Eine Herausforderung bei der Konzeptionierung war für René Eisenegger und Stephan Tanner von der Firma Schmid energy solutions (Eschlikon TG) die engen Platzverhältnisse und das relativ grosse Silovolumen. Bild: T. Rütti

Projektleiter Marco Feuz: «Die Anlage wird mit einem Brennstoffanteil von ca. 95% Holzschnitzel und 5% Heizöl betrieben.» Die BKW hat sich verpflichtet, das Holz aus einem Umkreis von 20 km zu beziehen. Bild: T. Rütti

Laut Ruedi Grüneisen und Jürg Fehlmann galt es, den Slogan der Firma Liebi LNC AG (Oey-Diemtigen BE), «nachhaltige Wärmelösungen auf dem neuesten Stand der Technik», unter Beweis zu stellen. Bild: T. Rütti

Eine Besonderheit bei der Konstruktion der Anlage: Der Bereich Spitzenlast (Bild) war bereits betriebsbereit, als sich die Heiz- und Leitzentrale noch in voller Entwicklung und im Bau befanden. Bild: T. Rütti

Von der erfolgreichen Projektrealisierung erhoffen sich die Energiestadt Köniz und der dafür verantwortliche Gemeinderat Urs Wilk Sogwirkung für ähnliche Vorhaben. Bild: T. Rütti

Die 480-kW-Unterstation der Schulanlage Blindenmoos mit Zubringerpumpe auf die bestehende Heizverteilung. Bei Vollausbau können rund 800 Haushalte davon profitieren. Einsparung: Ca. 1 Million Liter Heizöl. Bild: T. Rütti

Enge und spezielle Raumverhältnisse: Hier die Heizanlage mit zwei Heizkesseln. im 2. Stock: Die Leitzentrale. Bild T. Rütti

Verständnis der Bevölkerung waren während der Bauarbeiten in hohem Masse erforderlich, verursachte doch die Errichtung der Heizzentrale und des quartierweiten Leitungsnetzes unvermeidlichen Baustellenverkehr.Bild T. Rütti

Wärmeverbund Schliern: Sogwirkung erhofft für ähnliche Vorhaben

(©TR) In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Köniz BE realisierte das Elektrizitätsversorgungsunternehmen BKW einen nachhaltigen und ökologischen Wärmeverbund. Die Energiestadt Köniz und der verantwortliche Gemeinderat Urs Wilk erhoffen sich von dieser erfolgreichen Projektrealisierung Sogwirkung für ähnliche Vorhaben im Bereich Heizung und Warmwasser. Investitionsvolumen: 8.3 Mio. CHF.


Nach mehrjähriger Planungsphase und nur achtmonatiger Bauzeit konnte der Wärmeverbund Schliern b. Köniz BE im Oktober 2015 seinen Betrieb aufnehmen; über 90 Prozent des gesamten Netzes sind gebaut. Im Endausbau in rund zwei Jahren sollen etwa 800 Haushalte oder 40% der Bevölkerung mit Heizwärme und Brauch-Warmwasser aus erneuerbarer Energie versorgt werden. Das Leitungsnetz soll dereinst rund 2‘500 Meter messen. Die BKW hat sich verpflichtet, den Brennstoff Holz aus einem Umkreis von höchstens 20 km zu beziehen. «Die Anlage wird mit einem Brennstoffanteil von ca. 95% Holzschnitzel und 5% Heizöl betrieben», so Projektleiter Marco Feuz (BKW). Gefordert würden von der Arbeitsgemeinschaft QM Holzheizwerke indessen lediglich 90%; diese Organisation hat in der Schweiz, in Deutschland und Österreich gemeinsame Qualitätsstandards entwickelt.

1 Million Liter Heizöl und 2‘700 Tonnen CO2 einsparen
Marco Feuz: «Mit der Inbetriebnahme dieses Wärmeverbunds können jährlich rund 1 Million Liter Heizöl und 2‘700 Tonnen CO2 eingespart werden. Dies bei einem Investitionsvolumen von 8.3 Mio. CHF und voraussichtlichen Kosten für Fernwärme von ca. 15 Rp/kWh.» Die Holzheizzentrale befindet sich auf dem Areal der Schulanlage Blindenmoos; die Gemeinde Köniz überlässt der BKW die Teilparzelle im Baurecht. Die Gemeinde hat sich verpflichtet, für diese Schulanlage in den nächsten 30 Jahren Wärme ab Wärmeverbund der BKW zu beziehen.

