Fukushima: China sorgt sich wegen radioaktivem Wasser

(ee-news.ch) Gemäss SR DRS werde in Fukushima weiter radioaktives Wasser ins Meer geleitet, obwohl Tepco angekündet hatte, dies daure nur bis heute. Die EU macht indes einen kleinen Rückzieher bei Strahlengrenzwerten.


Gemäss SR DRS hatte der Kraftwerksbetreiber Tepco vor sechs Tagen damit begonnen, schwachradioaktiven Wassers von einem Auffangbecken ins Meer abzulassen, um Platz für stärker verstrahltes Wasser zu schaffen. Dabei ist zu erwähnen, dass das Wasser, das jetzt als schwachradioaktiv bezeichnet wird, eine Woche davor noch als stark verstrahlt bezeichnet wurde. Ursprünglich sollte dieses Wasser bis heute Samstag ins aus den Tanks ins Meer abgeleitet werden. Nun begründet Tepco, werde die Aktion länger dauern als angenommen, da die Arbeiten durch das neue Erdbeben am Donnerstag zurückgeworfen worden seien.

Unmut aus China und Südkorea
Gemäss SR DRS habe sich China besorgt über eine radioaktive Belastung des Meeres geäussert und genauere Informationen verlangt. In China seien in zehn Fällen bei Schiffen, Flugzeugen und Warenlieferungen erhöhte Strahlenwerte gemessen worden. Südkorea habe Japan dafür kritisiert, das Ablassen des radioaktiven Wassers seinen Nachbarn nicht angekündigt zu haben.

EU: Verschärfung Strahlenwerte für Lebensmittel aus der EU
Nach der umstrittenen Fukushima-Eilverordnung vom 25. März (siehe ee-news.ch vom 2.4.11) will die EU-Kommission nun doch die Strahlengrenzwerte für Lebensmittel aus Japan gemäss Greenpeace doch verschärfen. Allerdings auch das nur unter Vorbehalt. Damit habe die EU-Kommission am Freitag erneut ihre Chance für einen aktiven und glaubwürdigen Verbraucher- und Gesundheitsschutz vertan, kritisiert der Agrarbiologe Dirk Zimmermann. Zumal die Kommission sich vorbehielten, die festgelegten Grenzwerte jederzeit wieder abzuschwächen.

Simple Übernahme japanischer Grenzwerte nicht akzeptabel
Zwar habe die EU-Kommission den Grenzwert für Cäsium verschärft, doch die simple Übernahme der japanischen Grenzwerte für die anderen radioaktiven Isotope in Lebensmitteln sei nicht akzeptabel, sagte Greenpeace-Experte Zimmermann. Greenpeace forderte erneut die Festsetzung niedrigerer Richtwerte für Strontium und Jod-131. WHO, FAO und kritische Strahlenbiologen empfehlen deutlich unter der EU-Regulierung liegende Maximalwerte.

Zudem macht Radioaktivität nicht an den japanischen Grenzen halt. Nach Auffassung von Greenpeace müssen alle Fische und Meeresfrüchte aus den Hauptfanggebieten des pazifischen Raumes kontrolliert werden. Grenzwerte für pazifischen Fisch, der nur in Ausnahmefällen direkt aus Japan in die EU kommt, fehlen bisher.

Tabelle über Grenz- und Richtwerte für Radioaktivität in Lebens- und Futtermitteln: Vergleich zwischen EU neu 07.04, EU Euratom, EU nach Tschernobyl, Codex Alimentarius Commission und Strahlenschutz-Experten >>

Erstmals ein Minister der japanischen Regierung die AKW-Anlage in Fukushima besucht. Dort wird weiter Stickstoff in die Kammer eines Reaktors eingeleitet. Damit soll das Risiko einer Wasserstoffexplosion verringert werden.

Radioaktiv belastetes Gemüse bei Minamisoma

Strahlenexperten von Greenpeace haben erneut ausserhalb der Evakuierungszone um Fukushima erhöhte Strahlenwerte gemessen. In Gärten der Stadt Minamisoma fanden sie stark radioaktiv belastetes Gemüse. Gemäss Greenpeace zeigte sich der Bürgermeister der Stadt frustriert über die Informationspolitik von Tepco und den japanischen Behörden.

Weit über dem Grenzwert
Die radioaktive Belastung von Spinat in einem der Gärten von Minamisoma lag bei 70 -80‘000 Bq/kg und damit weit über den japanischen Grenzwerten. Die Besitzerin des Gartens sagte dem Greenpeace-Team, sie habe von den Behörden keinerlei Informationen zu den Gefahren bekommen, die die Strahlenbelastung für ihr Gemüse bedeute.

Auch der Bürgermeister von Minamisoma, Katsunobu Sakurai, klagte über die dürftige Informationspolitik der Behörden. Weder von Tepco noch von den Behörden bekämen die Menschen verlässliche Hinweise auf die Gefahren durch die Strahlung oder wie sie sich verhalten sollen. Noch immer werden sie lediglich angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben oder das Gebiet freiwillig zu verlassen.

Jahresdosis innerhalb eines Tages
Auch beim Dorf Tsushima in 30 Kilometer Entfernung von Fukushima fand das Greenpeace-Team erhöhte Strahlenwerte von 47 Mikrosievert pro Stunde. Bei solchen Werten bekommt ein Mensch die erlaubte Jahresdosis innerhalb eines Tages ab. Greenpeace hat die japanischen Behörden erneut aufgefordert, Menschen auch ausserhalb der 20-Kilometer-Zone zu evakuieren, wenn sie dort einer erhöhten Strahlung ausgesetzt sind.

Text: ee-news.ch, Quellen: SR DRS, Greenpeace Schweiz und Deutschland

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