©Text: Christa Schuh Durch den Speicher wird der Eigenverbrauchsanteil erhöht und der selbst verbrauchte Strom ist auf alle Fälle günstiger als der, der vom Energieversorger bezogen wird. ©Bild: BWS-Solar

BSW-Solar: Gute Geschäfte mit Solarstromspeichern

(©CS) In Zeiten sinkender Solarstromförderung muss die Branche erfinderisch sein und sich nach neuen Geschäftsfeldern umschauen. Der deutscher Bundesverband Solarwirtschaft, kurz BSW-Solar, zeigte Installateuren und Interessierten in einem Workshop an der Intersolar, wo die Reise hingehen kann.


Als Thema für diesen Workshop hatten sich die Vertreter des BSW-Solar Geschäftsmodelle mit Solarstromspeichern herausgesucht. Ca. 15 Interessierte warteten am 06.06.2014 um 10 Uhr im Veranstaltungsraum gespannt auf die Vorträge.

Marktanreizprogramm für Batteriespeicher
Gleich nach der Begrüssung durch David Wedepohl, Pressechef des BSW-Solar, stellte Markus Meyer, Referent Politik beim BSW-Solar, das deutsche Programm zur Förderung von Solarstromspeichern vor, das seit Mai 2013 in Kraft ist. Um gefördert zu werden, müssen Solarstromspeicher bestimmte Kriterien erfüllen. So müssen sie netzdienlich sein, denn die Förderung soll nicht nur dem Einzelnen, der sich eine Solaranlage auf dem Dach installiert hat, zugutekommen. Auch die Allgemeinheit soll von der Förderung profitieren, indem durch netzoptimierte Speicherung die Netze entlastet werden. Die geförderten Batteriespeicher müssen ausserdem den einschlägigen Regeln und Richtlinien entsprechen, zudem müssen ihre Schnittstellen offengelegt werden.

600 € pro kWp
Gefördert werden Speicher für Solaranlagen bis maximal 30 kW Leistung. In Deutschland sind damit 115‘000 Solaranlagen förderfähig, ein vielversprechendes Marktpotenzial für Marktakteure. Der staatliche Zuschuss beträgt bis zu 600 € pro kWp der Solaranlage, wenn der Speicher gleich bei Erstellung der Anlage eingebaut wird, und bis zu 660 € pro kWp, wenn der Speicher nachgerüstet wird (in diesem Fall müssen zwischen der Installation der Anlage und der des Speichers mindestens 6 Monate liegen). Die genaue Höhe des Zuschusses hängt von der PV-Leistung und den Kosten für den Speicher ab. Die Förderung muss vor der Anschaffung des Speichers beantragt werden und wird als Tilgungszuschuss für ein Darlehen gezahlt, das zur Finanzierung des Speichers aufgenommen wird. Das Programm wird von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) verwaltet.

Mittel nicht ausgeschöpft

2013 standen für die Förderung von Solarspeichern 25 Mio. € zur Verfügung. Gefördert wurden 2700 Speicher mit insgesamt 8.8 Mio. € Zuschüssen, die Mittel wurden also nicht vollständig ausgeschöpft. Darüber zeigte sich Markus Meyer enttäuscht, er habe mit einer grösseren Resonanz gerechnet. Er könne sich vorstellen, woran das gelegen habe, gab die Frage aber an die Teilnehmenden weiter, von denen einige bereits Erfahrungen mit dem Förderprogramm gemacht hatten. Eine Teilnehmerin berichtete, dass es nicht leicht sei, Kunden von den Vorteilen des Programms zu überzeugen. Für den Einbau eines Speichers seien ein paar Tausend € erforderlich, die zahlten ihre Kunden lieber aus eigener Tasche statt dafür ein Darlehen zu beantragen, für das einige Formalitäten zu erledigen seien und an dem auch nicht alle Banken Interesse hätten. Ein weiterer Knackpunkt sei, dass die Wirkleistung der Solaranlage auf 60 % verringert werden müsse, um in den Genuss der Speicherförderung zu kommen.