Hackschnitzelfeuerungen von Schmid energy solutions
Auf die Frage nach der grössten Herausforderung bei der Konzeptionierung und Installation der Holzschnitzelheizungsanlage nennt Stephan Tanner, Verkaufsberater der Firma Schmid energy solutions (Eschlikon TG), die engen Platzverhältnisse einerseits und das relativ grosse Silovolumen andererseits. «Gefragt waren vorab kreative Lösungen, was allerdings für ein Unternehmen, das sich im Bereich der alternativen Energie engagiert, nichts Aussergewöhnliches darstellt. Die Schmid-Gruppe ist seit 1936 auf Lösungen in der Sparte Holzenergie spezialisiert.» Verkaufsleiter Schweiz René Eisenegger verweist seinerseits auf die «anspruchsvollen logistischen Aufgaben, die in Schliern im Zusammenhang mit der Anlieferung der Holzschnitzel mit dem Holzschnitzellieferanten im Detail vereinbart werden mussten». «Wir konnten uns schliesslich auf eine verantwortbare Anzahl Anlieferungen einigen, um den Schulbetrieb im Sinne von ‹Vorsicht Kinder› nicht zu gefährden sowie die Ansprüche der benachbarten Anwohner einzubeziehen.»

Low-
Nox-Feuerungstechnik sorgt für tiefe NOx-Werte
«Dank modernster Feuerungstechnik wird die Forderung nach sauberer Verbrennung auch von dieser Holzheizungsanlage vollends erfüllt», wie Stephan Tanner und René Eisenegger betonen. Der hohe Wirkungsgrad der Schmid-Anlagen garantiere aber auch «höchste Wirtschaftlichkeit». Beim eingesetzten Feuerungssystem wird speziell auf folgende technische Eigenheiten hingewiesen:

  • die automatische Kesselrohrreinigung sorgt für eine maximale Wärmeübertragung
  • dank Low-Nox-Feuerungstechnik werden tiefe NOx-Werte erreicht
  • kompakt angebaut ist ein Multizyklon für die erste Abgasentstaubung < 150mg.
  • Ein nachgeschalteter Röhrenelektrofilter garantiert einen Staubwert < 20mg gemäss den neuen Staubgrenzwerten der Luftreinhalteverordnung
  • Die komplette Entaschung erfolgt in eine Bodengrube und wird pneumatisch abgesaugt.

Leitsyteme und Unterstationen von der Liebi LNC AG
Die Entwicklung von nachhaltigen Wärmelösungen ist zwar seit rund 60 Jahren angestammte Domäne der Firma Liebi LNC AG (Oey-Diemtigen BE). Kommt hinzu, dass sich das Unternehmen vor über 30 Jahren auf Holzheizungen spezialisiert hat und bezüglich Steuer- und Regelsystemen auf einen grossen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann. Doch im Falle der Wärmeverbundes Schlierns stiessen auch Liebis Spezialisten auf eher ungewohnte Voraussetzungen: Zwischen der Holzheizzentrale mit ihren zwei Heizkesseln plus der Leitzentrale an der Gaselstrasse und dem Bereich Spitzenlast, der im Schulhaus Blindenmoos unterbracht werden musste, liegt noch ein ganzer Fussballplatz dazwischen; im Schulhaus befindet sich übrigens noch ein allein von der Grösse her eindrückliche Unterstation. Laut Geschäftsleitungsmitglied Jürg Fehlmann und Ruedi Grüneisen, Projektleiter Programmierung, trug eine weitere Besonderheit zur Erschwerung bei: Der Bereich Spitzenlast war bereits betriebsbereit, als sich die Heiz- und Leitzentrale noch in voller Entwicklung und im Bau befanden. «Hier galt es, den Slogan unseres Unternehmens, ‹nachhaltige Wärmelösungen auf dem neuesten Stand der Technik›, in der Praxis umzusetzen und unter Beweis zu stellen», so Jürg Fehlmann. Dass dies gelungen ist, zeigte sich Ende Januar 2016 anlässlich der offiziellen Abnahme der Anlage. Neben der Nutzung des C02-neutralen, nachwachsenden Rohstoffes Holz, setzt Liebi heute übrigens auch auf die Kraft der Energiequellen Sonne, Luft und Erdwärme sowie zukunftsorientierten Hybrid-Heizungen. Klar, dass auch das hier gewonnenen Knowhow in die Realisierung des Projektes Schliern einfloss. Diese war zwar auf dem Papier längst vorhanden, musste dann aber doch unerwartet rasch und vor allem in Nullkommaplötzlich realisiert werden.

Bauarbeiten liessen sich mit der Gemeinde koordinieren

Entgegenkommen und Verständnis der Bevölkerung waren während der Bauarbeiten in hohem Masse erforderlich, verursachte doch die Errichtung der Heizzentrale und des quartierweiten Leitungsnetzes unvermeidbaren Baustellenverkehr und Immissionen. Örtlich und temporär kam es zwangsläufig zu Einschränkungen auf Trottoirs und Strassen. Die Ausführung der Bauarbeiten liess sich aber mit der Gemeinde koordinieren und die Quartierbewohner wurden laufend über den Stand der Dinge informiert.

Technische Hintergrundbericht und technische Daten: ee-news.ch vom 4. April 2015

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch, Quelle und Erstabdruck: HK-Gebäudetechnik (AZ Fachverlage AG) 

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