinemastbetriebe setzen zunehmend auf Biogasanlagen, um ihre Gülle nicht mehr unbehandelt in Gruben zu entsorgen.©Bild: Martin Egbert

Seit Anfang 2016 müssen alle Mastbetriebe, die zwanzig und mehr Schweine halten, ihre Gülle in Biogasanlagen vergären. ©Bild: Martin Egbert

Biogas auf Kuba: Nicht nur eine Notlösung

(KS) Die Potentiale für Biogas sind gut auf Kuba. Sie werden seit den schwierigen Zeiten nach dem Ende der Sowjetunion auch genutzt. Aber erst seit neuestem in einer wachsenden Zahl von Anlagen. Bei vergleichsweise niedrigen Investitionskosten können Energiekosten in beachtlichem Masse eingespart werden. Gleichzeitig wird die extreme Energieknappheit abgefedert.


Eigentlich wollte Pedro Espineira nur dafür sorgen, dass sein Enkelsohn gut gedeiht. „Er wurde 1992 geboren – damals hatten wir eine sehr schwierige Situation im Land“, erinnert sich der 71-Jährige. In Kuba wird diese Zeit die Periodo especial genannt. Sie wurde ausgelöst durch den Zerfall der Sowjetunion. Die Karibikinsel verlor den Abnehmer für den auf einem Grossteil ihrer Agrarflächen produzierten Zucker – und den Lieferanten für verbilligte Industriegüter, Erdöl und Dünger. Hinzu kam die Verschärfung des Wirtschaftsembargos durch die USA.

Seit fast 25 Jahren in Betrieb
Auf Kuba herrschte damals grosser Mangel, vor allem auch an Energie. „Es gab weder Kerosin noch Gas, die Frauen mussten auf dem Holzfeuer kochen“, fährt der pensionierte Bauingenieur fort. „Also habe ich die Anlage da gebaut.“ Stolz zeigt er auf die zwei Kubikmeter grosse Biogasanlage, die neben einem Mangobaum hinter seinem Haus am Rande der Stadt Sancti Spirtus steht. Sein Enkel ist längst erwachsen. Aber Pedro Espineira befüllt die Anlage immer noch jeden Tag mit Dung. Zurzeit bezieht er den bei einem Nachbarn, der zwei Kühe hält. Fast ein viertel Jahrhundert lang hat seine Frau mit dem Methan aus der Anlage jeden Tag für mindestens fünf Personen gekocht. Nur wenige Tage war das nicht so, als er nach den ersten zehn Betriebsjahren die Glocke aus Metall von innen mit einer Folie auskleiden musste, weil sie von der Schwefelsäure angefressen war. „Ansonsten muss ich nur alle drei Monate die Leitung reinigen, weil die Feuchtigkeit im Biogas zur Rostbildung führt.“

Pedro Espineira zieht eine selbst gefertigte Konstruktionszeichnung aus der Hemdtasche, faltet sie auseinander und erklärt das Prinzip der Anlage: Der zwei Meter hohe, gemauerte Gärbehälter mit einem Meter Durchmesser ist zu zwei Dritteln in die Erde eingelassen. In ihm schwimmt eine Art Glocke aus Metall in dem mit Wasser verdünnten Dung. An der Spitze dieser achtzig Zentimter hohen Glocke wird das Methan in die Leitung gedrückt. Abhängig von der Menge des Methans steigt oder sinkt die Glocke. „Sie kann über einen halben Meter hochsteigen und geht mir dann bis hier.“ Pedro Espineira zeigt mit der Handkante auf seine schmale Brust. Durch das Steigen und Sinken reguliert die Anlage den Druck, so dass immer genug Biogas in der Küche des kleinen Hauses ankommt, um den vierflammigen Herd zu versorgen.

Not macht erfinderisch
Wie er damals darauf gekommen ist? Pedro Espineira lächelt verschmitzt. „Es gab in den 1970er Jahre schon einmal eine Kampagne für Kleinanlagen, die meisten haben aber nicht gut funktioniert.“ Pedro Espineira wälzte in der Bibliothek Fachliteratur und tüftelte an einer verbesserten Anlage. Dem Ingeniör ist nichts zu schwör. Vor allem wenn er aus Kuba stammt. Not macht bekanntlich erfinderisch.

