Walter Sachs, Präsident VESE: «Ein Must – das neue ‹Handbuch PV Selbstbau – Unterlagen zum organisierten Selbstbau von Photovoltaikanlagen›.» ©Bild: T. Rütti

Diego Fischer, VESE-Projektleiter Projektleiter Selbstbau: «PV-Selbstbau in der Schweiz: Was warten wir noch?» ©Bild: T. Rütti

Marlis Toneatti, Präsidentin Energiewendegenossenschaft (EWG), die zusammen mit Diego Fischer, Syril Eberhart und Simon Pannatier das «Handbuch PV Selbstbau» verfasst hat. ©Bild: T. Rütti

Niels Mahler, Geschäftsführer der Energiewendegenossenschaft: Die EWG setzt sich dafür ein, dass jeder Hausbesitzer eine Solaranlage realisieren kann. ©Bild: T. Rütti

Christian Moll, Leiter Photovoltaik Swissolar: «Swissolar-Solarprofi-Label auch für Selbstbaugruppen.»

Beat Kohler, Redaktor der Zeitschrift Erneuerbare Energien – SSES, fungierte in Olten als Moderator der Abschlussrunde und Diskussion. ©Bild: T. Rütti

Aktuelle Fragen und Möglichkeiten der zukünftigen schweizweiten Zusammenarbeit im Selbstbau: Damit setzten sich Branchenspezialisten auseinander. ©Bild: T. Rütti

Solarpionier Josef Jenni (Jenni Energietechnik Oberburg) im Gespräch mit Branchenkollegen und Insidern der Solarszene Schweiz. ©Bild: T. Rütti

Wissbegierig und voll konzentriert: Das rund 100-köpfige Publikum, das sich auch mit Ideen, Vorschlägen und vor allem Fragen einbringen konnte. ©Bild: T. Rütti

Von Kopf bis Fuss auf die Nutzung von Sonnenenergie eingestellt, wie die Umhängetasche links im Bild zeigt. ©Bild: T. Rütti

Photovoltaik-Selbstbau-Community: Nicht länger Spielball von Politik und Energiemärkten sein

(©TR) «Erster Erfahrungsaustausch- und Weiterbildungstag der Photovoltaik-Selbstbau-Community»: Wenn das nicht ein Titel ist, der für einen fast bis auf den Platz gefüllten Saal sorgen kann. Jedenfalls folgten am 18.11.2017 an die 100 Teilnehmende der Einladung des Verbands unabhängiger Energieerzeuger (VESE) zur Premiere.


Keine Frage: Selbstbau liegt im Trend. Ehedem tendierte alles in Richtung höhere Spezialisierung und Professionalisierung. Demgegenüber gewinnen jetzt flexiblere Berufs-, Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle wieder zunehmend an Bedeutung. Brach liegende Ressourcen werden wieder gerne vermehrt genutzt – zum Beispiel die für den Photovoltaik-Selbstbau verfügbare Zeit. Dieser Wandel lässt sogar neue Wertschöpfungsketten entstehen. Die Arbeit in einem berufsfremden Gebiet wird als Horizonterweiterung und Erwerb von neuer Kompetenz anerkannt und bewundert. Und das Mitwirken in einer nicht kommerziell orientierten gemeinschaftlichen Organisation wird als Bereicherung gegenüber dem allseits noch vorherrschenden Businessdenken angesehen.

Mehr Hausbesitzer können auch Besitzer einer Photovoltaik-Anlage werden
Das übergeordnete Ziel des Photovoltaikanlagen-Selbstbaus ist und bleibt die Energiewende. Der Photovoltaik mit ihrer hohen Akzeptanz, verblüffenden Einfachheit und Machbarkeit auf jedem noch so kleinen Dach kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Interessant an der Photovoltaik ist zusätzlich, dass jeder einzelne Bürger mit einer Photovoltaikanlage nun selbst zum Energieproduzenten wird. Er ist somit nicht länger Spielball von Politik und Energiemarkt, sondern: Er wird selbst zum mündigen Akteur. Der Selbstbau trägt Wesentliches dazu bei, dass noch mehr Hausbesitzer auch Besitzer einer eigenen PV-Anlage werden können. Durch die selber geleistete Arbeit und das Zusammenarbeiten mit anderen Selbstbauern wächst gleichzeitig das Vertrauen, dass die Energiewende effektiv möglich ist und sich Gleichgesinnte ebenfalls dafür einsetzen. Eine gemeinschaftlich organisierte Selbstbaugruppe lässt ungeahnte Synergien entstehen.

