Fundierte Berechnungen und Darstellungen: Till Neinhaus, Peter Nötzli, Patrick Senn und Lukas Schmid von der Hochschule für Technik Rapperswil bekamen einen Scheck über 5‘000 Franken: ©Bild: T. Rütti

Selbstverständlich ist es noch ein weiter Weg, bis tatsächlich ein solarbetriebener Zeppelin in den Himmel steigt – für den Personen- und/oder Gütertransport. Oder für Luftkreuzfahrten. ©Bild: T. Rütti

Geschäftsführer Till Farag: «Eine Synergie: Die Solargipfel-Teilnahme im Glattpark Zürich erlaubte es, vorher noch die Messe Bauen & Modernisieren auf dem Messegelände Zürich-Oerlikon zu besuchen.» ©Bild: T. Rütti

NR Max Chopard, Projektleiter Umwelt Arena, Michel Haller, Leiter Forschung SPF, Moderator Matthias Wipf, Publizist, Marc Muller, Fachspezialist erneuerbare Energien BFE, NR Roger Nordmann, Präsident Swissolar. ©Bild: T. Rütti

Dr. Michel Haller versteht sich erklärtermassen als Befürworter von Solarenergie im Allgemeinen, das heisst sowohl von Solarwärme als auch von Photovoltaik. ©Bild: T. Rütti

In der ara glatt bilden + begegnen der Stadt Zürich Entsorgung + Recycling ERZ ist alles vorhanden. Im Glattpark Zürich kann man auch Fauna und Flora begegnen, etwa flugunfähige australische Laufvögel Emus. ©Bild: T. Rütti

Das Jurymitglied Dr. Max Meyer, Vereinigung für Sonnenenergie SSES, dankte den siegreichen jungen Menschen für ihre Visionen und ihr Engagement, sich mit Energiethemen auseinanderzusetzen. ©Bild: T. Rütti

Helvetic Energy: 3. Solargipfel, diesmal zu Solarwärme versus Photovoltaik

(©TR) Zum 3. Mal führte die auf Solarwärme, Solarstrom und Wärmepumpen spezialisierte Firma Helvetic Energy den mit CHF 5000 dotierten Projektwettbewerb für Berufs- und Fachhochschulen durch. Die Jury hatte sich für die Idee eines solarbetriebenen Zeppelins namens «Helios» der Studenten der Hochschule für Technik Rapperswil entschieden.


Diese und alle anderen Wettbewerbsarbeiten – Zeichnungen, grafische Darstellungen und ausführliche Beschriebe der Ideen – konnten am 3. September 2015 anlässlich des Helvetic-Energy-Solargipfels  2015 begutachtet werden.

16 Projekteingaben
Die Helvetic Energy GmbH (Flurlingen ZH) veranstaltete ihren nunmehr 3. Solargipfel, diesmal abgehalten in der ara glatt bilden + begegnen. Hier in diesem Ausbildungszentrum der Stadt Zürich, Entsorgung + Recycling, im Glattpark Zürich, wurden die eingereichten 16 Konzepte des Projektwettbewerbs «Solarenergie verbindet» präsentiert; vorerst bestehen sie nur auf dem Papier und müssten ihre Umsetzbarkeit in die Praxis erst noch unter Beweis stellen. Erstmals war der Helvetic-Energy-Projektwettbewerb auch in der Romandie ausgeschrieben, doch als Sieger ging ein Team aus der Hochschule für Technik Rapperswil HSR hervor: Till Neinhaus, Peter Nötzli, Patrick Senn und Lukas Schmid durften von Geschäftsführer Till Farag einen Scheck über 5000 Franken entgegennehmen. Und Worte des Respekts für den an den Tag gelegten Forschungswillen. Anerkennung wurde auch an den abwesenden Teams zuteil, die praktisch nicht minder wertvolle Imputs abgeliefert hatten mit ihren Arbeiten. Doch gewinnen konnte eben nur eine innovative Mannschaft.

