Lior Handelsmann: “Als wir den Börsengang vorbereitet haben, haben wir gesagt, dass wir in acht Jahren ein 1-Milliarden-Dollar-Unternehmen sein werden, es hat dann neun Jahre gedauert.“ ©Bild: SolarEdge

Lior Handelsmann: „Wir haben SolarEdge 2006 gegründet, um einer der grössten Wechselrichterhersteller der Welt zu werden.“

(AN) 2006 ist SolarEdge gestartet, um einer der grössten Wechselrichterhersteller der Welt zu werden: „Wir sind Nummer 1 im Einfamilienhausbereich, fast Nummer 1 im Gewerbe- und Industriebereich, aber nicht einmal unter den Top 3 bei den Kraftwerken, es gibt folglich noch viel zu tun!“ Ein Intersolar-Gespräch am 20.6.18 in München mit Lior Handelsmann, Vizedirektor und Mitgründer von SolarEdge.


Herr Handelsmann, w
ann sind Sie zufrieden mit dem Auftritt an der Intersolar Europe?
Wir haben verschiedene Parameter, an denen wir messen, ob unser Auftritt gut war: Einer davon ist die Anzahl an neuen Kontakten. Wir haben jedes Jahr neue, indes im Verhältnis weniger als zuvor, weil wir immer grösser werden. Der zweite Parameter ist die Dynamik der Treffen mit unseren Kunden. Für uns ist es eine besondere Gelegenheit, alle Kunden persönlich an einem Ort zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen und ihnen unsere Innovationen vorzuführen. Wenn wir dann noch gute Feed-backs zu unseren Innovationen erhalten, dann war die Messe erfolgreich.

Aber je grösser wir werden und je grösser der Marktanteil unserer Produkte wird, umso schwieriger ist es, das Wachstum beizubehalten, sprich neue Kunden zu gewinnen. Wie Sie wissen, sind wir sehr rasch gewachsen. Deshalb gehen wir auch mit neuen Produkte in neue Segmente rein, wie E-Mobilität, Gewerbe- und Industrie, um das Wachstum voranzutreiben.

SolarEdge verzeichnete in den letzten 12 Monaten eine unglaublich gute Performance an der Börse. Kennen Sie die Hauptgründe dafür?
Stimmt, es war unglaublich gut! Einer der Gründe ist sicher, dass wir den Börsianern längerfristig Performance gezeigt haben. Wir haben das Ergebnis pro Aktie (Earnings per share) über dreizehn aufeinander folgende Quartale jedes Mal erhöht. Wenn ein Unternehmen startet und dann gleich seine Ertragsziele (Earning Expectations) übertrifft, wissen die Investoren nicht, ob das nur ein vorübergehendes Phänomen ist. Aber nach dreizehn aufeinander folgenden Quartalen realisieren sie, dass unsere Performance besser ist als die unserer Mitbewerber. Dafür hat uns die Börse belohnt!

Kennen Sie die Gründe, warum die Aktie an der Börse im Mai eine kleine Delle verzeichnete?
Für mich ist es sehr schwierig zu sagen, warum die Aktie an der Börse einen kleinen Rückgang verzeichnete. Ich bin ja auch kein Börsenexperte. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es eine Kombination aus verschiedenen Gründen ist. Viele unserer Investoren sind Amerikaner, also fürchteten sie sich vielleicht vor einem Handelskrieg. Dann gab es die News aus China, dass der Photovoltaikmarkt zurückgefahren werden soll, auch das könnte den Photovoltaikmarkt negativ beeinflusst haben. Von einigen Analysten haben wir gehört, dass sie beunruhigt sind, weil Huawei ähnliche Produkte wie wir anbietet, zumindest auf dem Papier. Und einige Inhaber von Aktien haben wohl ganz einfach ihre Gewinne ins Trockene gebracht.

Aber ehrlich gesagt, wir, oder zumindest ich selber, mache mir nicht zu viele Sorgen über die täglichen Ups und Downs der Aktienkurse. Wir verfolgen eine langfristige Wachstumsstrategie. Solange wir längerfristiges Wachstum aufweisen, werden wir Shareholder Value erbringen. Die Schwankungen an der Börse kommen immer wieder vor, da ist so viel Dynamik drin, man darf sie nicht überbewerten.

