José María Llopis. „Wir sind das einzige deutsche Unternehmen, das in Indien Projekte von der Entwicklung über die Finanzierung, die Planung und den Bau bis hin zum Netzanschluss ausführt und falls nötig noch ein Jahr lang betreibt. Bild: IBC Solar

IBC Solar Energy: Baut Anlagen für 4 Cents pro Kilowattstunde in Indien und für 14 Cents in Japan

(AN) Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verlieh nicht nur der Entwicklung von Photovoltaik und Windenergie Flügel. Viele Unternehmen, darunter IBC Solar, haben sich wertvolles Know-how im Inland angeeignet, das sie nun in die Welt tragen. Ein Intersolar-Standgespräch vom 21.6. mit José María Llopis über die Märkte Indien und Japan.


Herr L
lopis, für welches Gebiet sind Sie zuständig?
Ich bin in der IBC Solar Energy GmbH, über die das internationale Projektgeschäft der IBC Solar abgewickelt wird, für die Märkte Indien, Spanien und Japan zuständig. Dabei geht es zum einen um die Projektentwicklung, also um den Bau von Kraftwerken, die verkauft werden, wenn sie fertig sind. Wir verzichten zurzeit darauf, die Anlagen danach selber zu betreiben. Das machen wir nur in Ausnahmefällen.

Als EPC-Unternehmen wickeln wir zum anderen die gesamte Projektkette für Kunden ab, sprich von der Detail-Planung und der Kontrolle über das Beschaffungswesen bis hin zur Ausführung der Bau- und Montagearbeiten.

Bauen Sie die Projekte im Auftrag eines bereits bekannten Käufers?
Normalerweise kennen wir die Investoren schon, die uns das Projekt später abkaufen werden. Diese beauftragen uns, weil sie das Projektentwicklungs- und Baurisiko auslagern wollen. In Japan bauen wir ausschliesslich für BRUC Capital und Macquarie Capital.

Wie gross sind Ihre Anlagen?
Indien und Japan sind zwei komplett unterschiedliche Märkte: In Japan bauen wir Anlagen bis zu 2 Megawatt Leistung. In Indien weisen unsere Anlagen 20 bis 30 Megawatt Leistung auf. Die erste Anlage, die wir im Bundestaat Odisha in Indien in Betrieb genommen haben, zählt 27 Megawatt.

Wer sind Ihre Kunden?
In Japan haben wir mit BRUC Capital und Macquarie Capital eine Rahmenvereinbarung über den Bau von schlüsselfertigen Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 37 MW abgeschlossen. Der Vertrag mit der Investorengruppe beinhaltet auch das Vorkaufsrecht über die erweiterte Projektpipeline von IBC Solar in Japan für die nächsten drei Jahre mit einem geschätzten zusätzlichen Volumen von bis zu 150 MW.

Und in Indien?
Dort zeigen zum Teil europäische Investoren Interesse, aber auch lokale Energieversorger und IPPs (Independent Power Producer). In Indien dürfen wir die Projekte zudem erst ein Jahr nach Inbetriebnahme verkaufen, so dass wir gezwungenermassen für jedes von uns entwicklete Projekt ein Jahr lang Anlagebetreiber sind.

War das Projekt im Bundesstaat Odisha das erste indische Photovoltaikprojekt von IBC Solar?
Nein, vor diesem Projekt haben wir bereits sieben Projekte mit einer Leistung von insgesamt 60 Megawatt gebaut, alle schlüsselfertig für Drittkunden, nicht für uns.

Wie viel Kilowattstunden produziert denn in Indien eine Photovoltaikanlage pro installiertem Kilowatt?
Das sind durchschnittlich 1600 Kilowattstunden. Das Projekt im Bundestaat Odisha befindet sich in einem sehr abgelegenen Gebiet.

