Schulterschluss mit der Photovoltaik

(PM) Die Glas- und Solarindustrie könnten stark voneinander profitieren, doch haben sie bisher nicht recht zusammengefunden. Die solarpeq, die neue Schwestermesse der glasstec, ebnet nun den Weg für engere Kooperationen und Synergien.

Glasproduktion ist ein hartes Geschäft: Bei mehr als 1.000 Grad Celsius Hitze werden Sand, Kalk, Soda und Scherben eingeschmolzen, bevor sie beispielsweise zu Fenstern, Flaschen und Industrieglas verarbeitet werden. Eine solche Industrie mag gar nicht so recht zur filigranen Photovoltaik (PV) passen – sollte man zunächst meinen. Doch Glas ist ein Schlüsselprodukt für die Solarenergie: Immer häufiger landen dünne Scheiben in PV-Anlagen auf Hausdächern. Umgekehrt profitiert die Glasindustrie vom Solarboom. Denn während das Geschäft mit Verpackungsglas kaum noch wächst, zieht der Solarglasabsatz kräftig an.

Gemeinsame Roadmap für Produkte und Anwendungen
Die solarpeq, die vom 28. September bis 1. Oktober erstmals parallel zur weltweit bedeutendsten Messe der Glasbranche, glasstec, stattfand, trägt der zunehmenden Bedeutung der Solartechnik für die Verarbeitung von Glas Rechnung. Bereits der Auftakt der Messe legte den Grundstein für eine engere Kooperation der beiden Branchen: Auf der solarpeq-Konferenz „Solar meets Glass“ verabredeten führende Vertreter der Industrien, eine gemeinsame Roadmap für Produkte und Anwendungen zu definieren – das wäre ein entscheidender Schritt für weitere Innovationen und Kostensenkungen.

Noch viel Luft für Kostensenkungen
Die Glasproduzenten und Modulbauern werden aber noch einige Probleme zu lösen haben. Die Glasindustrie hat sich bisher kaum um Innovationen beim Solarglas bemüht. Was man ihr nicht vorwerfen kann, denn die PV wird für sie erst allmählich zu einer relevanten Größe. Hauptabnehmer waren stets die Auto- und Bauindustrie. Wo technischer Fortschritt fehlt, bleiben auch Kostenersparnisse aus. Solarglas ist mit rund zehn Euro pro Quadratmeter immer noch genauso teuer wie zu Beginn des PV-Booms vor vier Jahren. Es mache, so erklärte der Wissenschaftler Heiko Hessenkemper von der TU Bergakademie Freiberg auf der Konferenz, in kristallinen Siliziummodulen inzwischen rund fünf Prozent der Kosten aus, in Dünnschichtpaneelen, wo Träger- und Deckgläser nötig seien, sogar bis zu 30 Prozent. „Glas kann zum Flaschenhals bei der weiteren Senkung der solaren Produktionskosten werden“, warnte der Experte.

Entscheidend für den Erfolg von „Solar meets Glass“: Die Glashersteller zeigten sich offen für die Kritik und Bedürfnisse ihrer neuen Partner. So erklärte Ruud Gerlings, Chef des ostdeutschen Glasherstellers F-Glass, selbstkritisch: „Die Solarglasherstellung ist bisher nicht standardisiert, es gibt keine zusammenhängende Wertschöpfung, und bei den meisten Unternehmen steht das Thema Glaslogistik auch noch nicht auf der Agenda.“

Zahlreiche Innovationen in Düsseldorf
Dass die Glasbranche inzwischen auf die PV-Industrie setzt, bewies sie auch in den Messehallen. Der österreichische Maschinenbauer Lisec zum Beispiel präsentierte eine Anlage für die Flachglasveredelung, die Glasscheiben mit nur zwei Millimeter Dicke härten kann. Bisher gängige Glashärteanlagen können wegen der Bruchgefahr Solargläser mit nur drei bis vier Millimeter vorspannen. So könne die Solarbranche mithilfe der neuen Anlage deutlich Materialkosten sparen, erklärte Vertriebsmitarbeiter Alexander Kronsteiner. Lisec selbst nutzt sein Know-how für ein besonders robustes multikristallines Doppelglasmodul. Dafür verarbeitet die Firma auch auf der Rückseite statt des üblichen Kunststoffs ihr Zwei-Millimeter-Glas. „Damit ist das Paneel nahezu unkaputtbar“, sagt Kronsteiner.

Freilich hat die Solarindustrie aber auch eigene Innovationen zu bieten. Diese präsentierten die PV-Zulieferer an der Seite der Glasspezialisten auf der solarpeq. Die bayerische Firma Grenzebach zum Beispiel, die sich auf die Automatisierung von Dünnschichtproduktionen spezialisiert hat, rückte gleich mit mehreren Neuheiten in Düsseldorf an. Grenzebachs neue Handlinganlage transportiert Glas dank eines tragenden Gases ohne es zu berühren. So werden Kratzer und Verschmutzung vermieden. Das neue Shuttle-System bringt Gläser schnell von A nach B und sorgt so für Tempo in der Produktion. Zudem offeriert Grenzebach neuerdings eine gemeinsam mit der Firma Kumatec entwickelte Anlage zum Ultraschallschweißen von Anschlussdosen. Normalerweise werden die Dosen, die die elektrischen Anschlüsse eines Moduls beinhalten, gelötet. Beim Ultraschallschweißen werden keine weiteren Hilfsmaterialien benötigt und das Modul wird mechanisch nicht belastet.

Quelle: solarpeq 2010, www.solarpeq.de

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