Die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung führten am 9. Mai in Freiburg frühmorgens die Jahrestagung der ISBK/ADUR durch. ©Bild: ISKB

Wie lange es braucht, dass politische Entscheide auch zu neuen Wasserkraftwerken führen, zeigte die Präsentation von Christoph Joerin vom Tiefbauamt des Kantons Freiburg. ©Bild: ISKB

Im Artikel 62b des Gewässerschutzgesetzes wird geregelt, dass die Fischdurchgängigkeit bis 2030 hergestellt werden muss. Adrian Bretscher vom energiebüro in Zürich stellte ein Projekt in Untersiggenthal vor, dass er umgesetzt hat. ©Bild: ISKB

Benno Frauchiger, Bereichsleiter Kleinwasserkraft beim BFE. ©Bild: ISKB

Networking auch in den Pausen der ISKB-Fachtagung. ©Bild: ISKB

Im Rahmen des Energieforschungsprogramms Swiss Competence Center of Energy Research Supply of Energy, kurz SCCR-SoE, werden die Mitglieder des ISKB in der nächsten Zeit aufgerufen, an einer Umfrage zur Kleinwasserkraft teilzunehmen. ©Bild: ISKB

Bei der historischen Staumauer La Maigrauge wurden neben dem 550 kW-Dotierkraftwerk unter anderem der Fischlift und die Rechenreinigungsanlage bestaunt. ©Bild: ISKB

Dass die ISKB-Mitglieder viel Praxiserfahrung haben, zeigte die Exkursion am Nachmittag: Beim 40 kW-Kraftwerk Ste-Apolline wurde das alte Mühlekraftwerk bis ins Detail diskutiert. ©Bild: ISKB

ISKB: Geballtes Kleinwasserkraftfachwissen

(©AN) Die Kleinwasserkraftwerke, die verlässlich dezentral Grundlast liefern, was perfekt zum erneuerbaren Strommix passt, kommen im Rahmen der Energiestrategie 2050 arg unter Beschuss. „Es ist mein persönlicher Wunsch, dass Kleinwasserkraft gefördert wird“, erklärte Benno Frauchiger vom BFE anlässlich seines Referats zur Energiestrategie 2050 rund 90 Fachbesuchern der Fachtagung Kleinwasserkraft in Freiburg.


Insbesondere die Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie des Ständerats UREK-S wollen der Grosswasserkraft unter die Arme greifen – zum Nachteil aller neuer erneuerbaren Energien. 1 Rp. pro Kilowattstunde steht für die grosse Wasserkraft zur Diskussion. Und dies, nachdem schon die UREK-N die Kraftwerke mit einer Leistung unter 1 MW von der KEV ausgeschlossen hat. Eine Ausnahmeregelung gilt nur für bestehende Anlagen.

Baureife Projekte haben Vorrang
Eine Erleichterung ist indes, dass die Kleinwasserkraftwerke nicht mehr strikt nach Reihenfolge in die KEV rutschen. Neu wird auch der Projektstand, so zum Beispiel eine gültige Konzession und Baubewilligung, einbezogen, so dass Projekte, die beim Verfahren irgendwo stecken bleiben, die Warteliste nicht blockieren. Anlagen, die gebaut werden können, rutschen automatisch nach.

Die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung führten am 9. Mai in Freiburg frühmorgens die Jahrestagung der ISBK/ADUR durch. Viele von ihnen sind selber Kleinwasserkraftbesitzer und beobachten die politischen Ränkespiele mit Besorgnis. Viele der Anlagen sind seit Generationen im Familienbesitz und werden mit grossem persönlichen Engagement gepflegt und – wenn finanziell möglich – auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die KEV gibt hier wichtige Investitionssicherheit.