Sich das Know-how der Selbstbauorganisation VESE
zunutze machen
Wie wird in der gemeinschaftlichen Selbstbaupraxis vorgegangen? Ein Planer entwirft die Photovoltaikanlage zusammen mit dem Genossenschafter. Das Material wird durch die Genossenschaft beschafft. Sodann montieren die Genossenschafter unter Anleitung gemeinsam die einzelnen Anlagen. Gerüstbau und elektrische Arbeiten steuert das lokale Gewerbe bei. Auf diese Weise werden Anlagen hergerichtet, die deutlich weniger kosten als die vom professionellen Solarinstallateur schlüsselfertig gebauten. Der Genossenschafter muss jedoch 3 bis 10 unbezahlte Arbeitstage investieren – auf seinem eigenen und auf dem Dach von Kollegen. Dafür lernt er die spannende Photovoltaiktechnik aus eigener Erfahrung kennen, was ihm auch beim späteren Betrieb der Anlage nützlich ist. Mit Gleichgesinnten aus verschiedensten Berufen und Gesellschaftsschichten legt er Hand an. Mit 980‘000 Einfamilienhäusern gibt es in der Schweiz ein grosses Potenzial für den Selbstbau von Solaranlagen. Wie an der Tagung in Olten betont wurde, «ist der Selbstbau keine Konkurrenz zum etablierten Solarinstallationsgewerbe, sondern lediglich eine Ergänzung dazu». «Der Selbstbau erlaubt es Privathaushalten, die sich für die Photovoltaik technisch interessieren und gerne selbst Hand anlegen, und die vielleicht mehr Zeit als flüssige Mittel haben, zu einer hochwertigen Photovoltaikanlage zu kommen und gleichzeitig Teil einer motivierenden Gemeinschaftsidee zu werden», so Diego Fischer, VESE-Projektleiter Selbstbau.

Das
Rad nicht neu erfinden wollen
Statt das Rad neu erfinden zu wollen, kann man sich an den Erfahrungen und erarbeiteten Erkenntnissen von Experten orientieren. Dazu vertiefe man sich ins neue «Handbuch PV Selbstbau – Unterlagen zum organisierten Selbstbau von Photovoltaikanlagen», verfasst von Diego Fischer, Marlis Toneatti, Syril Eberhart und Simon Pannatier, herausgegeben vom VESE und mit Unterstützung von Energie Schweiz. In diesem Werk werden all die Fragen und Aspekte behandelt, die für den gemeinschaftlichen Selbstbau von PV-Anlagen wichtig sind. Es geht in einem ersten Teil um organisatorische und rechtliche Aspekte der verschiedenen Organisationsformen, um Versicherungen und Steuern, um Sicherheit und Qualität und um die Ausbildung. Ein zweiter technischer Teil gibt eine erste Übersicht über die wichtigsten technischen Aspekte des Selbstbaus von Photovolatikanlagen. Das neue Werk ist ein Leitfaden und eine Ressourcensammlung für den Aufbau und den Betrieb einer Selbstbauorganisation. Die Autoren lehnen sich dabei stark an das Modell der Energiewendegenossenschaft EWG in Spiez, die als einzige Selbstbauorganisation der Schweiz heute schon eine zweijährige Erfahrung vorweisen kann und bereits reihenweise Solaranlagen gebaut hat.

Ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen

Ans Seminar nach Olten gekommen waren Vorstände, Planer und aktive Mitglieder von Selbstbaugenossenschaften und Interessenten am Aufbau zukünftiger regionaler Aktivitäten. Wer es noch nicht gewusst haben sollte, erfuhr es spätestens aus den Vorträgen: Der Aufbau und Betrieb einer Selbstbauorganisation sind ein nicht zu unterschätzendes Unterfangen. Immerhin geht es um nicht weniger als die Erstellung von hochwertigen Solaranlagen, die im Endresultat ebenbürtig sein müssen mit Anlagen, die von einer professionellen Solarfirma erstellt wurden. Diese Vorgabe kann zwar Respekt einflössen, doch unmöglich ist die Realisierung nicht, wie sich bereits mehrfach gezeigt hat. Zugegeben, um dies zu erreichen, müssen alle erforderlichen Kompetenzen innerhalb der Organisation vorhanden sein oder es muss zumindest extern auf diese Kompetenzen zurückgegriffen werden können. Zusätzlich zu beachten gilt: Die meisten am Bau Beteiligten bringen gar keine oder nur ganz wenige Vorkenntnisse mit. Umgekehrt begünstigen zwei Faktoren den organisierten Selbstbau von PV-Anlagen: Einerseits die Einfachheit der heutigen PV-Technik und andererseits die hohe Motivation der Selbstbauer. Zur Einfachheit: Die Technik der heutigen PV-Anlagen ist sehr einfach.

Die Komponenten sind allesamt standardisiert
Noch vor wenigen Jahren kamen bei der Planung und dem Bau einer PV-Anlage ausschliesslich spezialisierte Ingenieure zum Einsatz und die teuren Solarmodule, neuartige Wechselrichter und komplizierte Sicherheitssysteme wurden bei jeder neuen Photovoltaikanlage mit erheblichem Aufwand neu aufgebaut, aufeinander abgestimmt, optimal ausgerichtet, aufwändig geprüft und in Betrieb genommen. Heute ist dies völlig anders, wie in Olten zu erfahren war: Die Komponenten sind allesamt standardisiert und gut aufeinander abgestimmt. Dies geht von verpolungssicheren und berührungsgeschützten Steckern, über Solarmodule mit standardisierter Grösse, standardisierten elektrischen Eigenschaften und einheitlichen Sicherheitsnormen, über Montagesysteme mit optimierten, einfach montierbaren und zu 100 % aufeinander abgestimmten Bauteilen bis hin zu den modernen Wechselrichtern, die alle nötigen, zum Teil länderspezifischen Sicherheitsstandards bereits integrieren. Mehr noch: Dank sogenannten Optimizern und Modulwechselrichtern ist es sogar möglich, Anlagen ohne detaillierte Berücksichtigung der Verschattung einfach zu realisieren.

In der
Rolle des Bauherrn und des Mitbauers
Kein Wunschdenken, sondern Realität ist, dass sich eine technisch einigermassen versierte Person das nötige Fachwissen für die Planung und Erstellung einer Photovoltaikanlage selbst aneignen kann. Die Selbstbauer selbst, die sowohl in der Rolle des Bauherrn als auch als der Mitbauer sogar auf einer fremden Anlage in Erscheinungen treten, haben in aller Regel eine sehr hohe Motivation bei der Ausführung der Montagearbeiten. Sie sehen ihre Arbeit nicht als schlecht bezahlten Hilfsarbeiterjob, sondern vielmehr als motivierende neuartige Freizeittätigkeit, mit dem Ziel, einen persönlichen und direkten Beitrag zu einer besseren Umwelt zu leisten.

Ein Tagungsprogramm, das es in sich hatte
An Vielfalt war das Tagungsprogramm mit allen den Referaten und Kurzreferaten zu den verschiedenen Aspekten rund um Photovoltaikanlage und den Selbstbau sowie die entsprechende Organisation kaum zu überbieten, zum Beispiel:

  • Was warten wir noch? Was wurde erreicht? Was sind die nächsten Schritte? Was sind die Herausforderungen?
  • Inhalt und Auswirkungen der neuen Energieverordnung
  • Rechtliche Herausforderungen für den organisierten Selbstbau
  • Versicherungen für den Selbstbau
  • Label für Selbstbaugruppen
  • Elektroinstallation und Blitzschutz für PV-Anlagen
  • Möglichkeiten der zukünftigen schweizweiten Zusammenarbeit im Selbstbau
  • Diskussionsrunde mit allen Referenten
  • Zusammenfassung des Tages.

