Mit nur 6 haben die SWG dem Land- und Naturschutz schon Rechnung getragen, denn gemäss dem Richtplan hätte 12 Windenergieanlagen gebaut werden können. Bild: D. Knuchel

Suisse Eole: Teilerfolg vor Bundesgericht für Windpark Grenchenberg – aber erneuerbarer Strom für zwei grosse Dörfer gestrichen

(PM) Das Bundesgericht hat vier der sechs Windenergieanlagen, die auf dem Grenchenberg geplant sind, gutgeheissen. Zwei wurden aufgrund des Rekurses von Bird Life gestrichen. Deren Stromproduktion entspricht ungefähr dem Stromverbrauch von zwei Dörfern mit je rund 5000 Einwohnenden. Doch mit nur sechs Anlagen haben die Stadtwerke Grenchen SWG dem Land- und Naturschutz schon Rechnung getragen, denn der Richtplan hätte aufgrund der räumlichen Verhältnisse und der Windbedingungen Platz für 12 grosse Windenergieanlagen geboten. (Article en français >>)


Mit jeder nicht gebauten Windenergieanlage rücken die ambitionierten Klimaschutzziele des Bundes etwas weiter in die Ferne. Isabelle Chevalley, Präsidentin von Suisse Eole: „Das Bundesgericht trägt dem Umstand, dass Schweizer Windstrom systemrelevant für unsere CO2-freie Winterstromversorgung ist, zu wenig Rechnung. Besonders befremdlich ist, dass bei der Beschwerde primär die Massnahmen zum Vogelschutz bemängelt wurden. Der grösste Feind der Vögel ist und bleibt der Klimawandel, zwei Drittel der Arten sind davon bedroht. Elektrizität aus erneuerbaren Energien – inkl. Windenergie – ist aber unerlässlich, für den Klimaschutz.“ Suisse Eole wird das Urteil lesen und versuchen, die Entscheidfindung des Bundesgerichts nachzuvollziehen.

70% fossile Energien
„Die Streichung der beiden Anlagen ist sowohl für die Windenergienutzung wie auch für den Klimaschutz und somit die Vogelwelt und die Biodiversität nachteilig. Denn Windenergie gehört zu einer CO2-freien Energieversorgung, die für den Schutz der Biodiversität von zentraler Bedeutung ist: 70% unseres Energieverbrauchs stammt immer noch aus fossilen Energien. Wärmepumpen und Elektroautos sind bis zu einem Faktor 3 bis 4 effizienter als fossil betriebene Heizungen und Autos“, erklärt Lionel Perret, Geschäftsführer von Suisse Eole. Sobald das schriftliche Urteil vorliegt, wird auch SWG dieses zusammen mit den zuständigen Behörden der Stadt Grenchen und des Kantons Solothurn analysieren und über das weitere Vorgehen entscheiden.

Bund, Kanton und Gemeinde haben zugestimmt
Die Planung für den Windpark Grenchenberg wurde bereits 2007 aufgrund der ausgezeichneten Windverhältnisse eingeleitet. Sowohl die Gemeinde Grenchen, der Kanton Solothurn wie auch der Bund hatten dem Projekt mit sechs Windenergieanlagen zugestimmt. Bereits 2013 wurde die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen. Neben dem Windaufkommen stellt auch die bestehende Infrastruktur eine gute Ausgangslage für die notwendige Erschliessung und die Anbindung eines Windparks an das Stromnetz dar. Würden alle sechs Anlagen gebaut, könnte die SWG künftig rund 25% seines Strombedarfs mit Windstrom decken.

Windstrom so umweltfreundlich wie Wasserkraft
Mit Slowenien und der Slowakei bildet die Schweiz das Schlusslicht in Sachen Windenergie in Europa. Lionel Perret erinnert: „Und dies obwohl die Technologie sich heute bezüglich Kosten und Umweltverträglichkeit mit der Wasserkraft messen kann! Zudem ist sie der ideale Partner von Wasserkraft und Solarenergie, denn sie produziert zwei Drittel ihres Stroms im Winter, dann wenn der Bedarf am höchsten ist, die Solarenergie, aber auch die Wasserkraft weniger Strom liefern.“

Text: Suisse Eole

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2 Kommentare

Kurt Spörri

Die Einsprecher sollen mir mal erklären, wie wir bei Erneuerbaren Energie auf einen "grünen Zweig" kommen! Einsprachen bis zum geht nicht mehr!

Max Blatter

Langsam aber sicher entwickelt sich Bird Life zur "Poupée qui fait non"! (Wobei mir dieses Oldie-Chanson von Michel Polnareff weit besser gefällt als das Verhalten der übereifrigen Vogelschutz-Organisation.)

Artenschutz (übrigens nicht nur bezüglich der Vögel, sondern auch wegen der Fledermäuse) IST ein ernstzunehmendes Problem im Zusammenhang mit Windturbinen. Es ist aber im konstruktiven Gespräch auch lösbar.

In Deutschland scheint mir das weit besser zu funktionieren als bei uns: Dort gibt es ein gemeinsames Papier der Umwelt- und Artenschutz-Orgnaisationen, in dem die Probleme offen und konsequent angesprochen werden – aber erst nachdem in einer Art Präambel die Notwendigkeit eines massiven Ausbaus der Windenergie genau so klar anerkannt wird!

Die gleiche offene Gesprächskultur ist mir z.B. auch im direkten E-Mail-Kontakt mit der engagierten deutschen Artenschützerin Hannah Emde begegnet.

Auch in der Schweiz gibt es diese Dialog-Kultur ... bei der Wasserkraft, aber bei der Windenergie vermisse ich sie schmerzlich! Die betreffenden Organisationen sollten sich mal ernsthaft die Frage stellen, ob sie lieber eine Zukunft mit galoppierendem Klimawandel und/oder mit weiteren "Tschernobyls" und "Fukushimas" wollen.

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