"TEL Solar wird zwar von einem japanischen Führungsteam geleitet, doch dieses ist mit Sack und Pack in die Schweiz gezogen und TEL Solar ist weiterhin eine Schweizer Firma," Dr. Reinhard Benz, Director Sales & Product Marketing.

TEL Solar: natürlich ein Schweizer Unternehmen!

(©AN) Was wird bloss aus Oerlikon Solar nach dem Kauf durch die japanische Tokyo Electron Ltd. (TEL), bangten viele. Das Unternehmen heisst neu TEL Solar und bleibt – trotz vieler Zweifler – ein Schweizer Unternehmen. „Das japanische Führungsteam ist in Trübbach eingezogen“, erklärt Dr. Reinhard Benz, Director Sales & Product Marketing, anlässlich eines Standgesprächs vom 20. Juni auf der Intersolar.


Herr Benz, und, wie läuft es auf der Messe?
Ich bin sehr zufrieden, wir führen wirklich viele interessante Gespräche

Und was stimmt Sie so zufrieden?

In gewisser Weise haben wir mit weniger Besuchern gerechnet und sind nun von vielen sehr guten Kontakten angenehm überrascht. Wir waren mit unserem Stand im Mai auch auf der SNEC in Shanghai. Die Stimmung im Segment der Modulhersteller und Systemanbieter war dort etwas positiver als bei den Anlagen- und Technologielieferanten. Dieses Gefälle sehen wir hier auch. Dennoch: Hier auf der Intersolar ist die Stimmung auch bei Anlagenherstellern positiver, wie Gespräche uns gezeigt haben.


Vorhin im Pressezentrum meinte ein Kollege von mir, die Talsohle der Photovoltaikindustrie sei wohl durchschritten...
Das würde ich so für die gesamte Branche nicht unterschreiben. Vermutlich hat Ihr Kollege den Blick auf den Markt durch eine deutsche Brille geworfen. Jede Einschätzung ist subjektiv. Die Konsolidierung ist noch nicht abgeschlossen, auch wenn Preise beginnen sich zu stabilisieren.

Legen Sie Ihren Fokus unter TEL Solar immer noch vor allem auf die wärmeren Länder?
Ein klares JA, denn unsere Dünnschichtsiliziummodule ermöglichen dort die besten Erträge. Neben unserem Hauptaugenmerk auf China fokussieren wir uns unter TEL Solar auch auf ganz neue Märkte und auch andere Geschäftsideen: Wir integrieren den Verkauf unseres Produkts, der ThinFab, in ein umfassenderes Paket, als abgeschlossene Energielösung sozusagen, für ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region. Das ist ein anderer Ansatz als der Verkauf vor dem Hintergrund der reinen Kosten- und Effizienzrechnung. Es gibt zum Beispiel Länder, die eine Lösung suchen, um ihre Abhängigkeit vom Erdöl zu vermindern. Oder andere, die, wie Indien oder Brasilien, nicht über die nötige Netzinfrastruktur verfügen, was zu sehr hohen Energieübertragungskosten führt. In solchen Ländern sind diese lokalen Lösungen eine echte Alternative. Um volkswirtschaftliche Verbesserungen in diesen Schwellen- und Entwicklungsländern zu unterstützen, ermöglichen wir echten „Local Content“.

Das müssen Sie uns erklären...
Wir decken mit unserem Turnkey-Produkt, der ThinFab, die gesamte Wertschöpfungskette ab, vom Glas bis hin zum fertig geprüften Modul. Dank der sehr hohen Fabrikationsausbeute dieser Technologie und der attraktiven Kosten kann die ThinFabTM-Linie überall betrieben werden, nicht nur in den sogenannten Hightech-Ländern. Wir verwenden keine exotischen oder speziellen Materialien und wir unterstützen unseren Kunden dabei, lokale Zulieferer zu qualifizieren. Somit bleibt das Geld im Land, denn wir stellen die Anlagen nicht einfach hin, sondern wir helfen beim Aufbau der Zulieferindustrie und übergeben die Technologie an unsere Kunden, indem wir deren Ingenieure ausbilden. Wenn zum Beispiel ein Land bereits über eine Glasindustrie verfügt, helfen wir dabei, diese so zu entwickeln, dass sie das Glas für unsere Turnkey-Anlagen liefern kann. Dasselbe gilt auch für andere Komponenten bzw. Materialien unserer Module. Das ist ein echter nachhaltiger Know-how-Transfer. Deshalb sind auch Regierungen und Investoren dieser Länder sehr interessiert an unseren Lösungen.