Seine Biogasanlage Marke Eigenbau brachte dem drahtigen Mann Auszeichnungen und Artikel ein, unter anderem in der Parteizeitung Granma, sowie eine Prämie in Form von einer Woche Vollpension für ihn und seine Frau im Strandparadies Varadero.

Extreme Knappheit abgefedert
Erdöllieferungen aus Venezuela, die Gewinnung kubanischen Rohöls sowie nationale Energiesparprogramme haben mittlerweile die extreme Knappheit abgefedert. So wurden zum Beispiel neun Millionen Energiesparlampen an die Haushalte in Kuba verteilt sowie zinsgünstige Kredite für die Anschaffung effizienter Kühlschränke, Kochplatten oder Ventillatoren zur Verfügung gestellt. Zudem dezentralisierte die Regierung die Versorgung, um die alten, maroden Gross-kraftwerke zu entlasten. Zwar gibt es immer noch Abschaltungen und Blackouts, aber längst nicht mehr in dem Ausmass wie in den neunziger Jahren, mit Stromausfällen von bis zu sechzehn Stunden am Tag.

Wie das Beispiel von Pedro Espineira zeigt, leisten Mikro-Biogasanlagen trotzdem bis heute wichtige Dienste auf der Karibikinsel. Nach wie vor ist Brennstoff teuer und Methan eine günstige Alternative. Die Anlagen werden aber auch verstärkt genutzt, um Gülle und Dung umweltgerecht zu entsorgen sowie biologischen Dünger zu gewinnen. Gerade Schweinemastbetriebe sind es, die zunehmend auf Biogas setzen, um ihre Gülle nicht mehr unbehandelt in Gruben zu entsorgen, wie das bisher häufig geschehen ist und nach wie vor geschieht.

Methan für vier Familien
Joel Matienso betreibt seine Biogasanlage seit 2012. Auch sie funktioniert bisher einwandfrei und vergärt die Ausscheidungen von 300 Schweinen. Die Gülle läuft frisch aus den Ställen durch Betonkanäle in den 42 Kubikmeter grossen Gärbehälter am Rande seines Hofes in der Provinz Sancti Spíritus. „Ich habe die Anlage in eigener Regie gebaut“, schreit er mit heiserer Stimme gegen den Lärm seiner Schweine und den des Häckslers an, mit dem seine zwei Angestellten Maniok zerkleinern. Geholfen haben ihm andere Landwirte, die bereits Erfahrungen hatten. Täglich produziert seine Biogasanlagen zuverlässig Methan. „Wir verbrauchen alles selbst“, sagt der stämmige Landwirt mit den kurzen grauen Haaren. Vier Familien leben und kochen auf dem Hof, insgesamt 16 Personen. Neben Joel Matienso mit seiner Frau und den beiden Kindern, ist das unter anderem einer seiner drei Brüder mit seiner Familie, der ihm im Betrieb hilft. „Ausserdem kochen wir mit dem Methan aus Reisbruch das Futter für die Ferkel.“

Geringe Investition, hohe Ersparnis
So spart Matienso umgerechnet 240 Euro im Jahr. Das enspricht in Kuba mehr als dem Jahresgehalt eines Universitätsprofessors, eines Arztes oder Bauingenieurs – dem eigentlichen Beruf Joel Matiensos. Dank seiner Schweinezucht konnte er ihn vor fünf Jahren aufgeben. Seitdem geht es der Familie gut. Im Haus gibt es eine neue Klimaanlage und einen neuen Fernseher, davor steht eine rote MZ von 1989, die trotz ihres stolzen Alters umgerechnet fast 8000 Euro gekostet hat. Private Fahrzeuge sind in Kuba Luxus. Vergleichsweise bescheiden war die Investition von umgerechnet 1700 Euro für Material und Arbeitslöhne für den Bau der Biogasanlage. „Die habe ich bald schon wieder drin“, sagt der 49-Jährige und stapft in seinen weissen Gummistiefeln in Richtung Anbaufläche, um die Wirksamkeit der Reststoffe aus der Biogasanlage als Dünger zu zeigen. Auf einem halben Hektar gedeihen Zuckerrohr und Maniok für die Schweine sowie auf einer weiteren Fläche Guaven, Avocados, Bananen, Limonen, Kokosnüsse und vieles anderes mehr für die Familie. Aufgrund der immer noch mangelhaften Versorgungslage kommt diesem Selbstversorgeranbau auf Kuba eine grosse Bedeutung zu. Private Landwirte aber haben oft kaum Zugang zu teurem Dünger oder Pestiziden. Beides wird fast ausschliesslich über Staatsbetriebe vertrieben. Deshalb arbeiten viele Bauern biologisch, ohne aber unbedingt zertifiziert zu sein.