Hat China im Mai erklärt, dass die Förderung für Solaranlagen reduziert werden wird?
Ja, und nun haben viele Angst, dass eine Welle von billigen Photovoltaikprodukten aus China andere Märkte überschwemmen wird. 

Ist SolarEdge in China tätig?
Wir verkaufen keine Wechselrichter in China. 

Sie haben nie den Schritt in den chinesischen Markt gemacht?
Nein, wir verkaufen zwar unsere Leistungsoptimierer an chinesische Hersteller, aber wir verkaufen keine Wechselrichter in China.

War das ein Strategieentscheid oder Zufall?
Alles, was wir tun, beruht auf einer Strategie, nichts ist ungeplant! Wir leiten unsere Unternehmen. Ein Markteintritt in China war bis anhin nicht geplant, denn es gibt viele andere gut Märkte!


Neues kostenloses webbasiertes PV-Auslegungstool sowie E-Ladelösung

(PM) SolarEdge Technologies bringt ein neues Auslegungstool für die schnelle und einfache Planung von Anlagenauslegungen auf den Markt – den Designer. Mit dem neuen webbasierten Tool, das über eine intuitive grafische Benutzeroberfläche verfügt, können Installateure schnell und einfach attraktive Kundenangebote erstellen und somit ihre PV-Auslegungskosten senken und mehr Verträge abschliessen (siehe ee-news.ch 7.6.18 >>) Zudem stellte das Unternehmen auf der Intersolar Europe zum ersten Mal seine neue Ladelösung für Elektroautos für den Kleinanlagenbereich vor. Nach der kürzlichen Einführung seines Einphasen-Wechselrichters mit integriertem E-Ladecontroller möchte SolarEdge nun auch eine eigenständige Ladelösung für Elektroautos anbieten, mit dem eine flexiblere Anlagenplanung möglich ist, besonders dann, wenn der Wechselrichter und die E-Ladestation nicht am selben Ort installiert werden können.



Hingegen sind Sie sehr stark im US-Markt
Ja, der US-Markt läuft sehr gut für uns, in verschiedenen Segmenten verzeichnen wir einen Marktanteil von nahezu 50 Prozent. Im Einfamilienhausbereich beträgt unser Marktanteil bei den Wechselrichtern gut 40 Prozent, sprich fast jeder zweite Wechselrichter, der in den USA in einem Privathaushalt installiert ist, ist ein SolarEdge-Wechselrichter. Im Industrie- und Gewerbebereich sind wir in den USA der zweitgrösste Anbieter, und wir sind auch in den Kraftwerksbereich eingestiegen. Doch dieser Markt wird aufgrund der neuen Verordnungen, die Trump erlässt, schrumpfen.

Aus diesem Grund glauben wir auch, dass das, was in China passiert, keinen so grossen Effekt auf unser Marktsegment haben wird. Denn die chinesischen Hersteller waren stark im Kraftwerkssegment. Wir gehen davon aus, dass der Markt nicht mit günstigen chinesischen Wechselrichtern für den Einfamilienhausbereich geflutet werden wird. Im Kraftwerksbereich wird der Druck allerdings gross sein.

In welchen Segmenten ist SolarEdge am stärksten?
60 Prozent unseres Umsatzes machen wir im Einfamilienhausbereich und 40 Prozent im Industrie- und Gewerbebereich. Wenn folglich billige Module aus China in andere Märkte eindringen, wird mehr gebaut! Also bin ich nicht überzeugt, dass sich die chinesische Politik nicht nur negativ auf die Branche auswirken wird.

Unsere Strategie fokussiert auf Produkte, Services, Businessstrategie und Businesschannels, Businesspartners. Wir können nicht kontrollieren, was auf dem Markt passiert. Und da wir es nicht kontrollieren können, müssen wir auf das, was kommt, vorbereitet sein, darauf reagieren und uns anpassen.

