„Meine Kinder werden selbst entscheiden können, ob sie die Anlagen ersetzten oder ersatzlos rückbauen. Sie werden aber nicht in einer Volksabstimmung abstimmen können, den Atommüll zu vernichten oder den Klimawandel rückgängig zu machen.“

Appenzeller Jugend: Fordert öffentliche Debatte über Windprojekt Honegg

(Suisse Eole) „Wir sind ein Verein von jungen Menschen, die nach vorne schauen und etwas bewegen möchten“, erklärte Matthias Jud vom Verein Jugend Pro Windrad anlässlich der Tagung von Suisse Eole im März 2018. Nun bitte Fabian Ulmann, Präsident Jugend Pro Windrad, im Namen der 80 Mitglieder in einem offenen Brief die Standeskommission von Appenzell Innerrhoden, diese Frage des Windprojekt auf der Honegg nicht eigenhändig zu beantworten, sondern eine faire öffentliche Debatte dazu einzuleiten. (Texte en français >>)


Offener Brief 
an die Standeskommission von Appenzell Innerrhoden

Hochgeachteter Herr Landammann, Geschätzte Mitglieder der Standeskommission,

Als ich im Jahr 2015 erstmals vom Projekt für zwei Windräder auf der Honegg hörte, war ich sofort begeistert. Ich sehe das Projekt als eine riesige Chance, denn für mich ist es nicht nur ein wichtiger Baustein einer regionalen erneuerbaren Energieversorgung, eine einmalige Gelegenheit für die lokale Wirtschaft, eine nachhaltige Investitionsmöglichkeit für die hiesige Bevölkerung und ein attraktives Touristenmagnet. Das Projekt hat mich vor allem deshalb begeistert, weil es uns erlaubt, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Für mich war immer klar, dass ich zur Energiewende mehr beisteuern möchte als an der Urne ein Ja zur Energiestrategie 2050 einzulegen.

Bei der Verfolgung der öffentlichen Debatte hatte ich dann aber zunehmend das Gefühl, dass meine Meinung viel zu selten zur Sprache kam. Als ich im Gespräch mit Gleichaltrigen merkte, dass ich dabei nicht allein bin, haben wir zusammen den Verein Jugend Pro Windrad gegründet. Heute zählen wir rund 80 Mitglieder. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: wir möchten Teil der Lösung für die globalen Probleme unserer Generation sein. Das bedeutet nicht, dass wir nicht stolz sind auf das Appenzellerland, seine Traditionen und seine ganz besondere Landschaft, im Gegenteil. Wir möchten diese einzigartige Landschaft auch noch unseren Kindern so erhalten. Meine Kinder werden selbst entscheiden können, ob sie die von uns gebauten Windturbinen durch Neue ersetzten oder ersatzlos rückbauen. Sie werden aber nicht in einer Volksabstimmung darüber abstimmen können, den von uns verursachten Atommüll zu vernichten oder den Klimawandel rückgängig zu machen.

Wir sind uns bewusst, dass diese Meinung nicht von all unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern geteilt wird. Dieser Entscheid ist ein sehr persönlicher und kann mit keiner Studie beantwortet werden. Umso wichtiger ist eine faire politische Debatte dazu. Ein Einwendungsverfahren kann unserer Meinung nach aber nicht als politische Debatte und schon gar nicht als öffentliches Meinungsbild interpretiert werden.

Wir fordern die Standeskommission daher dazu auf, diese Frage nicht eigenhändig zu beantworten, sondern eine faire öffentliche Debatte dazu einzuleiten. Wir würden es sehr begrüssen, einer Debatte im Grossen Rat folgen und an der Landesgemeinde über die Anpassung des Richtplans abstimmen zu dürfen.

Fabian Ulmann, Präsident Jugend Pro Windrad

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1 Kommentare

Max Blatter

Weiter so! Mir ist übrigens gerade bewusst geworden, was mir an der Windenergie speziell gefällt: dass man Windturbinen NICHT verstecken kann! Ich habe gerade einen kritischen Kommentar zum Fotovoltaik-Tower in Basel geschrieben, bei dem die Architekten die Struktur der PV-Module bewusst kaschiert haben: so ein Unsinn! PV-Module wie auch Windturbinen sind an sich schön, sie müssen nur auf ästhetische ansprechende Weise in die Umgebung integriert werden. Integriert, nicht kaschiert!

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