Statement: «Gründung einer Selbstbaugemeinschaft anstossen»
Gewissermassen ebenso spannend wie die Vorträge sind die Meinungen einzelner Seminarteilnehmer. Dies zeigt eine im Nachgang zur Veranstaltung durchgeführte kleine Umfrage von ee-news.ch: 

  • Martin Hofer, Umweltberater, Sirnach: «Ich bin auf ein Netzwerk gestossen, das mir bei der Gründung einer Selbstbaugenossenschaft zur Seite steht. Die Idee vom genossenschaftlichen Selbstbau für Photovoltaikanlagen ist bestechend. Die grosse Zahl der Teilnehmer veranschaulicht, wie hoch das Bedürfnis nach Information und Erfahrungsaustausch ist. Die Referenten konnten aufzeigen, wo die Schwachstellen im Selbstbau sein können und wie man diese verhindert.»
  • Bruno Holzer, Mitglied der Natur-, Umwelt und Energiekommission der Gemeinde Arlesheim: «Mein Eindruck: Das war ein Treffen einer motivierter und engagierter Gemeinschaft, die einen Beitrag zur Energiewende leisten will. Meine gewonnene Erkenntnis: Die Gründung einer Selbstbaugemeinschaft im Raum Basel anstossen und unterstützen.»
  • Christian Leuenberger, Bern, Haustechnik Spezialist, El. Ing. HTL mit Fähigkeitsausweisen als Immobilientreuhänder und Verwalter: «Es hat sich leider erneut bestätigt, dass in der Schweiz den klugen Köpfen mit viel Pioniergeist und Einsatzwillen durch die vielen Regulierungen und grösstenteils hinderlichen, und unsorgfältig ausgearbeiteten Schweizerischen Gesetzen und Bestimmungen das Leben schwer gemacht wird. Dies hindert unser Land im internationalen Vergleich enorm am Vorwärtskommen und wirkt leider wiederum beschämend, vor allem unter dem jetzt populären Aspekt, der durch die Mehrheit des Schweizervolkes gewünschten Aspekts einer gezielten Energiewende zu Gunsten des allgemeinen Klimaschutzes.
  • Anton Kölbener, Präsident Verein Appenzeller Energie: «Ähnlich wie an der Tagung in Olten muss es damals beim Start des Plans Wahlen gewesen sein. Damals ging es darum, in einer ‹Anbauschlacht› die Schweizer Bevölkerung zu ernähren. Heute geht es darum, die Schweiz mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Hier spürte ich einen grossen Willen zur Tat.»
  • Hans Müller, Elektroingenieur, Madetswil «Die Vorträge und Berichte zeugten von viel Know How, praktischer Erfahrung und Engagement, die Sonnenenergie zu nutzen. Ich konnte viel lernen für die Solaranlage, die ich in einem Walliser Maiensäss bauen will.»
  • Markus Groeger, Arlesheim: «Wenn man den Selbstbau organisiert, ist es ratsam, die rechtliche Seite im Auge zu behalten. Dies betrifft sowohl die gesetzlichen Reglementierungen der Installation, die Versicherungsfragen, wie auch die Steuerpflichtigkeiten. Zur Tagung in Olten selbst: Das Treffen war von vielen und begeisterten Vorträgen geprägt. Man spürt eine Aufbruchstimmung.»

©Text: Toni Rütti, Redaktor ee-news.ch

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2 Kommentare

Marco Brunschwiler

Mein Elektriker aus dem Dorf hat mir geholfen meine Anlage zu installieren. Das ging mit 2 Freunden Ruck-Zuck. Am Abend waren wir fertig. Das Resultat kann sich sehen lassen. Sieht super aus, 5 Jahre Vollgarantie durch den Elektriker, super Ästhetik, Schnelle Lieferung, Schweizer Hersteller Megasol, Superhoher Ertrag von 1420 kWh/kwp! Genialer Preis, und erst noch kostenloses Dach. Bei Youtube LEVEL Megasol eingeben. Super Sache und einfach zu montieren!

Herbert Brüllmann

Wir (PVT-Schweiz GmbH) sind Partner vom Solarmarkt und verbauen seit 2008 PV-Anlagen. Bei Selbstbau sind wir vor Ort und so ist die Garantie gewähleistet. Zudem erhalten Sie absolut Qualitätsprodukte.

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