Dank deutlich höherer installierter Windenergieleistung als in der Schweiz und überdurchschnittlichem Windaufkommen betrug der Windstromanteil in Österreich im Februar 22%. Bild: © Marvin-Schnell

Österreich: Neuer Rekord mit 22 % Windstrom im Februar

(ee-news.ch) Noch nie wurde in Österreich so viel Windstrom in einem Monat erzeugt wie im vergangenen Februar. Nach den Zahlen der Transparency Plattform des Verbandes der europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) wurden in Summe im Februar 2020 1.2 Mrd. kWh österreichischer Windstrom ins öffentliche Stromnetz geliefert. Das sind 22 % des österreichischen Stromverbrauchs. In der Schweiz sind aufgrund der installierten Leistung auch bei besten Windverhältnissen nicht mehr als 0.2 % Windstrom im Netz möglich.


2018 hatte die Wasserkraft in Österreich einen Anteil von rund 60 % an den Stromerzeugungsarten. In diesem Bereich können unsere östlichen Nachbarn also durchaus mit der Schweiz verglichen werden: Bei uns liefert die Wasserkraft je nach Wasserangebot bis zu 60 % des Stroms. Allerdings gibt es bei uns im Netz auch einheimischen Atomstrom.

Bau von AK schon 1978 verboten
Nicht so in Österreich. Zwar wurde in den 1970er Jahren ein AKW gebaut, es ging aber nie ans Netz. Eine am 5. November 1978 abgehaltene Volksabstimmung verhinderte mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50.47 % die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten AKW Zwentendorf. Damit wurden auch die Ziele von insgesamt 3.3 GW AKW-Leistung begraben. Bereits seit dem 5. Dezember 1978 schliesst das Atomsperrgesetz die Nutzung der Kernenergie in Österreich aus. Ein solches Verbot steht erst seit 2018 im Schweizer Energiegesetz. Und im Gegensatz zur Schweiz hat Österreich deutlich ehrgeizigere Ziele, was den Ausbau der erneuerbaren Energien betrifft: Bis 2030 sollen 100 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen. In der Schweiz wird das erst für 2050 angestrebt.

Über 25 % Windstrom bis 2030
Der Anteil der Windkraft soll in Österreich 2030 gut 25 % betragen. Im vergangenen Jahr waren es bereits 13 %. Aufgrund der weiterhin extrem guten Windverhältnisse häufen sich jedoch die Windstromrekorde, was den Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung schneller als geplant nach oben treiben könnte. Dies gilt insbesondere für die Länder, in denen die Windenergie in den letzten Jahren ausgebaut wurde. In Österreich sind zurzeit 1340 Windenergieanlagen mit einer Leistung von total 3159 MW in Betrieb. Damit kann in Österreich der Einsatz von Strom aus Atomkraft, Kohle und anderen fossilen Energieträgern zurückgedrängt werden, der grösstenteils importiert wird.

36-mal weniger Windleistung
In der Schweiz beträgt die installierte Windleistung zurzeit 75 MW, verteilt auf 37 grössere Anlagen. Der Bund will den Anteil der Windenergie bis 2050 auf 7 % erhöhen. AET baut zurzeit gemeinsam mit SIG, den Industriellen Werken von Genf, fünf Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 11.75 MW auf dem Gotthard. Auch nach Inbetriebnahme dieses Windparks übersteigt die Windenergieleistung der Österreicherinnen und Österreicher die der Schweiz immer noch um das 36-Fache. Dabei ist das Land nur rund doppelt so gross wie die Schweiz und zählt ebenfalls rund 8 Millionen Menschen. Gemeinsam mit Slowenien und der Slowakei gehört die Schweiz bei der Windenergie zu den drei Schlusslichtern in Europa, sie weisen einen Windstromanteil von unter 1 % auf. Daran wird auch der Windpark auf dem Gotthard leider noch nichts ändern.

Text: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin und Herausgeberin ee-news.ch

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