Solarenergie-Zeppelin sogar für Luftkreuzfahrten denkbar
Hervorgetan hat sich das Siegerprojekt aufgrund der fundierten Recherchen, Berechnungen und Darstellungen sowie klaren Visionen, die womöglich aus heutiger Sicht noch etwas utopisch daherkommen. Denn es ist selbstverständlich noch ein weiter Weg, bis tatsächlich ein solarbetriebener Zeppelin in den Himmel steigt – für den Personen- oder Gütertransport, ja sogar als Luxusmodell für Luftkreuzfahrten. «Natürlich bleibt die Frage der Umsetzbarkeit und der Mehrwert, der daraus gezogen werden kann in unserer Zukunft. Doch daran müssen wir alle immer wieder arbeiten», so Jurymitglied Dr. Max Meyer, Vereinigung für Sonnenenergie SSES, in der Laudatio. Beurteilt wurden die eingereichten Projektkonzepte nebst ihm von folgenden Jurymitgliedern: Prof. Matthias Rommel, Leiter SPF, HSR Rapperswil; Prof. Dr. Franz Baumgartner, ZHAW Winterthur; Prof. Kurt Hildebrand, Hochschule Luzern.

Solarenergie als gesellschaftlich verbindendes Element nutzen
Ausschlaggebend für die Bewertung der Fachjury waren die Eigeninitiative, der Mehrwert im Vergleich zum Stand der Technik, die Umsetzbarkeit, die Darstellung und Struktur sowie der Gesamteindruck der Wettbewerbsarbeiten. Der Rundgang durch ein Gebäude der ARA Glatt im Glattpark Zürich zeigte, dass alle teilnehmenden Gruppen sehr interessante Konzepte entwickelt und es damit der Jury nicht leicht gemacht hatten. Zahlreiche Projekte verbinden Solarenergie mit anderen erneuerbaren Ressourcen. Andere wiederum bauen bestehende Siedlungsprojekte zu eigentlichen solaren Energiegemeinschaften aus oder nutzen die Solarenergie sogar als gesellschaftlich verbindendes Element.

Rahmenprogramm: Solarwärme im Vergleich zu Photovoltaik
Als Einstieg in die Thematik des Rahmenprogramms «Solarwärme im Vergleich zu Photovoltaik » gab Gastreferent Dr. Michel Haller vom Institut für Solartechnologie SPF in Rapperswil einen Überblick über die beiden Technologien. Um Missverständnissen stellte er sogleich eines klar: Er versteht sich als Befürworter von Solarenergie im Allgemeine, das heisst sowohl von Solarwärme als auch von Photovoltaik: «Solarwärme und Photovoltaik sind beides sinnvolle Techniken, die wir zur Energiewende unbedingt brauchen. Doch leider werden sie noch viel zu wenig intensiv genutzt. Dabei wurden im Falle der Photovoltaik mit der Kostendeckende Einspeisevergütung KEV sowie der Einmalvergütung in der Höhe von immerhin ca. 30 % der Investitionskosten griffige Instrumente geschaffen auf nationaler Ebene », so der Projektleiter an der Hochschule für Technik HSR in Rapperswil. Wie er weiter ausführte, «liessen sich mit damit die – seiner Meinung – nach zu tief gesteckten Ziele des Bundes noch bei weitem übertreffen». Ganz anders verhält es sich hingegen laut Dr. Haller im Falle der Solarwärme: «In dieser Sparte überlassen die Politiker die jährlichen Debatten um die Haushaltsbudgets den einzelner Kantone, genauer gesagt der kantonalen Willkür.» Die Förderung für Solarwärme sei bei weitem nicht «kostendeckend», also weit von einer KEV-Idee entfernt. Auf diese Weise sei eine Kostenreduktion dieser Technik am Markt kaum vorstellbar. Und die Fortschritte der letzten Jahre würden so zunichte gemacht, da die Solarwärme immer mehr – und längst nicht immer sinnvoll – durch die unvergleichbar besser geförderte Photovoltaik ersetzt werde.

