Schlierner Wohnsiedlung, die von der Holzschnitzelheizanlage Schulhaus Blindenmoos (im Hintergrund oben) profitieren wird. ©Foto: T. Rütti

Dort, wo in den Kellern heute noch Ölheizkessel stehen, werden schon in naher Zukunft solche Installationen montiert. ©Foto: T. Rütti

«Die Holzschnitzel-Heizzentrale wird für eine Abdeckung von bis zu 95 % des Bedarfs sorgen. 5 % werden mit einem neuen Öl-Spitzenlastkessel bewältig»: Hannes Wyss, Initiator des Wärmeverbundes. ©Foto: T. Rütti

«Die BKW wird die Ausführung der Bauarbeit mit der Gemeinde koordinieren und die Quartierbewohner auf dem Laufenden halten», so Gesamtprojektleiter Michel Girardin. ©Foto: T. Rütti

Durch den Abend, bei dem es vorab darum ging, bei der Bevölkerung Goodwil zu schaffen, führte Thomas Eggimann, Projektleiter Verkauf (BKW). ©Foto: T. Rütti

BKW und Köniz BE: Wärmeverbund für 800 Haushalte

(©TR) Die Baubewilligung zur Realisierung des Wärmeverbundes in Schliern b. Köniz BE ist rechtskräftig. Nach Inbetriebnahme im Herbst 2015 können etwa 800 Haushalte von der Fernwärme ab Holzheizzentrale profitieren. Jährlich lassen sich so rund 1 Million Liter Heizöl und 2‘700 Tonnen CO2 einsparen. Diese Projektrealisierung ist ein Beispiel, von dem sich die Energiestadt Köniz Sogwirkung für ähnliche Vorhaben erhofft. Die gemeindeseitig oberste Zuständigkeit liegt beim Könizer Gemeinderat Urs Wilk. Investitionsvolumen: 8.3 Mio. CHF.


Blick zurück auf den Projektstart im Jahre 2011 und die Entwicklung des Vorhabens «Wärmeverbund Schliern»: Eine Sanierungsverfügung zwang die «Energiestadt Köniz» zu einer Ersatzlösung für die in die Jahre gekommene Ölheizung der Schulanlage Blindenmoos in Schliern b. Köniz. Laut Initiator Hannes Wyss wurde im Zuge der Ortsplanrevision auch eine Energie-Richtplanung erarbeitet. Wie der CO-Leiter der Abteilung Gemeindebauten erklärt, spielte die hohe Energiedichte eine ausschlaggebende Rolle für folgenden Beschluss: Einbezug der vielen, mit Öl betriebenen Heizungen im Quartier in einen Wärmeverbund. Also wurden nicht nur Abklärungen für eine neue Schulanlage-Heizung geprüft, sondern auch für einen Holzschnitzel-Quartierwärmeverbund. «Die Machbarkeitsstudie ergab, dass eine Holzschnitzelzentrale und ein Wärmeverbund die erfolgsversprechenden Lösung wäre. Mit dem Baubewilligungsverfahren kam wir allerdings nur harzig voran, denn Einsprachen blockierten das Vorhaben», so Hannes Wyss.

Optimiertes Vorhaben «löste den Knoten»

Die Einsprachen betrafen in erster Linie die erwarteten Immissionen, ausgehend von der geplanten Holzschnitzen-Heizzentrale. Widerstand aus der Bevölkerung löste zudem der erwartete Mehrverkehr durch die tägliche Holzanlieferung ausgerechnet im Umfeld von Schule und Schulweg aus. Im Rahmen von Einigungsverhandlungen (2014) konnte sodann den Einsprache-Parteien ein optimiertes Vorhaben präsentiert werden. Der Knoten konnte so gelöst werden. Vier der fünf Einsprachen wurden zurückgezogen, eine Einsprache wurde vom Regierungsstatthalter als «öffentlich rechtlich unbegründet» abgewiesen. Die Einwände der Anwohnenden konnten grösstenteils berücksichtigt werden.


Holz als Brennstoff aus der Region
Die Baubewilligung wurde rechtskräftig. Die Gemeinde gewährte dem Elektrizitätsversorgungsunternehmen BKW das Baurecht zur Erststellung der Heizzentrale an der mässig befahrenen Gaselstrasse zwischen Schulanlage und Wohnbauten; 2012 war eine öffentliche Ausschreibung für ein Energie-Contracting durchgeführt worden, aus welcher die BKW als Siegerin hervorgegangen war; selbst aus dem fernen Indien soll ein Angebot im bernischen Köniz eingetroffen sein. Laut Gesamtprojektleiter Michel Girardin (BKW) werden künftig im vorgesehenen Perimeter etwa 800 Haushalte mit Heizwärme und Brauch-Warmwasser aus erneuerbarer Energie versorgt. Im Endausbau entspricht dies beinahe 40 Prozent der Schierner Bevölkerung. Die BKW hat sich verpflichtet, Holz als Brennstoff aus der Region zu beziehen, das heisst aus einem Umkreis von höchstens 20 km.

