„Betriebswirtschaftlich werden Solarstromspeicher auch mit massiver staatlicher Förderung nicht rentabel. Volkswirtschaftlich sind sie ohnehin extrem fragwürdig“, Dr. Rüdiger Paschotta.

Staatliche Förderung von Solarstromspeichern: ein Bärendienst für die Energiewende

(©RP) Das schon länger geplante Marktanreizprogramm für Solarstromspeicher ist in Deutschland nun angelaufen. Die Installation solcher Speicher wird nun sowohl für neue als auch für bestehende Photovoltaikanlagen über die KfW finanziell gefördert. Diverse Kritik daran ist bereits aufgetaucht, aber zum Teil zu wenig ausformuliert und deswegen wenig beachtet worden.


Das angestrebte Ziel aus energiewirtschaftlicher Sicht - Entlastung der Netze durch Verlagerung eines Teils der PV-Erzeugung in die Abend- oder Morgenstunden - ist nachvollziehbar. Ein solcher Effekt könnte, wenn die Photovoltaik in Deutschland weiter stark ausgebaut wird, im Prinzip in einigen Jahren nützlich sein. Allerdings werden von den Verfechtern dieses Ansatzes zwei essenzielle Fragen gerne in den Hintergrund geschoben und manchmal auch unseriös beantwortet:

  • Sind die Kosten der Speicherung heute oder in Zukunft akzeptabel?
  • Gibt es nicht bessere Ansätze, um das genannte Ziel der Netzentlastung zu erreichen?


Bereits eine grob vereinfachte Analyse der Kosten - ohne Berücksichtigung von Zinsen und Energieverlusten, und ohne kritisches Hinterfragen der Batterie-Lebensdauer - zeigt völlig klar, dass dieses Technologie extrem unwirtschaftlich ist. Wer beispielsweise eine 11000 Euro teure Speicheranlage kauft, dafür 3000 Euro KfW-Zuschuss bekommt, hat effektiv 8000 Euro ausgegeben. Ein Ertrag kann dadurch entstehen, dass zur Mittagszeit erzeugte Energie nicht z. B. für 16 ct/kWh eingespeist, sondern gespeichert wird und später den Bezug für 26 ct/kWh ersetzt. Dieser Ertrag würde aber wohl nicht einmal in 100 Jahren die ausgegebenen 8000 Euro wieder hereinbringen. Kosten und Nutzen stehen also in einem extrem schlechten Verhältnis zueinander. Die Hoffnung, dies würde sich durch zukünftige Kostensenkungen grundsätzlich ändern lassen, ist offenkundig unrealistisch, zumal Batterien anders als die Photovoltaik vor 20 Jahren keineswegs eine neue Technologie mit enormem Lernpotenzial sind.

Der schon erwähnte Aspekt der Batterie-Lebensdauer gibt zu weiteren Sorgen Anlass: Wenn die teuren Batterien womöglich schon nach deutlich weniger als 10 Jahren ersetzt werden müssen, ruiniert dies die Bilanz erst recht.

Ein weiteres Problem ist die Begrenzung der Einspeisung auf 60 % der PV-Leistung; dies ist eine der Voraussetzungen für die Förderung. Da absehbar häufig nicht 40 % der Leistung immer verbraucht oder gespeichert werden könnten, würde teuer erzeugter Solarstrom ungenutzt bleiben - was betriebswirtschaftlich, volkswirtschaftlich und ökologisch völliger Unsinn ist.

Ein ökologischer Mehrwert ist ohnehin sehr zweifelhaft, gerade auch angesichts der grauen Energie, die in den Batterien steckt.

Ohnehin gibt es weitaus sinnvollere Problemlösungen:

  • Wenn es schon Batteriespeicher sein sollten, wären diese auf kommunaler Ebene wesentlich besser platziert. Freilich wird man dort noch weniger bereit sein, völlig unwirtschaftliche Investitionen zu tätigen.
  • Pumpspeicherkraftwerke und Druckluftspeicher sind weitaus günstiger realisierbar. Zwar ist auch deren Wirtschaftlichkeit zur Zeit fraglich, aber bei höherem Solarstromanteil könnte sich das wieder ändern. Jedenfalls kann aber eine Technologie, die gegenüber Pumpspeichern weitaus teurer ist, keine Chance haben.
  • Netzausbauten, bis hin zum europäischen Supergrid als mittel- oder langfristige Perspektive, würden den Speicherbedarf massiv senken und die Probleme billiger als jede Speichertechnologie lösen.

Diverse Schlussfolgerungen drängen sich auf:

  • Betriebswirtschaftlich werden Solarstromspeicher auch mit massiver staatlicher Förderung nicht rentabel. Volkswirtschaftlich sind sie ohnehin extrem fragwürdig.
  • Ob sie in Zukunft einen ökologischen Mehrwert bieten werden, ist ebenfalls zweifelhaft.
  • Jeder dort investierte Euro könnte anders eingesetzt der Umwelt helfen und die Energiewende besser unterstützen. Beispielsweise könnte die KfW mit dem gleichen Geld bei der Gebäudesanierung viel mehr erreichen, und die Stabilisierung der Netze gelingt mit zentralen Speichern besser. Wobei ein europäisches Supergrid den Speicherbedarf ohnehin massiv reduzieren würde.
  • Dass Hersteller ihre Geräte anpreisen, ohne auf die kritischen Punkte hinzuweisen, ist verständlich. Dass diverse PV-Fans und Verbände auf diesen Zug aufspringen, ist allerdings erstaunlich und ärgerlich, da damit viele Interessenten irregeführt werden dürften. Eine Folge davon könnte sein, dass die Sinnhaftigkeit der Energiewende als Ganzes in Frage gestellt wird.
  • Wer die Energiewende zum Erfolg führen möchte, muss solche Irrwege aufdecken und Massnahmen korrigieren.

Ein ausführlicher Artikel mit dem Titel "Staatlich geförderte Solarstromspeicher – eine sinnvolle Ergänzung zur Photovoltaik?" ist am Rande des RP-Energie-Lexikons erschienen, zum Artikel >>.

Text: Dr. Rüdiger Paschotta, Herausgeber des RP-Energie-Lexikon

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