Gibt es aufgrund landwirtschaftlicher Aktivitäten Probleme mit Verschmutzung?
Nein, absolut nicht, in Stadtnähe wäre das schlimmer. Die Anlage Odisha befindet sich wirklich in einer sehr abgelegenen Ecke. Die Herausforderung für uns bestand eher darin, dass wir all unsere Technik in dieses abgelegene Gebiet transportieren mussten und die Fernüberwachung – die Anlage wird in Deutschland überwacht – sicherstellen mussten. Das war wirklich nicht leicht, aber es läuft alles nach Wunsch.

Und wer verbraucht den Strom?
Der ganze Strom wird an die Behörde Solar Energy Corporation India (SECI) verkauft, die ihn ohne Gewinn an den lokalen Energieversorger verkauft. In Indien gibt es aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums einen steigenden Energiebedarf. Die Stromversorgung ist in Indien nicht stabil, zwei bis drei Stromausfälle pro Tag sind normal. Indien braucht dringend Energie, deshalb hat sich das Land zum Ziel gesetzt, bis 2022 100 Gigawatt Photovoltaik zuzubauen.

Stimmt es, dass die indische Regierung die neuen Kohlekraftwerksprojekte gestoppt hat?
Ja, das ist richtig! Nun gibt es ein Ausbauziel für erneuerbare Energien: Photovoltaik, Windenergie, Biogasanlagen. Die Abhängigkeit von Kohle ist mit 60 Prozent sehr hoch. Die Regierung hat sich nun aber zum Ziel gesetzt, diese zu reduzieren. Daher wurden alle neuen Kohlekraftwerksprojekte ganz gestoppt.

Verläuft der Verkauf der Anlagen immer reibungslos?
Wir haben in Indien in der Regel immer mehrere verschiedene Kaufinteressierte, da wir als deutsches Unternehmen für eine hohe Qualität bekannt sind. Es ist klar, dass es aufgrund der hohen Ausbauziele in Indien viele Investoren gibt. Wir sind bereits seit 2011 in Indien tätig, also schon bevor die Regierung auf Photovoltaik einschwenkte. Die ersten vier Projekte lagen in der Grössenordnung zwischen 4 bis 6 Megawatt. 2015 haben wir dann ein Projekt von 11 Megawatt gebaut. Und 2017 haben wir dann ein weiteres Projekt mit 22 Megawatt gebaut. Wir haben dazwischen auch kleinere Anlagen mit ein paar Megawatt Leistung gebaut. Alle Anlagen wurden für Investoren gebaut.

Welcher Markt ist spannender, Japan oder Indien?
Spannender ist für mich Indien, auch wenn Japan von der Wirtschaftlichkeit her rentabler ist. In Indien ist der Konkurrenzkampf sehr hoch und der Anlagebau ist immer noch an verschiedene Bedingungen geknüpft. In Japan ist zwar der Markteintritt sehr schwierig, aber wenn man einmal dort tätig ist, ist es ein sehr stabiler und planbarer Markt. Zudem sind die Vergütungen verglichen mit anderen Ländern sehr hoch. Die japanische Regierung hat Photovoltaik und Windenergie nach dem AKW-Unfall in Fukushima sehr gefördert. Die Vergütungen sind zwar mittlerweile gesunken, sie sind aber immer noch interessant.

Und in Indien?
Da bringt der hohe Zubau – letztes Jahr waren es 10 Gigawatt – viel Dynamik in den Markt. Dieses Jahr werden zwischen 15 und 20 Gigawatt zugebaut werden. Das ist nötig, um das Ziel von 100 Gigawatt bis 2020 zu erreichen, jedes Jahr müssen rund 20 Gigawatt zugebaut werden.

Also zieht es sehr viele Firmen nach Indien?
Genau, wir sind aber das einzige Unternehmen aus Deutschland, das in Indien tätig ist und Grossprojekte von der Entwicklung über die Finanzierung, die Planung und den Bau bis zum Netzanschluss komplett ausführt oder falls nötig auch noch ein Jahr lang betreibt.

