„Wir sind unabhängig und informieren altersgerecht über die Vorteile von Windenergie“, erklärte Matthias Jud des Vereins Jugend Pro Windrad, der in der „Dorfbeiz“ am Stammtisch gegründet wurde.

„Die Frage ist, ob wir einfach Pflästerlipolitik betreiben oder ernsthaft auf eine CO2-freie Gesellschaft setzen wollen, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen“, erklärte Prof. Dr. Reto Knutti

„Um Menschen über die ‚Sichtbarkeit‘ von Windenergieanlagen zu informieren, lohnt es sich, sie in einen Bus zu packen, alle sechs, vier und einen Kilometer anzuhalten, um einen bestehenden Windpark von weitem anzuschauen“, erklärte Bene Müller

„Auch für uns sind die Informationsanlässe ein sehr wichtiges Instrument“, erklärte José Basset von Vento Ludens.

Florence Schmidt erklärt: „Ursprünglich haben wir uns als Einkaufsgemeinschaft zusammengeschlossen, weil es in der kleinen Schweiz, in der aktuell nur zwei Firmen Windenergieanlagen verkaufen, schwierig ist, gute Verträge zu erzielen.“

„Dank dem GREE, dem Groupement romand pour la promotion de l’énergie Eolienne können wir als Projektierer jetzt mit einer Stimme sprechen“, erklärte Etienne Roy

„Am 1. Juni werden wir den Guichet Unique offiziell eröffnen“, erklärte Katharina Meyer, Leiterin des Guichet.

Als Schlussbouquet legte David Bröckelmann die Anliegen und Bedenken der Windbranche vor, ein sprachliches und imitatorisches Feuerwerk sowie eine wahrhafte Herausforderung für die Lachmuskeln.

Windenergietagung: „Weil wir nicht von gestern sind, sorgen wir für frischen Wind!“

(Suisse Eole) „Wir sind ein Verein von jungen Menschen, die nach vorne schauen und etwas bewegen möchten“, erklärte Matthias Jud vom Verein Jugend Pro Windrad anlässlich der Tagung vom 21.03.2018, an dem über Themen wie Bürgerbeteiligungen, der Mensch als Ursache des Klimawandels und die Umsiedlung von Ameisen informiert wurde.


Die „wilden Jungen“ aus dem Appenzell haben als Antwort auf die Opposition gegen den Windpark Oberegg einen Verein gegründet: „Wir sind unabhängig und parteilos und informieren altersgerecht über die Vorteile von Windenergie“, erklärte Matthias Jud, Revisor des Vereins Jugend Pro Windrad, der in der „Dorfbeiz“ am Stammtisch gegründet wurde. „Wir sind sowohl lokal engagiert wie auch verankert.“ Wer älter als 35 Jahre ist, scheidet automatisch aus dem Verein aus. Jud findet es eindrücklich, welche Wertschöpfung die Investition in den Windpark einer Randregion wie dem Appenzellerland bringen kann. Auf die Frage aus dem Publikum, wer denn die Gegner der zwei Windenergieanlagen seien, antwortete er prompt: „Das sind meist graumelierte Herren, die 2030 wohl nicht mehr unter uns sein werden. Wir wollen den Windpark jetzt, nicht erst in 10 oder 20 Jahren!“, äusserte er sich dezidiert. (Siehe auch Meldung von Suisse Eole und www.jugend-pro-windrad.ch )

Kaffeefahrten und Bauinformationstage
„Um Menschen über die ‚Sichtbarkeit‘ von Windenergieanlagen zu informieren, lohnt es sich, sie in einen Bus zu packen, alle sechs, vier und einen Kilometer anzuhalten, und dann einen bestehenden Windpark von weitem anzuschauen“, erklärte Bene Müller, Vorstand und Mitbegründer von Solarcomplex. „Und danach servieren Sie Kaffe und Kuchen, wenn‘s geht unter den bestehenden Anlagen!“ Gemäss dem Windenergieexperten sind solche Kaffeefahren das A und O, um Menschen positiv für Windenergieanlagen zu sensibilisieren. Solarcomplex ist am Windpark Verenafohren mit 10 weiteren Gesellschaften mit je 0.5 Mio. Euro beteiligt. Dieser Windpark konnte ohne grossen Gegenwind umgesetzt werden. Das gründe auch darauf, dass neben den 82 Waldgrundstücksbesitzern, auf deren Land die drei Windenergieanlagen stehen, auch 11 Gesellschaften, davon zwei Genossenschaften, monetär profitieren. Es wird mit einer Verzinsung des Eigenkapitals von 5-6 % gerechnet. „Neben der Untersuchung der Mopsfledermaus und der Umsiedlung einer seltenen Ameisenart haben auch verschiedene Informationsanlässe, wie Baustelleninformationstage, zum guten Ablauf der Planung sowie der Bauarbeiten beigetragen.“ Baden Württemberg, auf dessen Boden der Windpark Verenafohren steht, wird übrigens in 5 Jahren alle AKW und bis in 25 Jahren alle Kohlekraftwerke abgestellt haben. (Siehe Meldung zum Park von Suisse Eole und www.verenafohren.de )