Der BSW-Solar habe sich für einen Zuschuss ohne Kopplung an ein Darlehen eingesetzt, zumindest als Option zum Tilgungszuschuss, erklärte Markus Meyer, man habe damit beim Gesetzgeber aber kein Gehör gefunden. Jetzt hoffe man darauf, dass bei einer Verlängerung der Förderung über 2015 hinaus auch diese Möglichkeit einbezogen werde. Und was die Banken betreffe: Da gebe es jetzt eine von der KfW erstellte Positivliste auf der Website des BSW-Solar, alle Banken in dieser Liste unterstützten das Programm.

Reduzierung der Wirkleistung
Die Auswirkungen der Reduzierung der Wirkleistung müsse man relativieren, erläuterte ein weiterer Teilnehmer. Da Solaranlagen nur an wenigen Tagen im Jahr 100 % Leistung erreichten, die dann nicht eingespiesen werden könne, betrage der Verlust durch die Reduzierung der Wirkleistung aufs ganze Jahr gesehen nur einige Prozent. Ausserdem gehe dieser Strom ja nicht verloren, sondern werde in der Batterie gespeichert, bis er dann selbst verbraucht oder ins Netz eingespiesen werden könne. Durch den Speicher werde ja auch der Eigenverbrauchsanteil erhöht und der selbst verbrauchte Strom sei auf alle Fälle günstiger als der, der vom Energieversorger bezogen werde.

115‘000 förderfähige Solaranlagen
Das Speicherförderprogramm sei zwar anspruchsvoll, helfe aber bei der Vertrauensbildung in die Technologie. Die Speicherpreise erhöhten zudem die Stromgestehungskosten, daher sei das Förderprogramm erforderlich, schloss Markus Meyer seinen Vortrag und übergab an David Wedepohl, der die Kampagne „Die Sonne speichern“ vorstellte. Mit dieser Kampagne unterstützt der BSW-Solar die Marktakteure bei der Bekanntmachung des Solarspeicher-Förderprogramms und dem Markteinstieg. Angesichts des Potenzials von 115‘000 förderfähigen Anlagen in Deutschland macht der auf alle Fälle Sinn. Die Materialien reichen vom Flyer über die Website mit anschaulichem Video bis zu PR-Fotos zur freien Nutzung.

Umdenken gefordert
Anschliessend ging Markus Meyer auf die neuen Geschäftsmodelle mit Solarstromspeichern ein, die der BSW-Solar entwickelt hat. Da der Photovoltaikmarkt 2013 regelrecht eingebrochen ist (neu installierte Photovoltaik-Leistung 2013 -57 % gegenüber 2012) und sich der Marktrückgang auch in den ersten Monaten 2014 fortgesetzt hat, ist ein Umdenken beim Vertrieb erforderlich. Die neuen Geschäftsmodelle beruhen auf der Stromlieferung vor Ort und der Erhöhung des Eigenverbrauchs durch den Einsatz von Speichern, da hier die Schere zwischen steigenden Strompreisen für Haushalte und Gewerbetreibende und sinkenden Einspeisevergütungen sowie sinkenden Kosten für den selbst produzierten Solarstrom genutzt werden kann. Allerdings verschiebt sich die Netzparität für Solaranlagen mit Speichersystemen zunächst auf den Zeitraum 2015-2017.

Eigenverbrauch und Direktlieferung
Durch die Erhöhung des Eigenverbrauchs können potenzielle Kunden der Workshop-Teilnehmer Abgaben und Steuern sparen, die ansonsten auf den Strom anfallen. Ausserdem wird die Unabhängigkeit von Energieversorgern erhöht. In Frage kommt das Eigenverbrauchsmodell nicht nur für Nutzer von eigenen Immobilien. Im Mietimmobiliensegment ist die Anwendung des Eigenverbrauchsmodells auch durch Anlagenpacht möglich. Falls mehr Strom produziert als benötigt wird, ist die Direktlieferung vor Ort eine interessante Alternative für Anlagenbetreiber: Der überschüssige Strom wird an Dritte in unmittelbarer Nähe, z.B. in der gleichen Liegenschaft, direkt geliefert. Da so das öffentliche Netz umgangen wird, werden auch hier Gebühren und Abgaben gespart.