Baustellenverkehr und gewisse Immissionen

Jetzt, unmittelbar vor Baubeginn, lud die BKW bzw. die sol-E Suisse AG zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein. Etwa 160 Einwohner füllten die Aula der Schulanlage Blindenmoos. Durch den Abend führte Thomas Eggimann, Projektleiter Verkauf. Ziel der Veranstaltung: Bei der vom Vorhaben betroffenen Schlierner Bevölkerung Goodwil zu schaffen. Die Vertreter der involvierten Firmen erörterten dabei in Power-Point-Präsentation ihre Aufträge und wie sie diese mit welchen Materialien, Gerätschaften und Maschinen bewältigen wollen. Gesamtprojektleiter Girardin bat die Anwesenden um Verständnis für die bis in den Herbst 2015 dauernden Bauarbeiten: «Die Errichtung einer Heizzentrale und eines quartierweiten Leitungsnetzes verursacht unvermeidlich Baustellenverkehr und gewisse Immissionen. Örtlich und temporär wird es zwangsläufig zu Einschränkungen auf Trottoirs und Strassen kommen. Die BKW wird aber die Ausführung der Bauarbeit mit der Gemeinde koordinieren und Sie als Quartierbewohner laufend informieren», so der Gesamtprojektleiter.

Aufwind für weitere angedachte Wärmeverbünde

Die Gemeinde Köniz wird für ihre Schulanlage Blindenmoos (sowie für 800 Wohnungen, eine Erweiterung wäre möglich) für die nächsten 30 Jahre die erforderliche Wärme für Heizung und Warmwasser von der BKW beziehen. Mit der Inbetriebnahme dieses Wärmeverbunds ab Herbst 2015 können jährlich immerhin rund 1 Million Liter Heizöl und 2‘700 Tonnen CO2 eingespart werden. Dies bei einem Investionsvolumen von 8.3 Mio. CHF und voraussichtlichen Kosten für Fernwärme von 14 bis 16 Rp/kWh. Andere angedachte Wärmeverbünden sollten durch die Realisierung dieses Projektes Aufwind bekommen und ermutigt werden. Seit Jahren setzt sich die Gemeinde Köniz für eine nachhaltigere Energiepolitik ein. 2011 wurde Köniz für einen schonenden Umgang mit Ressourcen, den Schutz der Umwelt sowie für ein nachhaltiges Mobilitätskonzept mit dem «European Energy Award Gold» ausgezeichnet. Mit dieser Zertifizierung stieg Köniz in die Klasse der Energiestädte auf. Das Label war offensichtlich Ansporn, auch weiterhin eine ehrgeizige Energiestrategie zu verfolgen. Der südlich von Bern gelegenen Gemeinde wurde übrigens 2012 der Wakker-Preis verliehen.

Eckdaten der Holzschnitzel-Wärmeerzeugung in Schliern b. Köniz
Als Schweizer Kompetenzzentrum der BKW AG spezialisiert sich die sol-E Suisse AG auf neue erneuerbare Energien aller Art. Zusammen mit einer Vielzahl von Partnerunternehmen werden dabei nachchhaltige, zukunftsweisende Energieanlagen realisiert und betrieben. So auch in Schliern b. Köniz. Die hier geplante Holzschnitzen-Heizzentrale Blindenmoos wird schon ab kommenden Winter für die vorgesehene Jahresabdeckung von bis zu 95% des Bedarfs sorgen. Die verbleibenden ca 5 % sollen mit einem neuen Öl-Spitzenlastkessel bewältigt werden.

  • Gesamtleistung Holzheizzentrale 2.5 MW
  • Holzkessel klein (Kessel 1) 0.9 MW
  • Holzkessel gross (Kessel 2) 1.6 MW
  • Wärmeproduktion: ca. 8’500 MWh/Jahr
  • Brennstoff: 70% Waldschnitzel, 30% Altholz
  • Tagesverbrauch (bei Volllast): ~ 70 m3 Schnitzel
  • Jahresverbrauch: ~ 10’500 m3 Schnitzel
  • Emissionen: < 20 mg/m3 Feinstaub
  • < 250 mg/m3 Nox
  • Einsparung Heizöl: ~ 1’000’000 Liter
  • Einsparung CO2: ~ 2’700 Tonnen
  • Spitzenlastkessel: 2.0 MW (neuer kondensierender Ölkessel im bestehenden Heizraum der Schulanlage Blindenmoos Schliern Köniz).

Wärmeverbund Schliern b. Köniz >>
Infos zum Projekt
>>

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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