In der Umgebung von Joel Matiensos Bauernhof setzen viele Schweinemäster auf Biogasanlagen. Selbst Betriebe mit weniger als zehn Schweinen betreiben Fermenter für ihre Gülle. Von den 1200 Schweinemastbetrieben in der Provinz Sancti Spíritus sind es schon vierhundert. Die meisten Anlagen sind relativ jungen Datums. Seit Anfang 2016 müssen alle Mastbetriebe, die zwanzig und mehr Schweine halten, ihre Gülle in Biogasanlagen vergären. Viele Betriebe arbeiten eng mit der staatlichen Empresa porcina zusammen, bei der sie Ferkel, Futtermittel sowie veterinäre Dienstleistungen beziehen und an die sie im Gegenzug ihre Schweine verkaufen. Diese Betriebe müssen schon seit vergangenem Jahr bei Abschluss ihrer Verträge, die immer für ein halbes Jahr gelten, eine Biogasanlage nachweisen.

Grosses Potential für Mikro-Anlagen
Der Boom von Mikro-Biogasanlagen hat aber auch etwas mit der Expertise der Universität von Sancti Spíritus zu tun. In der zentralkubanischen Kleinstadt, die unter den spanischen Kolonialherren mit dem Anbau von Zuckerrohr und der Ausbeutung schwarzer Sklaven reich wurde, forscht man seit vielen Jahren über Biogas. „Das Potential auf Kuba ist sehr gross“, sagt Osval-do Romero Romero von der Universität Sancti Spíritus, zurzeit Gastprofessor an der technischen Universität Berlin. Bisher sind auf der gesamten Insel 1818 Anlagen in Betrieb, so die offizielle Zahl aus dem Energieministerium. Die Volumen variieren zwischen zehn und über zweihundert Kubikmeter. Hinzu kommt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer an Anlagen. Aber Osvaldo Romero Romero weiss, dass es viel mehr sein könnten – und müssten. „Sieben Tausend könnten alleine mit Schweinegülle betrieben werden und mit Rinderdung noch einmal 1700.“ Fünfhundert Anlagen könnten zudem die Reststoffe aus Zucker- und Konservenfabriken, Brennereien, Schlachthöfen oder Kaffeeverarbeitern vergären.

Kuba erzeugt nur 4.3 Prozent seiner elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen, davon den überwiegenden Teil mit Biomasse. Fast die Hälfte der kubanischen Kraftwerke verbrennt Rohöl, von dem über sechzig Prozent importiert werden muss, ebenso wie die anderen fossilen Brennstoffe Diesel und Gas, die zur Stromerzeugung genutzt werden. Das soll sich nach dem Willen der von Raoul Castro ins Leben gerufenen Nationalen Kommission zur Entwicklung Erneuerbarer Energien ändern. Bis 2020 will man den Anteil von Biomasse, Solar-, Wasser und Windenergie auf 24 Prozent steigern. Biogas zur Stromerzeugung kommt in diesem Plan nicht vor, dafür aber als Quelle für Brennstoff und organischen Dünger. An der Universität Sancti Spíritus wird jedoch gerade im Auftrag der Kommission an einem nationalen Programm zur Entwicklung von Biogas in Kuba gearbeitet, in dem die Erzeugung elektrischer Energie aus Methan auch vorgesehen ist. „Strom aus Biogas könnte sieben bis zehn Prozent der auf Kuba verbrauchten elektrischen Energie stellen, in der Provinz Sancti Spíritus sogar über zwanzig Prozent“, schätzt Osvaldo Romero Romero. Doch davon ist das Land sehr weit entfernt, es gibt weder eine nationale Technologie noch Finanzierungsmöglichkeiten für den Import ausländi-scher Biogas-Technik.

