100 GW installierter PV-Leistung bereits Mitte der 20er Jahre sowie bis 2030 auf mindestens 45 GW Solarthermie fordert BSW Solar. Diese Freiflächen-Solarwärmeanlage in Ludwigsburg ist derzeit die grösste ihrer Art in Deutschland. Bild: GREENoneTEC

Deutschland: Solar- und Speicherturbo statt Atom- und Kohlekraft-Laufzeitverlängerung

(BSW Solar) Die deutsche Solarwirtschaft hat in einem offenen Brief an die Parteispitzen und Mitglieder des Deutschen Bundestages appelliert, in ihrer letzten Sitzungswoche vor der Bundestagswahl eine deutliche Beschleunigung des Solartechnik-Ausbaus zu beschliessen.


„Es reicht nicht, nur die Klimaziele zu verschärfen. Längst kommt es auf konkrete und angemessene Massnahmen zu ihrer Umsetzung an. Wer diese weiter verzögert, entwertet den Atom- und Kohleausstieg und beschneidet Deutschlands Zukunftsperspektiven,“ erklärte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW).

Solar- und Erneuerbarer-Ausbau beschleunigen
Der BSW fordert, die letzte Sitzungswoche vor der parlamentarischen Sommerpause zu nutzen, das Ausbautempo der Solartechnik und anderer erneuerbarer Energien deutlich zu beschleunigen und deren Marktbarrieren abzubauen. Dies könne schnell und unkompliziert im Rahmen des bestehenden Änderungsantrags zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) umgesetzt werden, welches in dieser Woche neben dem Klimaschutzgesetz noch im Bundestag verhandelt wird.

„Bleibt diese Chance jetzt erneut ungenutzt, so verlieren wir wertvolle Zeit im Kampf gegen den Klimawandel und im harten Wettbewerb um die wichtigsten Zukunftstechnologien,“ so Körnig.

Nicht zuletzt der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz habe jüngst eindrücklich aufgezeigt, dass bereits heute deutlich stärkere Anstrengungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens unternommen werden müssen.

Fossile Kraftwerkskapazitäten rechtzeitig ersetzen
Körnig: „Schalten Sie noch nicht in den Wahlkampfmodus, handeln Sie jetzt! Wer keine Laufzeitverlängerung will, muss jetzt den ‚Solar- und Speicherturbo‘ einlegen, um fossile Kraftwerkskapazitäten rechtzeitig zu ersetzen. Wenn wir die Solarisierung unserer Energieversorgung jetzt nicht mindestens um den Faktor drei bis vier beschleunigen, riskieren wir zumindest eine längere Abhängigkeit von importiertem Kohle- und Atomstrom.

100 Gigawatt Mitte 2020
Wissenschaftler und Marktforscher wiesen darauf hin, dass die von der Bundesregierung angestrebte Marke von 100 Gigawatt installierter Photovoltaik-Leistung bereits Mitte der 20er Jahre und nicht erst 2030 erreicht werden müsse. Bis 2030 werde eine installierte PV-Kapazität von mindestens 200 Gigawatt benötigt. Hierzu solle der PV-Ausbaupfad umgehend auf durchschnittlich 15 GW pro Jahr erhöht werden. Im vergangenen Jahr wurden nach Daten der Bundesnetzagentur knapp 5 Gigawatt an neuer Solarstromkapazität in Deutschland installiert.

45 Gigawatt Solarwärme bis 2030
Die Novelle des Klimaschutzgesetzes sehe auch einen ambitionierteren CO2-Reduktionspfad im Wärmesektor vor. Doch auch bei der Solarthermie sei in Deutschland erst ein Bruchteil ihres Klimaschutzpotenzials gehoben worden. Hier müsse nach BSW-Einschätzung die bislang installierte Leistung bis 2030 auf mindestens 45 Gigawatt verdreifacht werden.

Abschaffung der Belastung der solaren Selbst- und Direktversorgung
Neben dem überfälligen Heraufsetzen der EEG-Zielkorridore und einer Anhebung des nationalen CO2-Preises seien faire Investitionsbedingungen sowie ein konsequenter Abbau von Investitionsbarrieren für Prosumer sowie die Solar- und Speichertechnik erforderlich. Dazu gehöre die sofortige Abschaffung der Belastung der solaren Selbst- und Direktversorgung mit der EEG-Umlage sowie eine praxisgerechte und effektive Abschaffung der Doppelbelastung von Stromspeichern mit Abgaben und Umlagen. Zudem müsse die „Ergrauung“ von zwischengespeichertem Grünstrom endlich abgestellt werden, fordert der Branchenverband.

Offenen Brief >>

Text: BSW Solar

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1 Kommentare

Max Blatter

Wobei ich persönlich im Zweifel lieber die Atomkraftwerke etwas länger laufen ließe als die Kohlekraftwerke. Leider machte man in Deutschland den Fehler, sich nach Fukushima allzu einseitig und allzu hektisch auf den Atomausstieg zu fokussieren, und den m.E. weitaus dringlicheren Kohleausstieg zu vernachlässigen.

Aber klar: Im Laufe dieses Jahrunderts muss (nicht nur in Deutschland) beides den erneuerbaren Energien Platz machen. So, dass im Jahr 2050 Klimaneutralität erreicht ist: Das ist ein guter Fahrplan. Aber dann muss es weitergehen: Bis 2100 auch keine "CO2-kompensierten" Kohlekraftwerke mehr!

Die "Erneuerbaren" besitzen das nötige Potenzial dazu. In Deutschland, in der Schweiz, europaweit, weltweit.

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