Die beiden Schweizer Piloten Bertrand Piccard und André Borschberg hatten ihren Transamerikaflug mit dem Solarflugzeug Solar Impulse Anfang Mai 2013 in der Region von San Francisco gestartet. Zielflughafen: New York. Borschberg und Piccard mussten sich die sechs Etappen untereinander aufteilen, weil das Solarfluggerät lediglich Platz für einen Piloten bietet. Deshalb wechselten sie sich im Cockpit ab.
Public Relations für die Solarbranche
Jede Etappe dauerte um die 20 Stunden. Nach dem Start auf dem Moffett-Flugfeld bei San Francisco/Kalifornien endete die erste Teilstrecke in Phoenix/Arizona. Weitere Zwischenhalte wurden in Dallas/Texas, Saint Louis/Missouri sowie in Washington eingeschaltet. Selbstverständlich wurde das Solarflugzeug an jedem Etappenort dem Publikum und den Medien präsentiert und erörtert: Unbezahlbare Public Relations für die Solarbranche und den denkbar umweltfreundlichsten Antrieb – Sonnenkraft. Wegen dieser Werbekampagne dauerte die Reise mit diesem ausschliesslich mit Sonnenkraft angetriebenen Flugzeug nicht bloss ein paar Tage, sondern rund zwei Monate. Den Überflug der USA in einem Stück zu bewältigen war nie die Idee gewesen. Auf der zweiten Etappe konnte sogar ein neuer Streckenrekord für Solarflugzeuge aufgestellt werden: Diese 1‘541 Kilometer messende Distanz wurde in nur 18 Stunden 21 Minuten zurückgelegt.
Sonneneinstrahlung ersetzt fossile Treibstoffe
Das in der Schweiz entwickelte Flugzeug mit knapp 22 Meter ist nur wenig länger als eine alte Ju-52. Es hat aber mit mehr als 63 Metern die Spannweite eines Jumbo-Jets. Es wiegt jedoch bloss 1‘600 kg. Angetrieben wird das mit 12‘000 Solarzellen bestückte Flugzeug mittels vier 10-PS-Elektromotoren. Geflogen wird mit rund 70 km/h oder weniger. Die Sonnenenergie kann gespeichert werden, so dass auch nachts geflogen werden kann, bevor die Maschine langsam absinkt und schliesslich mit den ersten Sonnenstrahlen wieder aufgeladen wird. Die Energie bezieht dieses Fluggerät ausschliesslich von der Sonneneinstrahlung und es kommt gänzlich ohne fossilen Treibstoff aus. Folglich verursacht es auch keinen Schadstoffausstoss. Besonders effektiv ist ein Solarflugzeug in grosser Höhe: Auf maximal 8‘500 Meter Höhe wird die Sonneneinstrahlung weniger durch die Erdatmosphäre gedrosselt. Eine Abschattung durch die tieferliegenden Wolken gibt es logischerweise auch nicht.
Transamerikaflug war selbst eine Etappe
Zum Schluss des Transamerikaflugs entdeckte die Crew auf der Unterseite des linken Flügels einen circa 2,5 Meter langen Riss. Deswegen musste André Borschberg, der Pilot der Schlussetappe, das Unterfangen früher als vorgesehen zu Ende bringen. Er sei aber nie in Gefahr gewesen, hiess es. Darüber war man sich gewiss einig: Trotz eines Risses in einer der beiden Tragflächen hat das Flugzeug Solar Impulse seinen Nordamerika-Überflug mit Bravour gemeistert. Die kaum Lärm verursachende Maschine landete am späten Samstagabend (Ortszeit) sicher auf New Yorks internationalem JFK-Flughafen. 18 Stunden zuvor war Pilot Borschberg mit dem ultraleichten Fluggerät in Washington gestartet.
Mit Pionier-Visionen Unmögliches möglich machen
Erklärtes Ziel des «Solar Impulse»-Teams war es nicht nur, Nordamerika mit Hilfe von Sonnenenergie zu überfliegen. Das Projekt sollte laut Luftfahrtpionier Piccard auch zeigen, «dass man mit sauberen Technologien, einem leidenschaftlich arbeitenden Team sowie Pionier-Visionen Unmögliches möglich machen kann». Für 2015 ist mit einer völlig überarbeiteten Solarflugzeug-Version eine ganze Erdumrundung geplant; der erfolgreiche sechsteilige Transamerikaüberflug war somit selbst eine Etappe auf dem Weg zur Weltumkreisung mittels Sonnenkraft.
©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quellen: BaslerZeitung, Agenturen, Wikipedia
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