Der Windkraftausbau in der EU hinkt weiterhin hinter den Ausbauzahlen zum Erreichen der EU-Ziele hinterher. Der Windkraftausbau an Land erreichte 2019 lediglich den Ausbauwert aus dem Jahr 2012. „Europa installiert einfach nicht genug Windparks um die EU-Ziele zu erreichen. Klimaneutralität und der New Green Deal benötigt jährlich einen doppelt so hohen Windkraftausbau wie heuer“, betont Giles Dickson, Geschäftsführer des europäischen Windverbandes Wind Europe, der die Zahlen 2019 erhoben hat.
89% steht an Land
2019 wurde in der EU eine Windkraftleistung von 13‘200 MW neu errichtet, 11‘700 MW davon an Land. Damit konnte gerade einmal die Höhe des Windkraftausbaus an Land aus dem Jahr 2012 erreicht werden. Die gesamte Windkraftleistung des Bestandes in der EU beträgt damit 192‘231 MW. 89% dieser Windkraftleistung stehen an Land. Alle Windenergieanlagen der EU konnten im letzten Jahr bereits 15% zum Stromverbrauch beitragen. In einzelnen EU-Staaten ist der Windstromanteil bereits deutlich höher. So sind es in Dänemark 48%, in Irland 33%, in Portugal 27% und in Grossbritannien 22%.
13% in Österreich
Durch das erhöhte Windaufkommen im Jahr 2019 konnte die Windkraft im Wasserstromland Österreich rund 13% zur Stromversorgung beitragen. Das Land, das heute schon eine höhere Windstromanteil hat, als die Schweiz sich für 2050 zum Ziel gesetzt hat, ist rund zweimal so gross wie die Schweiz. Und die Windenergieziele der Österreicherinnen und Österreicher ist deutlich ehrgeizigere als die der Schweiz: So sollen 2030 über 25% des Stroms aus der Windkraft stammen.
Land |
Anteil Windstrom am Stromverbrauch |
EU-28 |
15% |
Dänemark |
48% |
Irland |
33% |
Portugal |
27% |
Deutschland |
26% |
Grossbritanien |
22% |
Spanien |
21% |
Schweden |
15% |
Österreich |
13% |
Litauen |
12% |
Griechenland |
12% |
Niederlande |
12% |
Rumänien |
11% |
Belgien |
10% |
Estland |
9% |
Polen |
9% |
Kroatien |
8% |
Türkei |
7% |
Italien |
7% |
Frankreich |
7% |
Finnland |
7% |
Zypern |
6% |
Norwegen |
4% |
Bulgarien |
3% |
Lettland |
2% |
Ungarn |
2% |
Tschechnien |
1% |
Slowenien |
0% |
Slowakei |
0% |
Schweiz |
0% |
Quelle: Erhebung 2019 von WindEurope
Zubau auf wenige Länger konzentriert
Drei Viertel des Windkraftausbaus in der EU wurde aber lediglich in fünf Ländern durchgeführt. Damit setzt sich der Trend aus den letzten Jahren fort, dass der Windkraftausbau in Europa sich auf wenige Länder konzentriert. Am meisten Windenergieanlagen wurden in Grossbritannien errichtet, gefolgt von Spanien, Deutschland, Schweden und Frankreich.
Unsichere Zukunft
Betrachtet man diese fünf Länder genau, so zeigt sich, dass die Zukunft des Windkraftausbaus gerade auch in diesen Ländern sehr unsicher ist. Die Windenergieanlagen an Land, die in Grossbritannien errichtet wurden hatten ihre Förderzusage 2015 bekommen. Derzeit gibt es für neue Windkraftprojekte an Land praktisch keine Fördermöglichkeit. Die in Spanien errichteten Windenergieanlagen haben ihre Förderzusage 2016 und 2017 bekommen. Die Hälfte von diesen ist bereits errichtet. Wie es danach mit dem Windkraftausbau weiter geht, ist fraglich. In Schweden ist der Windkraftausbau ebenfalls nur bis 2021 gesichert. Danach läuft das Fördersystem aus. Eine Fortführung ist derzeit nicht angedacht.
In Deutschland ist der Ausbau von 2017 auf 2019 um 80% eingebrochen. Derzeit ist ein Wiederanspringen der Windbranche dort nicht in Sicht. „Dabei müsste der Windkraftausbau nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa massiv gesteigert werden“, erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IW Windkraft in Österreich und fordert abschliessend: „Die Politik in Österreich und auf EU-Ebene muss die nötigen Rahmenbedingungen für einen dringend erforderlichen, ambitionierten Windkraftausbau sicherstellen.“
0.2% in der Schweiz…
In der Schweiz, wo dieses Jahr auf dem Gotthard, wenn das Wetter mitspielt, 5 neue Windenergieanlagen zugebaut werden, betrug der Windenergieanteil 2019 rund 0.2%. Wir können folglich nur von Windstromanteilen wie in Österreich träumen. Die total installierte Leistung wird danach immer noch unter 100 MW sein, verglichen mit 3159 MW in Österreich. Und das Fördermodell KEV läuft auch hierzulande Ende 2021 aus. Über ein mögliches Nachfolgemodell wird zwar diskutiert, aber Entscheide sind noch nicht gefallen.
Bericht „Wind energy in Europe in 2019 - Trends and statistics“ >>
Text: ee-news.ch, Quelle: IG Windkraft und Wind Europe
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