Basisinformation für den Windpark

„Auch für uns sind die Informationsanlässe ein sehr wichtiges Instrument“, erklärte José Basset von Vento Ludens. Das Unternehmen betreut je zwei Windprojekte im Waadtland und im Kanton Solothurn. Am Beispiel des Windparks in der Waadtländer Gemeinde Bavois erklärte der Windexperte, die verschiedenen Informationsaktivitäten, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. José Basset ist überzeugt, dass das Informieren der Gemeindevertreter und der Bevölkerung vor Ort eine sehr grosse Rolle spielt. Um über den Windpark BavoisEole zu informieren, der maximal 5 Anlagen zählen wird, hat Vento Ludens die Anwohner unter anderem zu Besichtigungen der Windparks Peuchapatte und Mont Crosin eingeladen. Zudem wurde ein sogenannter „Apéro-Expo“ durchgeführt, an dem sich die Interessierten an verschiedenen Ständen mit der Windenergie auseinandersetzen konnten. „Jeder konnte sich so seinem Wissenstand entsprechend informieren“, erklärte der Windenergieexperte. Das Projekt ist 2009 gestartet, 2012 schied es aus dem Richtplan des Kantons Waadt aus, wurde aber 2015 wieder darin aufgenommen. Über die Nutzungsplanung wurde auf Gemeindeebene noch nicht abgestimmt. Mit einem Bau der Anlagen könne 2020 gerechnet werden: „Wir haben viel Unterstützung von Windbefürwortern. Es ist jedoch schwierig, das Feuer so lange am Brennen zu erhalten!“ So seien in der Zwischenzeit auch die Gemeinderäte fast alle neu, und es gelte dieselben Basisfragen wieder von neuem zu beantworten. (Siehe www.bavoiseole.ch)

„Wir müssen runter auf null CO2-Emissionen!“

„Die Frage ist, ob wir einfach Pflästerlipolitik betreiben oder ernsthaft auf eine CO2-freie Gesellschaft setzen wollen, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen“, erklärte Prof. Dr. Reto Knutti, ETH Zürich und ehemaliger Hauptautor des Klimaberichts des Weltklimarats (IPCC) bezüglich des Klimawandels und dessen Auswirkungen sowie geeigneter Gegenmassnahmen. Es gelte nicht, einfach weniger CO2 auszustossen: „Denn selbst wenn wir heute auf einen Schlag auf null Emissionen runtergehen, wird sich die CO2-Konzentration nur unwahrscheinlich langsam reduzieren. CO2 ist beinahe so toxisch wie radioaktiver Abfall! Daher müssen wir so schnell wie möglich auf null Emissionen runter, um das 2-Grad-Ziel einhalten zu können.“ Um zu verdeutlichen, wie sehr sich die Welt erwärmt hat, erklärte er: „Würde die Durchschnittstemperatur um 5 Grad sinken, befänden wir uns in einer Eiszeit.“ Der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel sei weltweit wissenschaftlich unbestritten: „Der Mensch hat das System aus dem Gleichgewicht gebracht.“ Auch wenn es schon früher Erwärmungen und Abkühlungen gegeben habe, so liefen die heutigen 10- bis 100-mal schneller ab.

Werkstattgespräch: Vision "Null" from Climate Science Visuals on Vimeo.