Administration im Schneckentempo
Wie lange es braucht, dass politische Entscheide auch zu neuen Wasserkraftwerken führen, zeigte die Präsentation von Christoph Joerin vom Tiefbauamt des Kantons Freiburg. Zwischen 2008 und 2010 hat das Amt aufgrund der Einführung der KEV in enger Zusammenarbeit mit weiteren beteiligten kantonalen Ämtern ein Bewilligungsverfahren für die Kleinwasserkraft entwickelt, notabene gleichzeitig wie alle Schweizer Kantone, aber nicht gemeinsam mit ihnen. „Wir hatten seit 50 Jahren keine neuen Konzessionen mehr erteilt und mussten folglich das ganze Knowhow neu aufbauen“, führte Christoph Joerin aus. Zwischen 2008 und 2010 wurde ein Bewilligungsverfahren für 15 Anlagen eingereicht, zwei davon Dotierkraftwerke. Bisher gab es allerdings erst einen positiven Bescheid, so dass bis 2015 erst ein Kleinwasserkraftwerk gebaut werden konnte. Soviel zur Ausdauer, die Investoren brauchen, wenn sie ein Kraftwerk realisieren möchten.

Schwall-Sunk mindern
Das Ingenieurbüro CSD Ingénieurs aus Freiburg hat für die Groupe E ein Konzept erarbeitet, wie die Schwall-Sunk-Problematik in den Wasserkraftwerken Ölberg und Hauterive, beide in der Region Freiburg, so vermindert werden können, dass die bis 2030 erforderlichen neuen gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden. Im Fall der beiden Wasserkraftwerke wurden sowohl ein Ausgleichsbecken sowie ein Entlastungsstollen geplant, so dass die Schwall-Sunk-Problematik vermindert und die Bachlebewesen möglichst geschont werden können.

Wiederherstellung der Fischdurchgängigkeit
Im Artikel 62b des Gewässerschutzgesetzes wird geregelt, dass die Fischdurchgängigkeit bis 2030 hergestellt werden muss. Adrian Bretscher vom energiebüro in Zürich stellte ein Projekt in Untersiggenthal vor, dass er noch bei seinem alten Arbeitgeber, der Axpo, umgesetzt hat. Das Kraftwerk Stroppel, das erste Kraftwerk an der Limmat, wurde so umgebaut, dass die Fische nun wieder auf- und abwärts wandern können. Adrian Bretscher zeigte den Tagungsbesuchern insbesondere auf, wie er das Projekt bei Swissgrid eingegeben hat und was getan werden musste, damit die Kosten, wie es der Gesetzgeber vorsieht, auch vollumfänglich vergütet werden. „Wir haben zwei Baueingaben eingereicht. Von der zweiten bis zum Abschluss des Projekts hat es rund 600 Tage gedauert“, erklärte Adrian Bretscher. Er bemängelte unter anderem, dass die Baurechtszinsen nicht zurückgefordert werden konnten, dort sieht er Spielraum für Verbesserungen.

Praxisbeispiele
Dass die ISKB-Mitglieder viel Praxiserfahrung haben, zeigte die Exkursion am Nachmittag: Beim 40 kW-Kraftwerk Ste-Apolline wurde das alte Mühlekraftwerk bis ins Detail diskutiert. Die Besitzer betreiben das aus der Familie stammende Kraftwerk mit viel Herzblut. Vielleicht können sie nun auch von der einen oder anderen gut gemeinten Empfehlung zur Optimierung der Anlage profitieren. Bei der historischen Staumauer La Maigrauge wurden neben dem 550 kW-Dotierkraftwerk unter anderem der Fischlift und die Rechenreinigungsanlage bestaunt. Beim 16.9 MW-Kraftwerk Ölberg beeindruckten nicht nur die grossen Kaplan-Turbinen, sondern auch das schmuck hergerichtete historische Kraftwerksgebäude.


Umfrage des SCCER-SoE
Im Rahmen des Energieforschungsprogramms Swiss Competence Center of Energy Research Supply of Energy, kurz SCCR-SoE, werden die Mitglieder des ISKB in der nächsten Zeit aufgerufen, an einer Umfrage zur Kleinwasserkraft teilzunehmen. „Das SCCER-SoE, befasst sich unter anderem mit Tiefengeothermie und Wasserkraft, um aber angewandte Forschung zu betreiben, brauchen wir auch Ihre Unterstützung“, erklärte Ueli Wieland, Koordinator des SCCER-SoE. Das Programm werde keine finanzielle Unterstützung bieten, dafür aber Manpower für Wasserkraftprojekte.



©Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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