Edy Losa: „2002 wurde das Projekt gestartet. Wir freuen uns sehr, dass dieses Jahr die Bauarbeiten für den Parco eolico San Gottardo endlich beginnen können!“

Frank Rutschmann: „Für die KEV-Nachfolge sind wir in der Phase des Brainstormings.“

Christian Mermet, Gemeindepräsident des Val-de-Travers (rechts), und Yvan Matthey von Pro Natura (links) arbeiteten gemeinsam an der Planung des Windparks La Montagne de Buttes

Cédric Aubert: „Eolab soll nicht nur für den Windpark Mollendruz einen breiten Dialog erlauben, sondern auch für weitere Windparks.“

Michaël Berset: „Mit den Anwohnenden ein Gespräch zu führen ist in der Natur viel einfacher als zum Beispiel in einem Saal, zum Beispiel scheue Menschen trauen sich im Freien schneller eine Frage zu stellen.“

Cédric Aubert: „Eolab soll nicht nur für den Windpark Mollendruz einen breiten Dialog erlauben, sondern auch für weitere Windparks.“

Ruth Brand: „Der Run auf die letzten EEG-Parks 2016 hat dazu geführt, dass der Einbruch letztes Jahr umso ausgeprägter war. Zudem hat sich das politische Klima u. a. mit der AFD deutlich verschlechtert.“

Bernhard Schmocker: „Die Nachrüstung unsere Anlagen in St. Brais mit Kämmen hat sich doppelt gelohnt: Die Anlagen sind deutlich leiser und wir konnten die Produktion steigern.“

Gianni Operto: „Förderliche Rahmenbedingungen, die Kostenwahrheit, effiziente Bewilligungsprozesse, gezielte Investitionsbeihilfen und Lenkungsmassnahmen sind der Schlüssel zum Erfolg."

Windenergietagung: „Wir stehen hinter der Windenergie und halten an unserem Ziel fest!“

(AN) „Wir brauchen die Windenergie für kalte Wintertage!“, erinnerte Frank Rutschmann vom Bundesamt für Energie an der nationalen Windenergietagung. „Wir stehen voll und ganz hinter unserem Ziel von 4.3 Terawattstunden Windstrom für 2050.“ Ein Schritt in diese Richtung ist der Baubeginn des Parco eolico del San Gottardo. (Texte en français >>)


In seiner Grussbotschaft anlässlich der Windenergietagung vom 27. April 2019 in Bern erklärt Frank Rutschmann, Leiter Sektion Erneuerbare Energien im Bundesamt für Energie (BFE), den rund 130 Teilnehmern, dass der Guichet Unique, der die Verfahren im Windenergiebereich bündelt und vereinfacht, seit Juli 2018 in Betrieb ist. Bezüglich des neuen Windatlass, der leicht tiefere Windpotenziale aufweist, erklärt er: „Die Abweichungen sind marginal und können durch die mittlerweile bessere Technik leicht wettgemacht werden.“ Das BFE sehe sich mit der Kritik konfrontiert, dass diese Daten zurückgehalten worden seien, um die Abstimmung über die Energiestrategie 2050 zu gewinnen: „Das ist absoluter Blödsinn“, erklärte Rutschmann, „wir verfügen inzwischen einfach über verlässlichere Daten.“ Das BFE ist zurzeit auch auf der Suche nach einem Nachfolgemodell für die bestehende Einspeisevergütung (KEV): „Hier sind wir noch in der Phase des Brainstromings. Auch Investitionsbeiträge sind in der Diskussion.“ Die Windenergie ist übrigens die einzige Technologie, für die noch keine Lösung für die Förderung ohne KEV besteht. Bezüglich der neuen Energieministerin Simonetta Sommaruga zeigt sich Frank Rutschmann optimistisch: „Geben wir ihr noch etwas Zeit. Ich bin überzeugt, dass sie mindestens so gut sein wird wie Doris Leuthard!“