Voten von Exponenten aus Politik und Fachverbänden

Das Einführungsreferat von Michael Haller sorgte unter den schätzungsweise 60 Tagungsteilnehmenden für angeregte Pausengespräche sowie eine ebenso verlaufene anschliessende Podiumsdiskussion mit dem Titel «Solarwärme versus Photovoltaik». Bestritten wurde sie von Exponenten aus Politik und Fachverbänden. Darunter auch Nationalrat Max Chopard. Unter anderem sagte der Projektleiter bei der Umwelt Arena in Spreitenbach: «Wir leben heute so, als hätten wir eine zweite Erde in Reserve. Es braucht mit Blick auf kommende Generationen eine Energiewende. Die Nutzung der Sonnenkraft ist dabei von zentraler Bedeutung, sowohl für Wärme wie für Strom.»

Solarwärme oder Photovoltaik? Für Nationalrat Roger Nordmann ist dies grundsätzlich keine Frage, denn eines steht für den Präsidenten des Fachverbands für Sonnenenergie Swissolar fest: «Wir brauchen beides. Ich bin überzeugt, dass die klassische Solarwärme noch grosse Fortschritte machen kann. Beziehungsweise: Fortschritte machen muss, denn sonst könnte sie rasch an Attraktivität verlieren.»

Eine weitere branchenspezifische Wortmeldung steuerte der Fachspezialist für erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie BFE bei. Marc Muller sagte: «Die technologischen Fortschritte der letzten fünf Jahre waren vor allem in den Bereichen Wärmepumpen-Boiler und Photovoltaik-Systeme rasant. Auf diese Entwicklungen und die neue Dynamik hin reagierten die Fachbranche und die verschiedenen Marktsegmente mehr oder weniger schnell.» Als Folge davon gerate die Solarthermie immer mehr ins Abseits und müsse sich nun zwangsläufig reformieren, wenn sie die neue Konkurrenzsituation überleben wolle. 

Kostendeckenden Förderung für Solarwärme

Die heutigen Massnahmen für Photovoltaik und Solarthermie überschiessen im Falle der Photovoltaik die zu knapp formulierten Ziele der Energiestrategie 2050, so eine Schlussfolgerung. Im Falle der Solarthermie reichen die zu knapp formulierten Ziele indessen bei weitem nicht. Um künftig keine Technologie zu priorisieren, müsste man die Solarwärme zur Bundessache erklären, also nicht länger in die Zuständigkeit der Kantone stellen. Auch sollte sie in den Genuss einer kostendeckenden Förderung kommen. Die Potenziale zur Kostensenkung werden bei der Solarwärme als hoch eingestuft. Was dieser Sparte zu fehlen scheint, ist Lobbyarbeit, um gleich lange Spiesse wie Photovoltaik zu erreichen. Auch müssen die Kosten reduziert werden: Reduzieren der Komplexität, Erhöhung der Vorfertigung, Überflüssiges über Bord werfen. Die Zuverlässigkeit der Systeme und Anlagen könnte auch noch zulegen. Doch auch in der Photovoltaikbranche gibt es noch Optimierungspotenzial: Lieber nachhaltig wachsen als zu exponentiell. Eine Kostenreduktion könnte ab heute eher über einen höheren Wirkungsgrad als über tiefere Modulpreise erfolgen. Der Weg zu >15% Anteil an der Stromversorgung führt wahrscheinlich über eine intelligente Netzintegration sowie Speicherlösungen. Er führt vermutlich aber auch zu variablen Einspeisetarifen mit so gut wie keiner Vergütung an schönen Sonnentagen am Wochenende, vor allem wenn gleichzeitig der Wind bläst…

Slogan: Clevere Lösungen, einfach montiert

Zum Veranstalter des nunmehr 3. Solargipfels, der von Dr. Matthias Wipf in nachgerade souveräner Manier geleitet wurde: Die im zürcherischen Weinland in Flurlingen domizilierte Helvetic Energy GmbH mit Geschäftsführer Till Farag an der Spitze ist ein selbständiges Schweizer Unternehmen. Es ist in Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Produkten wie Solarwärme, Solarstrom und Wärmepumpen tätig. Slogan: Sauber, sicher, erneuerbar. Geboten werden Standardlösungen, aber auch individuell dimensionierte Systeme. Bei der Auftragsausführung steht einem das Helvetic-Energy-Team mit Rat und Tat zur Seite und begleitet ein Projekt von der Planung über Lieferung bis hin zu Service und Unterhalt.

Infos: HelveticEnergy

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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