Ist der Markt vergleichbar mit dem Boom
markt in Spanien vor rund 10 Jahren?
Eigentlich nicht, denn einerseits ist Indien sehr viel grösser und die Preise sind sehr viel konkurrenzfähiger, andererseits sind die Systempreise unterdessen ja auch sehr stark gefallen. Zudem sind die Preise, die bei den Ausschreibungen vergeben werden, doch ziemlich tief.

Und es handelt sich in Indien ausschliesslich um Projekte, die über Ausschreibungen vergeben werden?
Ja genau, für Grossprojekte in Freiflächensegment.

Und in Japan?
Da werden nur Anlagen im Rahmen der Einspeisevergütung gebaut. Im Moment gibt es rund 18 japanische Yen pro Kilowattstunde, das entspricht ungefähr 14 Eurocents. Dagegen liegt in Indien in den Ausschreibungen die Kilowattstunde bei rund 3 Rupien, das sind rund 4 Eurocents. In Indien erreichen die Erträge pro installiertem Kilowatt 1600 bis 1650 Kilowattstunden. In Japan sind die Erträge vergleichbar mit denen in Deutschland, da rechnen wir mit 1000 Kilowattstunden pro installiertem Kilowatt. Wegen dem hohen Ertrag pro installiertem Kilowatt fallen die Preise in den Ausschreibungen in Indien auch viel tiefer aus.

Wo werden die Anlagen in Japan gebaut, auch in so abgelegenen Gebieten wie in Indien?
Nein eher auf hügeligen Gebieten, die ans flache und ans Meer angrenzende Siedlungs- und Landwirtschaftsland anschliessen. Projekte wie das im indischen Bundesstaat Odisha, das sich über eine Fläche von 100 Acres ersteckt, wären hier undenkbar. Daher sind die Projekte in Japan kleiner und sie werden oft auch an Standorten gebaut, die einige Herausforderungen bergen, an Hängen und in den Hügeln, in sehr unterschiedlichen Landschaften.

Hätten Sie zwei Wünsche offen, je einen für Japan und einen für Indien, was würden Sie sich wünschen?
Für Japan würde ich mir wünschen, dass die japanische Regierung die erneuerbaren Energien nach den Olympischen Spielen 2020 weiterhin fördert. Es besteht das Risiko, dass die Förderung danach gekappt wird, weil sich der Staat dann keine „grüne“ Ausrichtung mehr geben muss. Ich würde mir auch wünschen, dass Japan auf Kernenergie verzichtet.

Für Indien würde ich mir wünschen, dass die administrativen Prozesse vereinfacht werden, so dass die Projekte in kürzerer Zeit entwickelt und abgewickelt werden könnten. Wenn wir die Zusage für ein Projekt erhalten, müssen wir dieses innerhalb von 13 Monaten finanzieren, planen und bauen, das ist in vielen Fällen unmöglich, weil das regulatorische Umfeld nicht definiert ist. Das Projekt im Bundesstaat Odisha war zum Beispiel das erste Photovoltaikprojekt dort, das die Behörden bewilligen mussten.

Also sind Sie ein sehr positiv denkender Mensch mit sehr viel Geduld!
Natürlich! Es gab übrigens gestern hier an der Intersolar ein sehr interessantes Treffen des Indo-German Energy Forums. Daran haben sich deutsche und indische Regierungsvertreter sowie Vertreter aus der Industrie getroffen. Sowohl die Deutschen wie auch die Inder konnten einen Wunsch äussern. Da haben wir den Wunsch vorgebracht, dass wir längere Projektrealisierungszeiten möchten. Die indischen Regierungsvertreter haben geäussert, dass die Realisierungszeit von 13 auf 21 Monate verlängert werden soll. Mein Wunsch geht folglich höchstwahrscheinlich in Erfüllung!


Weitere Standgespräche von der Smarter E, Intersolar Europe, EES, Power2Drive und EM-Power:



©Interview: Anita Niederhäusern, Herausgeberin ee-news.ch und leitende Redaktorin

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