Baubeginn auf dem Gotthard!
„Die gute Neuigkeit ist, dass wir dieses Jahr mit dem Bau der fünf Windenergieanlagen auf dem Gotthard beginnen“, erklärte Edy Losa, Direktor des Parco eolico San Gottardo SA. „Wir rechnen mit der Inbetriebnahme im Sommer 2020, ob wir dann die Einweihung auch noch in dem Jahr feiern können, wird wohl vom Wetter abhängen!“ Der Windpark, der einst 20 Mio. kWh Strom produzieren soll, liegt nämlich über 2000 m. ü. M. „Der Standort verfügt über gute Windverhältnisse aus zwei Windrichtungen und wenig Turbulenzen.“ Der Betreiber des Windparks, die Parco eolico San Gottardo SA, ist zu 70 % im Besitz des Tessiner Energieversorgers AET , zu 25 % gehört er den Services Industriels de Genève (SIG) und zu 5% der Gemeinde Airolo. 2002 wurde das Projekt gestartet. Das zeigt, wie gross die Ausdauer der Projektierer sein muss. „Die Liste der beteiligten Ämter und Organisationen – angefangen vom UVEK über das BFE, ESTI, Armasuisse und Skyguide bis hin zum Astra und den Umweltverbänden – ist unendlich lang!“, erklärte Edy Losa Vergangenen Herbst hat die die Società Ticinese per l‘Arte e la Natura (Stan), die Tessiner Sektion des Heimatschutzes, nach einem langen juristischen Gefecht darauf verzichtet, eine Einsprache an die nächste gerichtliche Instanz weiterzuziehen. Damit können nun auf dem Gotthard – sobald der Schnee geschmolzen ist – die Bauarbeiten beginnen.

Wenn Gemeinde und Umweltverbände zusammenspannen
2014 befürworteten im Kanton Neuenburg die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, dass fünf Gebiete vom Kanton für die Windenergienutzung ausgeschieden wurden. „Der Windpark Montagne des Buttes mit neunzehn Anlagen ist nun der erste Park, dessen Planung angegangen wurde“, erklärte Christian Mermet, Gemeindepräsident des Val-de-Travers. Die Gemeinde hat sich dafür entschieden, von Anfang an neben den Projektieren auch die Umweltverbände ins Boot zu holen. „Das war einerseits ein Risiko für uns, aber nach einer Anfangsphase entwickelte sich die Zusammenarbeit zu einem deutlichen Mehrwert!“, erzählte Christian Mermet. Denn die Gemeindebehörden seien dazu verpflichtet, die Interessen aller zu vertreten. Mit der Mandatierung von Pro Natura hätten sie so neben den Studien der Projektierer eine zweite Entscheidgrundlage erhalten. „Satt uns starr an die Verfahrensschritte zu halten, konnten damit die Interessen der Natur noch besser in die Projektentwicklung einbinden“, wusste der Gemeindepräsident zu berichten. „Und wir konnten erreichen, dass während des Betriebs der Anlagen ein Monitoring für Vögel durchgeführt wird“, erzählte Yvan Matthey von Pro Natura Neuchâtel. Die Planänderung für die geschützten Gemeindegebiete wurde an der Urne mit 59 % angenommen. „Die Zusammenarbeit hat sich also gelohnt, wir hatten keine Einsprachen!“, freut sich Christian Mermet.

Eolab – Windcommunity
ewz, der Energieversorger der Stadt Zürich, hat mehrere Windprojekte in Planung, deren Entwicklung durch die langen Verfahren und die vielen Einsprachen gefährdet ist. „In einer vertieften Analyse haben wir festgestellt, dass das Thema Landschaft am wichtigsten ist. Die Menschen haben Angst, dass die Windturbinen diese beeinträchtigen könnten“, erklärte Cédric Aubert, Produktionsmanager bei ewz. Gemeinsam mit dem GREE, dem Groupement Romand pour l’Energie Eolienne, wurde nun die App Eolab für den Windpark Mollendruz entwickelt. „Mit diesem Tool wollen wir auch gemeinsam die emotionalen Argumente, die wir bis heute nicht berücksichtigt haben, diskutieren“, führte Cédric Aubert aus. Eolab soll Ende Mai in St. Gallen lanciert werden und sich zu einer Marke vergleichbar mit „Vitaparcous“ entwickeln, einer Community, innerhalb der sich alle an Windparks Beteiligten austauschen können. Philippe Gendret, Leiter der Energieabteilung Yverdon-les-Bains, legte dar, wie es zur Wiederholung der Abstimmung in der Gemeinde La Praz über den Windpark Mollendruz kam und was zum Erfolg geführt hat.

Multistakeholderprozesse
„Der Bau von Windenergieparks ist mit dem Bau von grossen Infrastrukturanlagen zu vergleichen“, erklärte Ursula Dubois von Sociolution, die für solche Projekte Leitfäden für Behörden entwickelt hat. Sociolution leitet das Aktionsforschungsprojekts «Energie und Raum» für die Energiebranche, das seit anfangs 2013 läuft. Die grösste Gefahr sieht Dubois in Personen, die sich während des Bewilligungsprozesses von Windparks nicht beachtet oder ernst genommen fühlen: „Denn diese tendieren dann dazu, die Parks abzulehnen.“ Dem Emotionalen müsse Raum gegeben werden. Es gelte alle Stakeholder thematisch proaktiv einzubinden und das Für und Wider möglichst multilateral zu diskutieren. Sociolution begleitet die Windparks Lindenberg und Choorbach.

