Vor zehn Jahren galt es, die wirtschaftlichen und organisatorischen Machbarkeit eines Bioenergiedorfs nachzuweisen, heute steht die Optimierung im Fokus. ©Bild: Bioenergiedorf Jühnde eG

Bioenergiedorf Jühnde: Lädt zur Tagung ein

(FNR) 2005 begann in dem niedersächsischen Ort Jühnde bei Göttingen eine Erfolgsgeschichte, die bis heute viele weitere Dörfer inspiriert hat: Bürger nehmen ihre Energieversorgung in die eigene Hand. Deutlich über 100 Orte in Deutschland versorgen sich inzwischen fast ausschliesslich mit Wärme aus heimischer Biomasse, aus der sie ausserdem erneuerbaren Strom für das öffentliche Netz produzieren.


Hinzu kommt häufig eine überdurchschnittlich hohe Nutzung anderer erneuerbarer Energien. Am 17. und 18. Juli veranstaltet das Bioenergiedorf Jühnde anlässlich seines zehnjährigen Bestehens die Tagung „Zehn Jahre Bioenergiedörfer - Erfahrungen und Perspektiven einer nachhaltigen Energieversorgung“ in Jühnde. Das Programm steht unter www.bioenergiedorf.de bereit.

Förderung als Pionier und Modellvorhaben
Bioenergiedörfer sind ein Ansatz, die regionale Wertschöpfung im ländlichen Raum zu stärken, Energiewende und Klimaschutz voranzubringen, mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung zu erlangen und Perspektiven in ländlichen Gebieten zu schaffen, die oftmals von Strukturschwäche und demografischem Wandel geprägt sind. Aus diesen Gründen engagiert sich das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gemeinsam mit seinem Projektträger, der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) beim Thema Bioenergiedörfer. So förderte das BMEL ab dem Jahr 2000 Jühnde als Pionier und Modellvorhaben mit einer Gesamtsumme von rund 3.1 Mio. €. Seit 2010 lobte das BMEL bislang dreimal den Wettbewerb Bioenergiedörfer aus, Jühnde-Barlissen gehörte gleich beim ersten Mal zu den drei Gewinnern. Schliesslich betreut die FNR im Auftrag des BMEL das Infoportal Wege zum Bioenergiedorf auf der man u. a. alle bekannten realisierten Bioenergiedörfer in einer Deutschlandkarte verorten kann – sehr hilfreich für potenzielle Nachahmer, denn zu Beginn der Planungen steht meist der Besuch bei einem realisierten Projekt an.

Optimierung im Fokus
Typisch für ein Bioenergiedorf ist als zentraler Akteur eine Energiegenossenschaft, in der die wärmeabnehmenden Haushalte, die örtlichen Landwirte, die Gemeinde und weitere Beteiligte vertreten sind. Die Genossenschaft ist Eigentümerin und Betreiberin des Wärmenetzes und manchmal auch der Biogasanlage und/oder des Holzheizwerkes, die in den meisten Bioenergiedörfern Wärme und Strom erzeugen. Während es vor zehn Jahren galt, die wirtschaftliche und organisatorische Machbarkeit eines solchen Konzeptes grundsätzlich nachzuweisen, steht heute die Optimierung, insbesondere unter Effizienzgesichtspunkten, im Fokus. Vor allem die stromgeführten Biogasanlagen, die im Sommer häufig Wärmeüberschüsse aufweisen, haben hier Bedarf. Es gibt aber noch weitere Herausforderungen: Mit welchen neuen Geschäftsmodellen und technischen Anpassungen können sich die Dörfer bestmöglich auf die Zeit nach der EEG-Förderung vorbereiten? Und angesichts einer gekürzten EEG-Förderung für die Stromerzeugung aus Biomasse: Wie lassen sich in Orten ohne Biogasanlagen künftig Bioenergiedorfkonzepte umsetzen?

Diese und weitere Fragen wollen die Jühnder mit allen Interessierten an der Tagung "10 Jahre Bioenergiedörfer" >> am 17. und 18. Juli diskutieren.

Über Jühnde
Vor zehn Jahren nahm die Jühnder Energiegenossenschaft, in der ein Grossteil der Haushalte, alle Jühnder Landwirte, die Kirche und die Gemeinde vertreten sind, eine Biogasanlage, ein Hackschnitzelheizwerk und ein Nahwärmenetz in Betrieb. Seit dem versorgt sich der Ort nicht nur überwiegend selbst mit erneuerbarer Wärme, sondern speist auch jährlich rund fünf Millionen Kilowattstunden Ökostrom ins öffentliche Netz ein.

Jühnde ist auch heute noch Pionier: Unter der Überschrift „Fexibel und wärmegeführt in die Zukunft“ will die Genossenschaft drei Millionen Euro in den Umbau ihrer Bioenergieanlage investieren, um deren Effizienz deutlich zu steigern. Zudem geht der Ort das Thema Verkehr an: Jühnde baut derzeit ein CarSharing-System mit Elektroautos auf, die Strom von der Biogasanlage tanken können.

Hintergrundinformationen:
Leitfaden Wege zum Bioenergiedorf >>
Bioenergiedörfer - Leitfaden für eine praxisnahe Umsetzung >>
Geschäftsmodelle Bioenergieprojekte - Rechtsfragen, Vertrags- und Steuerfragen >>

Text: Deutsche Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR)

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Partner

  • Agentur Erneuerbare Energien und Energieeffizienz

Ist Ihr Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien oder Energieeffizienz tätig? Dann senden sie ein e-Mail an info@ee-news.ch mit Name, Adresse, Tätigkeitsfeld und Mail, dann nehmen wir Sie gerne ins Firmenverzeichnis auf.

Top

Gelesen
|
Kommentiert