SolarEdge wurde 2006 gegründet. Haben Sie vorausgesehen, dass sie so schnell wachsen werden?
Wir haben immer angestrebt, ein grosses Unternehmen zu werden. Als wir den Börsengang vorbereitet haben, haben wir gesagt, dass wir in acht Jahren ein 1-Milliarden-Dollar-Unternehmen sein werden, es hat dann neun Jahre gedauert. Wir haben folglich diese Grösse von Beginn an angepeilt. Es gab Investoren, die uns empfohlen haben, uns nur auf Leistungsoptimierer zu spezialisieren und diese an Wechselrichterhersteller zu verkaufen, doch wir wollten explizit selber DC-optimierte Wechselrichter anbieten, so dass wir mit den grossen Anbietern konkurrenzieren können. Das war Teil unserer Strategie. Hätten wir uns nicht dieses klare Ziel gesetzt, dann wäre es schwierig geworden.

Gibt es Ziele, die sie gerne erreicht hätten, und die sie noch nicht erreicht haben?
Wir sind noch nicht die Nummer 1 weltweit in allen Bereichen: Wir sind die Nummer 1 im Einfamilienhausbereich, und nahezu Nummer 1 im Gewerbe- und Industriebereich, aber noch nicht ganz, dagegen sind wir im Kraftwerksbereich nicht einmal die Nummer 3! Und wir verkaufen auch noch nicht in allen Ländern. Es gibt also noch viel zu tun!

Erzählen Sie mir, was es mit der Patentverletzungsklage gegen Huawei auf sich hat (siehe ee-news.ch vom 25.6.18 >>). Glauben Sie, dass sie den Rechtsstreit gewinnen werden? Huawei ist ja ein sehr grosses Unternehmen, das zum Teil sogar dem chinesischen Militär gehört Das wird ein langer Streit werden.
Natürlich ist es eine grosse Sache. Jemand hat unser geistiges Eigentum gestohlen. Also haben wir Klage eingereicht gegen Huawei, gegen den Wiederverkäufer in Deutschland, sprich gegen jeden der das Produkt, auf das wir das Patent haben, verkauft oder gebraucht. Wir werden unser geistiges Eigentum verteidigen, unsere Forschung und unsere Patente verteidigen. Huawei hat Teile unserer Technologie gestohlen. SolarEdge ist weltweit im Besitz von 126 Patenten und hat weitere 169 Patente angemeldet. Wenn jemand dein geistiges Eigentum stiehlt, egal wie gross er ist, dann musst du einschreiten. Wir müssen nicht in China prozessieren, sondern in den Märkten, in denen wir verkaufen. Wir sind überzeugt, dass Huawei unsere Technologie gestohlen hat, und das ist eine Patentverletzung. Wir werden sie verklagen. Wir haben 400 Millionen Dollar auf der Bank. Wir stehen finanziell gut da und werden unser Recht einfordern!

Jeder, der Patente verletzt, soll dafür gerade stehen müssen. Warum kaufen Leute Produkte von jemandem, der Patentrechte verletzt hat? Das macht keinen Sinn, denn die Branche ist und wird nur dank Forschung wachsen. Nur wenn wir die Technologie weiterbringen, wird die Kilowattstunde Solarstrom billiger. Wird derjenige, der kopiert, nicht zur Rechenschaft gezogen, senden wir das Signal aus, dass das nicht so schlimm ist. Das würde aber dazu führen, dass nicht mehr geforscht wird! Es ist ok, wenn wir uns einen harten Konkurrenzkampf bieten. Wenn die Message aber ist: Egal, was ihr auch entwickelt, wir können es einfach kopieren, dann wird niemand mehr in Entwicklung investieren. Und die Branche kommt zum Stillstand. Darum klagen wir gegen Huawei.

Weitere Standgespräche von der Smarter E, Intersolar Europe, EES, Power2Drive und EM-Power:

©Text: Anita Niederhäusern, Herausgeberin und leitende Redaktorin ee-news.ch

0 Kommentare

Kommentar hinzufügen

Top

Gelesen
|
Kommentiert