Beschluss des Freiburger Grossen Rates im November 1959: Zur Erzeugung von elektrischer Energie und um Unabhängigkeit zu erlangen werden eine Staumauer und ein Wasserkraftwerk errichtet. Bild: Groupe E

Michelle Peyer (Laupen BE), angehende Architektin sowie begnadete Nachwuchsschriftstellerin: «Den Schiffenen-Stausee wollte ich zum Thema meiner Maturaarbeit machen», so die 19-Jährige. Bild zVg

Vor allem ein Werk war der Maturandin bei ihrer Recherche eine grosse Hilfe: «Schiffenensee – Das versunkene Saanetal», herausgegeben vom Verein O.S.K.A.R. (Schmitten FR), der Sport und Kultur in der Region fördert.

Schiffenensee: Literarische Erzählung zum Bau von Staumauer und Wasserkraftwerk

(TR) Die fiktive Geschichte «Unter dem Schiffenensee» der Nachwuchsautorin Michelle Peyer aus dem bernischen Laupen spielt in jener Zeit als in der realen Welt eine imposante Bogenstaumauer und ein Wasserkraftwerk gebaut wurden – der Bau des Dammes bei Schiffenen im Kanton Freiburg 1959 war ehrgeizig und wurde längst nicht von allen Zeitgenossen gutgeheissen...


Der Beschluss des Freiburger Grossen Rates im November 1959 lautete: Zur Erzeugung von elektrischer Energie werden eine Staumauer und das Wasserkraftwerk Schiffenen errichtet, um bezüglich Stromversorgung unabhängig zu werden. Gerade mal vier Jahre blieben den Bewohnern, dann wurde das 13.5 km lange Tal mit 65 Millionen Kubikmetern Wasser geflutet. Immerhin bedeute dies den Verlust von 400 Hektaren ehedem bewohntem und bewirtschaftetem Land; Bauernhäuser wurden abgerissen, der Kurort Bad Bonn sowie ein Kieswerk am nördlichen Ende des Tals verschwanden.

1964: Einweihung von Staudamm und Wasserkraftwerk
Mitunter führte der Beschluss des Freiburger Grossen Rates zu heftigen Reaktionen und Streitigkeiten. Doch allem Widerstand zum Trotz konnte 1964 der Schiffenen-Staudamm mit einer Länge von 417 Metern Länge sowie das Wasserkraftwerk am Fuss der Mauer eingeweiht werden. Betrieben wird die Anlage heute vom Schweizer Energieversorgungsunternehmen Groupe E (ursprünglich Freiburgische Elektrizitätswerke FEW) mit Sitz in Granges-Paccot FR. Dieser Stromlieferant setzt auf erneuerbare Energie aus Quellen wie thermisches Kraftwerk, Windpark und kleinere Solarkraftwerke. Doch hauptsächlich bezieht Groupe E die Elektrizität aus Wasserkraft, so auch aus dem Schiffenensee, der an die Bezirke See, Sense und Saane grenzt. 

Eine Erzählung zur damaligen Wirklichkeit
Michelle Peyer, die Autorin des Werks «Unter dem Schiffenensee», hat es zweifellos verstanden, die damalige Wirklichkeit geschickt mit der ihrer Fantasie entsprungenen Geschichte zu verweben – kein historischer Text also, sondern vielmehr eine literarische Erzählung. Hier eine kurze Leseprobe: «An diesem Abend lag ich lange wach. Die Wassermassen waren gekommen. Kälte drückte mir auf die Brust, hinderte mich am Atmen und umfing mich gleichzeitig mit Schwerelosigkeit. Das Wasser lenkte mich fort vom Tal, nur um dann wieder kehrtzumachen. Ich wusste, dass ich nur in einer der beiden Welten leben konnte. An diesem Tag hatte ich meine Entscheidung gefällt.» Die Folgen haben die fiktive Bauerntochter Maria, von allen nur Meieli genannt, nur wenig danach ereilt.

Aufsätze mochte die 2001 in Biel geborene und sodann in Laupen BE aufgewachsene Autorin Michelle Peyer seit ihren ersten Schultagen. Später zog sie für kurze Zeit  sogar den Beruf als Schriftstellerin in Erwägung. Mittlerweile hat sie an der ETH Zürich ein Architekturstudium in Angriff genommen. Doch das literarische Schreiben wird sie bestimmt nicht aufgeben.

«Dabei setzte ich mir jedoch Grenzen»
Der Reiz beim Verfassen ihres literarischen Erstlingswerks war, sich in eine andere Zeit zu versetzen und dort eigenen Figuren zu erschaffen. «Dabei setzte ich mir jedoch Grenzen, nämlich die des historischen Hintergrunds. Nicht nur die tatsächlichen Ereignisse, sondern auch das Gespür für jene Zeit wollte ich durch Sprache und Verhalten der Figuren  vermitteln», so Michelle Peyer. Vor allem ein Werk war der Maturandin bei ihrer Recherche eine grosse Hilfe: «Schiffenensee – Das versunkene Saanetal», herausgegeben vom Verein O.S.K.A.R. (Schmitten FR), der Sport und Kultur in der Region fördert. Ein Projektteam des Vereins kam zum Schluss, auch Michelle Peyers Maturaarbeit als Buch herauszugegeben. Stark gemacht dafür haben sich namentlich das Vorstandsmitglied Christoph Wüthrich sowie Hubert Dietrich, Vereinsgründer und ehemaliger Präsident.

Im Buchhandel oder direkt bei O.S.K.A.R.
«Unter dem Schiffenensee», Autorin Michelle Peyer, Herausgeber Verein O.S.K.A.R., Schmitten, ISBN 978-3-9522688-7-2, Gestaltung bzw. Druck: Grafikreich GmbH, Laupen, bzw. Sensia AG, Düdingen, Startauflage 700 Exemplare, 74 Seiten, Preis 19 Franken, erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verein: www.verein-oskar.ch

Technische Daten der Wasserkraftanlage Schiffenen

Bruttogefälle

34 - 48 m

2 Kaplan Turbinen

2 x 35'475 kW (90 m3/ s - 214 U/Min.)

2 Generatoren

2 x 42'000 kVA (90 m3/ s - 214 U/Min.)

2 Generatoren

2 x 42'000 kVA (10kV)

1 Francis-Turbine

2311 kW (6 m3/ s - 500 U/Min.)

1 Generator

2800 kVA (3.0 kV)

Gesamtleistung

86'800 kVA

Jahresproduktion

133 Mio. kWh

Text: Toni Rütti, ehemaliger Redaktor ee-news.ch, Quelle: Könizer Zeitung/Der Sensetaler

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