Ein Lernpfad in Grandsonnaz
„Über 2000 Personen haben letzten Sommer unseren Lernpfad zum Windpark Grandsonnaz besucht“, freut sich Michaël Berset, Windparkentwickler bei Ennova. „Statt mit den Betroffenen in einem Saal zu diskutieren, können wir so in der Natur die Fragen aller beantworten.“ An 10 Posten mit 10 grossformatigen Informationstafeln informieren die Projektentwickler des Windparks Grandsonnaz über alle Themen der Windenergieproduktion, angefangen vom veränderten Landschaftsbild bis hin zu Geräuschen und dem Einfluss auf die Vogelwelt. Die Tafeln wurden grafisch ansprechend gestaltet. Und an einigen Tagen standen auch Fachleute an den Posten Rede und Antwort. „Das ermöglichte uns, einen offenen Dialog mit der Bevölkerung zu führen.“

Den Eulen abgeschaut
Obwohl die Anlagen die Anforderungen der Lärmschutzverordnung einhielten, reduzierte die ADEV bei starkem Wind nachts die Leistung der beiden Windenergieanlagen in St. Brais bis Juli 2017 freiwillig, was die Produktion um 7 % schmälerte. Denn bei starkem Westwind liegt das Dorf im Windschatten, so dass die Geräusche der Anlagen störend wirken konnten. „Im Sommer 2017 haben wir die Flügel der Anlagen mit Kämmen ausgerüstet, die den Eulen abgeschaut wurden. Diese haben die Geräusche im Dorf deutlich verringert. Nun laufen die Anlagen ohne jegliche Leistungsreduktion“, erklärte Bernhard Schmocker der ADEV Energiegenossenschaft. Die Messungen nach der Umrüstung ergaben eine Geräuschreduktion um 4 Dezibel.

Erleichterungen für Bürgerbeteiligungen führen zu Markteinbruch
„2017 wurde in Deutschland das Instrument Ausschreibung für Windparks eingeführt“, erklärte Ruth Brand-Schock, Leiterin für Politik und Regierungsbeziehungen bei Enercon. Weil der Gesetzgeber die Bürgerbeteiligungen, die eigentlichen Treiber der deutschen Energiewende, nicht benachteiligen wollte, wurden für diese Erleichterungen bei den Anforderungen der Ausschreibungen gesetzlich festgelegt: Danach braucht es nur 10 Kommanditisten, zudem wird eine längere Realisierungsfrist gewährt. „Diese Erleichterungen wurden aber von den grossen Energieversorgern ausgenutzt, um ebenfalls von den besseren Auschreibungsbedingungen zu profitieren, so dass schlussendlich der Markt letztes Jahr um über die Hälfte eingebrochen ist. Auch dieses Jahr ist noch keine wirkliche Besserung in Sicht.“ Die Branche geht aber davon aus, dass sich die Situation nächstes Jahr verbessern wird.

Investitionsfreundliches Umfeld
„Sind wir ehrlich, die Vernehmlassung zum Stromversorgungsgesetz ist kein grosser Wurf, weil da alles Mögliche reingepackt wurde“, findet Gianni Operto, Präsident der AEE Suisse. „Einerseits soll es der Markt richten, andererseits will man Versorgungssicherheit, das ist ein Widerspruch in sich!“ Angesicht der lediglich 37 Windenergieanlagen in der Schweiz bräuchten Investoren schon eine besondere Hartnäckigkeit eines Energieversorgers, um an den rund 400 geplanten Anlagen dranzubleiben. Das Problem sei, dass die Investoren keine Investitionssicherheit hätten. Wer einen Park plane, müsse das Geld für längere Zeit parkieren, das sei aber Gift für Investoren, denn in dieser Zeit könne das Geld nicht arbeiten. Das wiederum würde weiter Investoren abschrecken und führe zu höheren Kosten. „Wir brauchen kurze, klare Prozesse, damit in Windenergie investiert wird, aber auch, um gegen die Klimaerwärmung anzukämpfen!“, forderte Gianni Operto. „Und wir brauchen einen verbindlichen Ausbaupfad und gleichlange Spiesse! Das beste Mittel für die Versorgungssicherheit ist die Produktion im Inland, wenn die Produktion und der Verbrauch so nahe wie möglich beieinander liegen!“ Das sei viel gescheiter, als Jahr für Jahr mehrere Milliarden Franken nach Russland und auf die arabische Halbinsel zu senden.

Präsentationen der Redner >>

®Text und Bild: Anita Niederhäusern, im Auftrag von Suisse Eole

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