Interessiert an grüner Energie
Das will die Archea Unternehmensgruppe aus Hessich Oldendorf in Kooperation mit der Universität Sancti Spíritus ändern. Nach Vorgesprächen mit Vertretern der Regierung und einem ersten Besuch im Rahmen der Delegationsreise mit dem Niedersächsischen Landwirtschaftsminister im März 2012 war man auf reges Interesse gestossen. „Kuba ist sehr interessiert an grüner Energie“, sagt Saskia Louwen, Projektingenieurin für Anlagenbau bei Archea. Das Potential für elektrische Leistung aus Biogasanlagen sieht sie bei mindestens 500 Megawatt. Archea will bei einem Reisproduzenten eine Pilotanlage mit 250 Kilowatt elektrischer Leistung bauen. So soll für diese Art Nutzung von Biogas geworben werden. Gleichzeitig könnten die sehr gut ausgebildeten Wissenschaftler der Universität Erfahrung in der Praxis sammeln.

Engagement mit Hindernissen
Aber welches Substrat wäre geeignet? Das energiehaltige Reisstroh bleibt nach der Ernte als Dünger auf den Feldern liegen. Für den Anbau von Energiepflanzen fehlen die Ressourcen. Zwar gibt über sechs Millionen Hektar Agrarland, von dem fast eine Million brach liegen. Die Karibikinsel muss jedoch vorrangig die Produktion von Lebens- und Futtermitteln steigern, um weniger davon importieren zu müssen. Vor Ort entwickelte Archea die Idee, die Reste aus der Reistrocknung zu nutzen, die auf die Ergebnisse einer Doktorarbeit von Luz María Cotreras von der Universität Sancti Spiritus zurückgeht. Die Schalen, zerbrochenen Reiskörner und Strohreste können mit der Gülle eines benachbarten Schweinemastbetriebes vermischt werden. Das Methan aus der Biogasanlage soll ein Blockheizkraftwerk antreiben. Die gewonnene Wärme und elektrische Energie könnte der Reisproduzent selbst nutzen, unter anderem für die Trocknung. Das ist wichtig. In dem überlasteten Stromnetz Kubas ist eine Einspeisung schwierig. Doch es gibt noch zahlreiche Stolpersteine: „Jeder Sack Zement, den man braucht, muss auf Kuba ein Jahr im Voraus geplant werden “, beschreibt Saskia Louwen den Mangel und die Schwierigkeiten des zentral gelenkten Wirtschaftssystems. Hinzu kommt die Bürokratie. Und welche Unternehmensform ist geeignet? Seit neuestem können ausländische Firmen ausser einem Joint venture auch eigene Niederlassungen gründen. Diese aber dürfen zum Beispiel nicht selbst Mitarbeiter anwerben, sondern müssen sie aus den ihnen vom Staat zugewiesenen Fachkräften auswählen. „Wir wollen uns aber trotzdem unbedingt auf Kuba in Sachen Biogas engagieren“, sagt Saskia Louwen.

Zwei Fliegen mit einer Klappe
Das tut die kirchliche Hilfsorganisation Centro Cristiano de Reflexión y Diálogo-Cuba (CCRD-C) seit über zwanzig Jahren, also seit der Periodo especial. „Mit Biogas schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.“, sagt die Direktorin Rita Morris. „Wir verbessern damit die Lebensbedingungen der Landbevölkerung und reduzieren die Umweltbelastung durch Schweinegülle.“ Dabei wird die Organisation unter anderem vom Berliner Missionswerk und der Europäischen Union unterstützt. Kurse in der Nutzung von Biogasanlagen sowie Kleinkredite für den Bau derselbigen sind ein Teil der sozialen Arbeit von CCRD-C in den Provinzen Santiago de Cuba und Matanzas, neben Altenbetreuung, Rechtsberatung, Hilfe bei häuslicher Gewalt und Kursen in nachhaltiger Landwirtschaft.

In der landwirtschaftlich geprägten Provinz Matanzas sind es alleine 300 Anlagen, die mit Hilfe der Organisation installiert wurden. „Jede Anlage wird von durchschnittlich drei Familien genutzt“, erklärt Rita Morris. Das Interesse der Bauern in der Provinz sei sehr gross, weil sie sehen würden, in welchem Ausmass sich ihr Leben durch das selbst produzierte Methan verbessert. Viele der Kleinbauern leben sehr bescheiden. Dank einer Biogasanlage sparen sie die Hälfte ihrer Energiekosten. „Rund einhundert Interessenten für eine Mikro-Biogasanlage stehen bei uns zurzeit auf der Liste.“ Doch der Organisation fehlen das Geld und die Kapazitäten, um alle diese Anfragen zu bedienen.