„Eis schmilzt bei 0 Grad, ganz gleich ob Sie politisch rechts oder links stehen!“ erklärte Knutti lakonisch. 2100 werde die 800 Meter dicke Eisschicht des Aletschgletschers am Konkordiaplatz geschmolzen sein. Die Gletscherschmelze sei weltweit zu beobachten. Das sei nicht mehr aufzuhalten. „Der Klimawandel kann gemessen am menschlichen Zeitmessung nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ Knutti sorgt sich unter anderem um die Trinkwasserreserven. Das Problem sei, dass die einen an morgen und an andere denken, während die anderen nur an sich denken. „Die Wissenschaft stellt die Diagnose, die Gesellschaft muss nun entscheiden, wie sie mit ihr umgehen will. Schlussendlich sind Wertvorstellungen entscheidend!“

GREE
– von der Einkaufgemeinschaft zur Interessensvertretung
„Dank dem GREE, dem Groupement romand pour la promotion de l’énergie Eolienne, auf Deutsch Vereinigung für die Förderung der Windenergie in der Suisse Romande, können wir als Projektierer jetzt mit einer Stimme sprechen“, erklärte Etienne Roy, der Präsident des GREE. Dies gelte insbesondere gegenüber den Behörden. „Wir haben uns als Gegenstimme zu den Windgegnern zusammengeschlossen.“ Es gelte zum Beispiel, Projekteingaben oder Antworten auf juristische Fragen zu standardisieren. Im GREE haben sich Unternehmen und Energieversorger zusammengeschlossen, die Windprojekte umsetzen wollen. „Auch gegenüber Politikern ist es unser Ziel, sachlich fundiert über die Potenziale der Windenergie zu informieren.“ Die positive Abstimmung zum Windpark Bel Coster im März spiegle die positive Einstellung zur Windenergie (siehe Meldung von Suisse Eole) wider.

Florence Schmidt, Leiterin des GREE, erklärt: „Ursprünglich haben wir uns als Einkaufsgemeinschaft zusammengeschlossen, weil es in der kleinen Schweiz, in der aktuell nur zwei Firmen Windenergieanlagen verkaufen, schwierig ist, gute Verträge zu erzielen.“ Inzwischen sei der GREE aber auch ein Ort des Austauschs, an dem politische oder andere Probleme besprochen und gemeinsame Lösungen entwickelt würden: „Da die Projektentwicklung in der Schweiz so lange dauert, ist auch die moralische Unterstützung ein wichtiger Punkt!“ Der GREE engagiert sich zudem mit einem eigenen Facebook-Auftritt in den sozialen Medien. (Siehe gree-suisse.ch und www.facebook.com/energieeolienne)

Guichet Unique ab 1. Juni
„Am 1. Juni werden wir den Guichet Unique offiziell eröffnen“, erklärte Katharina Meyer, Leiterin des Guichet. „Es sind sehr viele Bundesinteressen zu berücksichtiges, die bei der Planung von Windenergieprojekten auftauchen en, und auch sehr viele Bundesstellen, die Stellung nehmen oder Bewilligungen erteilen.“ Bis zu 15 verschiedene Bundesbehörden sind in ein Windprojekt involviert. Katharina Meyer wird zuständig sein für die Klärung und Systematisierung der bundesinternen Abläufe und die Übersicht über bestehende Projekte und laufende Verfahren. Zudem ist der Guichet Unique Informationsdrehscheibe für alle Akteure. Dies sind neben den Bundes- auch Kantons- und Gemeindebehörden, aber auch alle Windinteressierte und Journalisten.

„Dass es auf Bundesebene noch viel zu tun gibt, zeigt das Windenergie-Handbuch des BAFU“, erklärte eingangs Karl Vogler, Nationalrat und Vizepräsident von Suisse Eole, „es entwickelt sich zu einer Verwaltungsposse, ist es doch seit sieben Jahren bereits in Bearbeitung. Derweil laufen im Ausland die Windmühlen heiss!“

Als Schlussbouquet legte David Bröckelmann, Schauspieler, Kabarettist und Imitator, die Anliegen der Windbranche sowie die der Gegner wichtigen Persönlichkeiten und der Cervelatprominenz – von Pascal Couchepin und Moritz Leuenberger über Hakan Yakin und Matthias Hüppi bis Christoph Mörgeli und Thomas Bucheli in den Mund. Ein sprachliches und imitatorisches Feuerwerk sowie eine wahrhafte Herausforderung für die Lachmuskeln.

Text: Anita Niederhäuser, im Auftrag von Suisse Eole

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