Was meinen Sie, wenn Sie sagen, wir bilden die Ingenieure aus?
Dass Dünnschichtsiliziummodule, die auf unserer ThinFab hergestellt werden, in wärmeren Ländern mehr produzieren als in kälteren Regionen, das ist Physik, daran gibt es nichts zu ändern. Aber unsere Solarmodule als Produkt unserer ThinFab können an die geforderten Modul-Eigenschaften in den jeweiligen Ländern angepasst werden: So zum Beispiel lässt sich das Moduldesign für trocken-heisse Regionen mit häufigen Sandstürmen oder für feucht-tropische Klimas entsprechend optimieren. Indem wir die Ingenieure vor Ort ausbilden, übergeben wir das Know-how sozusagen dem Kunden. In Verbindung mit der Unterstützung bei der Zulieferindustrie kann das dort ein erster Schritt bei der Ansiedlung einer Hightech-Industrie sein. Das ist nur mit unserer integrierten Dünnschichtsiliziumtechnologie möglich, denn im Gegensatz zur kristallinen Technologie reichen schon geringe Produktionsvolumina aus, um mit attraktiven und wettbewerbsfähigen Kosten zu operieren.

Ab welcher Grösse machen denn die ThinFab-Turnkey-Anlagen von TEL Solar Sinn?
Unsere Standardanlagen haben eine Leistung von 140 Megawatt, aber wir bauen auch Anlagen mit einer Leistung von 70 Megawatt .

Können Sie uns schon verraten, in welchen Regionen oder Ländern solche Projekte in der Umsetzung sind?
Ein paar Projekte sind schon sehr weit fortgeschritten, aber wir möchten die Standorte noch nicht preisgeben.

Wie lange dauern solche Prozesse?
Das kann bis zu vier Jahren dauern. Die Initiative kann zum Beispiel von einer Firma aus der Bau- oder Elektrobranche ausgehen, dann gibt es vielleicht einen ausländischen Investor oder die Regierung, die durch Initiativen solche Projekte fördert. Das ist ein Netzwerk, das sich zuerst zusammenfinden muss. Wenn der Prozess dazu noch in einem Entwicklungs- oder Schwellenland abläuft, dann ist er noch umfassender.

Dieser Fokus auf Energie- und Industrielösungen in neuen Ländern, ist der neu?
Nein, eigentlich nicht, auch unter Oerlikon Solar hatten wir ähnliche Ansätze. Unter TEL verfügen wir aber über eine viel bessere und effizientere Plattform. TEL besitzt beispielsweise eine eigene Venture Kapital-Firma und verfügt über enge Beziehungen zu namhaften internationalen Handelsorganisationen, die uns dabei helfen, die richtigen Partner zu finden.

Die Arbeit unter dem Dach von TEL scheint zu funktionieren...
Genau, die strategische Übernahme durch TEL ist eine gute Sache, das zeigt sich schon daran, dass Ken Sato, der nun President von TEL Solar ist, bis zu seiner Nominierung CEO der gesamten TEL-Gruppe war. Solche im Westen ungewöhnlichen personellen Umbesetzungen über verschiedene Hierarchie-Ebenen hinweg sind in Japan übrigens gang und gäbe.

Heisst das, dass TEL Solar losgelöst von der Schweiz von Japan aus geleitet wird?
Aber nein, TEL Solar wird zwar von einem japanischen Führungsteam geleitet, doch dieses ist mit Sack und Pack in die Schweiz gezogen und TEL Solar ist weiterhin eine Schweizer Firma. Wir fühlen uns sehr wohl unter der neuen Führung. TEL zählt mit circa 80 % seines Umsatzes im Anlagenbau für die Halbleiterindustrie zusammen mit zwei anderen Firmen zu den Marktleadern, und das seit Jahrzehnten.

Zudem ist es sehr erfreulich, dass in der japanischen Firmenkultur Kontinuität einen hohen Stellenwert hat. Das bringt viel Ruhe in unser Unternehmen, das unter wiederholten Management- und Strategiewechseln gelitten hat. Die Übernahme durch TEL war für uns ein absoluter Glücksfall.

Ü
ber TEL Solar
Seit der Übernahme durch Tokyo Electron Ltd. (TEL) im Herbst 2012 heisst Oerlikon Solar TEL Solar. TEL ist einer der weltweit führenden Anbieter von Halbleiter-Produktionsanlagen und langjähriger Vertriebspartner von

Oerlikon Solar in Asien. TEL Solar mit Hauptsitz in Trübbach, einem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Neuenburg sowie einer völlig neuen Pilotlinie für Technologie- und Modulentwicklung im japanischen Tsukuba, entwickelt und fertigt praxiserprobte, vollintegrierte Anlagen und schlüsselfertige Produktionslinien für die Massenproduktion umweltfreundlicher und nachhaltiger Dünnschichtsilizium-Photovoltaikmodule. Die Produktionsanlage ThinFabTM der zweiten Generation setzt weltweit den Standard für die Photovoltaikmodul-Fertigung zu niedrigsten Kosten bei hoher Schweizer Qualität.

©Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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1 Kommentare

jerry schlegel, 9478 azmoos 9477 trübbach postfach 83

Als Ortsbürger von Wartau, Firmenstandort der TEL SOLAR AG, fordere ich den Gemeindepräsidenten von Wartau, der mit seinem Stab sein Ohr in allen Winden hat, und sich gleichzeitig als Präsidenten der Gemeindepräsidenten des Kantons St. Gallen ziert, die Chance zu nutzen, wieder in den nationalen Medien aufzutreten

Seine weisen Ratschläge können durchaus auch in japanischen Medien Platz finden,sogar auch auf der "Pfalz" in St. Gallen !

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