Die Geschäftsmodelle Eigenverbrauch und Direktlieferung vor Ort sind in verschiedenen Varianten und rechtlichen Konstellationen möglich. Deshalb hat der BSW-Solar Musterverträge mit Anwenderleitfäden für den PV-Eigenverbrauch und die PV-Stromlieferung ausgearbeitet, die über den Verband bezogen werden können.

PV-Speicherpass
Nach der Kaffeepause mit angeregter Diskussion zwischen Teilnehmern und Referenten setzte Andreas Habermehl vom ZVEH (Zentralverband der deutschen Elektro- und informationstechnischen Handwerke) die Vortragsreihe fort. Er stellte den PV-Speicherpass vor, den der ZVEH in Zusammenarbeit mit dem BSW-Solar analog zum PV-Anlagenpass entworfen hat. Der Speicherpass soll Installateure bei der normgerechten Installation und Dokumentation von PV-Speichersystemen unterstützen. Der Pass kann online ausgefüllt werden und ersetzt die Fachunternehmererklärung, die für den Erhalt der KfW-Förderung erforderlich ist. Er enthält alle Daten, die der Netzbetreiber benötigt, sowie Hinweise zum Sicherheitskonzept der Batteriesystemhersteller. Ausserdem wird der Pass von der Bank und der Versicherung als Nachweis für eine fachgerechte Installation anerkannt. Installateure, die PV-Speicherpässe ausstellen möchten, müssen sich online registrieren. Workshop-Teilnehmer hatten die Gelegenheit, dies gleich vor Ort zu tun.

Fazit
In Deutschland gibt es ein hohes Wachstumspotenzial für Solarstromspeicher sowie ein hohes Kundeninteresse daran – dieses Potenzial kann mit den neuen, vom BSW-Solar vorgestellten Geschäftsmodellen genutzt werden. Die Erfolgsaussichten der neuen Modelle hängen allerdings auch davon abhängig, wie sich der Markt angesichts der ab August geltenden Abgabe auf dem Eigenverbrauch entwickelt. Günstig ist sicher, dass bis Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von maximal zehn Kilowatt – typische Solarstromanlagen auf Eigenheimen – von der Abgabe ausgenommen sind.

©Text: Christa Schuh

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1 Kommentare

Dr. Rüdiger Paschotta

Dass die angebotene Förderung nicht mehr Resonanz findet, ist leicht erklärbar: mit der extremen Unwirtschaftlichkeit der Solarstromspeicher, die auch nicht durch etwaige ökologische Vorteile entschuldigt werden könnte. Dagegen ist es wenig plausibel anzunehmen, dass Leute auf die Förderung verzichten, weil sie weitere tausende von Euro gerne aus eigener Tasche zahlen. Schließlich hat die Förderung der massiven Umfang. Leider reicht sie trotzdem bei weitem nicht aus, um solche Anlagen wenigstens für die Betreiber wirtschaftlich zu machen. Die hierzu schließende Lücke ist einfach zu gross.

Ich habe diese Problematik bereits letztes Jahr in einem Artikel "Staatlich geförderte Solarstromspeicher – eine sinnvolle Ergänzung zur Photovoltaik?" (http://www.energie-lexikon.info/foerderung_von_solarstromspeichern.html) ausführlich diskutiert. Ich sehe nicht, dass sich seitdem an der Lage etwas Grundlegendes geändert hätte. Dass die Solarbranche auf dieses Pferd setzt, halte ich für alles andere als schlau. Vielleicht führt diese Strategie in ein paar Jahren sogar noch dazu, dass Einspeisevergütungen nur noch für Anlagen mit Solarstromspeicher gezahlt werden, so dass alle neuen PV-Anlagen damit dann unwirtschaftlich werden. Jedenfalls werden entsprechende Bemühungen der Gegner der Energiewende durch die Propaganda der Branche für Solarstromspeicher sicher gefördert.

Mit freundlichen Grüssen
Rüdiger Paschotta
RP-Energie-Lexikon

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