Glück gehabt
Evan Lafe aus dem Dorf Quatro Caminos hat Glück gehabt. Mit der Unterstützung von CCRD-C konnte er eine zehn Kubikmeter grosse Anlage bauen. Darin vergärt er die Gülle von rund dreissig Schweinen. Biogasanlage und Schweinestall befinden sich in dem Garten hinter seinem Haus, im Schatten hoher Bananenstauden.„Vorher hat es hier nicht zum Aushalten gestunken, das ist nun vorbei und wir haben Dünger sowie Brennstoff.“ Die beiden Haushalte auf seinem Hof kochen ausschliesslich mit Methan. Das spart umgerechnet fünf Euro pro Monat, die sonst für den Strom der Kochplatten angefallen sind. Dass das auf Kuba ein bedeutender Posten ist, verdeutlicht ein Rundgang durch das Dorf: Pferdekutschen und Ochsengespanne fahren auf der Hauptstrasse mit den tiefen Schlaglöchern. Zwar lassen die Schaukelstühle, die vor jedem der kleinen Häuser stehen, den Besucher an ein entspanntes Leben in kubanischer Leichtigkeit denken. Doch das täuscht. Die meisten Menschen hier müssen sehr hart arbeiten und geschickt improvisieren, um über die Runden zu kommen. Schweine halten viele im Nebenerwerb oder zur Selbstversorgung.

Nicht alle aber sind in der Lage, ihre Biogasanlagen dauerhaft zu betreiben. Viele Schweinezüchter beziehen ihr Futter von der staatlichen Empresa porcina. Weil diese jedoch immer wieder in Lieferschwierigkeiten steckt, verkaufen einige der Landwirte ihre Schweine ohne wieder neue Ferkel zu erwerben. Diesen Bauern fehlt dann die Gülle.

Kubanisches Improvisationstalent
Das CCRD-C selbst betreibt zwei eigene Biogasanlagen, die der Organisation um die sechzig Euro pro Monat einsparen, die sie vorher für Propangas ausgeben musste. Auf dem 36 Hektar grossen Obst- und Gemüsehof der Hilfsorganisation nahe der kleinen Küstenstadt Cárdenas wird mit Methan nicht nur das Essen für die rund zwanzig Angestellten zubereitet. In einer Küche am Rande der Farm kochen zwei Frauen mit Biogas Kohl, Mangos, Papaya, Gurken oder grüne Tomaten für den Verkauf ein. So halten sie das vielfältige Angebot des Hofes auch ausserhalb der Erntesaison aufrecht, das die Menschen in der Umgebung mit preiswerten und gesunden Lebensmitteln versorgt. In Hotels, Restaurants oder Privathaushalten werden dafür ausgediente PET-Flaschen eingesammelt. Diese schneiden die Frauen auf, reingen sie mit heissem Wasser, um sie anschliessend zu desinfizieren. Dann füllen sie die gekochten Lebensmittel mit Essig hinein, klemmen die Flaschen in eine Vorrichtung und schweissen sie mit einem Eisenstab zu, den sie vorher auf dem Herd erhitzt haben. Für fast alle diese Arbeitsschritte ist Wärme notwendig. Scheinen also gut zusammen zu passen - kubanisches Improvisationstalent und Biogas.

©Text: Klaus Sieg

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1 Kommentare

Adam Bürger

Cuba hat enorme Reserven an Biomasse wegen des Zuckerrorhanbaues.
Ausländische Anlagenhersteller für Biogasanlagen werden trotzdem keine Chancen haben wenn sie die Komponenten auf die Insel liefen wollen und dort zusammenbauen. Mit entsprechenden Aufschlägen wird die Biogastechnik dann zu teuer. Auch der Service als wichitgste Komponente kann von ausländichen Firmen nicht in der notwendigen Form geliefert werden.
Was den Cubanern wirklich nachhaltig hilft ist, dass ihnen das Know How übertragen wird und sich dort einheimische Firmen entsprechend entwicklen und Anlagen selbst erstellen und betreiben können.
Dann kann Bioenergie ein nachhaltiges Erfolgsmodell werden

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